MICHAEL SCHANZE
smago! Serie "Schlager-Rückblick "vor 40 Jahren" von Stephan Imming: Teil 15 – Michael Schanze ("Du hast geweint") – reloaded!

Neuzugang 17.03.1975! Lesen Sie HIER eine leicht aktuallisierte Version, die vom Büro Michael Schanze autorisiert wurde…: 

Am 15.01.1947 wurde MICHAEL SCHANZE in Tutzing am Starnberger See als Sohn des beim Bayerischen Rundfunk  tätigen Komponisten und Kapellmeisters (Chef des dortigen Streichorchesters) Artur Schanze geboren.

Schon früh wurde er musikalisch ausgebildet, so erteilte sein früh verstorbener Vater, der Suizid beging, als Michael 9 Jahre alt war, ihm Klavier-Unterricht. Er sang auch beim „Windsbacher Knabenchor“, wo er musikalisch eher „gedrillt“ wurde und gründete mit Klassenkameraden schon im Alter von 13 Jahren seine erste Band, die „Quarter-Deck-Combo“. Später trat er 1968 im Talentschuppen des SWF auf.

Nach dem 1966 bestandenen Abitur absolvierte er zwischen 1967 und 1970 an der Münchner Hochschule für Film und Fernsehen ein Studium mit anschließender Diplomprüfung, an dessen Anschluss er einen Film namens „Les Clochards“, das Portrait einer Beatgruppe, als Autor und Regisseur drehte.

1967 wurde er von  Gerhard Mendelson für die Schallplatte entdeckt – die erste 1968 erschienene Single, die Henry Mayer / Fini Busch-Komposition „Ich bin kein Lord“, wurde ein Achtungs-Erfolg, während die Nachfolger „Wer wird denn am Sonntag weinen“ (Christian Bruhn-Komposition von 1968) und „Keiner weiß,  wie ich Dich liebe“ (von Henry Mayer, 1969) weniger erfolgreich waren, so dass damit der erste Plattenvertrag mit der Polydor auslief – und das, obwohl das Jugendmagazin Bravo am 28.04.1969 zur letzten Polydor-Single schrieb: „Hier präsentiert sich ein Nachwuchsmann mit jeder Menge Talent.

Mit dem Wechsel zur Plattenfirma „United Artists“ stellte sich unter dem jungen Produzenten Michael Kunze, der auch für ihn als Textdichter tätig war, der erste echte Verkaufs-Erfolg ein: Gleich die erste dort veröffentlichte Single „Ich hab‘ Dich lieb“, dem viele Musik-Experten eine Ähnlichkeit zum Klassiker „Plaisir d’amour“ attestieren, wurde ein großer Erfolg – damit stürmte er sogar bis auf Platz 1 von Dieter Thomas Hecks ZDF-Hitparade, wo er bei einem Auftritt sogar noch ein defektes Mikrofon tauschen musste – damals wurde im Fernsehen noch live gesungen, so dass das erforderlich war.

Während der Schlager „So lang wir zwei uns lieben“ an diesen Erfolg nicht anknüpfen konnte, avancierte der am 20.11.1971 in der ZDF-Hitparade vorgestellte Song „Wer Dich sieht, hat Dich lieb“, ein kompositorisches Frühwerk Ralph Siegels, wieder zu einem beachtlichen Verkaufs-Erfolg, was für den auch von ihm geschriebenen Nachfolge 1971er- Schlager „Ich suche ein Mädchen“ nicht gilt.

Parallel wurde Schanze  für das Fernsehen entdeckt, so moderierte er 1971 die TV-Jugend-Sendung „Mobile“ (Samstagnachmittag-Wochenendjournal). 1972 griff er zu, als das ZDF ihm eine große TV-Show anbot und Roy Black ablehnte – die Show „Hätten Sie heut Zeit für mich?“, die am 01.06.1972 erstmals ausgestrahlt wurde, wurde zu einem langjährigen erfolgreichen TV-Dauerbrenner. Gleich die erste Show musste dabei wegen einer eingeschobenen aktuellen politischen Sendung in die späte Nacht verschoben werden und wurde auf vielfachen Publikums-Wunsch hin am 05.08.1972 wiederholt.

Auch das Kino wurde auf Schanzes Talent aufmerksam, und er bekam Rollen in den Kino-Streifen „Die lustigen Vier von der Tankstelle“ (Hauptrolle neben Hans-Jürgen Bäumler, Uschi Glas und dem damaligen Kinderstar „Nicki“) und im Film „Sie nannten ihn Krambambuli“.

Im Dezember 1972 enterte Schanze nach einer ca. einjährigen Schallplattenpause wieder die  Hitlisten mit einer Produktion und Komposition des Hit-Autors Christian Bruhn („Oh wie wohl ist mir“). Nachdem die 1973er Folge-Produktionen „Wo Du bist, will ich sein“ und „So liebt man ein Mädchen“ (Text  und Produktion in dem Fall von Michael Schanze höchstpersönlich; Auszug aus dem Text: „Ich werde Dir nie untreu sein, denn das tut Dir doch so weh“) nicht mehr so einschlugen, wurde erneut die Plattenfirma gewechselt – diesmal ging es zur Major-Company EMI Electrola.

Die Debüt-Single auf diesem Label war „Ich lass Dich nie mehr aus den Augen“ – eine gefällige Big-Band-Nummer, interessant produziert, arrangiert und komponiert mit überraschendem Schluss – ein mehr als stimmiger Schlager, der nur einen Makel hatte – er wurde kein kommerzieller Erfolg. Im Gegensatz zur Nachfolge-Single (ebenfalls unerfolgreich), „Dich nehm‘ ich mit“, wurde erstgenannter Song aber immerhin auf Schanzes 1974 erschienene LP, die den „originellen“ Titel seiner TV-Show („Hätten Sie heut Zeit für mich?“) trug, genommen.

1975 nahm der umtriebige und überaus erfolgreiche Produzent Joachim Heider, der u. a. auch für Udo Jürgens, Peter Maffay und Marianne Rosenberg tätig war, Michael Schanze unter seine Fittiche und schaffte es, mit Michael Schanze einen kleinen Erfolg in den Verkaufs-Charts zu landen – der von Heider auch komponierte Walzer „Du hast geweint“ konnte sich in den Bestenlisten platzieren. Dieser Titel war übrigens Schanzes einzige Charts-notierte Single und somit sein größer Erfolg in Österreich, wenngleich Schanze dem Branchenblatt Musikmarkt damals zu Protokoll gab: „Bitte, es sind keine Heino-Zahlen, aber das ist bei mir wohl auch nicht drin“.

Das galt auch für die 1975er-Nachfolgesingle, „Hell wie ein Diamant“ – diese Joachim-Heider-Produktion sollte für viele Jahre dann aber die letzte Hitparaden-Notierung in den Verkaufs-Hitlisten sein.

Allerdings war Michael Schanze schon damals als TV-Moderator sehr gut im Geschäft – seine Mischung aus Sketchen und Musik kam beim Publikum sehr gut an, wenngleich das österreichische Fernsehen aus der Übertragung von „Hätten Sie heut Zeit für mich?“ ausstieg.

Auch als Sportler trat er Mitte der 70er Jahre in Erscheinung, so erreichte er bei den Windsurfing-Weltmeisterschaften in Frankreich einen 34. Platz (oder wie Schanze es bescheiden ausdrückt: „Drittletzter“).

Die nächste Single, „Es ist Morgen und ich liebe Dich noch immer“ (erneut von Joachim Heider komponiert und produziert) war ein ausgesprochener Radio-Hit, allerdings waren die Verkaufs-Zahlen nicht zufriedenstellend, was auch für die zweite 1976er Produktion („Nie mehr“) gilt, die vielleicht etwas zu sehr an den damaligen 10CC-Hit „I’m not in love“ erinnert hat.

Dennoch hielt auch in dieser Zeit der Erfolg für Schanze an, so wurde er 1976 von deutschen Showjournalisten zum beliebtesten Schlagerstar gewählt. Er erhielt dafür eine Rose für „gute Zusammenarbeit bei Pressekonferenzen, Produktionsterminen und sonstigen Begegnungen“.

Die letzten Singles der EMI-Electrola-Phase waren die Joachim-Heider-Produktionen „Ich bin Dein Freund“ (1977) und das bis heute recht bekannte „Schalt doch mal Dein Herz auf Empfang“, der Song zur ARD-Fernsehlotterie – getextet von Michael Kunze, der ab 1979 dann auch wieder (wie in Schanzes frühen Jahren) sein Produzent werden sollte.

Auch in dieser Karriere-Phase war Michael Schanze recht umtriebig. So hatte am 4.12.1977 in Österreich ein „neues Fernsehquiz für 8- bis 12-jährige Kinder“ Premiere – also ausgerechnet in dem Land, das zwischenzeitlich aus „Hätten Sie heut Zeit für mich“ ausgestiegen war. Der damalige ORF-TV-Abteilungsleiter Herbert Hauk hatte mit seiner Entscheidung, die Sendung „1, 2 oder 3“ ins Programm zu nehmen, ein goldenes Händchen – das TV-Quiz, seinerzeit als Nachfolgesendung des eher infantilen „Dreiländerspiels“ ins Programm genommen, entpuppte sich als Langläufer – die Show hat bis heute überlebt (aktueller Moderator ist Stefan Raabs „Show-Praktikant“ Elton).

In jener Zeit gab es auch Gerüchte, dass Udo Jürgens‘ Weggang von Montana, dem Verlag Hans R. Beierleins, durch Michael Schanze kompensiert werden könnte und Udos Texter bevorzugt auch für ihn schreiben würden. Wenngleich Schanze zum 1. Januar 1979 tatsächlich auch zu dessen Plattenfirma Ariola wechselte, entpuppte sich das Gerücht doch eher als falsch.

Ähnlich wie Jürgen Marcus erging es auch Michael Schanze – Versuche, mit anspruchsvolleren Liedern zu punkten (teils selbst komponiert), waren kommerziell nicht erfolgreich – die Ariola-Aufnahmen „Das Kind mit dem Tambourin / Kapitän im Pappkarton“ (zum Jahr des Kindes 1979), „Das Mädchen im Spiegel“, „Und außerdem… ich hab‘ Dich lieb“ und „Non Sai“ (erneut mit der Rückseite des schönen Kapitän im Pappkarton-Liedes) konnten nicht wirklich beim Publikum punkten.

Erst 1982 gelang Michael Schanze dann der größte musikalische Erfolg seines Lebens – gemeinsam mit der deutschen Fußballnationalmannschaft nahm er unter der Produktion Ralph Siegels dessen Song „Ole Espana“ auf und landete damit einen beachtlichen Top-10-Hit. Erstmals nach über 10 Jahren konnte Schanze sich damit sogar auch wieder in der ZDF-Hitparade platzieren.

Abgesehen von einer weiteren Siegel-Nummer aus dem Jahr 1982 („Wie ich Dich liebe“) wurde es in Sachen Musik-Produktionen dann ruhiger um Michael Schanze, der sich fortan fast ausschließlich seiner TV-Karriere widmete und mit „Flitterabend“ einen weiteren großen TV-Erfolg landen konnte.

Dass die Musik für Michael Schanze noch immer eine große Rolle spielt, bewies er in jüngerer Vergangenheit insbesondere mit seinen Musical-Kompositionen  für „Scrooge-Eine Weihnachtsgeschichte“, das im November 2014 in der Komödie Winterhuder Fährhaus Hamburg uraufgeführt wurde.

Heute ist er in erster Linie als Theater-Schauspieler präsent. Aktuell wird er im Sommer als Pater Brown die Theaterbühnen betreten.

 

VORSCHAU: In Folge16 dieser Reihe wird es um das populäre Schlager-Duo Cindy und Bert gehen.

Stephan Imming, 16.03.2015

http://www.michael-schanze.de/cms/index.php

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