UDO JÜRGENS
Stellungnahme von Stephan Imming zu diversen Reaktionen auf seinen smago!-Beitrag wegen Udo Jürgens‘ Geburtstagsgala!

In einem offenen Brief an smago! Chefredakteur Andy Tichler schreibt er…: 

Lieber Andy,

offensichtlich haben einige Smago!-Leser meine Zeilen zu Udo Jürgens‘ Geburtstagsgala missverstanden bzw. verstehen meine Motivation nicht, mich diesbezüglich zu äußern.

Zunächst einmal möchte ich in dem Zusammenhang auf ein paar Kuriositäten hinweisen:

 

  • In diversen Foren (insbesondere bei Facebook) und bei einigen Freunden von Udos Musik sehe ich derzeit nahezu täglich die unterschiedlichsten Links zu aktuellen Interviews oder Veranstaltungen wie der Premiere des ARD-Films oder eben der Geburtstagsgala. Auch Smago!-Beiträge (z. B. der Helene-Fischer-Link) werden gerne und fleißig gepostet. Sobald aber kritische Töne enthalten sind, werden diese Links gerne „unter dem Tisch gehalten“ bzw. eben offensichtlich ganz bewusst NICHT gepostet. Offensichtlich ist eine kritiklose Glorifizierung vielen dann wichtiger als eine respektvolle, aber durchaus bisweilen kritisch-distanzierte Bewunderung, wobei das natürlich jeder für sich entscheiden muss.

 

  • Sehr interessant finde ich auch, dass die meisten Stimmen, die meine Gedanken kritisch sehen, sich öffentlich äußern, während ich Zuspruch meist per privater Nachricht bekomme. Ich interpretiere das für mich so, dass viele einfach „keine Lust“ mehr haben, den Buhmann dafür zu geben, indem man das ausspricht, was schon viele danken, aber keiner beim Namen benennen möchte. Zustimmung habe ich u. a. von inzwischen in Foren nicht mehr aktiven Fans bekommen, die aber exzellente Kenner von Udo Jürgens‘ Werk sind.

 

  • Kurios ist in meinen Augen der Vorwurf, es sei „vermessen“, eine „Kritik“ über eine TV-Sendung zu schreiben, der man nicht selbst beigewohnt hat. Hätte ich eine solche Kritik geschrieben, würde ich das auch so sehen – es ging mir aber insbesondere um Titelauswahl und eingeladene Gäste – und um den Hinweis, dass teilweise Playback gesungen wurde (, wobei man in dem Punkt wohl wirklich abwarten muss, welche Teile nicht live waren – hierzu habe ich keine konkreten Fakten).

 

  • Ein weiteres Kuriosum ist in meinen Augen, dass ich doch nichts anderes mache als Udos Songtexte zu leben. „Ich bin dafür, dass wir als Menschen leben – und nicht als stummes, braves Herdentier – dass wir nicht kriechen, dass wir uns erheben – ich bin dafür“ – „Flieg gegen den Wind, nur dann fliegst Du weit“, „Ich lass mich nicht biegen und nicht kommandier’n“ – diese Songauszüge waren in den letzten Jahren Tournee-Highlights. Nahezu Zeit Lebens haben mir Udos Lieder gerade auch textlich viel bedeutet – ich finde ihre Inhalte nicht nur hörens- sondern auch „lebenswert“ und kann deshalb einfach nicht anders als: „Ich hab mir oft den Mund verbrannt, hab das, was dumm war, dumm genannt und nicht bedacht, dass man sich Feinde macht – ich würd‘ es wieder tun“.

 

  • Dadurch, dass kritische Stimmen so gut wie nirgendwo verlinkt werden, habe ich den großartigen Beitrag Ulli Schwinges erst vor ein paar Tagen entdeckt. Ich finde es großartig und mutig, wenn eine prominente Persönlichkeit sich in dieser Weise äußert und dabei zwangsläufig aufkommende Anfeindungen im Sinne der Sache auf sich nimmt. Selbst wenn einige Stimmen ganz offensichtlich haltlos sind (z. B. vermeintlicher Neid, nicht selber eingeladen gewesen zu sein – Tickets für die Veranstaltung waren frei im Handel erhältlich -), bedarf es des sprichwörtlichen „Arschs in der Hose“, sich nicht nur geschlossen unter Freunden so zu äußern, sondern das sogar offiziell bei Facebook so zu veröffentlichen.

 

  • Sehr „merkwürdig“ finde ich übrigens den Vergleich mit dem Jubiläum Andrea Bergs. Im Gegensatz zu Udo postuliert Frau Berg nicht in vielen ihrer Liedern die Akzeptanz von „Andersdenkern“ und setzt sich vehement für freies, individuelles Denken ein – ihre Texte sind  (mit Verlaub) eher trivial. (Wobei ich bekenne, ihr Werk nicht sonderlich gut zu kennen; sollte ich mich täuschen, würden mich die Gegenbeispiele interessieren). – Insofern würde ich da nicht so einen Maßstab anlegen wie bei Udo.

 

Auch der Vergleich mit Eugen Römer ist unpassend. Es wäre zwar sicher eine Sensation gewesen, wenn Herr Beierlein (das wäre ja in etwa das Pendent zum Herrn Römer bei Frau Berg) zur Gala erschienen wäre – aber das wäre wohl ein „No Go“, weil das Verhältnis der beiden (nach meinem Kenntnisstand) ja nicht (mehr) sonderlich herzlich ist. –

Es geht wohl eher darum, alte Weggefährten mehr zu berücksichtigen. International wären hier Namen wie Shirley Bassey oder Barbara Streisand zu nennen, die Udo sich ja öfter mal als Duettpartnerinnen gewünscht hätte. Moderatoren, bei denen Udo quasi Stammgast war wie z. B. Rainer Holbe oder Dieter Thomas Heck, wären interessant gewesen. Fußballer wie Berti Vogts, Karl Heinz Rummenigge und Lothar Matthäus haben mit Udo Fußball-Songs gesungen. Mir selbst ist eine Duett-Partnerin Udos aus den frühen 60er Jahren bekannt, die sich sehr wünschen würde, Udo noch einmal zu sehen – das wäre vielleicht eine schöne Überraschung geworden. – Also Ideen gibt es da mehr als genug.

Beiträge wie meiner waren bis vor ein paar Jahren im (zwar inoffiziellen, aber doch irgendwo klar anerkanntesten) Udo-Jürgens-Forum von „udofan.com“ keine Seltenheit. Ausufernde DVD-Diskussionen, an denen ich mich (selbstkritisch zugegeben) auch beteiligt habe und vor allem letztlich Udos Infobrief haben dazu geführt, dass auch dort kaum noch jemand kritisch seine Stimme erhebt, was ich sehr bedaure. Aber auch ich habe mir vorgenommen, an der Stelle keine negativen Töne mehr anzuschlagen, weil ich der exzellenten Seite nicht schaden möchte.

Dir, lieber Andy, der Du diese Smago!-Seite ja professionell machst und auf „Good Will“ der Plattenfirmen und Musikindustrie existenziell angewiesen bist, kann man für Deinen Mut, auch kritische Beiträge zuzulassen und dabei auch „Gegenwind“ auszuhalten, der ja in anderen Zusammenhängen auch schon viel Nerven gekostet hat, nicht genug danken, dass Du (eigentlich ganz im Sinne Udos) dem Stand gehalten hast – schön, dass die deutsche Musikszene so ein Portal hat.

Vielleicht gibt es ja bald auch wieder Positives zu berichten – die DVD zur Udo-Doku war ja bei Amazon bereits vorbestellbar – bleibt zu hoffen, dass es nur ein Gerücht ist, dass diese Veröffentlichung wieder gestoppt wurde, zumal ja wohl  bereits Promo-DVDs im Umlauf sind.

Abschließend noch ein Hinweis, den ich gebetsmühlenartig immer wieder gerne gebe: Ich möchte mit meinen Worten in keinster Weise Udo Jürgens schaden – im Gegenteil, er ist und bleibt wohl auf ewig in meinen Augen ein großes musikalisches Idol, ein einzigartiger Musiker, Jahrhundert-Komponist und Weltklasse-Entertainer. Genau deshalb wünsche ich mir, dass sein Lebenswerk so gut wie möglich auch „im Außenverhältnis“ gewürdigt wird.

 

Freundliche Grüße

Stephan Imming

Stephan Imming – exklusiv für www.smago.de
http.//www.ariola.de
http://www.udojuergens.de

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