TOMMY & GERD ((Ex-"Moonbeats))
Die Download-Maxi "Heiliger Boden" im Test von Holger Stürenburg!
Die „Flippers“ sind seit 2011, irgendwo zwischen „Mexico“ und „Monte Carlo“, abgetaucht, die „Amigos“ strandeten kürzlich in „Santiago Blue“. Über „Calimeros“, „Domingos“, „Romeros“ und andere Kopisten der Kopien, hüllen wir lieber den Mantel des Schweigens… Was soll da also noch kommen? Ist es überhaupt noch möglich, den schwülstig-prassend-melodischen Romantikschlager deutscher Machart auch und besonders im Jahr 2016 ungestört und ohne Ablaufdatum zu genießen?
Diese Frage kann glücklicherweise rundherum mit „Ja“ bejaht werden – denn nun ertönt frohe, romantikschlagerhafte und -behaftete Kunde direkt aus dem fernen Münsterlande… in Gestalt des schnieken Duos „Tommy & Gerd“, das, trotz aller insbesondere äußerlicher Überschneidungen, höflichst darauf hinweist, gefälligst NICHT mit einem phonetisch ähnlich klingenden Gesangspaar-Namen aus den güldenen 70er Jahren, der da hieß „Cindy & Bert“, verwechselt zu werden. „Tommy & Gerd“ präsentieren dieser Tage, im Download-Format, via PUCKY MUSIC, ihre fabulöse erste Rundfunksingle „Heiliger Bogen“.
„Heilige Maria“, möge man hier denken, wenn man „Tommy & Gerd“ mit ihrer in beschaulich-sanfte, schwelgend-sehnsüchtige Töne gegossenen, himmelhochjauchzenden Eins-A-Glückseligkeit so durch die Boxen rinnen und wogen hört. „Heiliger Boden“ ist ergo nicht mehr und nicht weniger, als ein köstlicher, frühlingshaft sprießender Romantikschlager, wie er, sagen wir, so zwischen 1983 und 1986, bei Dieter Thomas Heck oder Viktor Worms, von z.B. Hannes Schöner, Andy Borg, Tommy Steiner oder Nino de Angelo, hätte in die höchsten Chartssphären auf unserem „heiligen Boden“ geführt werden können. Ein Lied, mittenmang durch die triefenden Tiefen aller Liebe dieser Welt, in der sich „Intoleranz“ auf „echte Chance“ reimt… und Gott persönlich die Traumfrau schuf… gereimt auf des Liebenden Hilferuf. „HeiligeR Boden“ ist und bleibt ein fürwahr bahnbrechender, gehörgangerstürmender Ohrwurm per Excellance, bei dem der Effekt der brachialen Authentizität erst so richtig mittels der so aufopfernd nachdrücklich, demutsvoll und kniefällig dargebotenen Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit des Gesungenen phänomenal zum Vorschein kommt.
„HEILIGER BODEN“ ist eine außerordentlich empfehlenswerte, geschmackssichere und musikgeschichtlich überaus relevante Reminiszenz an diejenigen teutonischen Schlagetage, als auf einem „Schneeweißen Schiff“ (*1) mit den „Fischern von San Juan“ (*2) an Bord, die „Weißen Segel im Wind“ (*3) gehisst wurden, um nach einer „Sommernacht in Rom“ (*4) und ein paar Tagen „Am weißen Strand von San Angelo“ (*4) das „Ewige Feuer“ (*2) unter der „Roten Sonne von Barbados“ (*5) zu entzünden. Das hat wahrlich Schmackes und stellt einen unübertrefflichen Sinnesgenuss dar, für uns in die Jahre gekommene 80er-Kinder und junggebliebene „Amigos“, auch jenseits der bayerischen Staatskanzlei, gleichermaßen zum Schmunzeln und Träumen geeignet.
Wer ist denn nun das neue Traumduo des Deutschen Schlagers? Wer versteckt sich hinter „TOMMY & GERD“? Beide Musiker stammen gebürtig, wie erwähnt, aus dem heiligen Münsterlande, sind seit mehreren Jahrzehnten mit diversen Bands und Ensembles unterwegs und verfassten immer wieder Lieder für z.B. „Brunner & Brunner“, Mickie Krause, Bernd Clüver, Rosanna Rocci oder die „Flippers“ ad Personam. Tommy bildet als „Geier Carlo“, gemeinsam mit Ur-„Geier“ Friedel Geratsch, die heutige Formation der NDW-Legende „Geier Sturzflug“, gründete in den späten 70ern die phantastische Polit-Blues-Truppe „Gebrüder Engel“ und durchwirbelte mit der 60er-Jahre-Revival-Band „Moonbeats“ nach 1986 Hitparaden, Clubs und Festivalbühnen dieser Republik, während Gerd, nach seiner Zeit ebenfalls bei den „Moonbeats“, einige Jahre lang mit der Combo „Tanzpalais“ durchwegs gehobenen Romantikschlager mit elitärem Ambiente aufbot.
Dies bedeutet im Klartext: „Tommy & Gerd“ waren und sind auf allen Ebenen deutscher Unterhaltungsmusik zu Hause. Sie wissen, was sie tun – und können, alleine schon wegen ihrer fachbezogenen Erfahrungen und ihrer Fähigkeit, sich immer wieder Neuem, Andersartigen zu öffnen, mit Fug und Recht als „erste wirklich ernstzunehmende Konkurrenz für die ‚Amigos‘“ (Pressetext) apostrophiert werden.
Nennen wir das musikalische Treiben von „Tommy & Gerd“ nun „Schlager De Luxe“ (dto.), oder Leichte Muse mit Schmiss und sachtem, kaum merkbaren, aber dennoch spürbarem Subverso-Touch. „Heiliger Boden“ und der B-Titel ihrer brandneuen Download-Single, „Wegen Dir“, nicht weniger romantisch, gefühlsbetont, salbungsvoll und affektiv ausgefallen, als der künftige, so heilige, wie bodenständige Dauerohrwurm anno Domini 2016, dürfte uns Kindern der 80er, die wir seinerzeit gerne auch mal all die G.G. Andersons und Andy Borgs dieser Welt aufliegen hatten, ebenso aus dem Herzen sprechen, wie unseren Eltern, die ihrerseits mit Peter Alexander, Willy Hagara oder Gerhard Wendland experimentefrei und wirtschaftsverwundert heimelig durch die 50er Jahre glitten.
„HEILIGER BODEN“ klingt idyllisch und malerisch, zugleich herrlich melodisch, unaufdringlich, ist somit leicht zu merken und folglich schnell mitsingbar. All diese Attribute können als Voraussetzung dafür gewertet, das „TOMMY & GERD“ im Jahr 2016 als neue Größen, ja unverblümt als Könige des Deutschen Romantikschlagers, ehrlich und dennoch von sympathischem ironischen Abstand zum Vorgetragenen beseelt, in die Annalen werden eingehen können.
„HEILIGER BODEN“, "ICH KANN NICHT LEBEN OHNE DICH" und „WEGEN DIR“ sind bereits auf YOUTUBE zu hören und gelten als harmonische Vorläufer für ein geplantes CD-Album von „TOMMY & GERD“!
(*1) Peter Sebastian
(*2) Tommy Steiner
(*3) Günter Stern
(*4) G.G. Anderson
(*5) „Die Flippers“
Holger Stürenburg, 08./09. Februar 2016
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