JULIANE WERDING
Zum Conny-Kramer-Jubiläum hat DA Music ihr Live-Album aus 2006 neu aufgelegt!

Auch wenn sich die Künstlerin bereits vor einigen Jahren komplett aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat, ist ihre Musik auch 2022 noch modern und aktuell …:

 

 

„Wir gehören zusammen auf der ganzen Welt – lass deine Sehnsucht nicht verkümmern“, so sprach JULIANE WERDING am 18.11.2006 im Steintor-Varieté in Halle/Saale, um ihr damaliges Konzert einzuläuten, das damals mitgeschnitten wurde. JULIANEs letzte Plattenfirma DA Music hat das bemerkenswerte Tondokument anlässlich des 50. Bühnenjubiläums von JULIANE (damals erschien „Am Tag, als Conny Kramer starb“) neu aufgelegt – es zeigt die große Qualität der charismatischen Sängerin, die sich leider schon vor vielen Jahren komplett vom Showgeschäft zurückgezogen hat.

Mystisch angehaucht ist der Opener des Konzerts, „Du bist nicht aus Zufall hier“. Den Song schrieb JULIANE zusammen mit ihrem langjährigen Produzenten HARALD STEINHAUER – schönes Gitarrensolo inklusive.

Der Titel stammt ebenso wie der nächste Song aus JULIANEs damals aktuellem Album „Sehnsucher“. Mit „Das Leben berühren“ erzählt die Sängerin die spannende Geschichte eines Managers, dem vom Arzt die Diagnose gestellt wird, dass er binnen drei Monaten sterben werde. Der flieht auf seine Trauminsel, um wenigstens die letzten drei Monate seines Lebens mit Sinn zu erfüllen – mit dem Ergebnis, dass er das Ganze über viele Jahre hinweg überlebt – eine schöne Geschichte, die mal wieder belegt, dass Schlager „Märchen für Erwachsene“ sind, wie DIETER THOMAS HECK es einmal nannte.

Sehr schön live arrangiert wurde ein inhaltlich passender Klassiker von JULIANE WERDING – „Sehnsucht ist unheilbar“ war einer der größten Erfolge der Sängerin in den 1980er Jahren, mit der sie den Alltagstrott und Überlastung einer Frau beschreibt, die sich davon eines Tages gelöst hat und beschließt, Cabrio zu fahren – „mit dem Wind im offenen Haar“.

„Binden und Lösen sind die Schlüssel für deine Zukunft“ – mit diesen Worten läutete JULIANE den Song „Zusammen“ ein, der erneut sehr schön live arrangiert und perfekt mehrstimmig vorgetragen wurde. Lovesong a la JULIANE: Sie kam mit einem Mann zusammen („Liebe ist viel leichter als man glaubt“) – am „Morgen danach“ hat der sich dann aber „Geld geliehen“, was via Brief kommuniziert wurde – dennoch fühlte sich das Zusammensein mit dem Mann offensichtlich gut an („ich lachte wie noch nie zuvor – lieber kleiner Dieb“) – auch hier zeigt die sehr gute Begleitband insbesondere zum Songende hin ihre große Qualität.

Der nächste Song aus dem Album „Sehnsucher“, den JULIANE live präsentierte, ist „Für immer“. Den Titel hat die Künstlerin in Schottland getextet – dort wurde ihre ein älterer Mann vorgestellt, von dem sie den Eindruck hatte, dass er nur darauf wartet, zurück zu seiner Frau geführt zu werden, um mit ihr „für immer“ zusammen zu sein – inhaltlich und musikalisch typisch WERDING, mit mystischem und spirituellem Einschlag.

Mit leichtem DIRE-STRAITS- und CHRIS-REA-Sound ist die nächste Nummer „Ans Meer zurück“ angelegt. Beliebtes WERDING-Thema: Es geht um einen namenlosen Mann, der nach einer Autofahrt verstirbt – oder war es nur dessen Geist, mit dem JULIANE kurz zuvor sprach? Das bleibt wie bei JULIANE so oft üblich, dem Zuhörer überlassen, das zu deuten. – Ein eingängiger nachdenklicher Schlager aus dem Album „Sie weiß, was sie will“ aus dem Jahr 1992.

Zu Beginn der 1990er Jahre begann JULIANE, sich esoterisch zu orientieren – dafür steht auch das 1991 erschienene Album „Zeit, nach Avalon zu gehen“. Der – wie könnte es anders sein – mystische „Avalon“-Titelsong schaffte es in die deutschen Single-Charts.

Mit „Wenn es dich gibt“ zeigt sich JULIANE wieder von ihrer spirituellen Seite. Spannend ist die Ansage zu diesem Song, in dem sie sich schon vor über 15 Jahren mit einem Thema beschäftigt, das heute u. a. bei den „Fridays for Future“ Thema ist: Erderwärmung. Bei globalen Katastrophen, so JULIANE, neigen Menschen dazu, ihren Glauben zu kultivieren – in Kirchen, Moscheen und Synagogen. Wenn man selbst nicht weiter weiß, wird Gott um Hilfe gebeten – darum geht es in dem nachdenklichen Song aus dem Album „Sehnsucher“.

Die Entstehungsgeschichte von „Mystify Your Life“, einem schönen, fast Country-mäßig arrangierten Titel, ist interessant – JULIANE erzählt davon, dass ihr Mann ihr das Buch „Simplify Your Life“ geschenkt habe und darin gestanden habe, man solle sich von allem lösen, was man länger als 1 Jahr nicht mehr in der Hand oder am Körper hatte. Die dann entstehende Leere missfällt der Künstlerin. Sie plädiert für das Füllen von Leben mit anderen Dingen – eben z. B. Spiritualität, dann heißt es: „Das Leben wird auf einmal leicht“. Rituale inklusive. Ein schöner Titel, der musikalisch die Schlagertradition von JULIANE aufblitzen lässt.

Das letzte Lied von Teil 1 des Konzerts handelt von einer Frau, die ihre Lebensträume nicht erfüllen konnte – und offensichtlich den Suizid als Lösung sieht. „Zeit für Engel“ war 1990 ein Erfolgsalbum von JULIANE WERDING, der Titelsong passt zum Repertoire des ersten Konzertteils.

Teil 2 des Live-Konzerts startet mit einer Reise in die 1970er Jahre. Die deutsche Version von „Margaritaville“ trägt den WERDING-untypischen Titel „Sonnenbrand in Westerland“. Gechillt singt JULIANE WERDING in dem Song aus dem Album „Oh Mann…“ von fettigen Tanten, die Postkarten schreiben und davon, dass sie „frustriert“ ist, „weil nichts passiert“.

Postfach auf der grünen Wiese“ war 1978 eine Single aus dem Album „Ein Schritt weiter“. Im Original war das ein Hit von FLEETWOOD MAC („Don’t Stop“) – auch diesen Song präsentiert JULIANE mit einem gewissen Augenzwinkern.

Dass Frau WERDING auch für Reggae zu haben ist, zeigt der Song „Engel der Verbannten“, die deutsche Version „Angel Of the Morning“.

Im Anschluss folgte die deutsche Version von „Let Me Be There“: „Morgens Fremde – mittags Freunde“ aus dem Album „Wenn du denkst…“. Diese vier Songs in neuen Arrangements, deutsche Versionen der 1970er Jahre von internationalen Hits, vorgetragen vor einer Strandkulisse, kamen beim Publikum sehr gut an – das war mit ein Grund, das 2006er Live-Konzert (zum Glück) für die Ewigkeit zu erhalten.

Bei der 70er Stimmung wurde es Zeit für den „ersten Emanzipations-Song“, wie JULIANE WERDING es ausgedrückt hatte. GUNTER GABRIEL schrieb ihr 1975 den Riesenhit „Wenn du denkst du denkst dann denkst du nur du denkst“ – der Song schaffte es in die Top-5 der deutschen Single-Charts und ist bis heute ein Evergreen und auch in der Liveversion sehr schön anzuhören – mit kleinem Reggae-Touch und Publikums-Beteiligung zu Steeldrums inklusive.

Danach gibt es einen Sprung in die 1980er Jahre. Ein großer Erfolg in dieser Zeit war der Titel „Geh nicht in die Stadt (heut Nacht)“. Mit dem Attribut „Hit des Jahres“ wurde sogar der folgende Song „Stimmen im Wind“ aus dem Album „Sehnsucht ist unheilbar“ – geradeaus mit Groove gespielt, erneut von der starken Band und starkem Chor begleitet. Auch hier wird ein großartiger Song mit einer Liveversion veredelt.

Aus dem gleichen Erfolgsalbum wurde ein weiterer großer Hit ausgekoppelt: „Das Würfelspiel“. „Niemand ahnte es, wie der Würfel fällt – doch nichts geschieht durch Zufall auf der Welt“ – ein Song, dessen Qualität von vielen Fans gelobt wird, textlich und musikalisch weit über dem Schlager-Allerlei – schön, dass auch dieser anspruchsvolle Titel es auf die Setlist geschafft hat.

Ihre „dritte Karriere“ nach der Conny-Kramer-Ära und der „Wenn du denkst“-Ära läutete JULIANE WERDING bei Warner ein – und startete mit der deutschen Version des MIKE-OLDFIELD-Hits „Moonlight Shadow“. „Nacht voll Schatten“ wurde ein großer Erfolg und markierte den Beginn der langfristigsten und nachhaltigsten WERDING-Zeit. Das Live-Arrangement ist sehr gut gelungen.

Ganz ohne den größten Hit, den JULIANE WERDING je gelandet hatte, durfte der legendäre Dezemberabend 2006 in Halle nicht enden. Natürlich präsentierte JULIANE auch ihren Debutsong, der stets mit ihrem Namen verbunden sein würde: „Am Tag, als Conny Kramer starb“.

Als erste Zugabe gab es einen weiteren Titel auf die Ohren, den JULIANE in Schottland komponiert hatte. In der Ansage erzählt JULIANE von einer Raucherpause vor dem Hotel, wo sie stand und keine Kenntnis von einem Rauchverbot hatte. Ein offensichtlich nicht sonderlich langer Mann fluchte und wollte seinem Fluchen Ausdruck verleihen, indem er sich auf die Zehenspitzen stellte, um mit JULIANE auf Augenhöhe zu sein. Das hat die Künstlerin wohl zu dem Song „Kleine Männer“ inspiriert – mit einer Textzeile, die augenzwinkernd untypisch für JULIANE ist: „Kleine Männer haben kurze Finger, doch dafür ist die Nase groß. Kleine Männer sind die wahren Bringer“…

Auf dem 2004er-Album „Die Welt danach“ ist ein nachdenklicher Song namens „Nur Sterne“ enthalten, bei dem es darum geht, dass sich die Protagonistin offensichtlich in den Freund ihrer besten Freundin verliebt hat – der Versuchung aber nachgibt und dem Paar eben „nur Sterne“, also alles Gute wünscht – obwohl sie selbst voller Sehnsucht nach dem Herrn ist.

Das 2006er Konzert von JULIANE WERDING weiß auch 2022 noch zu begeistern. Das Konzept, in der ersten Hälfte vornehmlich (damals) aktuelle Songs und in der zweiten  Hälfte einen sehr stimmigen Karrierequerschnitt zu präsentieren, ist qualitativ aufgegangen – es macht Spaß, die tolle Produktion von Anfang bis Ende anzuhören. 20.000 Zuschauerinnen und Zuschauer haben damals die Tour besucht, um die „singende Geschichtenerzählerin“ auf ihrer Tour zu begleiten.

Als echter „Sehnsucher“ hat man natürlich eine große Sehnsucht: Dass diese großartige Künstlerin wenigstens punktuell hier und da noch einmal als Künstlerin in Erscheinung tritt – oder wenigstens im Talk als Gesprächspartnerin. Mit ihren tiefsinnigen und durchdachten Ansagen des Livekonzertes beweist sie, dass sie etwas zu sagen hat und nicht umsonst zu den erfolgreichsten deutschen Schlagerinterpretinnen aller Zeiten zählt.

 

 

Textquelle: smago!

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