MICHELLE HUNZIKER
'Scharf geschossen' – Die smago!-TV-Kritik: "Das große Hit Sommer Festival 2017"!

Lieblose Moderation, durchwachsene Quote – Marktführer ist und bleibt Florian Silbereisen …: 

Der Sommerhit 2017 „Despacito“ hat quasi als „Erkennungsmelodie“ das Sommer Hit Festival 2017 eingeläutet. Bezeichnend: Nach 17 Wochen ununterbrochenem Aufenthalt auf Platz 1 in den deutschen Charts, fiel der Song bezeichnenderweise genau zum Ausstrahlungstermin des Hit Sommer Festivals  auf Platz 2 zurück.

Die Show mit einem Howard-Carpendale-Klassiker starten zu lassen („Hello Again“), war „originell“: Die vom RBB ausgestrahlte Schlagernacht des Jahres 2017 startete mit dem gleichen Song, wobei Carpendale in Berlin „live“ singen durfte. Interessant ist, dass „Hello Again“ ein Sommerhit sein soll, wobei – woher soll Michelle Hunziker es auch wissen, hat sie quasi null Schlagerbezug.

Nach einem kurzen Intermezzo mit Otto Waalkes ging es weiter mit Maite Kellys Auftritt, die ihren Tophit „Sieben Leben für Dich“ interpretierte. Auch hier gilt: Die Zuschauer des RBB waren besser bedient, weil Maite ihren Song im RBB live sang.

Santiano erfreuten das Publikum mit „Salz auf unserer Haut“ – richtig Stimmung kam aber auch bei denen nicht auf, obwohl die Nordlichter ja fast ein „Heimspiel“ hatten. Ihren großen Hit „Paris“ präsentierte „Michael“ (so spricht Hunziker ihre Namensvetterin Michelle aus) und absolvierte damit einen perfekten Auftritt – wie man Michelle eben kennt. Sie hatte sogar als erste Künstlerin die Chance, ein paar Sätze ins Mikrofon zu sprechen.

Die laut Michelle Hunziker „berühmtesten Zwillinge seit Hanni und Nanni“, nämlich die Lochis, erfüllten ihre Alibi-Funktion für das junge Publikum. Nachdem sie mit Michelle mit Hilfe eines Selfiesticks ein Foto gemacht hatten, präsentierten sie ihr „Lieblingslied“ – das steife Publikum nahm es gelassen hin. Vielleicht sprang auch deshalb kein Funke über, weil keiner der Künstler die (stets gleiche) Rundbühne verlassen durfte.

„Seine“ größten Hits (woher soll Michelle Hunziker auch wissen, dass das alles SMOKIE(!)-Hits sind) präsentierte dann Chris Norman und startete mit Alice – wäre man originell gewesen, hätte man eine Verbindung zu Carpendale schlagen können, der ja die deutsche Version gesungen hat. Um es mit Lothar Matthäus zu sagen: „Wäre wäre Fahrradkette“…

Im atemberaubenden Outfit hat Beatrice Egli dann ihren „Kick im Augenblick“ präsentiert und bewiesen, dass es durchaus blonde Schweizer Schönheiten gibt, die einen Bezug zum Schlager haben. Dann hieß es: „Hallo guten Abend, wie geht’s Euch, Kinder?“ – ein Spiel zum Thema Plattdeutsch bzw. Dialekt wurde gespielt. Was das in einer Schlagershow zu suchen hat? Keine Ahnung, der Unterhaltungsfaktor war jedenfalls „gähn“ – kein Wunder, dass der Funke zum Live-Publikum auch weiter nicht überspringen wollte. Memo an mich selbst: Nie wieder die „Überraschungen“ in der Silbereisen-Show kritisieren…

Ein „ganz großes Comeback“ hat die Kelly Family gefeiert. Dass das nur wegen einer unfassbaren Promo-Power auf allen Kanälen geschehen konnte, wird tunlichst verschwiegen – ebenso, dass die Kelly Family alles andere als vollständig antrat. Neben Maite, die für den Auftritt mit ihren Geschwistern inzwischen wohl zu erfolgreich ist, fehlt ein weiterer Kelly. Was „Fall In Love With An Alien“ mit Sommerhit zu tun hat – keine Ahnung, aber letztlich interessiert die Redaktion der Show nicht – und die Moderatorin schon mal gar nicht. „Spontan“ (oh Mann…) will dann ein Mädchen mit den Kellys singen. Richtig geil: Alle Stars müssen in der Show Vollplayback singen – auch die, die es können. Aber die 11-jährige Sarah konnte den Kelly-Klassiker „An Angel“ plötzlich live singen. Da kam selbst beim sonst zurecht unterkühlten Publikum etwas Stimmung auf, als da mal jemand „wirklich“ sang…

Extra aus Mallorca“ eingeflogen ist Jürgen Drews und präsentierte  unterstützt von Hupfdohlen seinen „Von Null auf Hundert“-Song. Immerhin: Drews sang zum Schluss des Liedes den Titel „live“ weiter, was mit „Zugabe“-Rufen honoriert wurde – freilich von Frau Hunziker wegmoderiert, weil es nun wichtiger war, den Lochis dabei zuzuschauen, wie sie eine Sandburg bauen. Okay – wenn schon nicht „Hit“, hat das wenigstens was mit „Sommer“ zu tun. Memo an mich selbst: Nie wieder die vermeintlich übertriebenen Zugaben Silbereisens kritisieren!

Die „frisch verheirateteKerstin Ott sorgte dann dafür, dass das Publikum stimmungsmäßig wieder runtergefahren wurde. Mit „Herzbewohner“ gab es erneut einen Titel, bei dem man sich abermals fragte: Hit? Sommer? Festival? … – Aber danach wurde es richtig „sommerlich“ – Helmut Lotti interpretierte den Titel „Bridge Over Troubled Water“, womit sich das Thema „Partystimmung“ endgültig erledigt hatte.

Nachdem Michelle Hunzikers „Landsmännin“ Beatrice Egli aus der Schweiz ihren zweiten Auftritt hatte, kam „Landsmann“ Al Bano aus Italien ins Spiel. Tja, sie ist halt international und kann auch noch singen und ließ es sich nicht nehmen, das neue „Schlager-Duo“ Al Bano und Michelle Hunziker ins Leben zu rufen – mit dem großen Hit „Felicita“. Offensichtlich ist Alkoholgenuss bei der Musik zuträglich, denn – Zitat Michelle Hunziker: „Eine Millionen dreihundert Weine im Jahr macht er“ – fürwahr beeindruckend – das sind sicher mehr als „sieben Fässer Wein“…

Mit Oonagh gab es dann tatsächlich mal ein sommerliches Thema – sie sang nämlich ihren Song „Zeit der Sommernächte“ (- das Safri Duo wurde diesmal lieber nicht erwähnt. Es war zwar im Vollplayback zu hören, aber körperlich nicht anwesend). Da die Musik bei dieser Show offensichtlich sowieso sekundär war, war der Hinweis, dass Oonagh ein Mädchen erwartet (die Sängerin ist im siebten Monat schwanger), eine der Meldungen des Abends.

Mit dem „Sommerhit“ „Ohne Dich (schlaf ich heut Nacht nicht ein)“ durfte dann die Münchener Freiheit ihren Auftritt absolvieren, wobei man sich schon sehr daran gewöhnen musste, dass die Stimme Stefan Zauners fehlte – ob der Song in DER Version ein Hit geworden wäre – man weiß es nicht..

„Witzig, witzig, heute hab’n wir viel gelacht, denn wir sind bei…“ – nein, nicht Inas Nacht, die wird ja von einer kompetenten Moderatorin präsentiert – weiter ging es mit dem Shanty-Chor Lohnde 1989, der einige Sommerhits (!) präsentierte. Unter die Sänger mischte sich Michelle Hunziker, die nicht wirklich textsicher war…

Mit „Ich seh nur Dich“ durfte Maria Voskania ihre Single aus dem sehr gelungenen „Magie“-Album im Rahmen einer großen Show vorstellen – vielleicht geht da ja noch mehr? Ein überzeugender Auftritt vier guten Tänzerinnen. Da war die „Helene-Schule“ durchaus erkennbar. (Schade, dass die Schlagergöttin ihr Kommen abgesagt hat, sie hätte die Veranstaltung definitiv sehr aufgewertet). Einen zweiten Auftritt hätte Maria verdient gehabt – vielleicht gibt es ja eine „Zugabe“ bei einer der nächsten Silbereisen-Shows?

Der „berühmteste Ostfriese der Welt“, Otto Waalkes, sorgte für etwas Stimmung am Timmendorfer Stand. Neben dem 11-jährigen Mädchen, das mit den Kellys gesungen hat, war er der Einzige, der sich mit dem „Hänsel und Gretel“-Klassiker zutraute, live zu singen. Toll, wie er die Thematik immer wieder aktualisiert – beispielsweise gab er eine Ed Sheeran- Version des Liedes – eine tolle deutsche Umsetzung, witzig gemacht. Auch Max Giesinger durfte sich über eine Verballhornung seines Hits „Wenn sie lacht“ freuen. Die Live-Performance blieb nicht ohne Wirkung: Das Publikum forderte „Zugabe!“. Diesmal wurde diesem Wunsch entsprochen: Nach vielen aktuellen Parodien gab Otto die Spider Murphy-Version „Skandal um Hänsel und Gretel“ zum besten – klasse!

Mit Michelle kann man nichts falsch machen – auch ihren Hit „Wir feiern das Leben“ trug sie überzeugend vor. Mit der deutschen Version von „Despacito“ („Baby langsam“) lieferten Feuerherz das Gegenbeispiel einer guten deutschen Version eines internationalen Hits von Otto – der Text hat was von der früheren Serie „Schlagertexte aus dem Tollhaus“, die vor Jahren im „Memory-Magazin“ veröffentlicht wurde.

Howard Carpendale präsentierte erneut seinen aktuellen Titel „Wenn nicht wir“ – genau wie bei der RBB-„Schlagernacht“ wurde der Song zu Gehör gebracht. Auch „Es war noch nie so schön“ von Maite Kelly haben wir bereits mehrfach im Fernsehen gesehen, wobei sie diesmal recht freizügig auftrat. 

Einen Klassiker präsentierten Karat mit ihrem „Sommerhit“ „Über sieben Brücken muss du geh’n“. Mit „Sternenfeuer“ kam dann wieder etwas wie Stimmung auf am Timmendorfer Strand – Beatrice Egli sei Dank.

Mit Peter Kraus kam dann eine Rock’n’Roll-Legende ins Spiel. Ein sehr beeindruckender Auftritt – toll, wie fit der Mann mit 78 Jahren noch ist. Das Kontrastprogramm gab Newcomer Ben Zucker, der immer mehr zur Elite aufschließt – erneut präsentierte er mit „Na und!?“ einen Titel, den wir von der RBB-Schlagernacht und Silbereisen-Auftritten  kennen. Memo an mich selbst: Mit Ben Zucker ist dem Silbereisen-Team ja durchaus eine imposante Neuentdeckung gelungen.

Im Anschluss sang Oonagh einen zweiten Titel. Auch Chris Norman durfte dann noch einen aktuellen Titel singen („Crawling Up the Wall“). Warum gefühlt in jeder Schlagershow die Kelly Family doppelt, drei- und vierfach auftreten darf? Man weiß es nicht – bzw. fragt sich buchstäblich: „Why why why?“. Michelle Hunziker meinte, das sei einer echten „Schlagerparty“ (??) würdig und kündigte mit „Hoch im Norden“ die Lokalmatadoren Santiano an.

Mit Vicky Leandros ging es dann weiter mit der „RBB-Schlagernacht-Gedächtnisshow“. Erneut wurde im Vollplayback ein Titel gezeigt, der dankenswerterweise vom RBB live präsentiert wurde: „Apres toi“. Einen Blumenstrauß nach Aspach sollte Vicky schicken, denn die enorme Popularität ihres Liedes „Ich liebe das Leben“ dürfte auch der populären Andrea-Berg-Version geschuldet sein.

Mit „Hundert Millionen Volt“ durfte Nordlicht Bernhard Brink dann die Stimmung aufheitern. Pikant: Im MDR wurden parallel die „Schlager des Sommers“ wiederholt. Zapper waren irritiert: Bernhard Brink durfte seinen Hit nicht nur im ZDF, sondern auch im MDR singen – beide Aufzeichnungen liefen parallel im Fernsehen, so dass der geneigte Zuschauer sowohl im ZDF als auch bei MDR mitsingen durfte: „Hundert Millionen Volt“…. Bernhard Brink dürfte an dem Abend der Quotengott gewesen sein. Michelle Hunziker freute sich über „Bernhard Brink und seine Band“ – dass diese Band auch die Band Howard Carpendales war – wen stört es?

Warum Karat zum „guten“ Schluss dann einen Song der Toten Hosen brachte? Hoffentlich wird Campino die Ostrocker nicht für ihre Version des Riesenerfolgs „Tage wie diese“ der Düsseldorfer Band verklagen… Es ist zumindest sehr „authentisch“, wenn Ostrocker von „Rheinterassen“ singen.

Fazit: Michelle Hunziker ist zweifellos eine sehr attraktive und charmante Frau. Vielleicht ist sie sogar eine gute Moderatorin. Dass sie aber absolut keinen Bezug zum Schlager hat, war mit jeder auswendig gelernten Ansage spürbar. Vielleicht hätte es geholfen, wenn das „Buch“ besser gewesen wäre, man ihr also authentischer wirkende Moderationen geschrieben hätte – das war aber auch nicht der Fall. Auch die Besetzung der Show zeigt wenig bis gar keine Kreativität. Der Plan war wohl eigentlich, die „ganz großen Namen“ an Bord zu haben. Mit dem vollmundigen Versprechen, Helene Fischer und Vanessa Mai dabei zu haben, die dann gleich beide abgesagt haben, erwischte man einen klassischen Fehlstart – erst recht, wenn man ansonsten fast komplett auf das altbewährte Muster setzt. Da fehlte fast nur noch DJ Ötzi.

Schön wäre auch ein stimmiges Konzept gewesen: Stehen eher aktuelle Songs im Vordergrund oder eher aktuelles Programm? Muss man nicht Sommerhits klar höher gewichten? Wer darf wie oft auftreten? Wenn schon Spiele – geht das nicht origineller?

Einige Stimmen haben orakelt, dass man mit diesem Format vielleicht eine „Nachfolge“ Carmen Nebels installieren wollte. Das Experiment dürfte krachend gescheitert sein. Abgesehen von der Qualität der Moderationen holte Carmen Nebel mit ihrer letzten Show 4,31 Mio. Zuschauer – bei Michelle waren es deutlich  weniger (3,64 Mio.). Warum einige Portale das auch noch als „Erfolg“ werten, muss man nicht verstehen, wobei die Quotenfrage und die Interpretation ja schon im Vorfeld von Peter Wolf sehr gut prognostiziert wurde (siehe auch hier: https://www.smago.de/d/artikel/80552/ ). Auch wenn man nicht immer mit allem einverstanden sein muss, was Florian Silbereisen und sein Team so veranstalten, muss man seine exponierte Stellung im Schlagersegment neidlos anerkennen – in der Tat sind die „Feste“ wohl auch noch auf längere Sicht gesehen das „Maß aller Dinge“.

An und für sich ist eine weitere Schlagershow im ZDF ja wünschenswert und fast „überfällig“ – ob eine schlechte Kopie der noch vorhandenen Schlager-Shows wirklich das Maß aller Dinge ist, darf bezweifelt werden…
 

smago!

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