HAPE KERKELING
“Mal unter uns …” – Das ausführliche Interview mit Hape Kerkeling …

… zu seinem neuen Album!

 

 

 

Eine aufregende Zeit, dieser Schritt zurück ins Rampenlicht – und vor allem: zurück ans Mikrofon. Neu daran ist: Sie machen ihn ganz ohne Rollen, ohne Schutzschild. Wie fühlt sich das an?

Also ich muss sagen, ich hab selten so eine unbändige Lust auf ein Projekt gehabt, wie auf dieses Projekt. Entstanden ist die Idee zu dieser LP „Mal unter uns …“ in der Pandemie – 16 Monate, die man so zu Hause hockt, sitzt, viel Zeit hat nachzudenken.

Und in der Zeit habe ich des Öfteren immer mal wieder meine absoluten Favorites aus der niederländischen Pop- und Chanson-Musik gehört und habe irgendwann gedacht: Wieso nehm ich die eigentlich nicht mal auf Deutsch auf? Ruf meinen Lieblingsproduzenten Christian Geller an und sag: Christian, hast du Lust?
Und er hatte Lust. Das ist jetzt das Album „Mal unter uns …!

Ganz allgemein: An was für einem Punkt stehen Sie als Entertainer und als Musiker (und auch einfach als Mensch) im Herbst 2021? Was treibt Sie an, was zieht Sie an, was macht Sie an?

So schlimm diese Pandemie auch war, aber für mich persönlich ist es so, dass ich das Gefühl habe, ich habe jetzt einen unglaublichen kreativen Schub, hab gerade ein Buch veröffentlicht vor einem halben Jahr. Und jetzt kommt eben diese CD, dieses Album – und ich freue mich wahnsinnig auf das, was kommt. Und ich war tatsächlich noch nie so gespannt auf die Reaktion meiner Fans, wie sie dieses Album finden werden. Weil tatsächlich ist es – es ist sehr persönlich. Auch beim Einsingen ist mir das schon sehr nahe gegangen – zum Teil. Und das ist, sagen wir mal, eine Rolle, die ich noch nicht gespielt habe, nämlich mich selbst auf der Bühne – im Privatleben schon.

Sie haben schon immer viel und gerne gesungen, für manche Redakteure sogar zu viel und zu gerne. Nur: verbieten konnte man es Ihnen nie, oder?

Ich muss ganz ehrlich sagen, ich hatte immer das Gefühl, in mir schlummert – ja – ein ziemlich begabter Sänger. Manchmal habe ich mich nicht getraut, ihn rauszulassen. Manchmal hat auch die Musik nicht gepasst. Ich habe aber in jeder Sendung immer wieder versucht, mich als Sänger unterzubringen, so dass Redakteure dann schon mit den Augen gerollt haben. Oh – jetzt will er wieder singen? Und jetzt singe ich halt wieder. Aber ich verspreche eins – diesmal singe ich wirklich richtig gut.

Woher stammt diese neueste Lust am Gesang, an der Musik? Wie ging das los?

Der Produzent Christian Geller, hat vor Jahren schon immer wieder angefragt, ob wir nicht mal zusammen ein „ernsthaftes“ Album machen wollten, aber irgendwie hatte ich nicht so die richtige Idee – und Christian hatte Ideen. Und ja, ich habe das Gefühl dies passt nicht so richtig zu mir, lass uns warten, bis eine richtige Idee daherkommt. Und dann entstand eben diese Situation in der Pandemie, dass ich dachte: Mein Gott, das sind meine absoluten niederländischen Lieblingshits. Meine Wurzeln liegen zum Teil in den Niederlanden. Deswegen verstehe ich die Sprache auch ganz gut und wollte sie einfach ins Deutsche übersetzen.

Und da hat Tobias Reitz tatkräftig geholfen. Ein super Texter, der unglaublich schöne Texte geschrieben hat. Wir waren im Austausch darüber, wie viel Persönliches ich drin haben will und was ich lieber raushalten möchte. Und ich finde, wir haben da eine unglaublich gute Balance getroffen.

Die niederländischen Stücke – ich glaube, das niederländische Chanson, der niederländische Popsong traut sich ein bisschen mehr Melancholie zu. Im Deutschen muss man das Gefühl immer so zurückhalten. Der Holländer denkt da eher skandinavisch und sagt: Raus mit den Gefühlen!

Und genau das passiert bei „Mal unter uns …“.

Stimmt es, dass Sie die Musik als die höchste der Künste betrachten?

Für mich ist tatsächlich die Musik die höchste der Künste. Dann kommt, würde ich sagen, die Malerei und zum Schluss erst das Schreiben.

Dieses innige Verhältnis zur Musik… wie prägend war dafür der gemischte Chor am Gymnasium in Recklinghausen?

Als ich 1975 – das ist verdammt lange her – aufs Gymnasium kam, war das Marie- Curie-Gymnasium, auf das ich dann schließlich in Recklinghausen kam, vorher ein reines Mädchengymnasium gewesen, und ich gehörte zu den ersten Jungs, die auf diese Schule kamen, und die meisten Recklinghäuser wollten ihre Jungs nicht auf dem Mädchengymnasium anmelden, sondern die wollten auf so ein Jungs-Gymnasium. Und so waren wir also in zwei Parallel-Klassen 32 Jungs und standen 1180 Mädchen gegenüber. Ich persönlich fand das war ein Paradies-Zustand.

Es gab einen Chor an dieser Schule, einen reinen Mädchen Chor – damals geleitet von Frau Döppe – Frau Döppe sah so ein bisschen aus wie Königin Elisabeth, immer so hochgetuffte Haare – und in der allerersten Musikstunde ließ sie alle Jungs aufstehen und jeder musste einzeln vorsingen.

Und bei den ersten fünf Jungs sagte sie: Danke, setzen! Zweiter Junge: Danke setzen! Und dann stand ich auf, musste die Tonleiter rauf und runter singen. Dann musste ich noch ein paar Kadenzen singen, sachtse: Du, bleib stehen. Und am Schluss musste ich dann in den Schulchor.

Und da war ich dann tatsächlich von der fünften bis zur 13. Klasse. Und sowohl Frau Döppe, meine erste Chorleiterin, als auch Frau Droste, meine zweite Chorleiterin waren so ambitioniert, dass ich quasi sagen kann: Ich habe da an dieser Schule eine Gesangsausbildung bekommen, die heute zum Tragen kommt.

Als Mann der Worte und Erfolgsautor: Was kann man in Musik & in Songtexten ausdrücken, dass man in einem Buch eher schlecht transportieren kann?

Was ist der Unterschied zwischen dem Bücherschreiben und dem singen? Das eine hat mit dem andern nur bedingt zu tun, aber das Gefühl, was ich versuche, beim Schreiben dem Leser zu transportieren – so ähnlich versuche ich das jetzt auch beim Singen über die Stimme. Es ist schon ähnlich, aber vielleicht ein bisschen intensiver. Das erhoffe ich mir zumindest.

In welchen Situationen haben Sie in den letzten Jahren gesungen, eher unter der Dusche oder im Auto? Oder war es meistens still um Sie herum?

Also ich bin ein Mensch, der ohne Musik gar nicht leben kann, und sobald ich beispielsweise im Auto sitze, wird das Autoradio aufgedreht und ich singe alles mit – moderne Popsongs, Klassik, Chanson, Schlager. Ich mag alles querbeet, aber immer nur das Beste aus jedem Genre. Und es gibt bei mir keinen Tag ohne Musik, ohne Singen.

Dass es ein extrem persönliches Album ist, zeigt schon der Titel „Mal unter uns …. War das quasi die Bedingung, dass es gerade nicht um flach dahinplätschernde Unterhaltung geht?

Ich habe ja schon mal ein Schlager Album gemacht, das hat mir wahnsinnig viel Freude gebracht. Das war ein reines klassisches Unterhaltungs-Album. Dieses Album ist auch unterhaltend, das hoffe ich auf jeden Fall, aber es ist schon sehr persönlich und es geht hoffentlich dem einen oder anderen auch unter die Haut. Es ist wirklich eine direkte Ansprache an den Hörer und eine Einladung mitzusingen und Emotionen zuzulassen. Und beim Lied auch mal ein Tränchen zu verdrücken – mach ich auch.

Noch mal in Ihren Worten: Wie also würden Sie den Sound beschreiben – besonders im Vergleich zu den ja oftmals eher witzigen Aufnahmen, die man von Ihnen kennt?

Also der Sound dieses Albums ist schon sehr international, hat von Schlager eigentlich nichts mehr. Es geht in Richtung – Pop-Chanson würde ich eher sagen.

Ist es Ihnen leichtgefallen, diese Balance zu finden: zwischen Introspektion/Gewicht und Leichtigkeit/Pop-Appeal?

Als wir dann ins Studio gegangen sind, um das Album aufzunehmen, habe ich gedacht – oha, hast du dich nicht doch übernommen? Kriegst du das hin?

Stimmlich, emotional, diese zum Teil sehr berührenden Lieder so über die Rampe zu bringen, wie sie rübergebracht werden müssen, damit sie sowohl bei mir, als demjenigen, der singt, als auch beim Hörer ein bestimmtes Gefühl auslösen – und habe dann schon ziemlichen Respekt bekommen.

Ich hatte eine tolle Gesangslehrerin die ganze Zeit an meiner Seite. Jane Comerford, mit der es unglaublich viel Spaß gemacht hat und die mich sehr vorsichtig da rangeführt hat. Und ich war am Schluss selber erstaunt. Ich glaube, ich habe das stimmlich richtig gut hingekriegt und das sage ich ohne jede Eitelkeit.

Das emotionale Spektrum ist immer beides: ausgelassen – und melancholisch. Was hat das mit den Holländern und deren Musikverständnis zu tun?

Alle Songs stammen ja tatsächlich aus den Niederlanden und sind von großen Komponisten und Autoren verfasst. Einige dieser Lieder waren auch richtig große Hits in den Niederlanden und den Benelux-Staaten, haben es aber nie geschafft über die Grenze zu uns nach Deutschland. Ich finde, das Besondere an dieser Musik ist eigentlich dieser Mut zur Emotionalität. In Deutschland halten wir uns da eher immer zurück. Das gilt als nicht besonders – ja, nicht besonders intellektuell. Wer Gefühle zeigt, der ist so ein bisschen – ja, es ist unter unserer Würde. Und ich finde nicht, dass das unter unserer Würde ist. Und dementsprechend ist dies ein Album mit richtig viel Gefühl, richtig Schmackes.

Die Auswahl der Songs ist in mehrfacher Hinsicht persönlich: die Texte, na klar – aber auch die Songs selbst, weil sie Ihnen schon lange Zeit sehr am Herzen liegen. Wie kam es zu der Auswahl?

Die Auswahl der Songs ist mir – ist uns am Ende recht leichtgefallen. Wir haben uns, es gab noch mehr mögliche Songs, die wir hätten aufnehmen können, aber das sind so meine Top 30 bis Top 14 Lieblingshits aus den Niederlanden und die haben wir jetzt zu einem Album zusammengefasst. Die hat es so noch nie auf einem Album gegeben, weil sie ja von unterschiedlichen Interpreten stammen. Es sind insgesamt fünf Interpreten, die diese 14 Songs gesungen haben und so entsteht ein völlig eigenes neues Gefühl.

Wie eingangs schon angesprochen, fehlt dieses Mal ein Aspekt: das Schlüpfen in Rollen. Was haben Sie dadurch gelernt, durch diesen ungeschminkten Schritt ans Mikrofon?

Also dadurch, dass ich diesmal in keine Rolle geschlüpft bin, auch nicht den Schlagersänger gespielt habe, sondern wirklich ich selbst war – fand ich eigentlich am erstaunlichsten, wie leicht es ist, mal so auf der Bühne oder vor dem Mikro oder vor der Kamera wirklich völlig man selbst zu sein.

Das ist vielleicht auch eine Frage des Alters und der Reife. Ich weiß, ich sehe jünger aus. Aber es geht nun mal auf die 57 und da denkt und fühlt man anders als mit 25!

Anders als etwa beim klassischen Schlager, geht es dieses Mal sehr viel tiefer. Welcher Song – oder welche Songs – haben Sie bei der Arbeit am meisten bewegt und aufgewühlt?

Ich habe jeden Song wirklich richtig gerne eingesungen. Dennoch hat man dann am Schluss eine Favoritenliste. Ich mag „den Weg“ sehr gerne, weil es ein unglaublich starker Song geworden ist. Der Text von Tobias, als ich den zum ersten Mal gelesen habe, hat mich umgehauen und auch das Arrangement und die Produktion von Christian sind wirklich großartig. Und insofern ist das eines – ja, einer meiner Favoriten, würde ich sagen.

Darf ich dann zu dir? ist sicherlich auch ein Favoriten-Song von mir. Es gibt einen Song – da habe ich zu Christian und Tobias gesagt – nee, das singe ich nicht. Ich habe das Gefühl, da ist mir zu viel Gefühl drin. Das kann man in Deutschland nicht machen. Das geht nicht. Ich persönlich find den Song zwar toll, aber wenn ich den Song singe, dann fliegt er mir vielleicht so um die Ohren, denn das gibt es nicht im Deutschen, dass man so viel Gefühl in einen Song einlegt.

Und das ist „Glaub an dich“. Das war auch nicht so einfach, das zu singen. Aber im Nachhinein bin ich froh, dass ich es gesungen habe. Und vielleicht ist es sogar der stärkste Song auf dem Album. Aber ich habe gehört, Vicky Leandros wollte seinerzeit auch nicht „Théo wir fahren nach Lodz“ singen und es wurde ihr größter Hit – you never ever know.

Ich mag aber auch „Wenn der Vorhang langsam fällt“, sehr gerne. Ich mag auch „Sexy wenn ich tanz“. Ich mag auch „Ich leb im Traum“. Ich finde alle Songs gut.

Ist Musikmachen mit Pilgern vergleichbar?

Kann man Pilger mit Musikmachen vergleichen? Ja, man muss sich im Studio völlig leer machen, um zuzulassen, dass man sich auf diesen einen Song völlig einlässt. Und das ist in der Tat mit dem Pilgern zu vergleichen. Ansonsten ist die Arbeit im Studio manchmal sogar anstrengender.

… und Sie hatten einen Vertrauten an Ihrer Seite auf diesem Weg: Die Beziehung zu Ihrem Produzenten Christian Geller haben Sie als „altes Ehepaar“ bezeichnet. Wie lange kennen Sie sich schon? Wie würden Sie die Chemie beschreiben?

Christian kenne ich jetzt seit über 20 Jahren. Wir haben aber eher immer ulkige Studio Produktionen gemacht, Christian hat die Songs für Uschi ((Blum)) geschrieben, hat auch mal einen Song für den Horst geschrieben, wir haben ein sehr lustiges Weihnachts-Album gemacht und Christian hat immer zu mir gesagt: Sing doch mal ernst – du singst so gut und verstellst immer deine Stimme. Mach doch mal richtig! Jetzt haben wir mal richtig gemacht!

Es sind alles persönliche Anekdoten – womit sich aber zugleich viele Zuhörer identifizieren können. Wie schafft man diese Gratwanderung?

Ja, also wenn man so will, „mein Weg“, klar kann man da reininterpretieren, dass das auch mein Pilgerweg ist, aber jeder Mensch geht in seinem Leben einen Weg.

Es geht um den Lebensweg. Ob ich über meine Großmutter singe, wie „Glaub an dich“ – die meisten von uns haben das erlebt mit einer Großmutter und können auch nachvollziehen, was es heißt, so einen Menschen zu verlieren. Insofern ist es einerseits immer sehr persönlich, aber andererseits natürlich allgemeingültig. Sonst könnte ein Hörer den Song nicht verstehen.

Es gibt einen Titel „Lass es los“ – war Loslassen auch im Studio wichtig?

Ja, also wenn im Studio die Stimme quasi ins Mikrophon hineinfliegen soll, dann muss man loslassen.Andererseits braucht man eine gewisse Spannung. Das ist so, wie die Buddhisten sagen: Die Gitarre darf nicht zu stramm gespannt sein, aber auch nicht zu locker. Und irgendwas dazwischen muss man finden. Man muss so ein bisschen meditativ sein, aber man darf ja auch nicht einschlafen vorm Mikro.

Also diese – diese Gewichtung muss man finden. Und das hat unglaublich viel Freude gemacht, diesen Moment zu entdecken, wo ich gedacht habe: Ja, das ist der Moment. Und dann diesen Moment zuzulassen, die Stimme einfach raus zu schicken, ins Mikro, in die Welt, auf die Plattenteller.

Sie haben im Vorfeld gesagt, dass die Musik durchaus einen – wenn auch nicht übertriebenen – therapeutischen Effekt hat: Reinigung, Katharsis. Wie weit geht das?

Ich muss ganz ehrlich sagen, wenn ich eine schöne Ballade höre von – nehmen wir mal die aller-, aller-, allergrößte von Barbra Streisand. Und man sitzt abends mit einem Gläschen Rotwein – lass es auch zwei Gläschen Rotwein sein und hört das und kann loslassen. Und es laufen auch mal die Tränen. Man denkt über das nach, was man so verbockt hat im Leben und was halt nicht gepasst hat.

Das muss ja alles mal in einem ruhigen Moment verarbeitet werden. Geht doch am besten mit Musik.

(augenzwinkernd gefragt) Früher war das ganze Leben ein Quiz… jetzt ist es unter anderem ein Stuss, auf dem neuen Album. Ist das die gesammelte Lebensweisheit der letzten Jahrzehnte? 

Also „Banges Herz“ ist ein Titel, den ich auch sehr mag. Und ich lerne selber in diesem Titel „Banges Herz“, das das ganze Leben eben nicht ein Quiz ist, sondern ein Stuss. Und wir müssen es immer schön hinterfragen. Immer schön den Humor behalten, nicht zu ernst werden. Nicht mit uns selbst, nicht mit unserem Gegenüber. Immer freundlich bleiben. Es ist nicht einfach, aber wir sollten daran denken.

Ihr „Cat-Coming-Out“ war mit 8, das andere dann 18 Jahre später – und dieses Thema spielt auf dem Album auch eine Rolle („Amsterdam“). Fühlt sich bestimmt gut an, oder?

Also, dass ich Katzen mag, ist ja bekannt. Allein durch mein Buch „Pfoten vom Tisch“. Ja, mein anderes Coming-out – also als Schwuler hatte ich für mich tatsächlich in Amsterdam und deswegen war es mir eine Freude, dieses Lied zu singen. Und ich schaue quasi als Erzähler auf so was ähnliches wie meine eigene Lebensgeschichte zurück. Der Junge hieß aber nicht Jan, der hieß anders.

Welcher Song läuft bei Ihnen ganz sicher an Silvester 2021-2022?

Dieses Jahr an Silvester läuft bei mir auf jeden Fall „Danke Silvester! Hallo neues Jahr!“. Und da muss ich sagen, es ist dem Christian musikalisch was Tolles gelungen, aber dem Tobias Reitz textlich auch was richtig Gutes. Denn ursprünglich im Niederländischen hatte dieser Text gar nichts mit Silvester zu tun. Und Tobias hat daraus jetzt wirklich eine Silvester-Hymne gemacht und das werde ich mir garantiert anhören zu Silvester.

„Wenn der Vorhang langsam fällt“ ist noch so ein Song, der sehr gut auf Ihre aktuelle Situation zutrifft. Schließlich heben Sie den Vorhang wieder, melden sich zurück. War das Kribbeln einfach zu stark?

Also die Pandemie hat bei mir schon bewirkt, dass ich dachte: Ist denn künstlerisch auf der Bühne wirklich alles gesagt oder gibt es noch was zu sagen oder zu singen? Und da dachte ich, da gibt es schon noch eigentlich, wenn ich ehrlich bin, eine ganze Menge zu singen und zu sagen. Und insofern war dieses Zurückkommen auf die Bühne – von der Bühne habe ich mich ja auch nie verabschiedet, sondern eher von der großen Show – für mich eigentlich nur konsequent. Und ist das Kribbeln wieder da? Ja, ich mache ja jetzt was völlig anderes – es ja ein Genre-Wechsel. Und ich bin wirklich gespannt, was das mit den Menschen draußen macht, die hoffentlich das Album mögen.

Keine Angst vor dem nächsten Adrenalinkater nach der Show?

Also das kannte ich schon früher mal – so’n Adrenalin Kater nach der Show. Ich habe aber jetzt gelernt, es lag auch an meinem extrem Kaffeekonsum und den habe ich jetzt mal eingeschränkt. Ich trinke weniger Kaffee und siehe da, ich bin fitter.

Trotz der jüngsten Pause waren’s davor ja doch schon 30 Jahre im Rampenlicht. Was sind die wichtigsten Lektionen aus dieser langen Zeit?

Also, wenn ich diese vergangenen 30 Jahre im Rampenlicht zusammenfassen müsste auf drei Lektionen – dann schwer – aber ich würde sagen: vertrau dir immer selbst, ohne dass du hochnäsig bist. Lass die Kritik der anderen zu. Bau sie ein! Bleib geduldig. Bleib heiter. Jetzt kommen wir schon zur vierten oder fünften Lektion… Schrei niemanden an und lass dich nicht anschreien!

Was ist sonst geplant in nächster Zeit, was können Sie ankündigen – als Autor, Musiker, Komiker?

Ja, also jetzt freue ich mich erst mal auf das Album „Mal unter uns …“, ich freu mich auf die Präsentation einiger Songs in diversen Fernsehsendungen, dann läuft auf Vox „Hape und die sieben Zwergstaaten“. Das wird glaube ich eine sehr schöne unterhaltsame Doku-Reihe. Dann wird es bei RTL und TV NOW eine Spiel-Serie geben und jetzt bin ich schon an einem neuen Buch und dann mache ich auch irgendwann mal wieder Pause…

Was würden Sie noch gern loswerden – mal unter uns…?

Ich muss sagen, dass ich mich – ich bin so gespannt, auf die Reaktionen auf dieses Album deswegen – ich will wirklich wissen, wie die Menschen über dieses Album denken. Sie sollen mir bitte ihre Reaktionen schicken. Bin echt gespannt!

Wie lange gibt es “Gudrun” eigentlich schon?

Gudrun gibt es sehr lang. Gudrun ist allerdings, sagen wir mal, ein Konzentrat aus ganz vielen meiner Freundinnen und jede meiner Freundin hat einen besonderen Knall oder Spleen. Und all diese Spleens und Knaller habe ich zusammengenommen und mir daraus meine Gudrun gebacken. Und die hat jetzt ein Vollschuss.

Es ist durch und durch ein Soloalbum, aber: Welcher Albumgast hätte noch auf „Mal unter uns…“ gepasst? (- Horst Schlämmer gilt nicht!)

Ja, ich durfte ja schon mal in einer Fernsehsendung mit Udo Lindenberg singen, der hätte gut gepasst. Ich glaube, es hätte ihm auch Spaß gemacht. Wir haben nicht gefragt. Vielleicht beim nächsten Album. Das würde mich freuen.

Ein paar Worte zur exklusive limitierten Buch-Edition …?:

Also die Idee war, dass Renko Heuer, den ich als Autoren sehr mag, quasi die Geschichte dieses Albums skizziere und was dieses Album mit mir zu tun hat und wie das Ganze entstanden ist. Und als ich ihm das so erzählt habe für das Buch, dachte ich, bin ich gespannt, was er daraus machen wird. Und es ist daraus tatsächlich ein richtig gutes, unterhaltsames und vor allem spannendes Buch geworden, was ich sehr gern gelesen habe.

Bilder aus meiner Kindheit. Bilder von meiner Oma. Meine allererste Eintrittskarte zu meiner ersten Fernsehsendung bei Radio Bremen, die ich zu meinem eigenen Erstaunen auch noch tatsächlich archiviert hatte. Und das macht das Ganze besonders persönlich.

Zur ersten Single „Ich leb den Traum“ wurde auch bereits ein Video gedreht. Wie war das Gefühl, nach so langer Zeit das erste Mal wieder auf einer Bühne zu stehen?

Also der Videodreh zu „Ich leb den Traum“ hat schon wirklich sehr viel Spaß gemacht – beim Roncalli-Apollo-Theater in Düsseldorf – an dieser Stelle noch mal vielen Dank, dass wir da auch drehen durften. Wenn dann plötzlich die Musik auf einmal loslegt, mit vollem Wumms und im Hintergrund sind die Tänzerinnen, man ist im vollen Ornat geschminkt und war eigentlich quasi auch durch die Pandemie bedingt mindestens 16 Monate, in meinem Fall waren es noch ein paar Jahre mehr, weil ich auch nicht mehr auf Tournee war. Wenn man dann nicht mehr auf der Bühne steht, es geht auf einmal los, ja, das ist schon ordentlicher Adrenalin-Schub.

Aber es hat sehr viel Spaß gemacht und ich glaube, es sieht auch gut aus.

 

 

Foto-Credit: Susie Knoll

 

 

 

Textquelle: SMD / Ariola Local (Textvorlage)

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