FLORIAN SILBEREISEN
smago! Gast Glosse "Schlagerbooom – Das internationale Schlagerfest": Sensationelle Quoten (auch bei den "Jungen"), ABER: "Es ist nicht alles Gold, was glänzt"!

Stephan Imming hat die Sendung “Schlagerbooom – Das internationale Schlagerfest” etwas kritischer unter die Lupe genommen, ohne sie jedoch allzu sehr zu sezieren …: 

Früher gab es für Zirkusshows mit Artistik das Format „Stars in der Manege“ – diesmal ließen sich FLORIAN SILBEREISEN und seine Klubbb3-Kollegen auf überdimensionierten Schaukeln durch die altehrwürdige Westfalenhalle schaukeln. Zu diesen seligen Zeiten meinten die Protagonisten aber noch nicht, dabei „singen“ zu müssen (also so zu tun als ob). Nun kann man sagen – Vollplayback sei heute erforderlich. Mit diesem Artistik-Vollplayback macht man sich aber so lächerlich, dass das auch in Nicht-Schlagerkreisen belächelt wird (siehe HIER …:). Übrigens waren Florians KLUBBB3-Kollegen nicht nur zu Beginn der Show dabei, sondern fungierten fast über die gesamte Sendung als Co-Moderatoren.

Ein kleines Jubiläum wurde dann gefeiert: 40 Jahre Kornfeld – zum Glück, denn „Onkel Jürgen“ Drews brachte mit seinem Live(!)-Gesang die Halle zum Kochen. Drews war der lebende Beweis, was es bringt, wenn die Künstler nicht in ihren Möglichkeiten beschnitten werden. Die Westfalenhalle kochte – Drews kann’s halt noch, zum Glück hat er sich wohl gesundheitlich erholt.

Danach wurde es Zeit für „Miss Schlagerboom“, womit Florian gleich die Hauptqualität der Sängerin hervorgehoben hatte. Die Rede ist von Vanessa Mai, die im späteren Verlauf der Show einen weiteren Auftritt haben sollte.

Nach Vanessa war es wieder Zeit für „Oldschool“ – der gottlob offensichtlich genesene Karel Gott sang zunächst ein nachdenkliches Lied, um im Anschluss mit seinen Kulthits so richtig abzuräumen – erneut kochte die Westfalenhalle, wobei es irgendwie merkwürdig anmutete, dass im Hintergrund auch beim nachdenklichen Gespräch immer noch im Publikum wild gekreischt wurde – na sei’s drum…

Ob es gerade sensibel war, den Kultsong „Biene Maja“ mit dem nächsten Flop Ross Antonys auf eine Stufe zu stellen – man weiß es nicht. Der hat diesmal den „lustigen Glückshasen“ mitgebracht – auch der gefühlt 15. Silbereisen-Auftritt in Folge dürfte wieder nicht für bemerkenswerte CD-Verkäufe sorgen – in Sachen „Kinderlieder“ ist das Original (Rolf Zuckowski) da doch eine völlig andere Liga.

Die Eurovision bzw. der Grand Prix wurde dann angesprochen. Laut Eigenaussage ist Florian Silbereisen zum zweiten Mal Juror beim ESC. Was dabei herauskommt, wenn man die Suche nach einem Sänger mit „Miss Schlagerboom“, „Miss Manga“ oder sonst was verwechselt, haben wir bereits in diesem Jahr gesehen – bzw. was dabei herauskommt, wenn man international das politischste Lied zum Sieger kürt, auch das ist bekannt. Diese diesjährigen Lieder sind schon jetzt längst vergessen. Als der ESC noch Grand Prix hieß, gab es noch große Siegertitel – das hat auch Florian Silbereisen erkannt und hatte eine tolle Idee – er sang mit der Siegerin des 1979er Siegerliedes, Gali Atari, und seinem Klubbb3 „Halleluja“. Das ist insofern originell, als Gali auch damals von drei Herren begleitet wurden. Ein sehr schöner Auftritt mit Gänsehaut-Faktor. Live wäre das sicherlich ganz großes Kino gewesen – aber auch so gehörte Gali Ataris Auftritt klar zu den Höhepunkten des Abends.

Mit DSDS-Sieger Prince Damien fiel das Niveau dann wieder rapide ab – dessen schwacher  Song hat wohl kaum jemanden interessiert. Immerhin weiß man, dass Irokesenschnitte wohl wieder in sind und silberne Hosen heute der letzte Schrei sind…Damien hat sich übrigens bei der Aufzeichnung der Show dem Vernehmen nach leicht verletzt, weil es wohl zu einem Unfall mit einem Buggy gekommen ist. Warum man bei seiner Performance unbedingt Buggy fahren muss? Weil das modern und zeitgemäß ist! Punkt! Einfach ein Lied zu singen, reicht nicht mehr heutzutage…

Warum DJ Ötzi wieder mal in einer Silbereisen-Show auftreten durfte? Vielleicht liegt es daran, dass der erneut mit Silbereisen auf Tournee geht. Seine aktuelle Single „A Mann für Amore“ hat es trotz massiver Werbepower leider nicht in die Top-100 geschafft (, obwohl der Song durchaus gut ist). Vielleicht hilft ja der Silbereisen-Rückenwind.

Auch bei "ECHO" Gewinnerin Oonagh dürfte der „Schlager“ niemanden interessiert haben – wieder mal stand die tänzerische Bühnenshow im Vordergrund – wem’s gefällt…

Mit dem Dschinghis-Khan-Medley – vorgetragen von KLUBBB3 – kam wieder Stimmung auf – kein Wunder, hatten deren Titel ja auch Potenzial, auch wenn sie despektierlich als „Hu-ha-hey-Lieder“ diskreditiert wurden und die „hus“ und „has“ mitgezählt wurden. Übrigens –  Dschinghis Khan schafften es 1979, beim ESC und in der ZDF-Hitparade live zu singen. Okay, die haben daraus nur bedingt eine Artistik-Show gemacht mit Feuerwerk… Aber irgendwie mussten ja auch die „DCC-Tänzer“ eingebaut werden (, gehen die schließlich auch mit auf Tour).

A propos Hitparade – das war eine Schlagershow, in der (zumindest in Heck-Zeiten) nur Deutsch gesungen werden durfte. Beim Schlagerboom nahm man das wohl nicht so genau und engagierte Patricia Kaas. Damit wurde schön demonstriert, dass Schlagerfans beknackte „Hu“ und „Ha“-Zähler sind – seriös hingegen ist das französische Chanson – alles klar… Frau Kaas war übrigens bereits nachtfein, sie hatte ihr Nachthemd bereits an und ist vermutlich nach ihrem Auftritt ins Bettchen gegangen.

Ein bisschen erschreckend war der Auftritt von Santiano – sind die wirklich komplett ohne Tanzeinlage ausgekommen?

Danach hieß es frei nach Rudi Carrell: „Lass Dich überraschen“. Vanessa Mai erhielt eine Goldene Schallplatte und trug noch mal ihre großen Hits vor – offensichtlich hat man sich die Tänzerinnen und Tänzer des deutschen Fernsehballetts ausgeliehen, erneut gab es riesige Tanzeinlagen. Schade, die Songs sind auch so gut genug und hätten dies Tamtam gar nicht nötig. Es stellte sich die Frage, warum Vanessa Mai nichts anzuziehen hat. Kniestrümpfe bis zu den Oberschenkeln (einer davon rutschte im Lauf des Auftritts runter), ansonsten nur ganz kurze Shorts und ein Oberteil drüber. Ihr Ballett tanzte in Badeanzügen mit Jacken drüber. Na die Herren wird es gefreut haben.

Ein origineller Act waren die Symphoniacs, die auf klassischen Instrumenten moderne Musik interpretierten. Das Ensemble leitete dann auch den Auftritt von Andreas Gabalier ein, wobei er seinen Superhit „I sing a Liad für Di“ (sogar live gesungen) zum besten gab, der angeblich recht spontan „einstudiert“ wurde – eine wirklich gelungene Einlage. (Weniger originell war die Ansage, dass Gabalier Jurastudent war – da befindet er sich ja in bester Gesellschaft mit Schlagergrößen wie Bernhard Brink, Peter Orloff und Bernd Clüver.) Der große Hit „Hulapalu“ durfte natürlich auch nicht fehlen. Hier gab es dann wieder die „beliebte“ unaufgeforderte Zugabe, wobei man anerkennen muss, dass die nicht mehr so inflationär eingesetzt wird wie in der Vergangenheit.

Den internationalen Touch des Schlagerbooms unterstrichen Al Bano & Romina Power. Für die Fans in der Westfalenhalle wurde deren Text eingeblendet, damit man die italienischen Schlager des Duos mitsingen konnte.

„Die Kugel rollt, doch ich hab’s nicht anders gewollt“ – das ist ein Zitat der wie immer sehr „vorteilhaft“ gekleideten Maite Kelly, die einen Titel aus ihrem aktuellen Top-10-Album präsentierte. Kelly machte die Überleitung zur „Überraschung“ für Florian Silbereisen, dem der "Bambi" verliehen wird.

Richtig Stimmung kam wieder auf bei Howard Carpendale, der ein Hitmedley präsentierte. Erneut packt man sich an den Kopf angesichts des Auftritts eines Künstlers, der aktuell eine LIVE-DVD auf den Markt gebracht hat, die im Rahmen der Show beworben wurde – unfassbar…Das tolle Dortmunder Publikum war trotzdem dankbar. Originell war die Idee, dass Howard gemeinsam mit dem Originalinterpreten Umberto Tozzi den Kulthit „Ti Amo“ interpretierte.

Einen besonders lobenswerten Service bot Mickie Krause seinen Fans, indem er sie vorab informierte, wann sein Auftritt begann. Hätte Helene diesen Service auch geboten –man weiß nicht, ob die Quote ähnlich gut gewesen wäre… – wie dem ach sei – der „Schlagerhit aus Holland“ „Schatzi, schenk mir ein Foto“ kam an… Krauses Auftritt war ein Top-Beweis dafür, dass man eine Halle auch ohne Feuerwerk und sexy Tänzer zum Kochen bringen kann, wenn der Schlager gut ist und gut interpretiert wird.

Zur Freude sicher vieler BVB-Fans in der Dortmunder Westfalenhalle gab Helmut Lotti mit dem „Schlager“ (hä ähm) „You Never Walk Alone“ sein Comeback. Zu seinem 47. Geburtstag gab’s dann eine überdimensionale Torte und wilde Gospelsänger. Auch Lotti durfte seinen Auftritt nicht ohne Klubbb3-Unterstützung beenden…

Der „deutsch-spanische Weltstar“ Alvaro Soler hat über 200.000.000 YouTube-Klicks für seinen „Schlager“ „Sofia“. Grund genug, auch ihn zum „Schlager“(!)boom einzuladen.

Mickie wusste was er tat, als er seine Fans auf die Uhrzeit seines Auftritts hingewiesen hat.. – so konnten die gezielt einschalten, als es zum witzigen und originellen Duett „Ich hab den Jürgen Drews geseh’n“ kam – klasse, dass „Onkel Jürgen“ so viel Selbstironie hat, sich darauf einzulassen. Ein echter Schlager, der Stimmung verbreitet hat – erneut (leider nur zunächst) ohne Hupfdohlen, erneut einfach mit der Ausstrahlung der Interpreten..Witzig war auch, als Jürgen mal  zwei Sekunden live singen wollte, aber sofort von der nun doch wieder obligatorischen Zugabe überrollt wurde..

Der Geschäftsführer der GfK bestätigte, dass es einen Schlagerboom gebe. Okay – Sender wie WDR 4 haben das nicht mitbekommen, weil der persönliche Geschmack der Verantwortlichen ein anderer ist – aber immerhin DAS muss man dem Flori zugute halten, dass er diesen Trend im Gegensatz zu den öffentlich-rechtlichen Rundfunksendern nicht leugnet. An der Stelle war die Goldene Schallplatte für Klubbb3 natürlich fast obligatorisch. „Schlager sind geil“, das hat die KLUBBB3-Truppe bewiesen. Oder um es in deren Sprache zu sagen: „Schlager IST geil“… „Drei mal dabei, bitte nicht wiederwählen“ hieß es bei Dieter Thomas Heck. Das hinderte Klubbb3 nicht daran, schon wieder diesen Titel in einer Silbereisen-Show zu präsentieren. Diesmal mehrsprachig… Man kann Florian aber nur Mut machen – eine Show ohne diese Nummer und ohne Ross Antony? – „Du schaffst das schon!!!“.

Dann kam endlich der Moment, auf den vermutlich ein Großteil des Publikums gewartet hat – Helene Fischer begann ihren Auftritt und präsentierte sich mit einem Hitmedley. Der Auftritt war ihrer wirklich nicht würdig … der Schlagzeuger fliegt extra aus England ein, man nimmt ihn nicht mal wahr, weil man die Band von den Tänzern nicht unterscheiden kann, und ganz Deutschland glotzt nur auf Helenes Brüste …  Und die „Qualität“ der neuen Arrangements für Helene lässt sich auch streiten (oder auch nicht…).

Fazit – letztlich hat der Recht, der Erfolg hat. Und 6,2 Mio. Zuschauer, fast zweistellige Marktanteile bei der „werberelevanten Zielgruppe“ – das ist schon mehr als ein Achtungserfolg, das ist fast schon sensationell.

Die Frage ist nur – für welchen Preis hat man sich dieses Ergebnis „erkauft“? Pyrotechniker zeigen ihre Kunst. Schlagersängerinnen präsentieren ihre Hits im Domina-Outfit. Auch in weit über drei Stunden ließ sich diesmal gar kein Nachwuchssänger unterbringen, dafür erneut die ewig gleichen Gäste. Einige Original-Arrangements wurden gewöhnungsbedürftig „umgebaut“. Statt wilde Pyrotechnik einzubauen und Hupfdohlen zu Dutzenden zu engagieren, könnte man auch einfach mal Wert auf musikalische Qualität und vielleicht etwas(!) Nachwuchsarbeit legen. Okay, das sind romantische Träume eines Schlagerfreundes, der noch nicht erkannt hat, dass auch bei öffentlich-rechtlichen Sendern NUR die Einschaltquote zählt – aber einfach so zu tun, als sei diese Artistik-Silvestershow eine Sendung, die dem Schlager und seinem Image dienlich ist, finde ich auch nicht richtig.

Übrigens – Anfang des Jahres haben KLUBBB3 eine „Flippers“-Parodie aufgeführt. Nun ist deren Schlagzeuger Manfred Durban tragischerweise verstorben. Leider war offensichtlich „keine Zeit“ in den über 3 Stunden, das kurz zu erwähnen, obwohl schon Freitag nachmittags (vor der Aufzeichnung) die Nachricht bekannt war. Schade…

Stephan Imming, 23.10.2016
http://www.feste.tv
http://floriansilbereisen.com/

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