smago! KOLUMNE
GEMA-Mitgliederfest in Berlin: Radiokulturpreis und Fred-Jay-Preis verliehen!

Preisträger Fantastische Vier und WDR 3 sind umstritten! 

Am 25. April 2016 fand in Berlin das alljährliche GEMA Mitgliederfest statt. In diesem Rahmen wurde der „Radio-Kulturpreis“ verliehen sowie der „Fred-Jay-Preis“.

Zum Leidwesen sehr vieler deutscher bzw. deutschsprachiger Musikschaffender wendet sich die Radiolandschaft immer mehr von deutschsprachiger Unterhaltungsmusik, insbesondere vom deutschen Schlager und von volkstümlicher Musik ab. Stattdessen fließen durch die Sendepolitik insbesondere der öffentlich-rechtlichen Sender beachtliche Summe ins Ausland, weil die immer gleichen Oldies der Marke ABBA, Smokie und Co. in Sendern wie WDR 4 gespielt werden.

Diese Sendepolitik schadet in besonderem Maße den Mitgliedern der GEMA. Da wäre es – so könnte man als naiver Musikkonsument annehmen – doch sinnvoll, die Sender zu ehren, die noch den Mut haben, eine große Anzahl von Freunden deutschsprachiger Musik zu bedienen. Herausragend haben sich im öffentlich-rechtlichen Sektor da SWR 4 und HR 4 hervorgetan.

Die GEMA zeichnet hingegen lieber den Sender WDR 3 aus, weil dort „wesentliche Grundpfeiler der lebendigen Musikkultur“ erkennbar seien. Sicher ist dieser Sender für die Bildungselite unverzichtbar und hat seine Daseinsberechtigung. Man muss aber bitteschön auch erkennen, dass das ein klares Minderheitenprogramm ist und die Einnahmen, die die GEMA generiert wohl kaum die sind, die durch dieses Kulturprogramm verursacht werden. Die klassischen Meister dürften (zumindest nach meiner Kenntnis) nicht mit GEMA-Abgaben belegt werden.

Eine Einrichtung, die von den Erträgen seiner Mitglieder finanziert wird, sollte doch auch ein Interesse daran haben, dass die, die dessen Existenz sichert bzw. zumindest unterstützt, geehrt werden. HR 4 dürfte schätzungsweise stündlich so viel Zuhörer haben wie WDR 3 am Tag – warum darf nicht auch die gesamte Hörerschaft mal bei so einem Preis berücksichtigt  werden, warum darf es nur die geistige Elite sein?

Pünktlich zur Einstellung (!) der Radiosendung mit Jan Böhmermann und Olli Scholz bekam auch der Sender Radioeins (RBB) einen Preis. Zumindest die „traditionelle“ deutschsprachige Musik dürfte hier auch nicht gefördert werden, allerdings kann ich das nicht beurteilen, weil ich nicht im Sendegebiet wohne.

Trotzdem hätte aus meiner Sicht wirklich mal ein Zeichen gegen die katastrophale Sendepolitik der meisten öffentlich-rechtlichen Sender gesetzt werden müssen, weil gerade die GEMA doch ein existenzielles Interesse daran haben müsste, für ihre Mitglieder Profilierungsmöglichkeiten zu schaffen. Wenn selbst Topstars wie Helene Fischer aus „Imagegründen“ nicht gespielt werden – wo kommen wir denn da hin? – Da wäre ein Preis mit Sternchen für SWR 4 oder (und) HR 4 wünschenswert gewesen – gerade von der GEMA.

Ein Wort noch zum „Fred Jay Preis“, der ein Jahr nach dem Tode des überaus bedeutenden Schlagertexters als Nachwuchspreis gestiftet wurde. Auch wenn die Philosophie der Nachwuchsförderung auch bei dieser Ehrung offensichtlich schon lange über Bord geworfen wurde, muss man doch etwas schmunzeln, wenn man sich die augenzwinkernde Antwort der Fantastischen Vier auf den Preis ansieht: „Leonardo DiCaprio hat nur 20 Jahre auf den Oscar gewartet“, sagte Smudo, „wir haben 27 Jahre durchgehalten und freuen uns deshalb umso mehr über den Preis der deutschen Textdichtung. Schon seit der erstmaligen Verleihung des Fred Jay Preises 1989 an Julia Neigel haben wir darauf gewartet, den Preis zu bekommen.“

Auch hier gilt – der Preis an die Fantastischen Vier ist sicher absolut verdient – aber wäre es nicht auch in diesem Bereich zukunftsweisender, den mit 15.000 EUR dotierten Preis dem Nachwuchs zu stiften?

So ein schönes feudales Mitgliederfest will schließlich auch finanziert werden und angesichts der Preisträger scheint es dort auch richtig leckere alkoholische Getränke und Spirituosen zu geben, die ja auch irgendwie finanziert werden müssen…

Foto-Credit: BrauerPhotos © Neugebauer
 

Stephan Imming, 26.03.2016
https://www.gema.de/
https://www.gema.de/aktuelles/

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