PETER ALEXANDER
smago! Serie "Schlager-Rückblick "Vor 40 Jahren" von Stephan Imming – Teil 60: "Die kleine Kneipe" (1/9)!

Neuzugang 03.05.1976! BITTE BEACHTEN SIE: Dieser Artikel ist aufgrund seiner Überlänge in 9 Kapitel unterteilt, die nach und nach veröffentlicht werden! 

Im Rahmen unseres „Schlager-Rückblicks“ ist nun der große PETER ALEXANDER an der Reihe. Er nimmt sicher eine Ausnahmestellung in der deutschen Showszene ein, da als er einer der größten und erfolgreichsten Entertainer aller Zeiten gilt, zumindest, was den deutschen Sprachraum angeht. Der Artikel wird in diesem Fall daher in acht Teile aufgeteilt.

Vielen Dank an den Künstleragenten Thorsten Groneberg, der sein umfangreiches Detailwissen über Peter Alexander in den Artikel hat einfließen lassen und uns ein paar Fotos aus seinem Archiv zur Verfügung gestellt hat.

 

Teil 1: Kindheit und Jugend

 

Am 30. Juni 1926 um 15:00 Uhr wurde Peter Alexander Ferdinand Maximilian Neumayer als einziges Kind des Bankrates Anton Neumayer und dessen Frau Berta (geb. Wenzlick; *1896, + 1987), die Tochter eines Musikalienhändlers aus dem böhmischen Pilsen war, in Wien (Hospital Rudolfinerhaus) geboren. Peter Alexander, wie er sich später nannte, wuchs in seiner Geburtsstadt Wien auf. Sein extrem strenger Vater starb 1947 im Alter von 47 Jahren an den Folgen seiner im Krieg erlittenen Verletzungen.

Bereits im Kindesalter sang und parodierte Alexander gerne, interessierte sich aber auch für klassische Musik (insbesondere für die des Komponisten Richard Wagner). Als 15-Jähriger brachte er sich als Autodidakt das Klavierspiel selbst bei. Mehrfach versuchten Peters Eltern, ihren Filius zu überreden, Mitglied der Wiener Sängerknaben zu werden – der lehnte aber stets ab – unter anderem, weil er nicht so gerne auf Reisen gehen wollte.

Peters Großvater war Musikalienhändler, er besaß ein Geschäft in der Klattauer Straße, hinter dem Pilsner Stadttheater, und hatte auch Schallplatten im Sortiment. Jeden Abend vor Ladenschluss gab er eine Plattenvorführung mit von ihm ausgesuchten Stücken. Eines Tages übernahm Peter diese Funktion des „DJs“ und spielte Schallplatten jeglicher Art – vom Gassenhauer bis hin zu seinen geliebten Wagner Arien. Besonders angetan hat es ihm aber auch  Jack Smith, der „Flüsterbariton“, und Richard Tauber.

Seine Schulzeit verbrachte Peter zunächst in der Volksschule Galileigasse und dann auf dem humanistischen Gymnasium in Wien-Döbling. Bei der Aufnahmefeier debütierte Peter als Sänger, er sang die Gralserzählung aus „Lohengrin“. Als Schüler war er durchschnittlich,  insbesondere Mathematik lag ihm nicht, besser lief es in Latein und – wer hätte das gedacht? – Musik.  – Wegen verschiedener Streiche musste er das Gymnasium verlassen. Ausschlaggebend war wohl der Wurf eines mit Wasser gefüllten Beutels aus dem Fenster der Schule, bei dem er einen Mathematiklehrer traf. Scherzhaft forderte Peter im fortgeschrittenen Alter, an seiner damaligen Schule eine Tafel aufzuhängen: „Hier hat von 1936 bis 1941 Peter Alexander geschlafen.“ – Peters Vater schickte ihn daraufhin ins böhmische Znaim zum Großvater. Dort legte er 1944 kriegsbedingt per Notabitur die Matura ab. Das Notabitur hatte zum Hintergrund, dass man bemüht war, möglichst frühzeitig junge Männer für den Kriegsdienst einsetzen zu können.

Schon im Alter von 15 Jahren bewarb sich Peter 1941 auf ein Inserat der Volksoper in der Wiener Währingerstraße als Statist für den Opernchor. Er wurde engagiert und verdingte sich als Bauer, Soldat oder Mann des Volkes. Zu seinem Leidwesen wurde Peter im September 1943 als Luftwaffenhelfer („Flakhelfer“) einberufen, um später wieder die Schule zu besuchen.

Nach dem Abitur wurde er bis Mai 1944 als Arbeitsdienstmann (in Breslau) eingesetzt, wo er im Rahmen von Veranstaltungen erstmals sein komödiantisches Talent ausprobieren konnte. Anschließend wurde er zum Heer einberufen und meldete sich als Marinesoldat, wo er in Kiel und Kopenhagen eingesetzt wurde. Kurz vor Kriegsende 1945 geriet Peter Alexander in britische Kriegsgefangenschaft. In mehreren Kriegsgefangenenlagern in Ostfriesland betätigte er sich als Sänger (gerne auch am Klavier, wobei seine Vorliebe dem Jazzpiano galt), Schauspieler und Parodist. Seinen ersten ernsthaften Auftritt als Schauspieler hatte Peter dann auch 1946 im Gefangenenlager Jever. Sein Mitgefangener war Gustav Barthelmus, Generalintendant des Klagenfurter Schauspielhauses – der inszenierte unter Mitwirkung Peter Alexander den „Jedermann“ und darauf die Operette „Dreimäderlhaus“.

Nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft schrieb Peter Alexander sich im Sommer 1946 seinen Eltern (insbesondere seinem kranken Vater) zuliebe an der Universität Wien für das Fach Medizin ein (Ziel war es, die Praxis eines Onkels zu übernehmen) und besuchte immerhin eine Vorlesung. Er bemerkte, dass er eine andere Berufung hatte, nämlich die des Schauspielers (sein Wunsch war es, ein Engagement am Burgtheater in Wien zu bekommen). Er begann eine Ausbildung am Max-Reinhardt-Seminar in Wien, dessen Aufnahmeprüfung er Ende 1946 bestand und das er 1948 mit Auszeichnung abschloss (Schauspiel- und Regieseminar Schönbrunn), somit war er amtlich geprüfter Schauspieler. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich in dieser Zeit als Bar-Pianist.  Dort kultivierte er seine Vorliebe für Parodien: „Ich parodierte schon meine Lehrer auf der Schauspielschule“. Fortan nannte er sich nur noch mit seinen beiden Vornamen und ließ die „restlichen“ Namen wegfallen. Die Idee dazu soll der Legende nach sein Reinhardt-Seminar-Kollege Walter Reyer gehabt haben. Weitere berühmte Kollegen seines Jahrgangs waren Erwin Strahl, Romuald Pekny und Ernst Stankovski.

Um finanziell über die Runden zu kommen, emigrierte Peters Mutter 1948 gemeinsam mit einer Freundin nach England, um „Nurse“ (Kindermädchen) zu werden und so den Lebensunterhalt zu verdienen. Sohn Peter durfte in ihrer Wohnung leben und seinen Haupt-Lebensunterhalt von der (kleinen) Witwenrente bestreiten. Im Jahr 1950 besuchte Peter seine Mutter in England und nutzte die Gelegenheit, ein Konzert des Entertainers Frank Sinatra im Londoner Palladium zu besuchen. Von dem Moment an war Peter „infiziert“; das Ziel, Sänger und Entertainer zu werden, war damit klar festgelegt.

Bereits 1948 wirkte Peter Alexander erstmals an einem Kinofilm mit – er spielte einen „Gast bei Frau Stein“ im Film „Der Engel mit der Posaune“. Aber auch in Sachen „Theater“ lief es rund. Professor Franz Stoß, der damalige Direktor des Wiener Bürgertheaters engagierte Peter aufgrund seiner Leistungen bei der Abschlussprüfung des Max-Reinhardt-Seminars, bei der er u. a. den schwulen Herrenschneider in dem Krimi „Der Prozess der Mary Dugan“ spielte.

Seine allererste Bühnenrolle erhielt Peter durch einen Zufall: In der Operette „Abschiedswalzer“, bei dem er bereits über mehrere Wochen lang jeden Tag im Bürgertheater in der Kulisse stehend die Vorstellungen verfolgt hatte,  fiel Schauspieler Franz Marischka krankheitsbedingt aus (er hatte sich bei einem Auftrittssprung den Meniskus gerissen). Peter Alexander vertrat ihn brillant und probierte in diesem Stück erstmals auch seine Publikumswirksamkeit. Durch sein stummes Studieren in der Kulisse kannte er jede Rolle auswendig, so dass es ihm möglich war, spontan einzuspringen. Seine Bühnenpartnerin war Waltraut Haas, mit der er später drei erfolgreiche Filme drehen sollte, die beiden das Presseurteil „Traumpaar“ einbrachten. Schon damals trat er bereits für eine Monatsgage von 200 Schilling unter dem Namen „Peter Alexander“ auf. Er spielte in dieser Zeit auch in einer Kleinst-Rolle als Lakai in der „Lustigen Witwe“ mit – seine Aufgabe war es dabei, nur einen Satz zu sagen: „Der Wagen ist gerade vorgefahren“. Star des Ensembles war sein großes Vorbild Johannes Heesters, mit dem er viele Jahre später die Ehre hatte, in großen TV-Shows zusammenarbeiten zu dürfen.

Nach der Schießung des Bürgertheaters war er beim Theater in der Josefstadt engagiert. Bei einem Engagement als Pianist zu Silvester 1950/51 lernte er die Liebe seines Lebens kennen, die Schauspielerin und Sängerin Hilde Haagen, traute sich jedoch wegen seines einfachen Pianisten-Jobs nicht, sie anzusprechen. Die war allerdings auch zu der Zeit noch verheiratet, allerdings schon im Begriff, sich von ihrem ersten Mann zu trennen. Wenngleich es keinen direkten Kontakt mit Hilde Haagen gab, hat Peter doch dafür gesorgt, dass vermeintliche männliche Konkurrenz sich an Hilde „ranmachen“ konnte, indem er schräge Jazz-Harmonien am Klavier spielte, die nicht tanzbar waren und somit den Flirt der „Konkurrenz“ erschwerten. –

Nebenbei war Alexander auch in der „Marietta-Bar“ des Kabarettisten Gerhard Bronner tätig, wo er u. a. Hans Moser, Johannes Heesters und Zarah Leander gekonnt parodierte. Dort soll u. a. erstmals auch Filmregisseur Franz Antel auf ihn aufmerksam geworden sein.

Schon früh begann Alexander, an seiner Sängerkarriere zu arbeiten. Als der Musikproduzent Gerhard Mendelson im September 1951 österreichische Sänger aufforderte, bei ihm vorzusingen, ließ der Österreicher sich nicht zweimal bitten und trug das Lied „Wann wirst Du wieder bei mir sein?“ vor. Mendelson erkannte Alexanders Talent und engagierte ihn für eine erste Single. Die Zusammenarbeit ging über mehrere Jahre, genauer gesagt bis in den Oktober 1954.

 

VORSCHAU: In Teil 2 geht es um den Beginn von Peter Alexanders Schallplatten-Karriere.

 

Das Foto ist eine Portrait-Zeichnung des Künstleragenten Thorsten Groneberg (von 1990).

Stephan Imming, 31.05.2016
http://www.ariola.de
http://www.peter-alexander.de

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