DIE ÄRZTE, RUDI CARRELL, HILDEGARD KNEF, NENA u.a.
Nostalgie in der Musik: Die guten alten Zeiten!

Songs über Nostalgie +++ Die 90er: Boygroups, Deutsch-Rock und jede Menge Skurrilität +++ Die 80er: Die Neue Deutsche Welle +++ 70er: Schlager at it‘s best +++ 60er: Rock’n‘Roll +++

 

 

 

Musik und Gefühle – das passt zusammen. Viele Songs leben allein vom transportierten Gefühl und nicht wenige fallen durch, weil der Zuhörer nicht spüren kann, dass der Sänger den Song quasi lebt. Viele Lieder hängen aber auch unmittelbar mit dem eigenen Erleben zusammen. Wer kennt nicht noch dieses eine, ganz besondere, Lied, zu dem der erste Tanz, der erste Kuss zelebriert wurde? Das Lied, mit dem der Abschluss gekrönt wurde? Aber wie wird die Nostalgie in der Musik aufgefangen und welche Songs erklären faktisch die einzelnen Epochen?

Bild: In den 90er Jahren ist die Großraum

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Songs über Nostalgie

Unendlich viele Lieder bestehen aus purer Nostalgie. Darunter braucht man nun nicht einmal besonders hochwertiges Liedgut zu verstehen, zumal die Nostalgie stets auch vom einzelnen Hörer ausgeht. Wie schon gesagt: Fast jeder kann sich auch im hohen Alter noch an das Lied erinnern, zu dem zum allerersten Mal mit dem absoluten Schwarm getanzt wurde. Aber welche Songs stehen auch im deutschen Sprachraum für die Nostalgie?

 

  • Wann wird es endlich wieder Sommer – wie gesagt, solche Lieder brauchen nicht unbedingt die Sprachkunst auf die nächste Ebene heben. Der Text allein spricht bereits von alten Zeiten und der Hoffnung, dass diese wieder aufleben.
  • Junge – ausgerechnet die Ärzte haben etliche Nostalgie-Songs. »Junge« ist wohl ein Paradebeispiel für den Generationenkonflikt.
  • 99 Luftballons – nicht nur gewann Nena mit dem Lied den Eurovision Song Contest, der geschichtliche Hintergrund des Liedes zählt ebenfalls.
  • Für mich soll’s rote Rosen regnen – Hildegard Knef singt nicht rein über das Erwachsenwerden, sie lässt in den Zeilen auch die Gewissheit erkennen, dass das, was man sich als Kind wünscht, im Erwachsenenalter oft ganz und gar nicht wünschenswert ist.

 

 

An und für sich hat jede Nation ihre eigenen Nostalgielieder. Während in amerikanischen Countrysongs zumeist die guten alten Zeiten besungen werden, lassen auch französische oder italienische Lieder diese nicht vermissen. Dem Zuhörer fällt es, wenn nicht in der Sprache begabt, häufig nur nicht auf.

Die 90er: Boygroups, Deutsch-Rock und jede Menge Skurrilität

Bunt, schrill und mit echter Verlagerung in die Großraumdiscos: Das waren die Neunziger, die viele Menschen nicht zu Unrecht als eines der schönsten Jahrzehnte überhaupt bezeichnen. Etliche Gruppen fanden in diesem Jahrzehnt ihren großen Durchbruch, andere schafften nicht den Sprung in die Zeit, die vom Musikfernsehen und den entsprechenden Videos geprägt war. Aber was war angesagt?

  • Fanta 4 – kann man ein vollständiges Lied nur mit Abkürzungen bestreiten? Ja, und das sogar unterhaltsam. Die Fantastischen Vier trumpften in dem Jahrzehnt nicht nur mit »MfG« auf.
  • Herbert Grönemeyer – schon in den Achtzigern war er unterwegs, doch gelangen ihm in den Neunzigern die Songs, die es rundherum in die Radios schafften.
  • Die Ärzte // Die Toten Hosen – sicherlich ist es frevelhaft, beide Bands in einer Spalte aufzuführen, doch bedingen sich die Gruppen mitunter gegenseitig. Beide hielten das Jahrzehnt bestens durch und wurden zu den Größen, die sie heute sind.
  • The Kelly Family – wer in den 90ern aufwuchs, kam fast nicht an Paddy und Co. vorbei. So manches Elternteil musste die Töchter zum Konzert begleiten und ertappte sich dabei, die Lieder mitträllern zu können.
  • Boygroups – kurzum: In den 90ern kamen zu viele Boygroups auf, um sie alle einzeln zu nennen. Das Jahrzehnt war von den Backstreet Boys, Caught in the Act und Co. geprägt. Unvergessen dürfte 1996 sein, als Take That ihre Trennung bekanntgaben. So manches jugendliche Fanleben zerschellte scheinbar. Wie gut, dass Robbie auch heute noch präsent ist – und besser als je zu vor.

 

 

Ein absolutes Phänomen abseits der poppigen Konzerthallen und Discos dürfte in Partykellern, Kneipen und in den größten Stadien Deutschlands allgegenwärtig gewesen sein. Stichwort: »Das ist Wahnsinn.« Kaum jemand kam an »Wolle« Petry vorbei und konnte nicht wenigstens ein paar Lieder mitgrölen.

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Die 80er: Die Neue Deutsche Welle

 

Die Neue Deutsche Welle. Wie nostalgisch die Musikgeschichte ist, lässt sich an ihr und ihren Zweiflern bestens ablesen. So, wie heute vollmundig über die »verkommene Musikkultur« geschimpft wird, wurde auch einst die NDW betrachtet. Aber welche Lieder waren besonders angesagt?

 

  • Da Da Da – bis heute steht das Lied von Trio als Paradebeispiel für die NDW. Ein Text, der kaum Wörter enthält, dafür aber so eingängig ist, dass ihn auch heute noch fast jeder kennt.
  • Hurra, hurra, die Schule brennt – Extrabreit hat wohl mit dem Song den Wunsch jedes Schülers zu Papier und in die Radios gebracht.
  • Computerliebe (Die Module spiel’n verrückt) – Paso Doble setzte sich im Song durchaus mit den modernen Zeiten auseinander. Lustig: Im Jahr 2022 brachten die Ärzte quasi ein Sequel heraus.
  • Bruttosozialprodukt – Geier Sturzflugs heitere Kapitalismuskritik steht bis heute in den Top 100 der NDW.
  • Jeanny – Falco war in der NDW ständig vertreten. Mit dem Song sprach er ein unheimlich wichtiges Thema an.

 

Die NDW lässt sich durchaus als heimlicher Vorläufer der Party- und Ballermann-Musik bezeichnen. Es ist wenig verwunderlich, dass etliche Lieder aus der Zeit noch heute in den Bierzelten und Partyhöhlen aus den Lautsprechern grölen.

70er: Schlager at it‘s best

So manch einer ließ damals verlauten, dass die Musik verhunzt wurde. Pilzköpfe und Rocker muckten langsam auf, auch in Deutschland zeigten sich die ersten Punks und Rocker lautstark und griffen nicht länger zum Piano, sondern zur E-Gitarre. Doch auch diejenigen, die die Siebziger nicht leibhaft miterlebt haben, kennen bis heute wohl das eine oder andere Lied.

 

  • Wunder gibt es immer wieder – Katja Ebstein schaffte es 1970 mit dem Hit immerhin auf den dritten Rang beim Eurovision Song Contest. Das Lied wurde sogar auf Japanisch und in andere Sprachen übersetzt.
  • Fiesta Mexicana – Rex Gildo gelang mit dem Song ein absoluter Hit, der noch heute auf so mancher Party aus den Boxen schallt.
  • Michaela – auch das Lied war in den Siebzigern der absolute Hit.
  • Griechischer Wein – wer kennt nicht das Lied von Udo Jürgens? Angeblich entstand der gesamte Song binnen 20 Minuten. Das genügte, um acht Wochen die Charts anzuführen.
  • Ein Bett im Kornfeld – heute hätte Jürgen Drews mitunter die Diskussionen miterleben müssen, die den Machern von Layla entgegentraten. 1995 wurde der Song mit Stefan Raab neu aufgelegt.

 

60er: Rock’n‘Roll

In den Sechzigern drehte sich weltweit die Musikgeschichte weg vom förmlichen und netten »Schwiegersohngesang« hin zu Rock’n’Roll und Spaß. Kein Wunder, die Rolling Stones, Elvis Presley, The Doors, The Animals und viele andere stürmten die Radiostationen. Doch abseits der lauten Musik hielt sich durchaus das deutsche Liedgut:

 

  • Mama – Heintje stieg 1968 mit dem Song in die Charts, passend zum Muttertag. Ein Jahr lang konnte sich die Platte in den Charts halten, wurde dann von den Beatles verdrängt – nur um wieder auf die Spitzenposition zu klettern.
  • Rote Lippen soll man küssen – Cliff Richard lieferte einen Song, der heute wohl als klassische Partymusik bezeichnet werden kann.
  • Ich will nen Cowboy als Mann – Gitte machte stimmungsvoll klar, dass Frauen nicht nur in den Charts mithalten können, sondern den männlichen Kollegen auch textmäßig das Wasser reichen können.
  • Roy Black – es war das Jahrzehnt des Künstlers. Etliche Lieder von ihm waren ständig in den deutschen Charts.
  • Fußballhymne – ob Freddy Quinn tatsächlich eine Fußballhymne hatte schreiben wollen, darf bezweifelt werden. Doch kein Sportfan kennt »So ein Tag, so wunderschön wie heute« nicht.

 

 

Im englischsprachigen Raum ging es weniger klassisch, dafür aber laut und krachend zu. Es war das Jahrzehnt der Rockgiganten.

Zum Foto: Bild: Was wäre unsere Musikkultur ohne all die Evergreen-Oldies?

@ amriphoto.com – 5498712 / Adobe Stock

Fazit – Nostalgie ist, was man daraus macht

Wenngleich immer wieder gesagt wird, dass sich deutsche Lieder mit nostalgischen Themen befassen, so muss gesagt werden: Das machen auch Textschreiber in anderen Sprachen. Den meisten Hörern fällt es einfach nur nicht auf. Die nostalgische Bedeutung eines Songs hängt ohnehin oft weniger mit dem Text als mit der Situation zusammen.

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