TONY MARSHALL
Zum 85. Geburtstag: Tony, Tony, noch einmal … – “Die ‘ZDF-Hitparade’ war das Wichtigste überhaupt!”!

smago! Chefredakteur Andy Tichler führte im Frühjahr 2022 mit Tony Marshall, der heute (03.02.2023) im kleinsten Familienkreis seinen 85. Geburtstag feiert, ein Kurz-Interview über sein bewegtes Leben …:

 

 

Zugegeben, dieses Interview stammt aus dem vergangenen Jahr. Es wurde bislang jedoch noch nie in Gänze veröffentlicht. Und: Es wurde gestern (02.02.2023) nochmals ganz ausdrücklich autorisiert.

Anlass des Gesprächs war das Gastspiel “Tony Marshall & Söhne” in Baden-Baden. Tony Marshall sagte hierzu: “Die Idee von MARC und PASCAL, so etwas zu organisieren, fand ich grandios. Zwei Söhne und der Vater gemeinsam auf der Bühne – so etwas gibt es sicherlich nicht oft. Leider sind verständlicherweise viele Menschen in der aktuellen Situation vielleicht nicht in Stimmung für so einen Abend. Aber an unserer Lebensfreude ändert sich nicht.”.

Das Konzert war bis auf den letzten Platz restlos ausverkauft. Und sogar TELAMO-Geschäftsführer Ken Otremba erwies Tony Marshall und seinen Söhnen die Ehre.

 

 

 

Lieber Tony, wer hat Ihnen eigentlich damals das Prädikat „Fröhlichmacher der Nation“ verliehen?

Nachdem ich in der ZDF-Hitparade auf Platz 1 war mit meinem Hit „Heute hauen wir auf die Pauke“ geworden bin, hat eine DDR-Bürgerin einen Autogrammwunsch geschickt „an den Fröhlichmacher der BRD“. Der Brief kam an. DIETER THOMAS HECK hat davon erfahren – und ab dem Zeitpunkt war ich der Fröhlichmacher der Nation. Wer der Absender war, habe ich nie erfahren. Das ist schon grandios – in einer Zeit, in der noch niemand an die Wiedervereinigung gedacht hat, hat mir eine Dame mit dieser Adressangabe geschrieben. Ich habe über DIETER THOMAS HECK einen Aufruf gemacht, um herauszufinden, wer das damals geschrieben hat. Das war ein schönes Prädikat, das mir verliehen wurde.

A propos ZDF-Hitparade: „Schöne Maid“ wurde abgelehnt – warum?

Der damalige Redakteur, DIETER WEBER, hat den Song mit der Begründung „der Interpret ist zu alt“ abgelehnt. Da war ich gerade mal 33 Jahre alt. Ich habe GERHARD WENDLAND und FREDDY QUINN in der Hitparade gesehen und gefragt, ob man Ausnahmen macht. Ich habe mich mit den Verantwortlichen auseinander gesetzt. Letztendlich haben es MONTI LÜFTNER und FRIEDEL SCHMID von der Ariola hinbekommen, mich dann in der ZDF-Hitparade zu installieren – mit „Heute hauen wir auf die Pauke“.  Wir sind mit meinem Adenauer-Mercedes nach München gefahren und haben unser Leid geklagt. Da hatte ich schon 500.000 Singles von der „Pauke“ verkauft.

Als Ansprechpartnerin wurde uns Frau EROSMAN genannt, die sich damals wie eine Mutter für REX GILDO eingesetzt. Deshalb war der auch so oft in der Sendung. Als Begründung wurde uns diesmal aufgetischt, dass die Platte 3-mal vorgestellt worden sei und 3-mal abgelehnt worden sei. Daraufhin „befahl“ FRIEDEL SCHMID, den Song eben ein viertes Mal in die Bewerbung zu geben – und siehe da: Diesmal hatte es funktioniert. – Meine Karriere ist schon außergewöhnlich.

Welche Bedeutung hat die “ZDF-Hitparade” für Ihre Karriere gehabt?

Die Sendung war das Wichtigste überhaupt. Wenn es die Sendung heute noch gäbe, hätte mancher Nachwuchskünstler eine größere Chance als sonst. Heute gibt es Wettbewerbe, dann sind sie 2- oder 3-mal im Fernsehen und danach vergessen. Das ist genau so wie mit den Siegern der Eurovision. Die waren gut platziert und haben jede Unterstützung erfahren. So war das damals.

Heute ist es so, dass du mir nicht sagen kannst, wer vor vier Jahren gewonnen hat. Bei uns wusste man – als deutsche Vertreter traten Leute wie WENCKE MYHRE, KATJA EBSTEIN und MARY ROOS an – Namen, die man auch heute, über 50 Jahre später, noch kennt. Das fehlt heute. Damals war es so, dass es nur eine Handvoll Stars gab. Die konnte man mit neuen Produktionen im ZDF in der Hitparade immer sehen. Uns hat man wirklich den roten Teppich ausgerollt.

Die 1970er Jahre wie die 1920er Jahre – da spricht man gerne von, aber es kommt nie mehr wieder.

Würden Sie sagen, dass in den 1970er Jahren das Schlagerleben eine einzige wilde Party war?

Ja, natürlich haben wir gebührend gefeiert, wenn wir uns gut platziert hatten in der “Hitparade”. Das hat es eigentlich nie gegeben – ich war ein Künstler, der in den Single-Charts fast ein Jahr lang abwechselnd Nummer 1 und Nummer 2 war – da haben sich „Schöne Maid“ und „Heute hauen wir auf die Pauke“ über ein Jahr abgewechselt. RTL hat da kürzlich eine Hitparade aufgestellt, in der ich sehr gut auf Platz 2 platziert war.

Das ist alles über 50 Jahre her – der große Erfolg in den 1970er Jahren hielt ja zunächst bis zur Neuen Deutschen Welle, die dann aber auch wieder abgeebbt ist, wie man weiß. Dann gab es weitere Entwicklungen – aber ohne die Anfangsjahre wäre meine Karriere nicht möglich gewesen. Kein Produzent hätte diese Art von Musik später gemacht. – Aber ich habe damals den Zeitgeist getroffen. Mode kommt und Mode geht.

Mit welchen der noch lebenden Schlagerkollegen sind Sie heute noch gut befreundet?

Also sehr gut bin ich mit ROBERTO BLANCO und BATA ILLIC befreundet (singt „du bist alles für mich, denn ich liebe nur dich – Michaela“ – lacht)

Welchen der bereits verstorbenen Kollegen vermissen Sie am meisten?

JÜRGEN MARCUS, FREDDY BRECK, REX GILDO, ROY BLACK – das sind alles große Namen. Es haben sich so viele Künstlerinnen und Künstler verabschiedet. ANDREA JÜRGENS mit 50 Jahren – das ist traurig. Ich weiß zu schätzen, dass ich noch da bin. Ich habe alles im Leben gehabt – Erfolg, auch mal Misserfolg. Damit muss man leben. „Auf und nieder – immer wieder – so ist unser Lebenslauf“ – habe ich auch mal bei JACK WHITE einen Titel gesungen.

Musikalisch habe ich alles durch. Ich habe die Veränderungen überlebt. Die letzte Produktion, „Der letzte Traum“ – das ist für mich ein Wahnsinn. Ich bin dankbar, dass man mir noch einmal so einen Titel geschrieben hat. Wenn ich den Titel vortrage – ich bin ja noch unterwegs – sind die Redaktionen unglaublich, das habe ich mit keinem anderen meiner Titel in dieser Form so erlebt. Jetzt mache ich mit den Söhnen weiter – am 1. April haben wir dann wie gesagt die große Aufführung im Theater Baden-Baden.

Sind aufgrund des großen Erfolgs des Tirols „Mein letzter Traum“ weitere Tontägeraufnahmen geplant – vielleicht auch mit den Söhnen?

Nein – bislang ist noch niemand an mich herangetreten. Wir gehen den Termin jetzt erst mal an und schauen, ob sich daraus vielleicht noch eine Tournee ergeben könnte. Ich könnte mir vorstellen, dass das Publikum daran interessiert ist. Vater in meinem Alter – mit zwei singenden Söhnen, die auch Sänger sind – das ist schon einmalig, so einen Familien-Clan gibt es sonst nur mit der KELLY FAMILY als Familien-Clan. Aber diese Beziehung – Vater mit zwei Söhnen – das ist schon etwas Besonderes.

Können Sie sich noch an den Titel „Venusmädchen“ erinnern? Ist dieser jemals aufgenommen oder veröffentlicht worden? Der war ja ca. 1968 für einen Schlagerwettbewerb eingereicht worden. 

Oh – das ist schon lange her. Ich glaube, der Titel hieß anders als „Venusmädchen“. Ich komme nicht darauf, wie das Lied hieß. Der Titel war für den Schlagerwettbewerb angeboten worden. Dann ist da Gras drüber gewachsen. Der Song wurde in Bremen aufgenommen, wurde angeboten und dann aber abgelehnt. Da habe ich nie wieder was von gehört. – Ich selbst habe die Aufnahme nicht. Ich bin niemand, der so etwas sammelt oder archiviert – dafür gibt es ja mein Museum.

Die Retro-Welle läuft ja momentan auch recht erfolgreich…

Das ist ein Zeichen dafür, dass die frühere Musik nicht schlecht war. Ich kann mich an VICO TORRIANI erinnern, den ich „Freund“ nennen durfte. Er war für mich ein Gott, als ich ein Teenager war. Aufgrund meines Erfolges durfte ich ihn kennen lernen, habe ihn mit „Herr TORRIANI“ angesprochen – ich durfte mein Idol duzen – das kannst du dir nicht vorstellen. Ich kenne noch alle seine Lieder. Dann habe ich ihm mal was vorgesungen, und VICO sagte zu mir, dass er den selber nicht kenne. In unserer Show haben wir am 1. April übrigens auch einen VICO-TORRIANI-Block. Da werden schöne Erinnerungen wach.

Ähnlich verhielt es sich mit RUDOLF SCHOCK, der bei meiner ersten Fernsehshow zu Gast war. Wir haben in Berlin Aufnahmen gemacht. Da habe ich JACK WHITE gefragt: Du JACK, wo ist denn der Kammersänger? Da sagte JACK, dass der unten beim Italiener sei. Daraufhin habe ich mich da an den großen Künstler angeschlichen und meine Hand auf die Schulter von RUDOLF SCHOCK gelegt und gesagt: „Entschuldigen Sie bitte, Herr Kammersänger, darf ich Sie mal sprechen?“. Daraufhin meinte der zu mir: „Ich bin der RUDI und du doch der TONY?“.

Das war wunderbar, als ich diese Künstler, deren Platten ich gesammelt habe, wie andere Brötchen kaufe, kennen gelernt habe. Irgendwann triffst du diese Leute und darfst sie sogar duzen – das hat mir damals so viel bedeuten. Heute lachen sich alle kaputt, wenn ich davon erzähle.

Danke für dieses Interview, alles Gute und vor allem viel Gesundheit!

Vielen Dank!

 

 

 

 

 

Foto-Credit: Steven Haberland
Textquelle: Andy Tichler, Chefredakteur www.smago.de

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