ELKE BEST
smago! Serie "Schlager-Rückblick "Vor 40 Jahren" von Stephan Imming – Teil 65: "Die Babies krieg' immer noch ich"!

Neuzugang 22.11.1976! 

Am 18. Dezember 1956 wurde Elke Droßard in Duisburg geboren. Ihre Kindheit verbrachte sie in Duisburg-Neumühl.

Schon früh begann sie, Musik zu machen. Ihren ersten öffentlichen Auftritt hatte sie mit dem örtlich bekannten „Salzmann-Chor“. Von 1972 an war sie Mitglied der Bands „Sandwich“ und „The Stowaways“. Diese Gruppierungen, aus denen später die Bläck Fööss hervorgingen, bestanden aus bis zu neun Bandmitgliedern (, davon drei Frauen – neben Elke war noch eine „Rosemarie“ (Voerckel), die unter diesem (Vor)Namen bei Polydor auch Singles veröffentlicht hatte und eine „Bärbel“ in den Gruppen aktiv). Auf der LP 1972  „Sandkasten Beat Stories“ sang sie (bereits unter dem Pseudonym „Elke Best“) das Lied „Mister Bim“ (…ein Detektiv – kriegt einen langen Brief).

Hintergrund dieser LP war, dass dem Leiter des Kölner Kinderfunks, Georg Bossert, dem späteren Lebensgefährten von Desiree Nosbusch, Texte von neuen Kinderliedern von Heinrich Musiol zugespielt wurden. Der wandte sich damals an die Gruppe Stowaways, die diese Texte vertonten. Die Stowaways kannte Bossert über die von ihm produzierte TV-Sendung „Bettys Beat Box Haus“ – dort trat die Gruppe als Begleitband auf, und dort sammelte auch Elke Best ihre ersten TV-Erfahrungen – und zwar sehr erfolgreich, gleich drei mal kam sie in dieser Show auf den ersten Platz. – Im Rhenus Studio in Gudorf wurde diese Kinderlieder-LP dann produziert – und Elkes erste Plattenaufnahme war „im Kasten“.

Ein weiteres WDR-Projekt war das „Cantical“ „Schöne heile Kinderwelt“ von Karl Foltz, seines Zeichens Pionier der musikalischen Früherziehung, bei dem erneut Georg Bossert die Regie führte. Erneut gab es dazu einen Tonträger – eine gleichnamige Doppel-LP, auf der u. a. auch der gerade zitierte Salzmann-Chor (modern als „Salzmann-Singers“) zu hören ist und die Gruppe „Sandwich“, eine weitere Vorgänger-Formation der Bläck Fööss. Elke singt auf dieser LP die Lieder „Schule (ich schreibe…)“, „Prima Spiel (geballert, gebollert)“ und „Micky-Maus-Hefte“ (jeweils zusammen mit den Salzmann-Singers), „Koller (heut‘ möchte ich mal richtig schrei’n)“  und „Schmutz und Schund (kein Zertrümmern)“  (zusammen mit Sandwich) sowie „Sonntag (wenn ich meinen Sonntagsanzug anhabe)“ (zusammen mit Christian Albus).

Durch diese Tätigkeiten wurde der Plattenproduzent (und Textdichter) Dr. Michael Kunze, der damals großen Erfolg mit Peter Maffay hatte, auf sie aufmerksam, und es erschien 1972 Elkes erste Solo-Single „Du bist die erste Liebe“. 

Im gleichen Jahr textete Kunze auch die zweite, von Fritz Muschler arrangierte, Single namens „Wohin willst Du gehen?“. Besonders interessant an der Single ist die B-Seite: „Wie kann es sein?“ wurde von Peter Maffay komponiert (Textdichter erneut: Dr. Michael Kunze). Mit dem gleichen Team wurde 1973 auch die dritte Single, „Ich bin wie Du“ (nicht zu verwechseln mit dem Rosenberg-Klassiker) aufgenommen. Auch hier wurde von Peter Maffay die B-Seite komponiert („Die Spiele der großen Leute“).

Am 31. August 1974 durfte Elke mit ihrer vierten Single erstmals in der großen  ZDF-Show „Disco“ bei Ilja Richter auftreten. Ihr imposanter Titel hieß „Aber dann war die Party zu Ende“ – und offensichtlich war das Ende gerade erst der Anfang: „Erst gingen alle Lichter aus – dann gingst Du mit mir nach Haus – und jetzt gibt es nur noch uns“ – o la la…

Inzwischen hat Elke den Produzenten gewechselt, und fortan wurde sie vom bekannten  Produzententeam Günther Eric-Thöner und Erich Offierowski (Pseudonym Stephan Lego) betreut, die kurz zuvor ja sogar den Eurovisionstitel von Gitte („Junger Tag“) ins Rennen schicken durften. Die beiden komponierten und produzierten auch Elkes Single „Was ich denke in der Nacht“. Mit gleichem Team entstand auch die 1975er Produktion „Noch ein letztes Glas im Stehen“.

Mit „Hey Mr. Musicman(„Nehmt euch alles, was ihr braucht -und tut was euch gefällt. – Ich brauch nur die Musik, denn die Musik ist meine Wel“)  – erneut vom Team Thöner / Offierowski produziert – gelang erstmals ein kleiner Hit. Elke absolvierte am 17. Januar 1976 ihren ersten ZDF-Hitparaden-Auftritt.

Obwohl es karrieretechnisch nun bergauf ging, wechselte Elke im Frühjahr 1976 erneut den Produzenten, diesmal auch gleich die Plattenfirma und ging zu Warner / WEA. Ihr neuer Produzent war niemand anders als Gunter Gabriel, der ihr die nächste Nummer auf den Leib schrieb: „Fang mich“. Den Song stellte sie erneut in der ZDF-Hitparade vor, und zwar am 3. Juli 1976. Das muss ein heißer Tag gewesen sein – jedenfalls waren ihre Hot Pants so kurz bzw. „hot“, dass spätestens bei dem Anblick vermutlich auch den Herren heiß geworden ist. Für eine Platzierung in der Sendung hat es aber nicht gereicht, auch nicht für die Charts. Aber Vorsicht vor Elkes Papa: Ich habe einen Daddy, der passt auf wie 'n Polizist – da hast du nichts zu lachen, wenn du mir zu nahe bist.“ In Sachen Achselbehaarung gab Elke damals übrigens die frühe Nena….

Den Durchbruch in die Single-Charts schaffte Elke mit einem Emanzipations-Song. Ausgerechnet der Macho Gunter Gabriel hat diesbezüglich Zeitgeschichte geschrieben – Juliane Werdings „Wenn Du denkst“… war ein Superhit, aber auch „Die Babies krieg immer noch ich“ schaffte den Sprung in die Single-Hitparade (Top-40). Sehr modern hieß es damals: „Er hat keine Arbeit, das geht seit Wochen schon so, – und während er zu Hause ist, da bin ich im Büro, – und er kocht für mich und steht für mich am Herd, – denn für uns ist nun mal eben unser Leben grade umgekehrt.“ Am 9. Oktober stellte Elke ihren Song in Ilja Richters Disco vor, zwei Wochen später war sie in der ZDF-Hitparade zu Gast. Im Januar 1977 ging es in die Kultsendung „Plattenküche“. Insbesondere mit diesem Song hat Gunter Gabriel mal wieder bewiesen, dass er schon ein exzellenter Songschreiber ist – nach meiner bescheidenen Meinung…

Mit „Hey Kleiner, mit Dir spielt wohl keiner“ – erneut von Gunter Gabriel geschrieben und produziert – gab es einen beachtlichen Folge-Hit, der erneut die Charts stürmte (Top-50). Letztmals trat Elke damit auch in der ZDF-Hitparade auf, und zwar am 14. Mai 1977. Den „Kleinen“ gab damals übrigens der unvergessene Walter Giller, der damit Selbstironie bewies. Der Titel wurde ausgekoppelt aus Elkes einziger 1977 erschienener LP „Die Babies krieg immer noch ich“. Die Schweizer Sängerin Marleen nahm diesen Titel 2013 noch mal neu auf.

Wie in einem Forum der empfehlenswerten Webseite „memoryradio.de“ zu lesen ist, nahm Elke Best zur 20-Jahr-Feier der Jugendzeitschrift Bravo teil und sang dort den eigens zu dem Anlass von Gunter Gabriel geschriebenen Titel „Ich wär’ so gern auf einem Bravo-Titelbild“. Der Song wurde gemeinsam mit Gunter sogar als Promo-Single veröffentlicht. Die Melodie nahm Gunter schon mal auf – im Original sangen Dr. Hook „(On the) Cover oft he Rolling Stone“. Die B-Seite von Gunters Single „Ich werd gesucht“ war damals dessen deutsche Version: „Wär ich doch nur ein Rolling Stone“. Zu dieser Nummer schrieb er drei Jahre später dann den genannten „Bravo-Titelbild“-Song. („Bravo-Titelbild – alle würden sich den Kopf verrenken! – Bravo-Titelbild – meinen Eltern würd' ich auch eins schenken! – Hing' versteckt in den Soldatenschränken – mit meinem Bravo-Titelbild!“). Der Wunsch wurde übrigens prompt erfüllt: In Ausgabe 6/1977 vom 27. Januar war Elke Covergirl der Bravo – mit der geheimnisvollen Schlagzeile: „Ein Blick durch’s Schlüsselloch“). Kein Wunder, dass man Elkes Wunsch entsprach – in der  1976er Liste der beliebtesten Sängerin errang sie einen ehrenwerten 9. Platz bei der Bravo-Otto-Wahl.

Im Sommer 1977 deutschte Gunter Gabriel den Jessi-Colter-Song „I’m Not Lisa“ ein und kam auf die „originelle“ Idee, den Titel „Ich bin nicht Lisa“ zu nennen. Diese Single stammt aus Elkes Album – dort wird „Liza“ übrigens mit „z“ geschrieben, für die Single wählte man dann die Lisa mit „s“ aus.  Während Mary Roos bei ihrem Titel „Ich bin Mary und nicht Jane“ noch das „fiktive Ich“ an ihren Künstlernamen angepasst hat, hieß Elke in ihrem Song plötzlich „Judy“ – vielleicht einer der Gründe, warum der (diesmal balladeske) Schlager nicht an den Erfolg der beiden Vorgänger-Nummern anknüpfen konnte. Vielleicht hätte man besser die deutsche Version des Dolly-Parton-Klassikers „Jolene“ auskoppeln sollen… Die B-Seite der Single ist übrigens auch bemerkenswert – zu Gunter Gabriels 1973er Klassiker „Freiheit ist ein Abenteuer“ schrieb dieser einen „Teil 2“ und sang ihn gemeinsam mit Elke Best – vielleicht hätte man die B-Seite lieber als A-Seite nehmen sollen…

Im „echten Leben“ war Elke offensichtlich nicht ganz so „emanzipiert“ wie sie es in ihren Songs vorgab. Sie heiratete 1977 die als „Karate-Tommy“  (Träger des schwarzen Gürtels) bekannte Kiez-Größe Thomas Born, der auch im Rotlicht-Milieu unterwegs war. Für ihn legte Elke ihre Karriere zunächst auf Eis: „Ich spürte, dass ich nicht mehr ich selbst war. Alle waren nett zu mir, klopften mir auf die Schulter, duzten und hofierten mich. Ein solches ,Star- Dasein' passte mir nicht.“ – Stattdessen half sie ihrem Mann bei dessen Tätigkeit in einem Sportstudio.

So ganz konnte sie es aber doch nicht lassen – Anfang 1979, nach 18 Monaten Pause, brachte sie einen neuen Titel heraus, der ihrem Mann gewidmet war: „Du bist der Größte“, dabei handelt es sich um die deutsche Version des Diana Ross-Hits „Last Time I Saw Him“. Passend zu Karate-Tommy hieß es in dem von C. D. Eckardt getexteten Schlager: „Du bist der größte Gauner weit und breit – und dennoch lieb ich Dich, ich weiß, Du kommst auf jeden Fall zu mir zurück“.  Ihren „Comeback-Titel“ stellte sie u. a. in der Aktuellen Schaubude und erneut in der Plattenküche vor. Produziert wurde die Nummer übrigens vom damaligen „WEA-Haus-Produzenten“  Gibson Kemp, der früher mit der Beatles-Ikone Astrid Kirchherr verwandt war und u. a. Schlagzeug spielt. Mit seiner heutigen Frau, Tina Kemp, ehemaliges Mitglied der Les Humphries Singers, betreibt er heute eine englische Kneipe in Hamburg.

Im Herbst 1979 wurde eine weitere Single veröffentlicht – erneut ein Coversong. Aus dem von Giorgio Moroder komponierten Donna Summer-Song „Journey To the Centre Of Your Heart“ machte Dr. Bernd MeinungerKriegst Du kalte Füße”? Erneut gab es einen Produzentenwechsel: Horst Hornung übernahm die Produktion.

In die 1980er Jahre startete Elke wieder mit einem Cover-Titel. Auf Suzi QuatrosMama’s Boy“ textete Dr. Bernd Meinunger einen deutschen Text mit gleichnamigen Titel. Am 2. Juni 1980 wurde der von Horst Hornung produzierte Song in Ilja Richters Disco vorgestellt.

Anno 1981 wurde es wieder Zeit für einen Plattenfirmen- und Produzentenwechsel. Elke heuerte bei der Polydor an und vertraute fortan dem Produzenten Jürgen Kramer. Die erste gemeinsame Produktion war die deutsche Version des Supertramp-Hits „Dreamer“. Dr. Michael Kunze schrieb darauf den deutschen Text: „Träumer“.  Am 23. Mai 1981 präsentierte Elke ihren Song im „deutschen Musikladen“.

Einen Hit in den Coutry-Charts hatte 1981 Sylvia (Hudson) mit ihrem Song „The Matador“. Wolfgang Mürmann schrieb für Elke Best darauf einen deutschen Text: „Der Matador“. Die Plattenfirma orakelte damals: „frech – dynamisch – zeitgemäß – der Matador ist ein Hit – wetten, dass..!?“ – leider hat Polydor 1982 die Wette verloren – zu stark war die Übermacht der Neuen Deutschen Welle seinerzeit.

Im Sommer 1982 hatte die britische Band Bucks Fizz, die ein Jahr zuvor die Eurovision gewonnen hatte, einen Nachfolge-Hit mit „Land Of Make Believe“. Jörg von Schenkendorff schrieb darauf einen deutschen Text: „Land der Fantasie“. In der großen TV-Show „Musikladen Extra“ trat sie mit der Nummer am 21. August 1982 auf. Besonders bemerkenswert ist die Interpretin, die direkt im Anschluss nach Elke damals auftrat – das war Nena, die genau mit dem TV-Auftritt ihren Durchbruch geschafft hat – offensichtlich kam der „rote Minirock“ doch etwas besser an als Jahre zuvor Elkes Hotpants.

Wie dem auch sei – im gleichen Jahr lernte Elke den Schauspieler Christian Kohlund kennen und lieben. 1984 kam die gemeinsame Tochter Francesca zur Welt, und am 30. August 1985 heirateten die beiden. Das Familienglück komplett gemacht wurde 1993 mit Sohn Luca. Nach ihrer Hochzeit hat Elke Best sich (zum Leidwesen ihrer Fans) komplett vom Schlagergeschäft zurückgezogen. Neue Schallplatten bzw. CDs wurden nicht veröffentlicht, es liegen nicht mal Hitkopplungen ihrer alten Lieder vor. Ganz im Gegensatz zu vielen ihrer frühen Texte, lebt sie offensichtlich ein traditionelles Familienleben – anscheinend hat sie damit auch ihr (Lebens-)Glück gefunden. Trotzdem wäre es spannend zu wissen, wie sie nach den Jahrzehnten über ihre „wilden Jahre“ so denkt. Dass sie bald einen „runden“ Geburtstag feiert, sieht man ihr jedenfalls nicht an…

Stephan Imming, 20.11.2016

https://de.wikipedia.org/wiki/Elke_Best

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