FLORIAN SILBEREISEN
TV-Kritik "contra": "150 Jahre Schlager – Das große Fest zum Jubiläum"!

Als Freund DEUTSCHER Schlager ist unser Kolumnist Stephan Imming enttäuscht von Florian Silbereisens letzter Show …: 

Am 10. Oktober war es mal wieder so weit- eine der wenigen großen Shows, in denen noch Schlager gespielt werden, beschäftigte sich eben mit diesem Genre und wollte eben den "Schlager" hochleben lassen.

Während der Sendung bekannte sich FLORIAN SILBEREISEN einmal mehr auch zur Volksmusik – warum um alles in der Welt muss er seine Show, die fast NICHTS mit deutschem Schlager zu tun hatte, dann so nennen: "150 Jahre Schlager"? Bedurfte es eines neuen Alibis, die immer wieder gleichen Gäste in die Show einzuladen? Was hat ein David Garrett mit "Schlager" zu tun? Warum muss ein DJ Ötzi "Fang das Licht" singen? Warum muss da einer in der Show präsent sein, nur weil er Jennifer Lopez kennt? Was hat ein Whitney Houston-Double in einer Schlager-Show zu suchen?

Dass in solchen Sendungen Live-Gesang schon lange auf der Strecke bleibt – geschenkt. Es ist ja in der Tat so, dass der Mut, es trotzdem "live" zu probieren, leider abgestraft wird – siehe "Stadlshow" und die Show von Kim Fisher im MDR. Offensichtlich ist es für viele uninteressant, ob die Leute wirklich singen können – na ja, DJ Ötzi wird's gefreut haben – aber ein Howard Carpendale kann durchaus live singen.

Aber wenn man doch Schlager ankündigt – kann man dann nicht auch zumindest mal den einen oder anderen wichtigen Schlagersänger der "goldenen Zeit", also aus den 60er und 70er Jahren einladen? Okay, Howard Carpendale durfte für seine kommende Tour Werbung machen und sang ja auch den schönen "deutschen Schlager" "You Win Again" – unfassbar..  – ebenso Mireille Mathieu und Vicky Leandros, die Udo Jürgens' "Noch drei Minuten" interpretierte. Ach nee – das war ja nur so etwas wie ein Plagiat – schade, auch von ihr gab es nur ganz am Schluss für ein paar Sekunden "Theo, wir fahr'n nach Lodz".

Nach meinem Eindruck gewinnt das Image einer Show bzw. ihres Moderators immer mehr an Bedeutung, die eigentliche Sendung wird bei den Nachbetrachtungen kaum ins Visier genommen, wie mir spätestens seit der Stadlshow klar wurde. Die bösen TV-Gewaltigen haben den armen Andy Borg abgesägt – also war von vorneherein(!) klar, dass die Sendung "scheiße" werden musste ('tschuldigung). Ebenso Wetten, dass… mit Markus Lanz – nachdem Kerkeling und Co. absagten, musste das ja eine Katastrophe werden – also Verriss quasi schon im Vorfeld.

Umgekehrt haben sich Carmen Nebel und Florian Silbereisen einen Namen gemacht und können nach meinem Eindruck machen, was sie wollen. So lange DJ Ötzi, Ella Endlich, die Höhner  und Linda Hesse und neuerdings Wolkenfrei mindestens in jeder dritten Show zugegen sind, ist alles gut – Nachwuchsförderung interessiert da niemanden auch nur im Ansatz. Und wenn großspurig eine Show angekündigt wird "150 Jahre Schlager" und bestenfalls in den letzten 5 Minuten der Sendung echte Klassiker zu hören sind, wird das als "normal" hingenommen. Ich gehe davon aus, dass Quote und Kritik hier positiv ausfallen werden. Das ist gar nicht mal schlimm, weil es ja bald ohnehin nur noch zwei TV-Shows geben wird, in denen Schlager gespielt werden – die Stadlshow hat nach meinem Eindruck eh keine Chance mehr. Folglich wäre es ja schon heftig, wenn auch Florians "Feste"-Show ins Wanken geraten würde.

Für Unterhaltungsmomente sorgte bei mir meine Tochter, die beim Auftritt von Wolkenfrei (, die trotz unfassbaren Medien-Hypes "nur" Platz 7 der Charts erreichte – die Kastelruther Spatzen knackten diese Woche locker die 1), die fragte: "Ist das Dornröschen?"- meine Antwort: "Ja, ich hoffe, dass sie in 100 Jahren mal aufwacht".

Auch meine Frau stellte angesichts der Einblendung "Christoff und Florian Silbereisen" erfreut fest, dass sie es schön findet, dass Florian ein Lied mit seinem Bruder singe.. – aber ist DAS der Anspruch einer Sendung, die den SCHLAGER ehren will?

Mein Wunsch wäre – wenn man wieder eine Show macht und sich schämt, das "Fest der VOLKSMUSIK" zu nennen – andrerseits aber ein Alibi sucht, erneut DJ Ötzi einzuladen – bitte denkt Euch andere Namen aus als "150 Jahre Schlager – das große Fest zum Jubiläum", weil die Show doch nun wirklich fast NICHTS damit zu tun hatte. Angesichts Brings und Höhner hätte man doch sagen können – "Kölsche Stimmung Alaaf im Oktober" -oder von mir aus "Oktoberfest mit Flori". Schade übrigens, dass bei so viel Kölner Musik mit keinem Wort der verstorbene Günter Eilemann erwähnt wurde – es ist halt wohl nicht mehr die Zeit, alter Helden zu gedenken.

Der Ansatz ist sicher vermessen – eine Helene Fischer kriegt man nicht in jede Show, und Florian hat da sicher auch nicht den Hauch einer Beziehung zu, um zu bewerkstelligen, dass der wichtigste Schlagerstar dieser Zeit in diese Sendung (passenderweise) kommt – na ja, gibt ja aktuell keine neue CD – aber schön wäre ja schon gewesen, wenn sie als absolutes Zugpferd des heutigen Schlagers zugegen gewesen wäre.

Aber die komplette Szene der "ZDF-Hitparaden"-Klassikerzeit, die zumindest für mich schon einen großen Anteil an der Popularität des Begriffes "Schlager" hat, außen vor zu lassen – das fand ich schon sehr schade. Kein Tony Marshall, kein Christian Anders, kein Jürgen Drews, kein Karel Gott (- der wurde ja von DJ Ötzi "vertreten -), kein Bata Illic, kein Heino (- okay, der ist gerade auf Tour) – dafür eben wie gesagt Whitney Houston-Doubles – oh Mann. Wie gut hätte eine Mary Roos gepasst: Von 150 Jahren Schlagern ist sie nun schon seit weit über 50 Jahren dabei… – und was ist mit Bernhard Brink, der für den MDR(!) über viele Jahre hinweg das Deutsche SCHLAGERmagazin moderierte? War es wirklich so viel sinnvoller, diese "Dancefloor Destruction Crew" einzuladen?

Zum Glück ist Udo Jürgens eingeäschert worden, sonst hätte er sich vermutlich im Grabe umgedreht, als "Ich war noch niemals in New York" von "Feuerherz" interpretiert wurde – wobei, getanzt haben sie ja schön – aber statt des eigenen Vollplaybacks hätte man lieber Udos Original abspielen müssen – sie hätten ja trotzdem dazu tanzen können, der Gesang interessiert ja angesichts des Vollplaybacks ohnehin keinen mehr.

Was ich auch beim besten Willen nicht verstehe – ist ja schön, dass mit Anni Perka wenigstens mal EIN Nachwuchstalent zum Zuge kam. Aber – so was geht offensichtlich nur, wenn man entsprechende Connections hat. Auch wenn ich eigentlich "Jürgens"-Fan bin – aber ist das wirklich einziges Kriterium, jemanden diesen Namens zu kennen, um in einer großen TV-Show stattzufinden? Spannend auch: Es gab zwei deutschsprachige Grand Prix-Sieger-Titel: "Ein bisschen Frieden" und "Merci Cherie" – beides große Schlagererfolge. Beide Lieder fanden in Florians Sendung nicht statt – dafür die deutsche Version eines ESC-Siegerliedes, das man meines Erachtens getrost als Flop bezeichnen kann…

So – jetzt ist der Frust raus. Bin mir sicher, dass die Show wie immer gute bis "normale" Kritiken kriegt und die Quote gut bis sehr gut ausfallen wird und ich somit sicher eine Minderheitenmeinung vertrete. Trotzdem würde ich mich freuen, wenn irgendwann mal wieder ein TV-Gewaltiger mutig genug wäre, wieder eine gute Schlager-Sendung zu installieren, in der nicht immer die gleichen Leute zu sehen sind.

Stephan Imming, 11.10.2015
http://www.festedervolksmusik.de
http://www.floriansilbereisen.com

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