CARINA
Das Album "A Madln im Land" – 'schelmisch besprochen' von Stephan Imming!

Die Frau, die die Volksmusik wieder sexy gemacht hat, legt ihr viertes Album vor und bleibt sich treu …:  

Von Kindesbeinen an begeisterte sich Carina Dengler aus Neumarkt in der Oberpfalz für die Musik und erhielt schon im zarten Alter von 13 Jahren im Jahr 2008 ihren ersten Plattenvertrag. Noch vor Veröffentlichung ihrer ersten Single absolvierte sie mit den Grubertalern ihren ersten großen Auftritt.

Den 10. Mai 2009 wird sie wohl so schnell nicht vergessen… an genau diesem Tag absolvierte die aus dem kleinen bayrischen Ort Pilsach stammende Sängerin ihren ersten TV-Auftritt in der Stefan-Mross-Sendung „Immer wieder sonntags“. Im Rahmen der dort stattfindenden Sommerhitparade gewann sie mit dem von Uwe Haselsteiner und Mark Bender geschriebenen „Gute-Laune-Sommerlied“ den Wettbewerb und war im Anschluss zwei weitere Male erfolgreich – sie schaffte es bis ins Finale und holte einen bemerkenswerten 2. Platz im Finale der Hitparade am 6. September 2009 – denkbar knapp mit 45 Prozent der Publikumsstimmen – knapp sechs Prozent haben am Sieg gefehlt. Der Titel war so erfolgreich, dass eine Maxi-CD im Eigenvertrieb auf den Markt gebracht wurde.

Bereits im Mai  hat die damals erst 14-jährige einen weiteren Karriereschritt gemacht, indem sie die  Vorentscheidung zum Alpen-Grand-Prix für das Finale in Meran gewann. Damit nicht genug: Am 18. Oktober des Jahres gewann sie in Südtirol sogar den Wettbewerb mit ihrem von Mark Bender und Uwe Altenried geschriebenen Schlager „I steh‘ auf Lederhosen“ vor Slowenien und der Schweiz.

Weitere Highlights des ersten Karrierejahres Carinas waren der Herbert-Roth-Preis in der Kategorie „Junge Solistinnen“ sowie die Teilnahme an der ADS/smago!/MP-TV-Hitparade „außer Konkurrenz“.

Die nächste Zeit verbrachte das junge Talent damit, seine Debut-CD zu produzieren – am 17. September 2010 erschien das Album, auf dem 15 volkstümliche Titel vertreten waren. Zwischenzeitlich wurden auch Printmedien wie die „Bild“-Zeitung auf die junge Nachwuchskünstlerin aufmerksam, und es wurde ihr das „Goldene Herz“ für Nachwuchskünstler verliehen. Schon damals fiel Carina mit Liedern wie „Fesch muass er sein“ auf. Besonders an Aktualität gewonnen haben dürfte ihr Titel „Boarischer in Istanbul“, bei dem Türkische Klänge mit Bayerischem Sound vermischt wurden.

Nach einer längeren Pause starteten Carina und ihr Produzent Mark Bender Ende 2012 wieder durch. Mehrfach wettbewerbserfahren, stellte sie sich im Mai 2012 dem Schlager Grand Prix „Melodie der Alpen“ und ging erneut als Siegerin hervor. Inzwischen wurde die Plattenfirma Telamo auf sie aufmerksam, und  kurz nach ihrem 18. Geburtstag am 11. November des Jahres erschien dort der originelle Titel „Koaner is‘ so schee‘ (…wie Andreas Gablier)“. Jahrzehnte nach „Mr. Paul McCartney“ (Marianne Rosenberg) und „Heintje, bau ein Schloss für mich“ (Wilma) wurde somit ein Star der Szene von einem weiblichen Fan angeschmachtet. (Der Kreis schließt sich, wenn man weiß, dass auf Carinas aktueller CD zwei Heintje-Cover zu finden sind – dazu später mehr.) – Damals war noch nicht absehbar, dass Gabalier kurze Zeit später sogar Stadien füllen würde – vielleicht könnte man angesichts dessen den Song mal wieder „ausbuddeln“.

Der Titel war die erste Auskopplung aus Carinas Album „Volksmusik war gestern“, auf dem genau der Gabalier-Ansatz verfolgt wurde – nämlich moderne Volksmusik im Rahmen eines bunten Stilmixes zu kreieren.  Auf dem Album enthalten ist der Song „Ich glaube an die Zärtlichkeit“ – damit trat sie erneut erfolgreich bei einem musikalischen Wettstreit an und erreichte Platz 2 im Finale der Schlager Trophy 2013.

Da man bekanntlich auf einem Bein nicht stehen kann, stellte sich Carina einem Casting beim Bayerischen Fernsehen im Filmdorf Lansing, um eine Rolle als Schauspielerin „Kahtarina Benninger“ bei der TV-Serie „Dahoam is dahoam“ und schnappte sich die Rolle gegen knapp 600 Mitbewerberinnen, wobei  neben ihrer sympathischen und talentierten Art ihr oberpfälzischer Dialekt eine Rolle spielte. Seit dem 30. September 2013 ist das Multitalent in der beliebten volksnahen Serie zu sehen.

Inzwischen als Sängerin etabliert, kam Carina im Sommer 2014 in Stefan Mross’ „Immer wieder sonntags“ zurück, um mit „Eine App zum Küssen“ erneut zu demonstrieren, dass die Verpackung moderner Klänge in volkstümliche Musik durchaus kein Widerspruch in sich ist – „Eine App zum Küssen“ war ein schöner Achtungserfolg der jungen Sängerin. Die Kombination von Dance-Pop mit volkstümlichen (Akkordeon-)Klängen wurde immer mehr zu einem Markenzeichen von Carina.

Kein Wunder, dass nun auch die ganz großen Fische im TV-Geschäft auf die zur jungen Frau gereiften Künstlerin aufmerksam wurden – und so war es nur logisch, dass sie am 27. September 2014 in Andy Borgs legendärem Musikantenstadl auftreten und ihr drittes Album „Volksmusik ist sexy“ vorstellen durfte und dort ihren frechen, aber originellen Text vortragen durfte: „Sexy-sexy Volksmusik, heiß und voll im Trend, gebt schon zu, dass sie euch anturnt/kommt, macht euch net ins Hemd!“

Auch mit ihr soeben erschienenen vierten CD „A Madl vom Land“, erneut von ihrem vertrauten Wegbegleiter Mark Bender produziert und mit seinem Team geschrieben, bleibt sich Carina treu und wagt erneut den Spagat zwischen Heimatverbundenheit und modernen Musikelementen, zwischen traditionellen Schlagerthemen und aktuellen Dingen. Der Albumtitel ist insofern authentisch  – Carina ist in der Tat ein modernes „Madl vom Land“, das „Immer gerne an den Ort ihrer Wurzeln zurückkommt“, wie sie selber glaubhaft bekennt – oder um es mit dem Opener ihres Albums zu sagen: „Doch wohin auch die Straße des Lebens mich führt, I bleib a Madl vom Land.“ – Gleich der erste Titel des Albums unterstreicht den typischen Stil der Frau, die die Volksmusik wieder sexy gemacht hat – leicht countryangehaucht, unterstreichen Akkordeonklänge den volkstümlichen Charakter des Songs.

Die Leichtigkeit des Seins kommt in „Verlieben ist nicht schwer“ zum Ausdruck. Hier wird vor einem rockigen Gitarrensolo ebenso wenig Halt gemacht wie vor einer gewagten Modulation. Außerdem: „Es tut so gut, verliebt zu sein – zusammen schläft man glücklicher ein“ – endlich mal eine Frau, die es sogar begrüßt, wenn man(n) „danach“ „glücklich einschläft“ – oder sollte ich da etwas falsch verstanden haben?

Eine Stimme kann eine große Anziehungskraft auf einen Menschen haben – vor vielen Jahren hat Wolfgang Petry zu diesem Thema „Hey Sie… sind Sie noch dran“ einen Titel veröffentlicht. Carina beschreibt hingegen die Situation einer jungen vor dem Radio sitzenden Frau, die sich in „Die Stimme im Radio“ verleibt hat. Obacht – manchmal verglüht die Leidenschaft, wenn man denjenigen kennenlernt, der sich hinter der Stimme verbirgt – manchmal aber auch nicht – beispielsweise habe ich gleich von mehreren Damen in Richtung Jürgen Renfordt die These gehört, dass das man sich den gar nicht so attraktiv vorgestellt hätte – insofern scheint auch dieser Schlager den Zeitgeist zu treffen.

Auch mit dem nächsten Titel greift Carina ein beliebtes Schlagerthema auf. Authentisch bekennt die Oberpfälzerin ihr Lebensmotto: „Dahoam is am schönsten“: „Dahoam is’ der Ort, wo i noch Mensch sein kann“.  Man nimmt der jungen Künstlerin diesen Song einfach ab – ihre Heimatverbundenheit trägt sie ja auch nach außen, indem sie gerne Heimattracht trägt und auf „Jungs in Lederhosen“ steht.

Track Nummer 5 birgt eine Überraschung – hier covert Carina einen Song, den wohl nur noch die ältere Generation auf dem Schirm hat, wobei Heintjes „Best of“ kürzlich ausgesprochen gut in den Charts vertreten war. „Ich sing’ ein Lied für Dich“ ist ein Nummer-1-Hit von Heintje, den zumindest ich lange nicht mehr gehört habe. Eine schöne Melodie, die gut zu Carinas Stimme passt – teilweise singt sie mit sich selbst zweistimmig im Duett. Zufall oder Absicht? Vor einigen Jahren besang sie ja Andreas Gabalier – dessen großer Hit hieß ja – naa?: „I sing a Liad für Di“ – ob man deshalb auf diesen Titel aufmerksam geworden ist? Heintjes „Lied für Dich“ ist weit konservativer und unaufgeregter, was aber nicht immer etwas Schlechtes sein muss.

Nach diesem Klassiker wird es wieder etwas flotter. Leicht frivol besingt Carina eine Situation auf dem Rummelplatz mit dem Song „Ein Schuss ins Herz“: „Die Munition haut mich jetzt wirklich um – wie Du mich ansiehst, kriegst Du mich heut rum … – Denn das mit uns hat Potential – komm schieß’ doch gleich noch mal“..  Man merkt, dass Carina der jungen Generation angehört. Also mit „schieß doch gleich noch mal“ ist im gesetzten Alter nicht mehr ganz so einfach – da muss man schon mit der „Munition“ haushalten. Aber diese metaphorischen Gedankenspiele sind sicher weit hergeholt – es geht ja wie gesagt um einen Flirt auf dem Rummelplatz, der in einem klassischen Schlager beschrieben wird.

Da habe ich doch gerade mit meiner schmutzigen Fantasie einen schönen Schlager diffamiert – ich   kann zu meiner Rechtfertigung nur sagen: „Aus einem Wind mach ich locker einen Sturm – so bin ich nun mal“ – und damit wären wir schon beim nächsten Song, aus dem dieses Zitat stammt: „Mit Vollgas durch das Leben“. Hawaii-Sounds schmeicheln diesem erneut hochprozentig zweistimmig gesungen Song.

Bekanntlich haben KLUBBB3 mit „Das Leben tanzt Sirtaki“ diesen griechischen Tanz wieder populär gemacht, und zwar auch bei unseren holländischen Freunden  – Grund genug, sich des griechischen Themas anzunehmen. Wir erfahren: „Beim Sirtaki im Schnee – hab ich die Liebe geseh’n – in heller Sternennacht – lalalalala“.

Richtig rockig- sowohl mit Gitarren- als auch Akkordeonsound versehen, geht es weiter mit „Nacht in Tracht“. Ob es die gerade zitierte „helle Sternennacht“ war, bleibt allerdings ungeklärt – der Verdacht liegt nahe: „Diese Meganacht ist wie für uns gemacht“ – ein gewagtes Gitarrensolo führt zur eigentlichen Aussage des Songs: „A paar Stenzen machen Jagd auf die Hasen – in süßen Dirndl’n und in scharfen Lederhosen“ – die Treibjagd ist eröffnet!

Das führt nahtlos zum nächsten Song, in dem Carina sich als Lebenshelferin betätigt und dem Single-Mann sagt, dass es so nicht geht: „Du sitzt am Computer und vergeudest Zeit im Chat“ – nein, Real Life heißt das Motto: „A bisserl wos geht allerweil“. Der  Shuffle-Rhythmus unterstreicht die Lebenshilfe Carinas – auch ein schönes Saxofonsolo darf nicht fehlen.

Zeit, um den Blutdruck wieder etwas zu senken – folglich ist es nun Zeit für eine Ballade, wie sie vom Text und der Komposition her sehr typisch für die Eurovision gewesen wäre: „Doch Augen hab’ i nur für Di“. Eine sehr gefällige, schöne Melodie und ein Text mit Tiefgang – als langjähriger Grand-Prix-Fan freut man sich, wenn auch im Jahr 2017 noch solche Lieder geschrieben werden.

Mit „Ich bau Dir ein Schloss“ wird ein weiterer Heintje-Klassiker in Erinnerung gerufen. Anders als in den Achtziger Jahren, als die Neue Deutsche Welle Band das Stück komplett verrockte, hat Carina den Schunkel-Rhythmus genau so beibehalten wie das traditionelle Arrangement.

Ein sehr persönliches Lied bildet den Abschluss des vierten Carina-Albums – ohne näher darauf einzugehen, wer genau gemeint ist, widmet die Künstlerin das Abschlusslied „Nun gehst Du fort“ einem geliebten verstorbenen Menschen. Mit einer Gänsehaut entlässt Carina ihre Zuhörer in den Alltag..

Summa summarum sehe ich die CD – von besagten Ausnahmen – eher als „Gute Laune“ bzw. partytaugliches Album – Lieder zum Mitsingen, zum Mitschunkeln – Carina und ihr Songschreiberteam um Mark Bender haben da gute Arbeit geleistet. Man kann davon ausgehen, dass das vierte Album der sympathischen Oberpfälzerin nicht ihre letzte Veröffentlichung ist.

Stephan Imming, 16.03.2017
http://www.rosewood.de
http://www.carina-musik.de/index.php

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