THOMAS ANDERS
Seine CD "Pures Leben" – besprochen von Stephan Imming!

Weit mehr als “Modern Talking auf Deutsch” …: 

„Thomas Anders auf Deutsch“ – das hat es lange nicht gegeben. Der ehemalige Modern-Talking-Sänger begann aber seine Karriere mit deutschen Schlagern, und war knapp vier Jahre als Interpret deutschsprachiger Titel tätig und hat in dem Zeitraum immerhin neun Singles veröffentlicht. Ein Produktalbum in deutscher Sprache ist hingegen bislang nie erschienen (die sehr schöne und bemerkenswerte „Best Of“-Kopplung aus dem Jahr 2012, auf der alle deutschen Titel Anders’ enthalten sind, ist ja eine Song-Zusammenstellung). Nachdem mit Experimenten wie dem Orchestral-Album „Songs Forever“ (2006) und der Kooperation mit Uwe Fahrenkog-Petersesn (2011) der Erfolg eher bescheiden ausfiel, geht Anders nun „Back to the Roots“ – zu seinem Album sagt er selber: „Im Grunde ist es nichts anderes als Modern Talking auf Deutsch“. So ist es dann auch nur folgerichtig, dass das aktuelle Produkt auch im Vinylformat (Doppel-LP) zu haben ist – diese Auflage ist sogar handsigniert vom Künstler.

Das Album „Pures Leben“ wird mit der ersten Singleauskopplung eröffnet: „Der beste Tag meines Lebens“. Der Titel wurde vor knapp zwei Jahren erstmals vom Schlagersänger Dominik Dlask veröffentlicht, konnte sich aber nicht wirklich durchsetzen. Thomas  zeigt direkt, dass er im deutschen Popschlager angekommen ist – thematisch geht es in Richtung von Michelles Erfolgshit „Wir feiern das Leben“. Der nächste Titel erinnert vom Sound her etwas an Lady Gagas „Pokerface“ bzw. Vanessa Mais „Ich sterb für Dich“. Auch der zweite Titel „Sternenregen“ ist eine Uptemponummer, die optimistisch und lebensfroh rüberkommt: „Wir leben im Jetzt!“.

Mit „Das Lied, das Leben heißt“ zeigt Thomas seine Qualitäten als Balladensänger. Der Titel wurde von Robert Redweik und Joe Walter, die zuletzt auch einen schönen Titel für Beatrice Egli geschrieben haben („Wo sind all die Romeos“), komponiert. In dem Gänsehaut-Song wird das Auf und Ab einer Liebesbeziehung („Oh Du liebst mich – Du zerstörst mich“) geschildert.

Auch „Feuerwerk“ wurde von Songautoren Beatrice Eglis geschrieben.  Die „Kick im Augenblick“-Autoren schrieben Anders den Titel, auf den wieder eine Ballade folgt. „Sie und ich und Du“. Schon in den 1970er Jahren gab es eine beliebte Fernsehserie „Drei sind einer zu viel“. Tobias Reitz hat das Thema in einen von Dietmar Kawohl komponierten Schlager verpackt – in meinen Augen ist das der schönste Titel des Albums – der Song erzählt eine Geschichte und hat eine schöne melancholisch stimmende Melodie.

Was genau Thomas Anders meinte mit der Äußerung, sein Album sei „Modern Talking auf Deutsch“, lässt sich am nächsten Titel, „Unendlich“ festmachen – ein Discofox-Titel, den Anders gemeinsam mit seinem Produzenten Christian Geller geschrieben hat. Balladesk wird es wieder mit dem bombastisch arrangierten und schön interpretierten Titel „Schwerelos“, der nur von starken Sängern wie Anders oder Nino de Angelo gesungen werden kann. Und das Wortspiel „Ich bin schwerelos – bei Dir wird’ ich die Schwere los“ ist auch gelungen.

Der  Song „Traumtänzer“ wäre vielleicht sogar eine Nummer für die Eurovision. Geschrieben wurde er jedenfalls von Ali Zuckowski, dem Sohn Rolf Zuckowskis, der kürzlich mit Conchita Wurst sogar einen Siegertitel verfasst hat. Die Leichtigkeit des Seins wird hier beschworen, der Glaube an die eigenen Träume postuliert. Mit „Nimm meine Hand und geh mit mir. Lass alles hinter Dir, schwerelos“ knüpft man zudem an den vorherigen Titel an.

Fast schon klassischer Schlager ist der Titel „Zurück zu Dir“ – kein Wunder, wurde er doch von den routinierten Songautoren André Franke und Joachim „Knibbel“ Horn-Bernges ersonnen. Thomas will unbedingt zu seiner Angebeteten, auch wenn das ein Fehler sein mag, denn: „Du fehlst auf meiner Lebensautobahn“.

Nach dem „Traumtänzer“ setzt sich Thomas noch mal mit dem Thema „Träume“ auseinander. Die Uptemponummer ist zwar stimmig, erinnert inhaltlich aber doch sehr an den Max Giesinger-Hit „Wenn sie tanzt“. Der Trost bleibt: „Träumen kann man nicht verlernen …. Und die Träume werden wahr!“.

Beim Intro des Liedes „Ein Augenblick, der alles dreht“ dachte ich erst, ich hätte eine Modern Talking-CD eingelegt – da ist er wieder, der typische Sound der 1980er Jahre – einschließlich der damals üblichen „Eunuchen-Chöre“ und des simplen Pianosounds. Das ist ein Titel, der sich auch als Radiosingle sicher gut machen würde. Vor einem Jahr hat Thomas den Titel übrigens bereits in englischer Sprache als „Luniatic“ veröffentlicht. Der Text stammt erneut vom Textdichter-Tausendsassa Tobias Reitz.

Sehr typisch Modern-Talking ist auch der hitverdächtige Song „Odyssee“. Co-Komponist Oliver Lukas hat wohl gerade eine kreative Phase, denn auch der aktuelle Andy Borg-Titel „Sarah“ stammt ja u. a. von ihm. Auch das ist eine melodiöse schöne tanzbare Nummer. Diesmal stehen die typischen Gitarrensounds etwas im Vordergrund – auch die Bohlen-typische Melodieführung wurde nahezu perfekt kopier… ääh, nachempfunden.

Auch der Schlussakkord des Albums, „Fliegen“, erinnert an Modern Talking. Für den Titel konnte man mit Beatrice Reszat eine Textdichterin gewinnen, die bereits für Udo Lindenberg-Songs wie „Horizont“ zuständig war. Spannend ist, dass die Dame(!) auch u. a. Peter Maffays Titel „Ich bin nur ein Mann“ getextet hat – das nur nebenbei bemerkt. -Das Thema „Träume“ wird erneut aufgegriffen und die Motivation daran, an sich selber zu glauben: „Wenn Du an Deine Flügel glaubst, dann kannst Du fliegen!“ – ein schönes Schlusswort.

Wenn Thomas Anders sagt, seine CD sei quasi „Modern Talking auf Deutsch“, untertreibt er durchaus. Wenngleich der Einfluss des damaligen Sounds auf dem Album unverkennbar ist und natürlich seine Stimme enorm wichtig für den Erfolg des Duos war, bietet sein aktuelles Album „Pures Leben“ doch weit mehr – insbesondere die Balladen zeigen, dass Anders noch immer sehr gut bei Stimme ist. Produzent Christian Geller, der u. a. auch Heinos Rockalbum „Mit freundlichen Grüßen“ produziert hatte, hat eine gute Symbiose aus traditionellen Sounds und modernen Klängen gefunden.

Erfreulich ist, dass Thomas Anders nach vielen Jahren – zuletzt nahm er 2009, 25 Jahre nach seiner letzten deutschen Nummer, zu Ehren der Fantastischen Vier deren Nummer „Geboren“ auf – zur deutschen Sprache zurückgefunden hat. Ob der Erfolg ähnlich gigantisch ausfallen wird wie bei Kollegin Sarah Connor, die ja die „Muttersprache“ für sich entdeckt hat, bleibt abzuwarten – schön wäre es aber, wenn ihm mit seiner bemerkenswerten Neuveröffentlichung der Sprung in die Charts gelingen könnte.

Stephan Imming, 09.04.2017
http://www.warnermusic.de/
http://thomas-anders.com/

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