“EUROVISION SONG CONTEST 2023”
Das große Finale – Eine Vorschau von Frank Ehrlacher!

smago! wünscht allen ESC-Fans viel Spaß !!!

 

 

Liverpool feiert: 67 Jahre Eurovision Song Contest, seine Verbundenheit zur Ukraine… und ein bisschen auch immer wieder sich selbst.

Fast 4 Stunden wird es heute Abend dauern, bis wir wissen, wer als Nachfolger des Kalush Orchestra aus der Ukraine den diesjährigen ESC gewinnen wird – und langweilig wird es sicher nicht.

Songs aus 37 Ländern sind in diesem Jahr angetreten – 20 haben sich über die beiden Halbfinals am Dienstag und Donnerstag fürs Finale am Samstagabend qualifiziert. Hinzu kommen die “Big Five” – Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Spanien – und Vorjahressieger Ukraine.

Die Songs aus den Halbfinals haben wir Euch schon ausführlich vorgestellt und könnt Ihr gerne im Smago-Archiv nachlesen.

Heute wollen wir daher ein besonderes Augenmerk auf die vorqualifizierten Songs legen, die Ihr noch nicht gesehen habt, und eine Prognose abgeben, wie es denn ausgehen könnte. Immerhin: In den beiden Halbfinals haben wir jeweils 9 von 10 Qualifikanten richtig vorhergesagt.

Der Wettbewerb heute Abend beginnt mit den den österreichischen Girls Teya und Salena und ihrer poppigen Hymne auf Edgar Allan Poe-Poe-Poe … – eigentlich schade, denn der Song war in den letzten Tagen etwas zum Geheimfavoriten in Liverpool gereift. Traditionell schneiden Songs in der 2. Hälfte des Teilnehmerfeldes aber deutlich besser ab – sei es, weil viele sich nach Song 26 nicht mehr an Song Nr. 1 erinnern können – oder sei es, weil sie da noch gar nicht eingeschaltet haben, da es ja erst am Ende richtig spannend wird und sich dann für einen derjenigen Songs entscheiden, den sie gerade noch gehört haben.

Weiter geht es mit Folk aus Portugal, ganz in rot, und einer eher getragenen Ballade aus der Schweiz. Beides Songs, deren Endergebnis wahrscheinlich auch unter der frühen Startnummer leiden wird. Allerdings merkt man hier schon den Wechsel aus Dance-Nummer (Österreich), Folk (Portugal), Balladen (Schweiz) und Pop (Polen) – ausgelost wurde nämlich auch fürs Finale wieder nur, wer in der ersten oder zweiten Hälfte starten muss oder darf, die genaue Reihenfolge hat dann die EBU passend gemacht. Und das war diesmal nicht einfach, denn nahezu alle Songs, die im Vorfeld als Favoriten gehandelt wurden, müssen in der ersten Hälfte ran.

Die erste Nummer, die wir noch nicht im Halbfinale gehört haben, kommt mit der Startnummer 6 von La Zarra, einer Kanadierin, die Frankreich vertritt. Sie ist natürlich nicht die erste Kanadierin, die beim ESC antritt – immerhin gewann ja auch Celine Dion 1988, damals für die Schweiz. “Evidemment” ist eine schöne Pop-Nummer, die getragen beginnt – so, dass man sich fast an Barbara Pravis schon legendären Auftritt 2021 in Rotterdam erinnert, der ihr Platz 2 einbrachte. Leider geht es dann nicht so weiter: Der Song bekommt einen Dance Beat, La Zarra verbleibt aber im langen Kleid statisch auf ihrem kleinen Podest. Was 2021 beim klassischen Chanson “Voilà” noch grandios wirkte, kommt hier einfach nur noch steif rüber – schade, die hohen Erwartungen im Vorfeld erfüllt Frankeich damit nicht.

Nach Zypern – Andrew Lambrou steht übrigens barfuß auf der Bühne, weil er sich so wie zu Hause fühlt und weniger nervös ist; vielleicht auch ein Trick, denn Sandie Shaw und Loreen gewannen barfuß bereits den Contest – kommt mit der Start-Nr. 8 Blanca Paloma (nein, nicht “Paloma Blanca” wie nicht nur Peter Urban in der Übertragung am Donnerstag fälschlicherweise sagte) aus Spanien. Es ist das Lied, an dem sich wohl die Geister am meisten scheiden. Das lautmalerische “Eaea” ist ein klassischer Flamenco mit klappernden Kastagnetten und einer durchdringenden Stimme – vielen wird es nach 30 Sekunden einfach nur auf die Nerven gehen und damit die Siegchancen verspielen. Eher ein Fall für die hinteren Positionen, auch wenn die britischen Buchmacher es weiterhin auf Rang 6 führen.

Die Top-Favoritin Loreen aus Schweden kommt mit der Start-Nr. 9. Es gibt absolut nichts auszusetzen an Song und Performance, wie mir nach dem 1. Semifinale einige Songwriter-Kollegen, die “Tattoo” vorher noch nicht kannten, bestätigten. Ein perfekt gebauter Song und wenn Loreen in Top-Form ist, vielleicht der heißeste Kandidat auf den Sieg. Bei den Proben schluderte sie schon mal – aber am Dienstagabend zeigte sie, dass sie auf den Punkt da sein kann.

Immer auf dem Zettel haben muss man Italien, diesmal an Startposition 11. Marco Mengoni nimmt nach 2013 bereits das 2. Mal am ESC teil und gewann mit “Due vite” auch in diesem Jahr schon das Sanremo-Festival. Der Song ist großartig und ein Leckerbissen für Traditionalisten – vielleicht mein Lieblingssong des diesjährigen Wettbewerbs. Allerdings verlässt Marco sich auch komplett auf die Zugkraft des Songs. Eine Performance ist kaum vorhanden, das Outfit ist körperbetont, aber man muss es mögen – und die Kamerafahrten, die ihn selten frontal, sondern auch mal gerne seitlich oder von hinten zeigen, mehr als gewöhnungsbedürftig. In diesem starken Umfeld geht der Song leider etwas unter.

… denn, nur 2 Nummern später folgt der finnische Rapper Käärijä, der auch diesmal wieder wie Hulk auf der Kiste toben wird. Auch wenn “Cha Cha” zunächst etwas zickig daher kommt, ist er für mich einer der heißesten Favoriten auf den Sieg beim ESC 2023. Er zog ebenfalls das Los “1. Hälfte”; darf aber immerhin als letzter der ersten Hälfte an den Start gehen.

Überzeugt haben in den Semi-Finals auch die Jungs (und das Mädel) von Voyager aus Australien – der Rock-Song dürfte allemal für eine Top Ten-Platzierung gut sein.

Ebenso wie mit der Startnummer 19 die Ukraine, die ja auch als Vorjahressieger nicht durch die Semifinals musste. Eine ausgefeilte Choreographie in den Landesfarben blau und gelb gehalten, die dem vorher eher als durchschnittlich eingestuften R&B-Rock-Song “Heart Of Steel” von Tvorchi besondere Beachtung zukommen lässt. Vielleicht ist wieder ein Platz auf dem Podest drin, hinter Schweden und Finnland – nicht abzuschätzen ist im Vorfeld auch, wie viele “Sympathiepunkte”, die es 2022 ja zweifellos reichlich gab, dieses Jahr dabei sein werden.

Der deutsche Beitrag “Blood And Glitter” von “Lord Of The Lost” darf dann an 21. Stelle ran. So exaltiert und martialisch wie sie sich auf der Bühne präsentieren, so sympathisch und realistisch zeigten sie sich in Liverpool. Ungewohnt auch, sie bei den Proben ohne ihre Latex-Kostüme zu sehen – da sie dafür immer mindestens eine Stunde brauchen und jeweils 2 Proben am Tag anstanden, bestritten sie eine immer im gepflegten Freizeitlook. Am Auftritt hat sich im Vergleich zum Vorentscheid wenig geändert. Sänger Chris Harms ist übriges nicht nur Hardrocker – er schrieb auch für Joachim Witt, hatte maßgeblichen Anteil am Comeback-Album “Gesegnet und verflucht” von Nino de Angelo und ist Co-Autor der aktuellen Single von Blümchen. “Blood And Glitter” ist melodischer Hard Rock und sollte Deutschland nach Jahren auf den hintersten Plätzen eine Notierung im Mittelfeld einbringen – mehr sollte man nicht erwarten, denn die Idee mit Hard Rock zum ESC zu fahren hat jetzt auch nichts so revolutionäres, wie viele Medien das gerade darstellen – diese haben anscheinend Lordi und Maneskin verpasst…

Ein weiterer heißer Favorit auf eine Top 5 Platzierung dürfte das “Einhorn” Noa Kirel aus Israel sein, die als 23. an den Start muss oder darf.

Mit der Nummer 25 gibt es dann noch einmal die Anti-Putin-Hymne aus Kroatien – leider war der Sänger in den letzten Tagen so erkältet, dass sie nicht annähernd so kraftvoll klang, wie sie sollte, wir drücken die Daumen, dass er am Samstagabend wieder besser bei Stimme ist.

… bevor dann Gastgeber bzw. Ausrichter Großbritannien das Feld beschließt. Der Song wurde im Vorfeld hoch in den Top Ten gewettet und klingt zugegeben auf CD auch toll – nach der ersten Probe fragte ich mich aber, was die Briten sich dabei gedacht haben. Vielleicht wollen sie mit aller Gewalt verhindern, dass sie den Wettbewerb ein zweites Mal hintereinander ausrichten müssen?! Mae Muller trifft nur wenige Töne wirklich, hat kaum Ausstrahlung und trällert ihr “I Wrote A Song” eher, als stünde sie nachts um 1 in einer Karaoke-Bar. Für mich eher ein Favorit auf den letzten Platz.

Die Show selbst beginnt übrigens mit einem berührenden Auftritt des Kalush Orchestras in U-Bahn-Stationen unter Mitwirkung von Sam Ryder und Andrew Lloyd Webber, bis sie dann live auf der Bühne der M&S Bank Arena in Liverpool stehen.

Moderiert wird der Abend neben den 3 Moderatoren der Halbfinals von Graham Norton, der seit 2009 für die BBC den ESC kommentiert und also quasi der britische – streng genommen sogar eher der irische – Peter Urban ist.

Am Anfang des Wettbewerbs zeigen die Gastgeber auch noch mal die Ehrentafel der ESC-Sieger, auf der man sieht, dass Irland den Wettbewerb bisher 7 mal gewann, Schweden 6 mal und … Luxemburg 5 mal, um dann auch offiziell zu verkünden, dass Luxemburg sich nach 31 Jahren Pause entschieden hat, 2024 wieder am Eurovision Song Contest teilzunehmen.

Nach den Songs, wenn die Zuschauer ihre Votings abgeben, gibt es einen Auftritt von Sam Ryder, der bekanntlich im Vorjahr Platz 2 für Großbritannien holte, und ein kurzes Gespräch mit Jan Leeming, die 1982 den ESC in Harrogate moderierte – verbunden mit einem Ausschnitt der Veranstaltung, auf der Ralph Siegel und Bernd Meinunger sich über ihren Sieg freuen. Ebenfalls bewegende Momente…

Bevor es dann ans Voting geht, gibt es noch das “Liverpool Songbook”: Bekannte ESC-Stars singen Hits, die in Liverpool entstanden. Dort interpretiert dann Mahmood “Imagine” von John Lennon, Netta singt “You Spin Me Round” von Dead Or Alive, der Isländer Dadi Freyr präsentiert “Whole Again” von Atomic Kitten, Cornelia Jakobs, die im Vorjahr Schweden vertrat, “I Turn To You” von Spice Girl Melanie C., Duncan Laurence die FC Liverpool-Hymne “You’ll Never Walk Alone” und Sonia, die britische Vertreterin 1992, ihren damaligen Beitrag “Better The Devil You Know” … damit wird auch klar, warum sie ihr eigenes Lied singen darf: Sonia stammt aus Liverpool.

 

 

Nun seid Ihr hoffentlich bestens vorbereitet auf Tops und Flops des Eurovision Song Contest 2023 also…: Let The Games Begin und Viel Spaß!

 

 

Foto-Credit: EBU / Corinne Cumming
Textquelle: smago! top-exklusiv – Mit bestem Dank an Frank Ehrlacher

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