ROLAND KAISER
smago! top-exklusiv: Kim Fisher im Gespräch mit Roland Kaiser!
Anlass war die exklusive Buch-Präsentation “Sonnenseite: Die Autobiographie” im KulturKaufhaus Berlin!
Textquelle: smago! top-exklusiv - Mit herzlichen Dank an Andrea Neuhoff (Heyne Sachbuch), Jenny Helm Spezialist Unternehmenskommunikation Group Communications sowie - in besonderem Maße - an Yvonne NeumannKim Fisher: Ich habe dein Buch wirklich durchgelesen, muss aber zugeben – ich habe von hinten angefangen. Mich interessieren die Danksagungen, die netten Worte – und dann konnte ich nicht mehr aufhören. Ich habe dein Buch also von vorne und von hinten gelesen und es ist von vorne und von hinten super.
Ich kenne dich ja schon seit langer Zeit und doch habe ich viel Neues über dich erfahren. Wir haben ja gerade besprochen, dass du Auszüge aus dem Buch gleich auch vorlesen wirst. Du wohntest mit deiner Pflegemutter als Ronald in Berlin und hattest schon einen Job – und so fing die Karriere an …
(ROLAND KAISER liest aus seinem Buch vor und erzählt von einer sehr bescheidenen, aber doch glücklichen Kindheit. Seine Pflegemutter nennt er konsequent Mutter, weil sie ihn umsorgte und immer für ihn da war. Dabei weckt er Erinnerungen an Worte wie „Muckefuck“, „Stulle“ und andere für Berlin typische Begriffe.
Sehr wichtig ist ROLAND KAISER auch die Darstellung des Zusammenhalts unter Freunden in der damaligen Zeit. Man konnte sich aufeinander in der „Clique“ verlassen. Der Hinweis, dass nur Jungs in der Clique aktiv waren, weil Mädchen dazu nicht passten, weckt Widerspruch bei KIM FISHER.
Das sind die Wurzeln von RONALD KEILER. Das ist, wo du herkommst. Das ist die Geschichte, die du deiner Co-Autorin erzählt hast. Ich muss aber widersprechen: Ich war auch in einer Mädchengang, das war kein reines Jungen-Ding, das gab es auch bei uns in Berlin. Besonders schön finde ich den Satz:
„Mir fehlte es an nichts. Ich hatte meine Freunde, meine Mutter, meinen Kiez. Meine Welt war in Ordnung“. Das beschreibt eigentlich so ein bisschen das, was wir zu Beginn deines Buches lesen – das gilt bis zum 13. August 1961. Du hast vor Ort gesehen, wie die Stadt in zwei Teile zerlegt wurde und die Mauer gebaut wurde. Ihr habt gesehen, wie das passierte und die Freundeskreise zerstört wurden.
Ja, wir hatten eine Menge Freunde, die über Nacht plötzlich nicht zu erreichen waren. Ich habe Sachen gesehen, die viele ältere Menschen völlig verschreckt haben. Ich habe rasend schnelle Panzer rollen sehen und fand das als Kind total aufregend, meine Freunde auch. Meine Mutter und meine Tante hatten sich abgeduckt. Die haben sich natürlich an den Zweiten Weltkrieg erinnert.
Deine Mutter war eine, die sich ihren Sohn packte und sagte: Wir gehen jetzt zur Hauptstraße, zum Schöneberger Rathaus und hören unserem Bürgermeister zu…?
Ja, ich habe das große Glück gehabt, damals auch den amerikanischen Präsidenten, JOHN F. KENNEDY live zu sehen – damals war WILLY BRANDT Bürgermeister von Berlin. KENNEDY sagte damals: „Ich bin ein Berliner!“. Meine Mutter war damals hin und weg, er war ihr großes Idol, sie war fast verliebt in ihn. Als diese Lichtgestalt dann zu uns kam und uns versprach, dass wir uns nicht vor den Kräften der DDR fürchten mussten, hat er mich damit sehr geformt. Das war 1963.
Deine Mutter hat dir schon früh Bewusstsein für Politik vermittelt?
Ob ich auch so politisch geworden wäre, wenn ich in einer anderen Stadt groß geworden wäre, darf bezweifelt werden. Politik war von Kindesbeinen an bei mir präsent. Meine Mutter hat bei der SPD gearbeitet. Sie hat dort geputzt. Sie hat behauptet, ich hätte mal bei WILLY BRANDT auf dem Schoß gesessen. Das habe ich nie überprüfen können, aber es klingt gut (schmunzelt).
Du erzählst von einer wunderbaren Ella Oertel, deiner Pflegemutter, die dir eine behütete Kindheit verschafft hat, bis sie plötzlich einen Schlaganfall erlitten hat und viel zu früh verstorben ist …
Ich war damals 15. Wie Frauen eben sind, die alles alleine machen wollen, hing sie schwere Vorhänge auf, fiel von der Leiter, war sofort bewegungsunfähig. Ich konnte damals erst spät Ärzte erreichen, es gab noch kein Handy, nicht mal ein Telefon in der Nähe. Sie kam ins Krankenhaus und ist drei Wochen später verstorben.
Nur kurze Zeit zuvor hast du von „sensiblen Mitschülern“ erfahren, dass sie nicht deine leibliche Mutter ist?
Ich habe mir das schon gedacht – sie war 60 – andere Mütter von Mitschülern waren in den Dreißigern. Da wusste ich, dass was nicht stimmt. Ein Vater war auch nicht da. Ich habe sie gefragt, sie darauf angesprochen – und sie hat mir gesagt, dass sie nicht meine leibliche Mutter sei. Das hat mir gereicht, dann war ich mit mir im Reinen.
Das zieht sich durch dein Leben: Du bist immer sehr pragmatisch und unaufgeregt. In Höhen und Tiefen bist du gut darin, das zu akzeptieren. – Mit 15 bestand für dich die Aussicht, ins Heim zu kommen – war es schwer, das zu akzeptieren?
An dem Tod meiner Mutter habe ich ein paar Jahre geknabbert. Meine Tante, die mich dann aufgenommen hat, hat das großartig gemacht und kompensiert. Sie war sehr liebevoll, auch sehr fordernd, hat Grenzen abgesteckt. Ich habe viel von ihr gelernt. Auch da habe ich mal wieder Glück gehabt.
Du hast dann eine Ausbildung beim Kaufhaus Meyer in Berlin gemacht („Keine Feier ohne Meyer“ hieß es damals) und du warst in Sachen Autos unterwegs – zunächst als Verkäufer, dann in einer Marketingabteilung und da hat dich jemand in Sachen Versicherungen beraten und du hast dessen Bruder, einen Musikmanager kennen gelernt?
Ja, das war damals GERD KÄMPFE.
Und du hast zu dessen Bruder gesagt, dass Musikmanagement ja kein richtiger Beruf, sondern nur „ein bisschen Tralala“ sei. Das sah der Bruder von GERD KÄMPFE als Herausforderung an und lud dich ein, ins Tonstudio zu gehen, um selber zu zeigen, dass es nur ein bisschen Tralala ist, indem du selber singst?
Ich habe wirklich geglaubt, dass man da nicht viel können muss. Ich sollte beweisen, was ich kann. Und dann bin ich eben am 21. Dezember 1973 in Berlin bei der Hansa in der Wittelsbacher Straße vorstellig geworden und sollte dort beim Meisel-Verlag vorsingen. Der Tonmeister sprach mich um 18 Uhr, als ich da war, an und fragte mich, ob ich schon mal gesungen habe – ich verneinte das. Dann fragte er mich, was ich denn singen möchte – und ich sagte, dass ich auch das nicht wisse.
Schließlich zauberte er eine Liste aus dem Hut mit einigen Songs mit Playbacks. Ich habe mir den Song „In The Ghetto“ ausgesucht – er meinte, ob ich mir da sicher sei, weil das nicht gerade der leichteste Song sei. Nachdem ich sang, fragte er mich, ob ich wirklich noch nie gesungen hätte.
Er führte mich zum Chef, Herrn Meisel. Der sagte zu mir: „Kommen Sie mal zu mir rein!“. Es hat ihm wohl gefallen, er gab mir einen Drei-Jahres-Vertrag. Einmal den Mund zu voll genommen – schon ist es gut gegangen. Das war für mich überraschend.
Das hat dich dann auch in die komfortable Situation gebracht – du hattest ja bei Ford einen guten Job und konntest erst mal die weitere Entwicklung abwarten …?
Ja, das gab mir schon eine Freiheit. Damals war ich noch total jung – ich konnte unbeschwert vorsingen. Heutzutage würde mich in meinem Alter ja keiner mehr nehmen, ist ja so… (schmunzelt).
Gäbe es denn noch einen anderen Job, der dich heute noch mal reizen würde?
Vertrieb und Verkauf, das würde mich schon reizen. Aber ich habe ja keine Zeit dafür.
Okay… – Anderes Thema: Ich saß mal bei dir im Auto. Und mir wurde im Vorfeld gesagt: Der Herr KAISER kann es gar nicht leiden, wenn Schmutz in sein Auto kommt. Und ich hatte so einen Hunger. Und dann holte ich ein Fischbrötchen raus. Und du holtest sofort einen Handstaubsauger heraus.
Das Fischbrötchen war okay ;-)… – mich hat mal ein bekannter Fotograf aus Münster angesprochen, ob ich ihn mitnehme im Auto. Der musste dann zur Toilette und hinterließ auf seinem Sitz viele Krümel. Ich gebe zu, den habe ich zwar mitgenommen, ihn anschließend aber gebeten, nicht mehr mit mir Auto zu fahren. Dein Fisch war okay – der krümelt ja nicht (schmunzelt)…
Zurück zu den Anfangsjahren: Auf den Plattenvertrag folgten erste Auftritte in Discotheken, kurz darauf auch im Fernsehen in Disco und in der ZDF-Hitparade. Und dann bist du auf die Idee gekommen und hast dir gesagt – was die Frauen können, das kann ich auch – und gehe mal zum Friseur. Ich finde, das ist eine sehr lustige Stelle in deinem Buch …
Ja, es kam aber noch besser, ich war nämlich der Meinung, dass ich auch tanzen können müsse. Ich ging also in eine Jazzschule bei einem bekannten Tanzlehrer, der sogar schon am Broadway aktiv war, ein gut gewachsener schwarzer kräftiger Tänzer. Bei dem ging ich drei Wochen in die Schule. Dann kam er auf mich zu und sagte mir, er müsste mich mal sprechen. Er gab mir mein Geld zurück, weil er meinte, dass es mit mir aussichtslos sei und die anderen Teilnehmer des Kurses sich schon beschwert hätten. Daraufhin habe ich eingesehen, dass ich nicht tanzen kann.
Witzige Sache – darf ich dich trotzdem bitten, uns die Stelle mit dem Friseur vorzulesen? Die ist wirklich sehr lustig! Seite 124 …
Das ist jetzt eine traurige Geschichte. Wir schreiben 1976, und ich feierte meine ersten Erfolge und wollte nun auch optisch etwas mehr hermachen.
Im Anschluss las ROLAND über einen Friseur-Besuch in Berlin. Roland sagte dem Friseur, selbst Glatzenträger der Marke TELLY SAVALLAS, er wolle mal etwas Anderes ausprobieren. Die Idee des Friseurs: Eine Dauerwelle – ROLAND ließ sich zunächst darauf ein, war vom Ergebnis aber entsetzt, weil er nach seinem Empfinden wie ein Huhn aussah. Auch weitere Bemühungen führten dazu, dass die Ähnlichkeit mit einem Pudel vorhanden sei. Fotos davon habe der Sänger seinen Kindern gezeigt, die lange gelacht hätten – so lange, bis er gedroht habe, sie zu enterben, erzählte er scherzend.
Kurze Zeit später erschien ein Lied von dir, das du eigentlich gar nicht singen wolltest – “Sieben Fässer Wein” …
Ja, das Lied war eigentlich für REX GILDO geschrieben worden. Der hatte dann aber Stress mit dem Verleger, mit THOMAS MEISEL. Ich wollte es eigentlich nur als Demo einsingen und wollte keine Veröffentlichung. Das Lied ist eher so ein Comedy-Ding. Es ist einfach komisch, durchaus originell. Die Geschichte ist ja lustig und originell – es passt aber nicht zu allen anderen Liedern meiner Karriere. Es passt nicht in mein Programm. Ich habe es mal mit anderen Versionen, z. B. als Reggae, probiert – aber es ist einfach nicht kaputt zu kriegen. Wenn ich schon anfange – „laa laa laa“ (lacht).
Es ist aber dein kommerzieller Durchbruch gewesen?
Ja, es war einer meiner ersten großen Hits – den endgültigen Durchbruch hatte ich dann aber erst mit „Santa Maria“. Damals entstand auch ein Foto für die Zeitschrift BUNTE in einer glamourösen Badewanne mit Rolex an der Hand – dafür war auch meine damalige Gemahlin mit verantwortlich – rückwirkend betrachtet ganz furchtbar, dieses Angeber-Foto, das in der BUNTE erschienen ist.
Das waren damals zwei Welten – der glamouröse ROLAND und der Star …
Ja, das war sehr ambivalent. Einerseits wollte ich den Kontakt zur Familie haben – andrerseits hat sich mein Leben ja dann komplett anders entwickelt, ich lebte ja in einer völlig anderen Welt. Es entwickelte sich leider eine unsichtbare Mauer zwischen uns, die nicht aufzubrechen war – das war nicht einfach. Ich konnte lediglich zu meinem Cousin WOLFGANG den Kontakt aufrechterhalten. Das war keine einfache Zeit.
Spannend ist auch das Kennenlernen mit deiner Frau …
Ja, ich habe sie in sehr jungen Jahren kennen gelernt, als sie 18 war und ich 32. Ich bat meinen Fahrer, mit ihr Kontakt aufzunehmen. Meine Ehe mit CHRISTINA war gescheitert, ich war ohnehin nicht bereit für eine neue Beziehung. Wir haben aber damals einen Sekt getrunken und sind uns immer mal wieder begegnet, ohne dass es tiefer ging. Immer wenn ich in Münster war, haben wir uns nett unterhalten – bis 1993, als es funkte, wir 1995 zusammenkamen – und nun sind wir seit fast 26 Jahren miteinander verheiratet, und es ist eine eigene Familie entstanden, auf die ich sehr stolz bin.
Dann kam die Zeit der Neuen Deutschen Welle – und du schriebst auch Texte?
Ja, das tat ich unter dem Pseudonym WOLF WEDDING, z. B. für PETER MAFFAY, der Texte für sein Album „Kein Weg zu weit“ suchte. WEDDING nach dem Berliner Ortsteil, aus dem ich stamme. WOLF nach meinem Lieblings-Cousin (WOLFGANG). Da haben einige nicht schlecht gestaunt, dass ich WOLF WEDDING bin.
Du warst im November 1989 zu Gast in der Sendung „Der Große Preis“ mit WIM THOELKE, bist nachher essen gegangen – und genau da erfuhrst du vom Fall der Berliner Mauer?
Ja, nach der Sendung saßen wir zusammen zum Essen – und mir wurden die Entwicklungen des 9. November 1989 erzählt – als ich dann die Bilder der Mauer sah, deren Aufbau ich sah, ging mir das sehr nahe. Diese Bilder werde ich nie vergessen. Menschen feierten zusammen, die sich zuvor nicht kannten. Das war unfassbar – wunderschöne Bilder. Du erlebst, dass die Mauer, deren Aufbau du selber miterlebt hast, wieder eingerissen war.
Du bist auch in der DDR im Friedrichstadtpalast aufgetreten?
Ja, das war kurz vor dem Mauerfall 1987 zur 750-Jahr-Feier. Die Menschen waren unheimlich euphorisch und auch sehr lieb. Gleichzeitig wurde genau aufgepasst, dass ich nichts Falsches spiele. Wenn dann Lieder wie „Die Gefühle sind frei“ kommen, ist das ein Wahnsinn. Der Keyboarder, FRANK BARTZSCH, hätte eigentlich gar nicht dabei sein dürfen. Der hat HONECKER einen Brief geschrieben – letztlich durfte FRANK, der 1980 aus der DDR geflohen war (von einem Konzert nicht zurückgekommen) mitspielen. – Übrigens war es schön, mal ein Konzert zu spielen, bei dem man nicht so weit fahren muss (lacht).
Ein Kapitel heißt „Reifezeit“, in der Zeit gab es Beziehungen und du hast auch Kinder bekommen. Und dann gab es eine dramatische Nacht, in der du keine Luft bekommen hast.
Ja, das ist ein ganz furchtbares Gefühl, wenn man keine Luft mehr bekommt. Das wird in dem Buch ausführlich beschrieben. – Im Folgenden liest ROLAND KAISER die Stelle in dem Buch, mit der ihm eröffnet wird, an der chronischen Krankheit COPD zu leiden. Einerseits war ROLAND erleichtert, nicht Lungenkrebs zu haben. Dass die Krankheit aber nicht heilbar ist, war trotzdem schwierig. Er schildert, dass trotz der dramatischen Diagnose (COPD) er positiv eingestellt geblieben ist, weil die Diagnose eben NOCH schlimmer hätte ausfallen können.
Was du daraus gemacht hast: Du warst froh, keinen Lungenkrebs zu haben …
Ja, ich war da pragmatisch. Auch wenn COPD nur schleichender ist als Lungenkrebs, aber doch auch ähnlich dramatisch, war ich bemüht, das Positive zu sehen: Es hätte noch schlimmer kommen können. Ich selbst habe beschlossen – gegen den Rat meiner Familie – die Krankheit geheim zu halten. Ich habe die Empathie meines Publikums damals unterschätzt. Dann wurde mir geraten, an die Öffentlichkeit zu gehen, um befreit zu werden. Ich habe neun Jahre gebraucht, bis ich mich öffnen konnte. Es waren immer Sauerstoffgeräte in der Nähe.
Im Nachhinein habe ich mich geärgert, es nicht früher gesagt zu haben. 2010 im Frühjahr habe ich in Dortmund ein Konzert gegeben. Da war es mir nicht mehr möglich, meine Akkus aufzuladen – es war einfach Ende.
Ich hatte dann die Option, ein Organ bekommen zu können. Bei mir bestand höchste Dringlichkeit – eines nachts um halb Vier kam dann der entscheidende Moment.
Die Zeit der Operation hat ROLAND in seinem Buch geschildert – den Passus hat er vorgelesen und von dem Glück, dass er medizinisch gut aufgehoben war und dass es ein Spenderrgan gab, das ihm ein neues Leben ermöglicht hatte. Das Gefühl, wieder ein- und ausatmen zu können, war überwältigend für den Künstler.
Du warst dankbar und optimistisch …
Zunächst klang ich nicht so gut. Aber ich fing an, mich zu berappeln. Ich machte dann auch Sport, habe mir dabei dann aber leider zwei Wirbel gebrochen und die Achillessehne ist gerissen. Ein bisschen lädiert bin ich dabei. Mit Hilfe der Logopädin habe ich dann wieder gut sprechen können, die Stimme war wieder da – es hat viele Monate gedauert, aber kurz vor Weihnachten war die Stimme wieder vorhanden. Ein schönes Weihnachtsgeschenk …
Und dann entdeckte ich den Alltag wieder für mich. Eine meiner Leidenschaften ist es, einkaufen zu gehen. Es hat sich viel geändert in der Zeit, seit ich zuletzt eingekauft habe. Meine Frau hat sich geschämt, als ich laut rief: Guck mal, von RAMA gibt’s ne neue Verpackung.
Dann ist etwas entstanden, was dich mit einer großen Kraft getragen hat – eine wichtige Begegnung war die mit MAITE KELLY, die in etwa sagte, dass du ein schönes Konzert gegeben hättest, sie aber bessere Texte schreiben können. Dieser Titel hat dir noch mal als Künstler viele Jahre geschenkt…?
Eines Tages rief sie morgens an und stellte mir „Warum hast du nicht nein gesagt?“ vor – ich wusste sofort: Das ist ein Hit. Wenn man noch mal so einen Riesenhit hat, ist das ein großes Geschenk, dass das noch einmal gelungen ist. Sehr schön ist, dass unsere KAISERMANIA nun auch live im Fernsehen übertragen wird. So was hätte ich mir früher nicht zugetraut. Meine Alterskarriere hat wirklich eine erstaunliche Dimension angenommen. Ich weiß, dass ich meinen Job beherrsche – ein Fußballer kann auch nicht proben, der muss auch live spielen. Ich freue mich wie ein Kind über die nächsten Konzerte.
Die zweite besondere Begegnung hattest du mit dem, der die KAISERMANIA mit dir entwickelt hat …
Genau. Der Veranstalter DIETER SEMMELMANN hatte die Idee zur KAISERMANIA. Das waren am Anfang kleine Konzerte – bei der letzten KAISERMANIA waren binnen Minuten alle Tickets ausverkauft. Das ist ein unglaubliches Geschenk.
Du hast aber auch ein tolles Publikum – gemischt – jung, alt, konservativ, tätowiert – und alle verstehen sich, sie haben alle Texte drauf.
Ja, das ist unfassbar, das zu erleben. Als ich in Berlin das erste Mal in der Waldbühne war, spielten die ROLLING STONES da, ich war 13 Jahre alt. Ich habe da TINA TURNER und ELTON JOHN und JOE COCKER gesehen – und nun darf ich selber da auftreten – das war großartig. Dafür bin ich unfassbar dankbar.
Zum Abschluss las ROLAND KAISER den Passus über die KAISERMANIA vor. KIM FISHER beschwerte sich scherzhaft, dass sie nicht im Buch erwähnt worden ist, weil sie ROLAND bei der MDR-Übertragung angesagt hatte. Er schloss augenzwinkernd an der Stelle, als seine Tochter ANNA-LENA ihn aufgefordert hatte, es „nicht zu verkacken“.
Dein Leben war voll Liebe, du bist aber auch dankbar dafür?
Ja, das kann man so sagen. Ich habe viel Liebe erfahren. Dass ich so gut auf großen Bühnen zurechtkomme, liegt wohl auch daran, dass ich Menschen liebe.
Und wir sind in dich verliebt, weil du uns zeigst, dass es Sinn macht, auf der Sonnenseite zu stehen und alles zu tun, dahin zu kommen. Vielen Dank. ROLAND KAISER, meine Damen und Herren …
Vielen Dank!