HELENE FISCHER & THE ROYAL PHILHARMONIC ORCHESTRA
"Weihnachten" – Die neue Deluxe-Version mit 8 weiteren Songs – in der neuen Deluxe-Edition im Test von Holger Stürenburg!

Sein Fazit: “Mehr HELENE – mehr ´WEIHNACHTEN´ geht nicht! 

Vor einem Jahr brach Deutschlands Schlagerstar Nummer Eins, HELENE FISCHER, (mal wieder) einen Rekord. Mit ihrem ersten, saisonbedingten Album „Weihnachten“ gelang es ihr, nur vier Wochen nach der Veröffentlichung am 13. November 2015, sogleich den stark umkämpften Rang Eins der einheimischen Jahrescharts zu erklimmen. Ebenso erstürmte der von dem Hamburger Remixer und D.J. Alex Christensen produzierte Tonträger in Deutschland und Österreich die Spitzenposition der konventionellen Longplay-Hitparaden. In der Schweiz war Helene ein phänomenaler zweiter Platz vorbehalten; auch in Belgien und den Niederlanden wurden die Top 30 problemlos geknackt.

Zudem hatte Helene, heute 32 Jahre alt, Ende Oktober vergangenen Jahres mit den Titeln der CD „Weihnachten“ in der Wiener Hofburg, dem Sitz des österreichischen Bundespräsidenten (wer immer dies auch bald sein mag), ein einzigartiges Konzert vor 400 ausgewählten Gästen gegeben, welches zusätzlich als DVD und Blue Ray auf den Markt gebracht wurde.

Was 2015 funktioniert hat, so dürften sich ihr Manager Uwe Kanthak und ihre Plattenfirma Polydor/UNIVERSAL gedacht haben, wird wohl auch 2016 eine ordentliche und erfolgversprechende Angelegenheit werden. Und so legt Helene nun, ein Jahr nach Erstveröffentlichung, eine neue „DeLuxe“-Edition von „Weihnachten“ vor, die, erneut auf zwei CDs verteilt, zusätzlich zum Grundrepertoire, acht weitere Christmas Songs vorstellt und natürlich wiederum mit der in Wien aufgezeichneten DVD aufwartet.

Helene hat für diese Produktion, die zwischen 2013 und 2015, zusammen mit dem „Royal Philharmonic Orchestra“, in den legendären Londoner „Abbey Road Studios“, in denen einstmals die „Beatles“ ihre besten Lieder einspielten, ausgetüftelt wurde, mehrheitlich klassische deutsche, wie internationale Weihnachtsstandards ausgesucht, derer ich mich nun im Folgenden – aus Anlass der Präsentation der neuen „DeLuxe-Edition“, vor wenigen Tagen  – gerne ausführlich annehmen möchte.

Vorab sei gesagt: Insbesondere durch diese Doppel-CD hat Helene es vermocht, auch jüngeren Menschen, welche die traditionellen Weihnachtslieder bedauerlicherweise kaum noch kennen, dieselben nahezubringen und fest ans Herz zu legen, genauso wie sie es geschafft hat, den Deutschen Schlager bei jugendlichem Publikum nachhaltig zu etablieren. Allein dies sollte schon ein Grund sein, sich bei ihr für diese wahrlich tolle (Doppel-)Silberscheibe in aller Form zu bedanken. Auf CD-01 genießen wir 18 – plus vier bislang unveröffentlichte – deutschsprachige Weihnachtsmelodien, zumeist älterer Herkunft, auf der zweiten CD von „Weihnachten“ gibt es 17 (plus vier neue) englischgesungene solche zu hören, darunter auch einige Liedbeiträge, die erst in der Nachkriegszeit, bis in die 80er Jahre hinein, komponiert wurden.

Helenes exquisite Zusammenstellung der beliebtesten Weihnachtslieder legt auf CD Numero Uno mit ihrer ureigenen Interpretation DES jahreszeitenbezogenen, klingenden Grundsatzes schlechthin los: „Stille Nacht“ dürfte – hoffentlich – auch heutzutage noch am 24. Dezember unter vielen Christbäumen von den Familien gesungen werden. Der 1818 vom Arnsdorfer Dorfschullehrer Franz Xaver Gruber, gemeinsam mit dem Hilfspfarrer ebenjener Salzburger Gemeinde, Joseph Mohr, uraufgeführte Evergreen, kommt durch Helene und das „Royal Philharmonic Orchestra“ in einer zutiefst sakralen, aber zugleich für Popfreunde keinesfalls abschreckenden, teils sanften, teils bombastischen Auslegung zum Zuge.

Danach hören wir den ebenfalls im 19. Jahrhundert erschaffenen, zuvorderst in evangelisch-lutherischen Kreisen genutzten Weihnachtshymnus „Oh, Du Fröhliche“ nicht weniger feierlich, konzertant und doch niemals altbacken umgesetzt. Gleiches gilt für das 1789 geschriebene, in das katholischen „Gotteslob“ (= Gesangsbuch der kath. Kirche) integrierte „Ihr Kinderlein kommet“ – erst bedächtig, dann monumental arrangiert -, das 1837 von dem Thüringer Pfarrer, Lied- und Fabeldichter Wilhelm Hey ersonnene „Alle Jahre wieder“, das 1895 vom pommerschen Pfarrer Eduard Ebel zauberhaft gezauberte Winterlied „Leise rieselt der Schnee“ oder das thüringische Original „Am Weihnachtsbaume die Kerzen brennen“.

Das laut Wikipedia.de ursprünglich aus Großbritannien stammende, Gerüchten zu Folge von niemand geringerem, als Hoffmann von Fallersleben, betextete, weihnachtliche Schnaderhüpfel „Fröhliche Weihnacht überall“ ertönt dagegen beschwingt, aufmunternd, ohne jemals die Ernsthaftigkeit von Christi Geburt hintanzustellen; das von dem Brandenburger Theologen und Pädagogen Friedrich Wilhelm Kritzinger geschriebene Traditional „Süßer die Glocken nie klingen“, ist demgegenüber weitaus poppiger, schlagerhafter, und bei genauem Hinhören latent bluesig inszeniert worden. Als leckeren Pianoswing kreierten Helene und Orchestra das im 19. Jahrhundert geborene, liebenswerte Advents- bzw. Nikolauslied „Lasst uns froh und munter sein“; frohgemut, lieblich-winterlich, mit Kinderchorbegleitung, dringt „In der Weihnachtsbäckerei“, 1987 von Kinderliedermacher Rolf Zuckowski zum Hit ausgestaltet, aus den Lautsprechern.

Über Helenes Duett mit dem nicht unumstrittenen ‚Popguru‘ Xavier Naidoo, „Vom Himmel hoch, da komm ich her“, sollten wir allerdings eher den Mantel des Schweigens legen. Trotz aller stimmlicher Mühen Helenes, artet das 1535 von Martin Luther gedichtete Lied, dank ihres reichsbürgerlichen Gesangspartners, schnellst zu übertrieben, fast parodistisch messianisch wirkender „Katzenmusik“ aus.

Mehr oder minder in streicherbetontem, klassischen Ambiente verbleiben das einstige Wallfahrtslied, welches aus der Diözese Paderborn in die Gesangsbücher der Jugendbewegung des angebrochenen 20. Jahrhunderts einzog, „Maria durch ein‘ Dornwald ging“ (müsste eigentlich heißen: …durch EINEN Dornwald ging…), und das auf Chorsätzen von Georg Friedrich Händels Oratorien „Judas Maccabäus“ und „Joshua“ basierende Adventslied „Tochter Zion, freue Dich“.

Bei dem im 18. Jahrhundert, kurz nach dem zweiten Jakobineraufstand, erdachten Opus „Adeste Fideles“ singt Helene sogar auf Latein – wow! Vielleicht macht dieses Beispiel ja Schule und uns kommen von ihr in Bälde lateinische Cantate a la „Exanimes per Noctem“ („Atemlos durch die Nacht“) oder „Mane ad osculum“ („Und morgen früh küss ich Dich wach“) zu Ohren…

Bevor wir zum Ende von CD-01 in die Bonustitel einsteigen, wird es abermals sehr andächtig, erhaben und weihevoll: Helene singt „Oh Tannenbaum“, ein im 16. Jahrhundert aufgekommenes, schlesisches Volkslied, das in derselben Ära vervollständigte, kirchliche Weihnachtslied „Es ist ein Ros entsprungen“, die von der Lörracher Crossover-Sängerin Anja Lehmann 2013 bekannt gemachte, in England erdachte Weihnachtsarie „Heilige Nacht“ (Original: „O Holy Night“) und, in absolut betörender, weil letztlich engelsgleicher Manier, die Franz-Schubert-Kreation „Ave Maria“, nochmals teilweise auf Latein vorgetragen.

Liebevoll, jugendlich, graziös heiter und gleichsam erheiternd, geben wir uns schlussendlich den vier deutschsprachigen Bonustiteln hin. Diese sind: „Kling, Glöckchen, Klingelingeling“, die bairisch-österreichische Volkweise „Aba Heidschi Bumbeidschi“, hier in einem perfekt zusammengeschnittenen Zwiegesang mit dem (damals noch) jungen, niederländischen (Ex-)Kinderstar Heintje alias Hein Simons, der kindlich-naive Wintergesang „Schneeflöckchen – Weißröckchen“ – einwenig mit fidelen Swing-Elementen ausstaffiert -, und die im Raum Salzburg erzeugte Weihnachtsballade „Still, still, still“.

Wir wechseln nun ins internationale Repertoire auf dem zweiten Tonträger. Dieses beginnt mit einer elitär swingenden, von schwelgenden Streicherwällen getragenen Neuaufnahme der mutmaßlich meistverkauften Single aller Zeiten, dem 1940 von Irving Berlin für US-Crooner und –Schauspieler Bing Crosby komponierten Dauerbrenner „White Christmas“, wobei auch in diesem Falle die Stimme des 1977 verstorbenen Bassbaritons zu Helenes jugendlichem Gesangsorgan kongenial hinzugemischt wurde. Im großorchestralen 50ths-Big-Band-Soundbild geht’s weiter mit „Winter Wonderland“, 1934 von Felix Bernard in New York ausgetüftelt, bevor Helene dem rotnasig strahlenden Rentier ‚Rudolph* gedenkt – „Rudolf, the Red-Nosed Raindeer“ – und mittels eines beliebten und in erster Linie von Jazz-Ikone Ella Fitzgerald zum Hiterfolg geführten US-Winterlied einfordert „Let It Snow, Let It Snow, Let It Snow“.

Es wird nun wieder stiller, salbungsvoll und zeremoniell, Dank des populären, gesungenen Wunsches „Have Yourself A Merry Little Christmas“, bei dessen vokalistischer Ausformung Helene von der Original-„The Voice“ Frank Sinatras begleitet wird, woran das charmante Kinderlied „Little Drummer Boy“ und der traditionelle, britische Weihnachtstandard „We Wish You A Merry Christmas“ – mit vielen Fideln und Konzertgitarren angefüllt – anschließen. 

Der spanische Opernstar Placido Domingo ist Stargast bei der zurückhaltend fließenden Folk-Ode „What Child Is This“, die 1865 von dem britischen Poeten William Chatterton Dix zu Papier gebracht worden war; es folgen ‚neuzeitliche‘ Pop-Weihnachtslieder, wie die 1984 von der skandalträchtigen New Wave-Band „Frankie goes to Hollywood“ aufgenommene Gänsehautballade „The Power Of Love“, eine im Tempo verlangsamte, sehr relaxed, entspannt, in einem US-amerikanischen Softpop-Gewand eingebettete, aktuelle Sichtweise von Chris Reas 1988er-Weihnachtsgedenken „Driving Home For Christmas“ und eine gleichfalls geschwindigkeitsbezogen gedrosselte, instrumentell aufgepeppte, dabei ebenso versteckt jazzige Duettaufnahme von „Wham’s“ Allzeit-Burner „Last Christmas“, zu dem der puerto-ricanische Ex-Teeniestar Ricky Martin die zweite Stimme beisteuert. Als feurige, bass- und bläserbetonte Swing-Orgie erscheint nun der US-Christmas Classic „Santa Claus Is Coming To Town“, flott, frohsinnig, winterlich-verträumt, erklingt daraufhin „Jingle Bells“, ein schnittiges Lied, welches wir vermutlich alle aus Kinderzeiten kennen und lieben. Der blinde Liederschreiber und Chansonsänger Jose Feliciano zeichnet kompositorisch für den, im Latin/Samba-Rhythmus gehaltenen, englisch/spanischen Ohrwurm „Feliz Navidad“ verantwortlich, welchselbigen Helene heißblütig, überkandidelt, soulig und burschikos in einem vorträgt. Auch ihre Fassung von Nat King Coles anmutigem „The Christmas Song“ vernehmen wir äußerst seelenvoll und leidenschaftlich – betulich, dem Ernst der Sache verpflichtet, ehrwürdig und authentisch folgt das ‚gesungene Gebet‘ (Zitat: „Die Welt“) „Hallelujah“ des kürzlich verstorbenen, weltenbewegenden musikalischen Weltenwandlers Leonard Cohen. Das 1943 von Bing Crosby erstveröffentlichte, bluesig-balladeske Weihnachtsanliegen „I’ll Be Home For Christmas“ beendet den ‚offiziellen‘ Teil von CD-02 von „Weihnachten“.

Als internationale Bonustracks fungieren überaus sympathische Coverversionen von Mariah Careys 1994er-Epos „All I want for Christmas“ in schwebendem Swing-Klangbild, Eartha Kitts frech-frivole Aufforderung, der Weihnachtsmann möge flink zu ihr kommen und sie teuer beschenken, „Santa Baby“, das glückverstrahlende Leroy-Anderson-Orchesterstück „Sleigh Ride“, und die aus Großbritannien stammende Anbetung des Jesuskindes, „The First Noel“.

Mehr HELENE FISCHER und mehr „WEIHNACHTEN“, als auf der „DeLuxe“-Edition der hübschen, jungen Sangeslady, geht nun wirklich nicht. Es ist beinahe eine tatsächlich historisch anmutende Kollektion, eine Art (nahezu) vollständiges ‚Great Christmas Songbook“, das alle Facetten deutschsprachiger, wie internationaler Weihnachtslieder beinhaltet und aufweist. Von vorn bis hinten  herausragend, (im wahrsten Sinne des Liedtitels) ‚fehlerfrei‘ arrangiert und von Helene durchgehend auf höchstem gesanglichen Niveau dargereicht – mal jugendlich-naiv, mal enorm emotional und voller packender Leidenschaft, dann auch mal einwenig erotisch, gleichermaßen häufig mit viel, viel Soul in der Stimme (was bei ihren Popschlagern, so sehr wir diese auch mögen, oft gar nicht so richtig zur Geltung kommen kann). CD-01 ist in tönender Hinsicht eher klassisch, gedämpft, gemächlich,  ausgerichtet, auf CD-02 überwiegen Jazz, Swing und – wie sehr positiv anzumerken ist – zahlreiche soulige Aspekte.

Das unmittelbare Programm von „Weihnachten“ vor einem Jahr war bereits famos, die acht neu hinzugekommenen Titel erfreuen in aller Form und Deutlichkeit. Ich denke, dieses 2-CD-plus-DVD-Set ist ein wundervolles Geschenk für alle Freunde althergebrachter, wie neuzeitlicherer Weihnachtsmusik. Es werden in ca. vier Wochen eine Menge Christbäume zu sehen sein, unter der sich diese ausnahmslos gelungene Liedsammlung findet!

Foto-Credit: Kristian Schuller für Universal Music

 

Holger Stürenburg, 20./21. November 2016
http://www.universal-music.de/company/umg/polydorisland
http://www.helene-fischer.de/

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