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Der deutsche Musikmarkt 2013: Konsolidierung oder doch Trendwende?

Eine “Bestandsaufnahme” von Dr. Florian Drücke, seines Zeichens Geschäftsführer des Bundesverbandes Musikindustrie e.V. (BVMI)…: 

Für viele markiert das Jahr 2013 schon heute einen Wendepunkt, wenn nicht gar die vielbeschworene Trendwende in der jüngeren Geschichte der deutschen Musikindustrie. Die Hoffnungen sind nicht unberechtigt: Bereits zum ersten Halbjahr konnte die Branche nach mehr als einer Dekade rückläufiger Ergebnisse wieder ein leichtes Plus vermelden, und auch ein Blick in die zweite Jahreshälfte weckt Hoffnungen auf einen Aufwärtstrend: Derzeit deutet alles auf einen stabilen Markt hin und es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Branche das Jahr nicht nur mit einer schwarzen Null, sondern vielleicht sogar mit einem leichten Wachstum abschließen kann.

Dass sich der Markt erholt, liegt neben der Stärke des aktuellen Musikrepertoires und den vielen neuen Künstlern, die in den letzten Jahren aufgebaut werden konnten, vor allem auch in der zunehmenden Etablierung des legalen Musikangebots im Internet begründet. Noch nie standen dem Konsumenten so viele Möglichkeiten zur Verfügung, Musik zu nutzen und zu kaufen, wobei in diesem Jahr bekanntlich das Streaming die Schlagzeilen dominiert hat. Beflügelt durch den Markteintritt zahlreicher neuer Dienste und der breiten Berichterstattung hat das Streaming nun auch in Deutschland Fahrt aufgenommen und kann mit einer Wachstumskurve im hohen zweistelligen Bereich aufwarten – was am Rande bemerkt zu Anfangszeiten des Downloads ganz ähnlich zu beobachten war. Während sich die Nutzer im neuen Angebot noch orientieren, schärfen die verschiedenen Streaminganbieter bereits ihre Profile, indem sie neue Einstiegsangebote ausprobieren, Allianzen schmieden und ihr Angebot ausdifferenzieren. Der Konkurrenzdruck steigt, aber auch das Potenzial ist nach wie vor groß, bedenkt man, dass hierzulande bislang lediglich ein Marktanteil von fünf Prozent auf das Streaming entfällt. Noch ist das Streaming nicht in der breiten Bevölkerung angekommen, das könnte sich bald ändern, wissen wir doch aus dem Ausland, dass gerade die Kooperationen im Telekommunikationssektor zu einem sprunghaften Anstieg der Bekanntheit und Nutzung beitragen können.

Es wäre nun aber zu einseitig, den neuen Optimismus in der Branche mit einem Trend allein erklären zu wollen – das verdeutlicht vor allem auch der Blick in das laufende Weihnachtsgeschäft: Laut GfK wollen die Deutschen in diesem Jahr im Schnitt 288 Euro für Weihnachtsgeschenke ausgeben und damit noch ein bisschen mehr als in den Jahren zuvor. In den aktuellen Trendreports zeigt sich, dass sich diese Konsumfreude auch bei den Musikausgaben auswirkt, wobei neben den Zuwächsen im digitalen Bereich vor allem die physischen Produkte erstaunlich gut abschneiden. Während es kaum noch jemanden wundert, dass die Schallplatte immer weiter dreht, zeigt der Novembertrend auch bei den CDs und den DVDs ein stabiles Marktgeschehen, wobei vor allem die hochwertigen Mehrfachboxen, die seit 2010 Wachstum verzeichnen, erneut um rund 9 Prozent zulegen konnten.

Was sich vielerorts wie eine Trendwende liest, bedarf einer sorgfältigen Analyse und Abwägung. Ja, wir verspüren viel Optimismus in der Branche und eine große Offenheit, Neues auszuprobieren – das ist gut und wichtig und bescherte uns einen Imagewandel vom „Schmuddelkind der digitalen Revolution“ zu einem gefragten Ansprechpartner bei Fragen des digitalen Wandels. Dabei wissen wir, dass nicht jedes Experiment überall mit der gleichen Euphorie gesehen wird und sich der digitale Wandel in unterschiedlichen Geschwindigkeiten vollzieht, auch über alle Teilbranchen der Kultur- und Kreativwirtschaft hinweg. Hier befinden wir uns in einem Prozess, der viel Augenmaß und einen aktiven Dialog mit allen Marktteilnehmern erfordert.

Auch ist der Eindruck, der manchmal erweckt wird, die Musikindustrie habe die Herausforderung des digitalen Wandels schon bewältigt und abgehakt, weil es nun die legalen Angebote gibt, irreführend – zumal es bereits seit mehr als zehn Jahren einen sehr interessanten und lebendigen Downloadmarkt gibt, was weder die illegale Nutzung noch den Abwärtstrend gestoppt hat. Einen dauerhaft stabilen Markt und Wachstum kann es erst dann wieder geben, wenn auch die Rahmenbedingungen stimmen. Hier haben wir in den vergangenen vier Jahren eher Grund zu Sorge denn zu Freude gehabt: Gerade die in weiten Teilen unreflektiert beschlossene Abmahndeckelung bedeutet eine Schwächung der Rechteinhaber, noch dazu mit Signalwirkung.

Nach dem Stillstand der letzten Jahre erwarten wir nun von der neuen Regierung, dass sich der ein oder andere Knoten endlich löst. Gerade jetzt, wo sich viele Menschen orientieren, brauchen wir neben robusten rechtlichen Lösungen dabei auch mehr Engagement der Regierung im Bereich der Aufklärung. Während in der letzten Legislaturperiode ergebnislos darüber diskutiert wurde, ob und wie sich die Internetwirtschaft oder die Regierung konkret an Aufklärungsmaßnahmen beteiligen könnten, ist der Verband mit der Initiative PLAYFAIR einmal mehr in Vorleistung gegangen. Wir dürfen mit Spannung erwarten, wie sich die neue Regierung nun diesbezüglich verhält bzw. wie dieser und andere Ansätze von der Politik aktiv begleitet oder gar aufgegriffen werden.

www.musikindustrie.de (Textvorlage)
http://www.musikindustrie.de
http://www.musikindustrie.de

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