PeterLicht
Am 05.03.2021 erscheint sein neues Album “Beton und Iboprofen”!

(Sein Titel “Sonnendeck” feiert in diesem Jahr bereits sein 20-jähriges Hit-Jubiläum!)

 

 

PeterLicht hat bis jetzt nur sehr gute Sachen gemacht. Angefangen mit „Vierzehn Lieder“ 2001, wo der Hit „Sonnendeck“ drauf war. Ich kann mich erinnern, wie ich es zum ersten Mal auf VIVA Zwei „Fast Forward“ sah, schnippisch bewundernd anmoderiert von Charlotte Roche – ja, das Video mit dem Bürostuhl, und dachte, Mist, jetzt müssen wir alle, die wir hier Musik machen, unsere Uhren umstellen. Ach so, und getanzt habe ich, über den Flur des Studentenwohnheims bis in die Gemeinschaftsküche 😉

PeterLicht hat seither einige Platten, Bücher, Filme, Theaterstücke, geschrieben, produziert, inszeniert, jedes neue Ding ein Stupser in die Rippen aller weniger output-intensiven Künstler*innen. Die ersten Jahre seines Schaffens wussten wir nicht wie er aussieht. Bei Harald Schmidt hat er „das Lied vom Ende des Kapitalismus“ ohne Kopf gespielt, in Klagenfurt beim Bachmann-Wettbewerb las er in Rückenansicht und gewann (dennoch oder deshalb?) den Publikumspreis. Er gab uns kein Gesicht zu seinen Bildern. Er meinte damit „das bin nicht ich, das seid ihr“ oder besser, wie er es selbst auf seinem neuen Album im tollen Prosagedicht mit Musik „Lost Lost Lost World“ sagt: „Ich war Teil einer Gesellschaft, aber vielleicht wars auch so: Ich war eine Gesellschaft“, dann erzählt er, wie krass es ist, auf einem Sessel im Himmel zu sitzen, mit der Wange an der kalten Scheibe auf ein Wolkenmeer mit Loch drin runterzuschauen, dann kommen die Autotune-Engelschöre und wenn man damit auf den Ohren morgens durch die Stadt läuft, wird alles um einen herum Kunst – wie schön!

Die neue Platte von PeterLicht „BETON UND IBUPROFEN“ klingt natürlich nach PeterLicht. Er hat sie bei sich um die Ecke in Köln mit Boris Rogowski und Benedikt Filleböck als Produzenten aufgenommen. Letzteren glaube ich auch an einigen kaputt-mächtigen Mono-Synth Hooks zu erkennen. Im Studio stand eine Espressomaschine und etliche Referenzgeister, von Can über die Beatles bis zu Mac Miller, hingen in der Luft. Aber da man sie höflich ignorierte, wurde die Platte nicht steif eklektisch sondern federleicht.
PeterLicht hat sich ja über die Jahre seine Marke erarbeitet: elektroakustische Mini-Musik, unterspannter Gesang und Texte wie Post-its für alle Utopien der Welt. Keine Motivationsreden und Fühlt-ihr-es-nicht-auch?-Hymnen, sondern Kleinode, geformt aus unserem Alltag. Das Coole an PeterLicht ist, dass man ihn nicht im Elfenbeinturm wohnend wähnt, sondern da wo wir alle sind, z.B. mit einem Eis in der Hand in einer vollgepissten Bahnhofsunterführung. Auf www.richtig- abholen.de fand ich die Frage. „Was können Sie tun, um eine solide Brücke zu Ihren Kunden aufzubauen?“ PeterLicht weiß die Antwort. Wenn die Samples wie zu lange in der Sonne gelegen leiern, er „nimm doch noch‘n Ibuprofenchen“ auf Schleife singt und im Hintergrund das Mellotron unschuldig flötet, verlängern wir das Abo. In „…e-scooter deine Liebe“, der Hit-Single, die sich lässig an Ryan Paris‘ “Dolce Vita“ anlehnt, ist PeterLicht ehrlich euphorisch und “immer einen Schritt schneller als die Depression“, dass in einigen Jahren niemand mehr was von vapen, detoxen und E-Scootern hören will, ist ihm egal – er sitzt nicht dem eitlen Willen auf, Zeitloses schaffen zu wollen. Er singt jetzt, was ihm zum Jetzt einfällt, frei nach Martin Kippenbergers „heute denken, morgen fertig“ und dahinter auf YouTube noch ein zwinkerndes #Coronapop gesetzt. Hihi, danke PeterLicht.
Nachtrag
„BETON UND IBUPROFEN“ ist auch eine Suche nach Sprache. Wörter, Zeilen, ganze Strophen, tauchen variiert mehrmals auf. PeterLicht probiert immer wieder Begriffe wie: Wolken, Nacht, Augen, verlieren an, kontrastiert sie mit sad und happy Sounds, wie um rauszufinden, was sind überhaupt Songs und wie passen sie am besten farblich zu keinem Sofa? Toll gelingt dieses Spiel in „Freunde“, wo Hank Williams mitgetextet hat (ratet wo). Damit man beim Satz „kommt alle, zusammen werden wir schwarz“ gute Laune bekommt, braucht es nur süßen Satzgesang und ein Achtel hackendes Honky Tonk-Piano.

Aber auch was man sich nicht traut anzuziehen, liegt in Peters Ankleidezimmer. Das Ende, die Angst davor. Im Song „Dämonen“ singt er: „Wenn die Dämonen kommen ist jeder, der ein Mensch ist, ein Freund.“

 

 

Textquelle: Francesco Wilking für TAPETE RECORDS (Textvorlage)

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