HEINO
smago! Serie "Schlager-Rückblick "vor 40 Jahren" von Stephan Imming: Teil 29 – Heino ("Die schwarze Barbara")!

Neuzugang 16.06.1975! 

Am 13.12.1938 kam im Düsseldorfer Arbeiterviertel Oberbilk Heinz Georg Kramm zur Welt – ein Junge, der als „HEINO“ über viele Jahre einer der beliebtesten und erfolgreichsten Volkssänger des Landes werden würde. Heino stammt aus einer musikalischen Familie, so war z. B. sein Großvater Organist am Kölner Dom. Sein Vater, ein Zahnarzt, fiel im 2. Weltkrieg am 02.08.1941, so dass Mutter Franziska Heino und seine fünf Jahre ältere Schwester Hannelore, die übrigens als erste den Namen „Heino“ prägte, weil sie in der Kindheit den Namen „Heinz-Georg“ nicht aussprechen konnte, in schwerer Zeit alleine aufziehen musste.

Bereits als Kind machte Heino musikalisch auf sich aufmerksam und rührte die Familie zu Tränen, wenn er Lieder wie „Mamatschi“ zum besten gab. Als 10-jähriger war sein sehnlichster Wunsch ein Akkordeon – in der finanziell angespannten Lage der Familie Kramm war das damals ein aussichtsloser Wunsch, dennoch hatte seine Mutter Franziska ihm das Instrument schenken können, da sie es mit 5 Mark im Monat „abstotterte“. Den Wunsch, Musik studieren zu können, konnte sie ihm jedoch nicht erfüllen, weil das damals erforderliche Schulgeld nicht zusammengebracht werden konnte.

Heino besuchte die katholische Knabenschule an der Stoffeler Straße in Düsseldorf mit durchwachsenen Zensuren – selbst im Fach Musik kam er über ein „befriedigend“ nicht hinaus, was ihn besonders ärgerte, da es nur daran lag, dass er seinen Musiklehrer berichtigte, der einen falschen Ton sang  (, aber seine Führung war „sehr gut“, so bemerkte er später augenzwinkernd). Wie es bei vielen Anderen der Fall ist, bestand seine Mutter darauf, dass er „etwas Anständiges“  zu lernen habe, wozu die Musik nicht zählte. Also absolvierte Heino ab 1952 eine Ausbildung bei Bäckermeister Theodor Voss. Während dieser Zeit backte Heino aber nicht nur Brötchen, sondern machte mit seinen Kollegen Musik – das „SoKraHe“-Trio wurde gegründet, wobei „Kra“ für „Kramm“ (Heinos bürgerlicher Name) stand. Beim Oberbilker Heimatabend fand der erste Auftritt des neu gegründeten Trios statt, mit dem damals aktuellen Freddy-Song „Heimweh“ wurde beim Publikum ein guter Erfolg erzielt.

Neben seinem Beruf war Heino musikalisch stets aktiv, was im Laufe der Zeit so gut lief, dass er nach erfolgreichem Abschluss einer Lehre und ca. sechs Monaten Berufs-Zeit den Bäcker-Job schmiss, um sich voll auf die Musik zu konzentrieren. Gelegenheitsjobs wie die des Dachdeckers, Klopapier-Verkäfers oder Zeitschriften-Verkäufers hielten ihn damals neben seinen Auftritten in Musikgruppen wie den „Düsselspatzen“ und „Düsselperlen“ über Wasser.

Über viele Jahre musste der zwischenzeitlich von seiner ersten Frau Henriette Heppner geschiedene, alleinerziehende Vater (Sohn Uwe wurde 1960 geboren) quasi von der Hand in den Mund leben. In jener Zeit (1961) gründete er eine Band namens „OK Singers“, die sogar eine eigene Schallplatte aufgenommen hatte.

Privat wie beruflich sollte das Jahr 1965 einen Wendepunkt in Heinos Leben einnehmen. Das Jahr fing bereits gut an – am 07.01.1965 heiratete Heino seine Damalige Lebensgefährtin Lilo Dahmen in Düsseldorf-Eller. Die Ehe hielt bis zum Jahre 1978. Zwischendurch kam allerdings noch Tochter Petra zur Welt, deren Mutter aber nicht Lilo war, sondern Heinos Jugendliebe Karin Theilenberg, mit der er einen „erfolgreichen“ Seitensprung hatte – Tochter Petra kam 1968 zur Welt. Grausamkeit des Schicksals: Karin Theilenberg war depressiv und nahm sich 1988 das Leben. Auch die gemeinsame hübsche blonde Tochter mit Heino, ging diesen Schritt und erstickte sich 2003 im Alter von 34 Jahren mit einer Plastiktüte.

Im gleichen Jahr tingelte Heino weiter als Musikant durch die Gegend. Eines Abends spielte er mit seiner damaligen Musikgruppe „Comedian Terzett“ bei einer Modenschau im niedersächsischen Quakenbrück. Vor ihm trat der damals populäre Sänger Ralf Bendix (bürgerlich Dr. Karl-Heinz Schwab) auf. Dessen Frau  holte ihn aus seiner Garderobe, um sich den beim Publikum toll ankommenden jungen blonden Sänger einmal anzuhören. Bendix war begeistert und fragte Heino spontan, ob er Lust habe, Schallplatten aufzunehmen, was dieser begeistert bejahte.

Binnen kurzer Zeit wurde ein Termin mit Ralf Bendix vereinbart, der die Titel „Dreizehn Mann und ein Kapitän“ und „Jenseits des Tales“ vorschlug – angesichts der Beat-Welle wollte er mit volkstümlichen Melodien bewusst einen Gegenpol setzten und schickte Heino nur wenige Tage später ins Tonstudio zur Electrola nach Köln, wo die Musiker teilweise unwillig die wenig geliebten Lieder einspielten, teilweise musste  Ralf Bendix auch selber zur Gitarre greifen. – Danach hörte Heino längere Zeit nichts von der Aufnahme, geschweige denn von einer Veröffentlichung.

Erst im Urlaub in Rimini kam ihm eine Gänsehaut, als er 1966 plötzlich seine erste Single, „Jenseits des Tales“, im Radio hörte (- eigentlich war „Dreizehn Mann und ein Kapitän als A-Seite der Single erwählt worden, die Nachfrage nach „Jenseits des Tales“ war aber ungleich größer). Die Feuertaufe der ersten Schallplatten-Produktion war mehr als gelungen, was für den Produzenten Ralf Bendix die von ihm auch gewünschte Konsequenz hatte, dass er sich mehr mit Produktionstätigkeiten beschäftigen konnte und sich aus der aktiven Singerei langsam zurückziehen konnte. 

Zwei weitere Männer sollten fortan im „Heino-Team“ eine große Rolle spielen, nämlich der Komponist und Arrangeur Erich Becht, der schon mit Peter Alexander und Caterina Valente zusammenarbeitete und Textdichter Wolfgang Neukirchner, vorsitzender Richter am Verwaltungsgericht Gelsenkirchen(!) und Schulfreund von Bendix aus Essen. Der gerne auch als Chefideologe bezeichnete Textdichter verfasste u. a. Lieder wie „Es gibt kein Bier auf Hawaii“ und „Schaffe schaffe Häusle baue“. Gemeinsam sollte das Konzept, mit volkstümlichen Schlagern Erfolg zu erzielen, verwirklicht werden.

Die Nachfolgesingle, „Wenn die bunten Fahnen werden“, wurde wieder ein beachtlicher Erfolg – wieder verhalf Heino ein volkstümliches Lied im Schlagergewand zum Erfolg – dafür erhielt er seine erste Goldene Schallplatte.

Unter dem gemeinsamen(!) Psudonym „Adolf von Klebsattel“ bearbeiteten Erich Becht und Wolfgang Neukirchner 1967 für Heino das Lied „Wir lieben die Stürme“ – damit konnte erstmals Einzug in die Verkaufs-Bestenliste gehalten werden.

Mit dem Rückenwind dieses Erfolges trat Heino beim internationalen Schlagerfestival in Split (Jugoslawien) 1967 an – und holte dort mit dem Lied „Tausend Gedanken“ den ersten Platz. Gleichzeitig gab es noch Bronze für den Song „Mandolinen und Gitarren“. Der Erfolg in diesem Wettbewerb ist insofern auch bemerkenswert, als die Konkurrenz aus namhaften Interpreten wie Cliff Richard und die Lords bestand.

Langsam wurde es Zeit für die erste LP –  mit dem Titel „Kein schöner Land“ wurde der erste Longplay Heinos veröffentlicht, der ein voller Erfolg wurde – mehrere Monate lang platzierte sich die Schallplatte in den Bestenlisten. Die darauf  enthaltene Single-Auskopplung „Wir wollen zu Land ausfahren (die blaue Blume)“ hingegen hielt sich nur kurz in den Hitlisten.

Mit dem von Hugo Strasser und Kurt Hertha verfassten „Wenn es wieder schneit“ wurde das erfolgreiche Jahr 1967 dann abgeschlossen.

1968 wurden die Lieder etwas schlagerhafter, so wurde in einer Bearbeitung von Ronny Hein (bürgerlich Heinz Schumacher) mit viel Erfolg „Die Sonne von Mexiko“ produziert. Schon damals hat man das Volkslied „Einst zog ich von Amerika“ politisch korrekt entschärft.

Auf den Zug der damals populären Western-Serie „Bonanza“ aufspringend, wurde ein weiteres volkstümliches Lied schlagerhaft umgetextet – aus „Von den blauen Bergen kommen wir“ wurde „Zu der Ponderosa reiten wir“. Zum Dank für diesen Song durfte der blonde Barde die ganze Cartwright-Familie der TV-Serie Bonanza kennenlernen.

Mit dem nächsten Lied, „Treue Bergvagabunden“, war Heino erneut erfolgreich – und zwar nicht nur in den Verkaufs-Bestenlisten, sondern auch in der neuen von Dieter Thomas Heck moderierten TV-Hitparade. Gleich die dritte Ausgabe von Hecks Schlagertempel kann als historisch angesehen werden – denn in der TV-Show trat neben Heino auch Freddy Quinn auf, der Heino als unliebsame Konkurrenz ansah und verärgert war, mit dem damaligen Nachwuchssänger gemeinsam auftreten zu müssen. Zu allem Überfluss (aus Freddys Perspektive) erreichte Heino einen vierten Platz (und war insgesamt vier mal mit seinem Lied in der ZDF-Hitparade  zu Gast), während Quinn nicht einmal unter die ersten fünf des Teilnehmerfeldes kam. Darüber war der so sauer, dass er seitdem nie wieder in dieser TV-Show zu Gast war – konsequent war Freddy Quinn schon immer.

Nach dem eher volkstümlichen „Wenn die Kraniche ziehen“ landete Heino mit „Karamba, Karacho, ein Whisky“ erneut einen Riesen-Hit. Wenngleich als Autor das oben erläuterte Pseudonym „Adolf von Kleebsattel“ angegeben wird (allerdings mit dem Zusatz „nach einer alten Seemannsweise“), handelt es sich doch um ein älteres Lied, das 1962 bereits von einer Gruppe namens „Gassenhauer“ populär gemacht worden war. Mit drei Auftritten in der ZDF-Hitparade machte allerdings erst Heino daraus einen Riesen-Hit. Die Single war übrigens die erste, auf deren Cover Heino mit Brille abgebildet war.

Anschließend ging es mehrere Titel lang quasi auf Weltreise, die in Spanien begann: Die erste Single der 70er Jahre platzierte sich erneut erfolgreich sowohl in Hecks TV-Show wie auch in der Verkaufs-Bestenliste: „Hey Capello (Es lebt eine Frau in SPANIEN)“ war der Beginn der musikalischen Reise.

Neben Rex Gildo stand offensichtlich auch Heino auf Mexiko – so sang er 1970 erfolgreich „In einer Bar von MEXIKO“. Das Autoren-Gespann „von Kleebsattel“ hat sich mit diesem Song selbst übertroffen: „Es wurde ein Spielchen gepokert – der Colt war gelockert – Caramba“  – darauf muss man erst mal kommen.

Nachdem Heino die Westernfreunde ja bereits mit seinem Ponderosa-Song beglückt hatte, ging es nun an die Indianer: „Mohikana Shalali“ war Heinos erster Top-10-Erfolg in Deutschland. „Rote Feder, schwarzes Haar – blaue Augen wunderbar“ – erneut wurden nobelpreisverdächtige Reime geschaffen, die ihresgleichen suchten. Der Erfolg dieser Single war nicht verwunderlich, da inzwischen Medien-Mogul Hans R. Beierlein für Heinos PR zuständig war.

Heinos musikalische Weltreise ging weiter – nach Spanien, Mexiko und dem „Land der Indianer“ ging es weiter mit Südamerika: Im Sommer(!) 1972 beglückte Heino die Deutschen mit „Carneval in RIO“, einer Adaption des Welthits „Cielito Lindo“ („Ayayayay…“). Seine ZDF-Hitparaden-Erfolge waren mittlerweile so legendär, dass ein Foto vom Auftritt in Hecks TV-Show als Foto für das Single-Cover genommen wurde. Spannend ist, dass das Lied eigentlich ein mexikanisches Volkslied ist. Aber nach seinen eigenen Mexiko-Liedern („Sonne von Mexiko“, „In einer Bar von Mexiko“) und Rex Gildos diversen Erfolgen mit Liedern aus diesem Land wollte Heino wählten Heinos Textautoren wohl diesmal lieber einen anderen südamerikanischen Staat aus für diesen Text.

Heinos Folge-Single aus dem Herbst 1972 würde sein größter Hit überhaupt werden: „Blau blüht der Enzian“ kam nicht nur bis auf Platz 2 der Verkaufs-Bestenlisten in Deutschland, sondern wurde auch in Österreich und der Schweiz ein Hit. Kurios: Nachdem Heino sich mit sechs anderen Liedern immer mehrfach in Hecks-Hitparade platzieren konnte, blieb ausgerechnet der „Enzian“ dort hinter den Erwartungen zurück. Sieger der Oktober-Hitparade wurde damals Chris Roberts mit „Love Me“, Heino hingegen konnte sich nicht unter den ersten fünf Schlagern platzieren – trotzdem ist der Song heute noch populär und ein echter Evergreen geworden – gleich mehrfach wurden Neuaufnahmen des Liedes erneut zu Hits.

Auch Heinos größter Erfolg basiert übrigens auf einem Volkslied – Heinos Songschreibergespann „von Kleebsattel“ bearbeitete das Lied „Wenn des Sonntags früh um Viere die Sonne aufgeht (Das Schweizermadel“ im Heino-Sound. Heino hat sich bei seiner Interpretation des bearbeiteten Liedes nicht streng an die Komposition gehalten – er „phrasierte“ die vorgegebenen Tonlängen. Der Begleitchor (wie meist bei Heino-Aufnahmen der Bortho Lucas Chor) sang daher – anders als sonst bei Studio-Aufnahmen üblich – seinen Teil erst ein, nachdem Heino mit seiner Aufnahme fertig war.

Wer sich übrigens der Frage widmen will, was denn wohl nach den Geschehnissen in der dritten Hütte passiert ist mit Heino und dem Schweizer Mädel (in der ersten Hütte hat man ja zusammen gesessen, in der zweiten zusammen gegessen, in der dritten Hütte hat Heino sie geküsst – laut Heino weiß keiner, was da geschehen ist) – dem sei gesagt: Wolfgang Trepper hat im Rahmen seines Programms „Nutten, Koks und frische Erdbeeren“ schonungslos aufgedeckt, was da passiert ist: „gef…. hat er sie“… – Der Name dieses kabarettistisch angehauchten Programms fußt lt. Trepper übrigens darauf, dass Heino angeblich genau diese Konstellation (Nutten, Koks und frische Erdbeeren)  in seinen Verträgen als Bestandteile stehen habe.

Kabarettisten und Filmkritiker müssen offensichtlich nicht immer einer Meinung sein. Denn zum gleichnamigen Heino-Film schrieb die österreichische Tageszeitung Kurier, dass Regisseur Franz Antel versuche, sein Publikum „sexlos“ zu unterhalten. Das Lexikon des internationalen Films bezeichnete den Film als „anspruchslos gefertigten Blödel- und Schlagerfilm“.  Ob Filmkritiker auch überrascht waren, dass der Film im österreichischen Kitzbühel spielte, während im Schlager doch die Rede von einem „schweizer(!) Madel“ war, ist nicht überliefert.

Jener Oktober 1972, in dem Heino sich nicht in Hecks Hitparade platzieren konnte, brachte aber nicht nur Pech: Am 06.10.1972 erschien die Frauenzeitschrift Jasmin mit einer gewissen Hannelore von Auersperg auf dem Titelbild – den zugehörigen Artikel schrieb niemand anders als der heutige Bild-Kolumnist Franz Josef Wagner. Kurze Zeit später lernte er Hannelore bei der „Miss Austria-Wahl“ persönlich kennen, was bekanntermaßen  ja später in einer bis heute andauernden Ehe endete.

Den Schlager-Jahrgang 1973 eröffnete Heino gleich wieder mit einem Top-20-Hit, dessen Text erneut aufhorchen ließ: „Die Senoritas – die tragen nie was – in Tampico“. Diese Erkenntnis ist umso bemerkenswerter, als Tampico eine mexikanische Hafenstadt ist – neben Rex Gildo zog es also offensichtlich auch Heino immer wieder in dieses Land – lag es daran, dass er lt. Aussage des Textes „verraten, zerlumpt und zerschunden“ war? Man weiß es nicht. Erstaunlicherweise wurde auch dieses Lied in Hecks Hitparade nicht in das Siegerfeld gewählt.

Die nächste Single, „Edelweiß“, wurde nicht in Berlin als Neuvorstellung in der Hitparade präsentiert, war aber nicht minder erfolgreich – der Untertitel „Soll ich den mein junges Leben…“ kam beim Publikum so gut an, dass erneut ein Top-5-Hit gelang. Heino prangert in diesem Song schonungslos Libido-gesteuerte Frauen wie „Edeltraud“ an, die sein „junges Leben“ mit ihren „rosaroten Lippen“ verderben wollen – Zitat: „Edel – Edel – Edelweiß auf hohem Berge steh’n. – Doch im Tal die Edeltraut ist tausendmal so schön. – Edel – Edel –Edeltraut – zu schön um treu zu sein. – Ihr Herz hat für so viele Platz! Ich bin nicht nur ihr einz'ger Schatz!“. Heino spricht das aus, was schon Connie Francis verklausuliert sang: „Die Liebe kommt und geht von einem zum ander’n“.

Der letzte Schlager des Jahres 1973 kam volkstümlich daher – die Hymne an den Berg „La Montanara (Das Lied der Berge)“, nach dem sogar ein Chor benannt wurde, machte Heino erneut zum Erfolg – der Titel kam sogar in die Top-3 der Verkaufsbestenliste – nach kleiner Durststrecke hieß es auch mal wieder „drei mal dabei – bitte nicht wiederwählen!“ in Hecks Hitparade.

Sehr erfolgreich liefen damals auch Heinos Langspielplatten. Der Erfolg führte auch Neider und Trittbrettfahrer auf den Plan. Beispielsweise war auf der LP „Seine großen Erfolge 3“ u. a. der „Schneewalzer“ enthalten mit einem eigenen Text. In einem langjährigen Rechtsstreit wollte die Global Musikverlags GmbH den Vertrieb des Liedes untersagen. Der Prozess ging bis zum Bundesgerichtshof, der letztlich die Klage mit Urteil vom 20.12.1977 abwies – der Prozess durchlief zwischenzeitlich mehrere Instanzen.

Mit einer weiteren Adaption eines volkstümlichen Lieds ging Heinos Erfolg auch im Sommer 1974 weiter – diesmal zog es ihn nach Polen zu seinem „Polenmädchen“.

Ein weiteres Mädchen, das es Heino angetan hatte, hatte folgenden Namen: „…und sie hieß Lulalei“. Diesmal wurde dem Barden der Song auf den Leib geschrieben – so konnte er sich auch über Lulaleis Qualitäten auslassen: „Sie war so süß und sie hieß Lulalei – und tanzte den Hula-Wackedu-Wackedei“. Ob das im damaligen Fußball-WM-Jahr ein Modetanz war, ist mir nicht bekannt. Vielleicht ist es auch nur eine Anspielung auf die damals populären Wackel-Dackel, deren Kopfnicken vielleicht als „Wackedu-Wackedei“-Tanz bezeichnet werden könnte. Zumindest war Heino 1974 so populär, dass ihm die begehrte „Goldene Europa“ der Europawelle Saar ausgehändigt wurde.

Dem Publikum der Hitparade gefiel der Schlager jedenfalls genau so wie der nächste Hit Heinos, der wieder ein großer Top-10-Erfolg werden sollte: „Die schwarze Barbara“ wurde zu einem von Heinos größten Hits, der vor genau vierzig Jahren die Charts stürmte und wie einige von Heinos Titeln einen sehr interessanten musikalischen Ablauf hat und alles andere als eines der typischen Drei-Akkorde-Schlager bzw. –Popsongs ist.

Textlich knüpfte Heino mit der „schwarzen Barbara“, die ja himmelblaue Augen und einen purpurroten Mund hat, etwas an den Enzian-Song an. Ist es beim Enzian noch eine Hütte, so geht es hier um eine Kammer – der dort vollzogene Vorgang kann erneut nur erahnt werden: „…und ich steige die Stiegen empor – lässt Du mich ein ins Kämmerlein – dann schließen wir die Türe leise zu…"

Trotz (oder gerade wegen) dieser „bemerkenswerten“ Texte war Heino 1975 auf dem Höhepunkt seines Erfolges angekommen. Laut einer Umfrage des Wickert-Meinungsforschungsinstituts hatte er einen Bekanntheitsgrad von 97 Prozent in Deutschland.

Nachdem „Hütte“ und „Kammer“ als Orte für vermeintliche Frivolitäten (?) durch waren, hatte Heino Ende 1975 eine neue Lokalität auf Lager: „Komm in meinen Wigwam“ bat Heino erfolgreich die Indianerin Siouixcity-Sou und blickt noch mal auf die legendäre Hütte zurück:  „Fremde Länder – fremde Meere – alles hab' ich schon gesehn. Doch in ihrer kleinen Hütte (sic) war die Welt nochmal so schön!“

1976 war es wohl mal wieder Zeit für die Bearbeitung eines volkstümlichen Klassikers – Heino ließ „Die lustigen Holzhacker Bub’n“ hochleben und platzierte sich erneut in den Charts damit – allerdings war das dann für fünf Jahre der letzte Hit, der auch in die Verkaufshitparade gelangte. Legendär ist sicher Heinos Auftritt in Ilja Richters „Disco“ – die Zeiten, in denen ein volkstümlicher Schlager in einer Charts-orientierten Pop-Sendung vorgetragen wird, sind lange vorbei – eigentlich schade…

Im Jahr 1977 produzierte Heino eine Langspielplatte namens „Uns geht die Sonne nicht unter“, auf der die elf damaligen Bundesländer mit ihren jeweiligen Hymnen vertreten waren (z. B. „Glück auf der Steiger kommt“ für NRW). Den Schlusspunkt der LP sollte das Deutschlandlied, die deutsche Nationalhymne, bilden.

Hintergrund war, dass drei Kindern des damaligen Bundestagsabgeordneten Wilfried Böhm bei der Übertragung eines Länderspiels auffiel, dass die deutschen Fußballer ihre Hymne im Gegensatz zu denen anderer Nationen nicht mitsangen. Um den Fußballern die Nationalhymne näher zu bringen, wollt man ihnen davon eine Schallplatte zukommen lassen – dabei stellte man fest, dass es davon gar keinen Tonträger gab. Folglich wurde u. a. Heino darum gebeten, das Lied aufzunehmen.

Da die offizielle Nationalhymne damals aus drei Strophen bestand, sang Heino ohne Hintergedanken die offiziell bestehenden drei Strophen ein. Der damalige Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Hans Filbinger, verteilte gemeinsam mit Heino 30 Single-Schallplatten mit der Nationalhymne im Rahmen eines Festaktes an damalige Viertklässler. Die ZDF-Sendung „Kennzeichen D“ zeigte davon Bilder und spielte im Hintergrund die von Heino gesungene erste Strophe der Nationalhymne. Weitere 970 Schallplatten, die auch an Schüler verteilt werden sollten,  waren gestiftet worden. Heino bat um deren Rückgabe, weil die Sache inzwischen aufgebauscht worden war, Heino sogar in eine „rechte Ecke“ gedrängt wurde. Die Platten waren aber zwischenzeitlich in dunklen Kanälen verschwunden und wurden offensichtlich rege schwarz gehandelt.

Harmloser war da Heinos „offizielle“ neue 1977er Single, „Schönes Mädchen“, ein Werk, das diesmal nicht von seinen Stamm-Autoren, sondern von Christian Bruhn geschrieben wurde – erstaunlich, dass gerade dieser Song den Beginn einer Flaute in Sachen „Verkaufshitparade“ markierte. Spannenderweise erschien das märchenhafte Lied, in dem es darum geht, dass ein Musiker eine Prinzessin begehrt („Bin kein Prinz, nur ein Musikant.. darum gib mir Deine Hand“) genau in der Phase, als Heino nähere Kontakte zu Prinzessin Hannelore von Auersperg knüpfte.

Vielleicht, um von Hannelore abzulenken, besang Heino im Herbst des Jahres die „Roswitha“ – Untertitel: „Eines Abends in der Dämmerstunde“. Mit dem Lied war Heino u. a. in der 100. ZDF-Hitparade vertreten – und auch dort gab es dann eine mehrjährige „Pause“, weil ab 1978 in der TV-Show nur noch die in der Verkaufs-Hitparade vertretenen Liedern vorkamen und Heino wie gesagt in jenen Jahren dort nicht sonderlich erfolgreich war.

Über mangelnde TV-Präsenz konnte Heino in der Zeit allerdings nicht klagen – im Gegenteil: Er erhielt eine eigene TV-Reihe namens „Sing mit Heino“, die von 1977 bis 1979 erfolgreich im ZDF lief und zu der auch Tonträger veröffentlicht wurden. Insbesondere auf MC verkaufte sich die Reihe gut – die Plattenfirma warb mit einem bemerkenswerten Statement – Zitat: "Lieder im Heino-Stil sind von deutschen Verkehrswissenschaftlern als Musik zur Autofahrt besonders empfohlen" – soo soo.

Die damals beliebte Methode, LPs mit TV-Werbung zu promoten, wurde auch bei Heino angewandt – mit Erfolg: Für die von K-Tel aufgelegte Platte „Hurra, wir fahren ins Grüne“ gab es im September 1979 eine Goldene Schallplatte.

Während die LPs wie diese in jener Zeit gut liefen, kamen die Single beim Publikum nur mäßig an: „In Honululu“ und „Beim alten Bill in Oklahoma“  (deutsche Version des Baccara-Hits „The Devil Sent You To Lorado“) blieben weithin unbeachtet.

Danach beschäftigte sich Heino wieder mit den Frauen bzw. mit Frauen-Namen: „Mary Rose“ (nein, die großartige deutsche Chanson-Sängerin Mary Roos war hier nicht gemeint), „Marie Linda“ (bemerkenswert: ein von Ralph Siegel komponierter Song für Heino) und, „Molly Malone“ (Bemerkenswert die B-Seite: Bier, Bier, Bier – das ist mal ein Thema!) sowie im Vorfeld „Veronika“ brachten Heino zumindest Umsatz-mäßig wenig Glück.

Besser lief es 1980 mit der LP „Lieder der Berge“, aus der die Single „La Pastorella“ ausgekoppelt wurde. Für Heinos erste TV-beworbene LP (Werbe-Etat 1,2 Mio. DM) wurde in Bad Münstereifel sogar eine Platin-LP fällig. Für seinen Erfolg mit volkstümlicher Musik erhielt er in jenem Jahr auch die Hermann-Löns-Medaille in Gold.

Im Frühjahr 1981 war die Single-Flaute zu Ende. Man entschied sich für einen Song von Gerd Grabowski (G. G. Anderson) und dessen Team – und dieser Frauen-Name brachte Glück: „Ja ja die Katja, die hat ja“ wurde sowohl in Hecks Hitparade als auch im Verkauf wieder ein echter Erfolg. "Sie hat ja nur eines im Sinn – sie schaut Dich nur an, und Du bist hin“ – erneut eine Perle deutschen Schlagerschaffens.

Heinos Stammautoren schrieben ihm dann das volkstümliche „So ’n kleiner Garten vor der Stadt“ auf den Leib – auch der Song war kommerziell erfolgreich – diesmal ging es um die Zufriedenheit auch über kleine Dinge: „wer heutzutage so was hat, der kann zufrieden sein“.

Die kommenden Songs gingen im Sog der Neuen deutschen Welle eher unter, wenngleich auch da Perlen dabei waren, als da wären: „Hast Du Money“ (bemerkenswert die B-Seite: „El Zecho und Don Promillo“ – ein Lied, über das sich jeder Suchtbeauftragte auch heute noch sicher „freut“), „Liebling, Du tust mir so gut“ und „Traumschiff nach Hawaii“ (Auskopplung aus der Erfolgs-LP „Lieder der Meere“).

1983 durfte Heino das Lied der ARD-Fernsehlotterie singen. Die Lied-Auswahl fiel dabei schwer. Unter Pseudonym schlug Heinos Frau Hannelore ein von ihr getextetes und von Heinos Sohn Uwe komponiertes Lied vor, das den Zuschlag bekam – und sogar noch ein Lied des damals sehr populären Ralph Siegel „ausgestochen hat“. Unter dem Pseudonym „Hansi Pöstlingsberg“ (Hannelore) bzw. „Mark Ischendorf“ (Uwe) wurde der von Heino gesungene Song „Sonnenschein – Glücklichsein“ für die beliebte TV-Lotterie ausgewählt. In jenem Jahr erzielte die Lotterie ihr bestes Ergebnis überhaupt – 65 Millionen DM wurden umgesetzt.

Überhaupt gewann Hannelore mit zunehmender Zeit auch musikalisch Einfluss. Parallel zur erfolgreichen LP „Lieder der Meere“ ging Heino gemeinsam mit Lolita auf Tournee. Gegen Ende der Tour erkrankte Lolita, man entschied sich, Hannelore als Ersatzmoderatorin und –sängerin einzubeziehen, was beim Publikum gut ankam.

Im Rahmen der vom damaligen Bundespräsidenten und leidenschaftlichen Wanderer Karl Carstens unterstützten vom ZDF initiierten Aktion „Wanderfink“ veröffentlichte Heino 1984 erstmals auch auf Tonträger einen Song mit Hannelore, nämlich „Halt Dich fit, wander mit“. Während die kurz darauf erschienene gemeinsame LP „Die Liebe ist das Gold des Lebens“ (Single-Auskopplung: „Ich will Dich nie mehr weinen sehen“) die für viele Jahre letzte LP in den Charts war, wurde die Single von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen.

Ende 1985 lief der Plattenvertrag mit EMI Electrola nach 20 Jahren aus – geplant war eine Vertragsverlängerung um weitere 5 Jahre, um gemeinsam „Silberhochzeit“ zu feiern – dieses Vorhaben scheiterte daran, dass Produzent Ralf Bendix den vorbereiteten Vertrag nicht rechtzeitig unterschrieb. Da Heino darüber hinaus feststellte, dass sein Produzent mit ihm Geld verdiente, von dem er nichts wusste und nachher sogar ein Prozess über vermeintlich unterschlagene Gelder angestrengt wurde, den Heino aber gewann, war das Tischtuch zwischen Heino und seinem langjährigen Mentor und Produzenten zerschnitten. So markierte die wenig beachtete letzte EMI-Single „Schade Christin“ das Ende einer 20-jährigen Ära.

So wechselte er 1986 zur Teldec und engagierte für einige Jahre Hans R. Beierlein als Partner und Berater. Auf „Die Stimme der Heimat“, produziert letztmals von seinem langjährigen Arrangeur Erich Becht, wurden in Neuaufnahmen alte Erfolge wiederveröffentlicht – neben einer neuen Single namens „San Bernadino“.

In jenem Jahr schlug Beierlein Heino vor, am von ihm erfundenen damals neuen Wettbewerb „Grand Prix der Volksmusik“ teilzunehmen. Der trat mit dem Lied „Lieder der Berge“ an und landete auf einem ernüchternden 12. Platz von 15 Teilnehmern, befand sich aber in illustrer Runde: Letzte wurden Maria und Margot Hellwig, Platz 11 erreichten Marianne und Michael. Heino witterte Betrug, da schon bei der Generalprobe die Preisübergabe mit der späteren Siegerin Nella Martinetti geprobt wurde. Fortan distanzierte er sich von dieser Form der volkstümlichen Musik, die in Richtung „volkstümlicher Schlager“ ging.

Im nächsten Jahr brachte Heino die von seinem Freund Peter Orloff produzierte LP „Casablanca – Träume, die niemals vergehen“ auf den Markt. Neben dem Titelsong wurde 1988 auch das sehr witzige Lied „Der Schornsteinfegermeister und die schöne Bäckersfrau“ als Single veröffentlicht.

In dieser Zeit erreichte Heino der Anruf eines Produzenten namens Ulli Jonas, der ihm verklickerte, dass er als Mitglied eines Kölner Produzenten-Teams, dem auch Andreas Martin und Helmuth Rüßmann angehörten, eine neue Rap-Version von Heinos Super-Hit „Blau blüht der Enzian“ kreiert habe. Zehn Jahre zuvor gab es schon eine gemeinsame Produktion („Beim alten Bill in Oklahoma“). Heino sagte zu, sich das mal anzuhören und war begeistert. Gegen den Rat Hans R. Beierleins wurde der „Enzian Rap“ produziert, und Heino fand sich nach langen Jahren mal wieder in der Verkaufs-Hitparade wieder, so dass er sogar für die ARD-Hitparade „Formel Eins“ sich qualifizierte und seinen Song dort vortrugen konnte. Später musste sich Beierlein bei Heino für seine Fehleinschätzung entschuldigen.

Die im ähnlichen Stil produzierte Nachfolgesingle „Haselnuss“ konnte an diesen Erfolg allerdings nicht mehr anknüpfen.

Anfang der 90er Jahre beendete Heino wieder die Zusammenarbeit mit Hans R. Beierlein. Der mit ihm bestehende Vertrag wurde „in Güte aufgelöst“, d. h., aus den gemeinsamen Produktionen erhielt Beierlein künftig 75 statt 50 Prozent der Einnahmen – Heino war es das Wert, um aus dem Vertrag herauszukommen. Randnotiz: Wenn man dieses Geschäftsgebaren im Hinterkopf hat, kann man sich seinen Teil denken, warum insbesondere die Vogue-Aufnahmen Udo Jürgens‘, die ja ausnahmslos in Zusammenarbeit mit Hans R. Beierlein entstanden, bis heute (von wenigen Ausnahmen abgesehen) nie auf CD erschienen sind – es ist anzunehmen, dass Beierlein einen ähnlichen Deal auch mit Udo Jürgens abschloss – und Udo verhindern wollte, dass sein in Ungnade gefallener ehemaliger Manager an ihm zu viel verdiente. Das ist zwar eine reine Hypothese, angesichts des Beispiels „Heino“ wäre es eine Erklärung für die ansonsten völlig irrationale Veröffentlichungspolitik Udo Jürgens‘ bis zum heutigen Tag.

Kurz nach der Wiedervereinigung Deutschlands ging Heino als einer der ersten westdeutschen Musiker auf Tour durch die „neuen Bundesländer“ – mit fulminantem Erfolg: alle zwölf Konzerte (u. a. Leipzig, Suhl und Erfurt) waren ausverkauft. Als einen Höhepunkt seiner Karriere bezeichnet Heino insbesondere das Konzert, das er im Sommer 1990 gegeben hatte und das ihn emotional sehr berührt hatte.

In dieser Zeit war die Hochkonjunktur der volkstümlichen TV-Shows, die auch die damals jungen Privatsender für sich entdeckt hatten. Auch Heino bekam seine eigene Sendung – 1991 startete die SAT 1- Sendereihe „Hallo Heino“ und später „Heino. Die Show.“.

Der Tonträger-Umsatz Heinos war in diesen Jahren sehr schleppend, Lieder wie „Freiheit und Gerechtigkeit“ und „Freiheit ist…“ kamen trotz Zeitgeist-Anpassung (oder wegen Zeitgeist-Anbiederung) nicht beim Publikum an. Besser lief das, was Heino zu Beginn seiner Karriere gelernt hatte – der gelernte Bäcker und Konditor eröffnete am 21. Juni 1996 sein Rathauscafé in Bad Münstereifel.

Mitte der 90er wechselte Heino erneut die Plattenfirma – weg von Teldec, das sich inzwischen in „EastWest“ umbenannt hatte – hin zur renommierten Schlager-Firma Ariola, bei der u. a. auch Udo Jürgens, Peter Alexander und Mireille Mathieu unter Vertrag waren. Wie die Teldec, brachte auch die Ariola zunächst ein Album mit neu aufgenommenen Erfolgstiteln heraus – diesmal allerdings mit dem Schwerpunkt auf Medleys unter dem CD-Titel „Die Hitstory“, auf dem aber auch zwei neue Titel als Single ausgekoppelt wurden: „Wie ein Felsen im Ozean“ und „Danke ist mehr als ein Wort“.

1996 nahm der Kult-Aspekt bei Heino wieder Fahrt auf – er machte Werbung  für die Fastfood-Kette McDonald’s. Im TV-Spot kommt ein Jugendlicher und sagt zum blonden Barden: „Mensch Heino! Das ist ja ein dickes Ding!“ – Heino zeigt auf seinen Burger und erwidert: „Nein- DAS ist ein dickes Ding“. – Nur folgerichtig, dass in dieser Zeit eine Single namens „Dicke Dinger“ erschien, die dem ganzen dann auch noch eine sexuelle Komponente gab.

In diesem Jahr erschien auch das erste „reguläre“ Studio-Album bei der Ariola: „Einer von uns“. Auf dieser CD mit ausschließlich neuen Schlagern (Auskopplung: „Adler, flieg hinaus“) steuerte Heino viele der Lieder als Komponist bzw. Texter unter dem Pseudonym „Gio Bilk“ selber bei.

Nachdem es 1977 noch mächtig Ärger gab, dass Heino die Nationalhymne sang, war viele Jahre später die Lage entspannter: Beim Abschiedskampf des Boxers Henry Maske sang er die deutsche Hymne fehlerfrei – Sarah Connors „brüh im Lichte“-Version sagte ihm wohl nicht so zu… – Zu diesen Anlass erschien dann auch diesmal eine Maxi-CD  „Die deutsche Nationalhymne“. Einige Jahre später (1999) erschien dazu noch eine Langspielplatte, auf der galt: „Heino singt die schönsten Jahrhundertmärsche und Hymnen“.

Anlässlich zu Heinos 60. Geburtstag widmete ihm die ARD (MDR) eine von Kim Fisher moderierte Show mit dem originellen Titel „Der Goldene Heino“, wonach auch eine CD mit neuen Liedern (u. a. „Die besten Jahre“ und „Ich danke Dir für all die schönen Jahre“) herausgebracht wurde.

Zum Jahrtausendwechsel sprang Heino auf den Zug des Schlager-Kults auf und veröffentlichte drei CDs unter dem „Kult“-Motto – gleich das erste Lied dieser CD-Trilogie war besonders kultig, den Heino besang „Meine Brille“. In dem Zusammenhang musste natürlich erneut der unverwüstliche Enzian herhalten – diesmal gab es ein Duett mit Schlagersängerin Antonia aus Tirol – mal wieder mit „Blau blüht der Enzian“.

Auf dem Höhepunkt der vom damaligen Kanzler Gerhard Schröder umgesetzten Steuererhöhungen (kurz zuvor war der „Steuersong“ ein Nummer-1-Hit) recycelte Heino 2004 einen Michael-Jary-Song: „Das letzte Hemd (Deutschland ist pleite)“ konnte er aber nicht erneut zum Hit machen. Vielleicht kann man ja in diesem Jahr eine spezielle Griechenland-Version herausbringen…

2005 ging Heino auf große "Abschieds-Tournee" mit dem Golden Gate Quartet – die Tour wurde ein Erfolg. Übrigens – in diesem Jahr ist Heino wieder auf Tour unter dem Motto "50 Jahre Heino" – man hätte es sicher auch unter das Motto "10 Jahre Abschieds-Tournee"  laufen lassen können…

Als im Jahr 2006 die Fußball-WM in Deutschland stattfand, brachte Heino sich ins Spiel, bei der Eröffnungsfeier die deutsche Nationalhymne zu singen – der Wunsch blieb ihm verwehrt. Allerdings nahm er Kontakt zum Erfolgsproduzenten Jack White auf, der mit ihm die CD „Deutschland, meine Heimat“ aufnahm. Die in Kooperation mit der Bild-Zeitung entstandenen Scheibe (Hit: „Wir tanzen Polka, denn wir lieben Germany“) verschaffte Heino erstmals seit über 20 Jahren wieder Charts-Präsenz, die Longplay-CD platzierte sich in den Verkaufshitparaden. Mit dem ausgekoppelten Single-Titel hat Jack White übrigens seinen Lieblings-Trick angewandt – der Song wurde ursprünglich nämlich bereits 2002 von ihm für Hansi Hinterseer unter dem Titel „Ich lieb Dich über alles“ herausgebracht.

Für das Jahr 2007 war eine große Tournee zu Gunsten des Vereins „Herzenswünsche e. V.“ geplant, die Heino durch 40 Städte führen sollte. Zunächst kooperierte Heino dabei mit dem Discounter „LIDL“, der den Ticketvorverkauf übernahm und die Tickets unter dem Motto: „Volksmusik muss bezahlbar sein!“ für 25 € verkaufte. 1 € jedes Tickets sollte dabei an dem Verein „Herzenswünsche e. V.“ zugute kommen. Im Laufe des Jahres 2007 wurden zusätzlich Al Martino und Angelika Milster bzw. Ireen Sheer (beide Sängerinnen sollten in ausgewählten Städten auftreten) engagiert und die Tickets auf gängigem Wege zu etwas höherem Preis verkauft.

Die Tour musste krankheitsbedingt abgesagt werden, weil Heino kurz vor Beginn der Tour in seinem Haus in Bad Münstereifel zusammengebrochen war  – darauf folgte ein unangenehmer Rechtsstreit mit der zuständigen Versicherung, die die entstandenen Ausfälle nicht begleichen wollte und damit auch letztlich Recht bekam (- eine Berufung beim OLG Köln wurde zurückgewiesen -), weil Heino an Krankheiten gelitten habe, die er bei Versicherungsabschluss nicht angegeben habe. Der Argumentation von Heinos Veranstalter „Kult Musik“, seine Ärztin habe nicht wahrheitsgemäß ausgesagt, wurde nicht gefolgt. Geschäftsführer von „Kult Musik“ war übrigens Jan Mewes, der seit 2004 Heinos Manager ist und Heino mit viel Geschick und gutem Marketing zu großen Erfolgen verhalf. Mewes hatte bereits in den 90er Jahren Heinos Konzerte regional in Norddeutschland mit veranstaltet.

Gemeinsam mit seinem langjährigen Arrangeur Erich Becht erfüllte sich Heino einen Wunsch, indem er ein Album mit klassischen musikalischen Themen herausbrachte unter dem Motto "Es ist nie zu spät".

Zum 30-jährigen Hochzeitstag wünschte sich Hannelore von ihrem Heino ein Kirchenkonzert, da die beiden nicht kirchlich heiraten konnten (die beiden Katholiken warben beide bereits verheiratet). Dabei entstand die Idee, daraus eine ganze Kirchen-Tournee zu machen, mehrere Jahre lang trat Heino in Gotteshäusern auf . Ebenfalls erschienen bei Ariola zwischen 2009 und 2011 drei CDs unter dem Motto „Die Himmel rühmen“.

2012 musste Heino nach 16 Jahren sein beliebtes Rathauscafé schließen – es wurde abgerissen.  Es fiel dem Outletcenter in Bad Münstereifel zum Opfer. Allerdings eröffnete er kurze Zeit später „Heinos Café“ im Historischen Kurhaus von Bad Münstereifel, in dem er seit 2009 mit Hannelore wohnt. Allerdings läuft das Café nicht unter der Regie des Ehepaares, Heino ist dafür lediglich Pate.

In dieser Zeit wurde ein genialer Coup vorbereitet: Viele Jahre lang haben sich Heinos Kollegen, Comedians, Kabarretisten etc. über Heino lustig gemacht, ihn regelrecht „verarscht“. Meist nahm Heino das gelassen hin – lediglich mit Norbert Hähnel, einem Berliner Sänger, der im Vorprogramm der Toten Hosen und auch anderweitig als „wahrer Heino“ auftrat, strengte er 1985 einen Gerichtsprozess an, den er gewann – Heino sah nicht ein, dass dieser Sänger mit dem Namen Heino seine Fans anlockte und mit schlechtem Gesang enttäuschte.

Nun drehte Heino den Spieß einmal um, indem er Lieder aktueller Rock-Interpreten wie die Ärzte, Herbert Grönemeyer, Peter Fox und anderer im „Heino-Sound“ sang und die Sammlung dieser Lieder auch noch ironisch „Mit freundlichen Grüßen“ überschrieb. Der Erfolg war bombastisch – erstmals überhaupt in seiner gesamten Karriere gelang ihm mit diesem Album ein Nummer-1-Erfolg in Deutschland. Erstmals seit über 23 Jahren fand er sich in den Single-Charts wieder – gleich drei der Titel der CD schafften es in die Bestenlisten: „Junge“ (Original von den Ärzten), „Sonne“ (Original von Rammstein) und „Haus am See“ (Original von Peter Fox).

Nachdem einige der persiflierten Gruppen sich beleidigt bzw. gar „angepisst“ zeigten (ihrerseits Heino zu persiflieren sah man wohl als legal an, umgekehrt wollte man sich aber das „Spieß herumdrehen“ verbitten), taten sich ungeahnte Möglichkeiten auf. So durfte Heino sogar am „Wacken“-Festival teilnehmen – gemeinsam mit der Band Rammstein.

Kurioserweise verfolgte Heino dennoch weiterhin seine volkstümliche bzw. „seriöse“ Karriere, so ging er im Frühjahr 2013 mit Florian Silbereisen auf Tour und setzte seine „Die Himmel rühmen“-Kirchenkonzerte unbeirrt fort. Ganz nebenbei wurde er noch von RTL als Juror bei „Deutschland sucht den Superstar“ engagiert – für den Gewinner dieser Veranstaltung darf man aber Heino nicht verantwortlich machen, da täte man Heino Unrecht.

Nach dem großen Erfolg  mit der Adaption von Rock-Musik setzte Heino 2014 noch mal einen drauf, indem er seine eigenen Hits in Heavy-Metal-Versionen neu auflegte. Abermals musste der unverwüstliche Enzian dran glauben – auch das Motto „Schwarz blüht der Enzian“ wurde ein Erfolg, unter diesem Motto (Untertitel: 50 Jahre Heino) geht der unverwüstliche Barde im Herbst auf Club-Tournee.

Angesichts der enormen Bandbreite von Heinos Schaffen darf man gespannt sein, was Deutschlands Volkssänger Nummer eins sich noch so an Überraschungen für sein treues Publikum einfallen lässt. Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen ist es ihm gelungen, sich immer wieder neu zu erfinden und sich dennoch treu zu bleiben – vielleicht wird er auch deshalb bisweilen als „VW der deutschen Schlagerbranche“ bezeichnet.

 

VORSCHAU: In Folge 30 dieser Serie geht es um den inzwischen verstorbenen Schlagersänger Freddy Breck.

Stephan Imming, 05.07.2015
http://www.starwatch.de
http://www.heino.de

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