MELANIE SANDERS
smago! top-exklusiv: Was macht eigentlich… Melanie Sanders?

Stephan Imming hat einige Informationen zur beliebten, aber lange “verschollenen” Sängerin zusammengetragen und ihr einige Fragen gestellt! 

Im Jahr 1981 ging ein neuer Stern am Schlagerhimmel auf: MELANIE SANDERS. Die Braunschweigerin hatte kurz zuvor einen Talentwettbewerb gewonnen und wurde unter die Fittiche des Erfolgsproduzenten Joachim Heider genommen. Die erste Single der damals 16-jährigen trug den Titel „Weck mich nicht auf“, getextet von Dr. Michael Kunze. Musikalisch erinnert das Lied etwas an ABBAs „I Have A Dream“. Das Lied wurde ein guter Erfolg, insbesondere im Berliner Raum, so wurde es in Nero Brandenburgs RIAS-Hitparade zu einem der Schlager des Jahres. Imposant sind auch die Autoren der B-Seite: Schon damals war Dieter Bohlen umtriebig. Er komponierte den Song San Lucia gemeinsam mit Peter Kent, Walter Beck verfasste den deutschen Text zu „Sommernacht in San Lucia“.

Für die Promotion der ersten Single ließ sich die Plattenfirma Hansa etwas Besonderes einfallen: Mit einer von einer roten Kordel zusammengehaltenen und von Gott Amor mit Pfeil und Bogen geschmückten Sonderverpackung wurde per Einzelversand den Medienpartnern Melanies Debut-Single ans Herz gelegt. Die Überschrift auf der Verpackung signalisierte: „etwas ganz Besonderes… ein süßes Erlebnis“, was wohl auch eine Anspielung daran war, dass damals fast nur Coverversionen veröffentlicht wurden, während Melanie ihr Debut mit einer für Sie geschriebenen Original-Komposition gab.

Passend zum jugendlichen Alter wurde im Anschluss die Single „Jung und allein“ veröffentlicht, in dem es schon damals um zunehmenden technischen Fortschritt und Computertechnologie geht („überall alles Plastik, das die Wahrheit verdreckt, und sogar die Zukunft hat man versteckt. Die Natur ist ein Video, das Leben nicht echt. Nur Maschinen – ja, denen ist alles recht!)“. Zur Joachim-Heider-Komposition schrieb diesmal Christian Heilburg den bemerkenswert aktuellen Text, die Single wurde im Herbst 1981 veröffentlicht. Die B-Seite, „Gitarren in der Nacht“, war eine Coverversion einer B-Seite von Marianne Rosenberg (damalige A-Seite war „Sie ist kalt“ anno 1979).

Im Jahr 1982 bewarb sich Nicole(!) für den Grand Prix Eurovision de la Chanson. Gleich zwei ihrer eingereichten Lieder schafften es in die runde der besten 24 Schlager, aus denen 12 für die TV-Vorentscheidung ausgewählt wurden: „Ein bisschen Frieden“ und „Nur ein Lied“. Nicole entschied sich für „Ein bisschen Frieden“ – eine goldrichtige Entscheidung, sie gewann damit erstmals für Deutschland die Eurovision. Den Song „Nur ein Lied“ hingegen bot man Melanie Sanders an, die es damit nicht in die Fernseh-Endausscheidung schaffte. Die von Rainer Pietsch und Robert Jung geschriebene Nummer wurde dennoch als Single veröffentlicht, Co-Produzent blieb Joachim Heider.

Im gleichen Jahr hatte G.G. Anderson einen Erfolg mit dem Song „Jim And Andy“. Tony Marshall sang eine deutsche Version namens „Jim und Andy“ und war damit recht erfolgreich. Weniger gut lief es für Melanie, obwohl Roland Kaiser und Norbert Hammerschmidt ihr einen eigenen maßgeschneiderten Text schrieben: „Wenn ich träume“. Der Song ist auf einem Sampler von G. G. Anderson („Hits und Raritäten“) verkoppelt und somit auf CD erhältlich. Textdichter Roland Kaiser hat das Lied ebenfalls aufgenommen.

1983 wurde Erfolgssänger und –Produzent Roland Kaiser mit ins Boot genommen. Der textete und produzierte (gemeinsam mit Norbert Hammerschmidt) die Nummer „Ich will die Nacht“, eine Komposition von Joachim Heider für die inzwischen volljährige Sängerin. Ihr Lied stellte Melanie in der von Jürgen von der Lippe moderierten TV-Sendung „Show Start“ am 31. März 1983 vor und war auch in der Tele-Illustrierten (6. April) und in der Aktuellen Schaubude (9. April) zu Gast. Die B-Seite war erneut die deutsche Version eines Titels von G.G. Anderson – aus „When Your Heart Is Cryin‘“ wurde „Wenn die Nacht vorbei ist“ (Text: Dr. Michael Kunze).

Auch die nächste Single wurde von Roland Kaiser und Norbert Hammerschmidt produziert. „Fremde Gefühle“ ist eine Komposition von Ralf-René Maué, der Text stammt von Norbert Hammerschmidt. Erneut findet sich auf der B-Seite ein Coversong. Aus Badfingers durch Nilsson bekannt gemachtem Welthit „Without You“ wurde „Wie ein Traum“.

Die letzte Single Melanie Sanders‘ war „Herzklopfen“, ein Lied des Autorengespanns Cora von dem Bottlenberg und Swetlana Minkow, die selber auch als „Cora“ u. a. mit dem Lied „Amsterdam“ Erfolge erzielen konnten. Die beiden Damen produzierten den von ihnen geschriebenen Song selber. Das Lied wurde im Berlin-Wilmersdorfer Achtspur-Studio der Damen von „Cora“ produziert, der Feinschliff entstand in Frank Farians „FAR“-Studios. Auch das Single-Cover wurde von „Cora“ gestaltet – es zeigt eine rotbemützte, von Seifenblasen umgebene fröhliche Melanie.

Abgesehen von Moderationstätigkeiten – sie moderierte u. a. am 1. Mai 1984 gemeinsam mit Nero Brandenburg den RIAS-„Schlagermarathon“ und war auch sonst als Moderatorin tätig – gab es im Anschluss nur noch wenige Lebenszeichen der beliebten Sängerin, die seit ihrem 18. Lebensjahr in Berlin wohnte.

Parallel zu ihrer Karriere holte Melanie Sanders ihren Schulabschluss (Mittlere Reife) an einer Abendschule in Berlin nach, was sie auch gut begründen konnte: „Erstens möchte ich eine bessere Ausgangsposition für eine fundierte Berufsausbildung haben. Zweitens, das finde ich besonders wichtig, macht mir das Lernen auf der Abendschule Spaß – im Gegensatz zu früher“.

Im Anschluss zog sich Melanie Sanders komplett ins Privatleben zurück, um sich unter ihrem eigentlichen Namen (Ingrid Eiling) ein bürgerliches Leben aufzubauen. Über viele Jahre hörte man so gut wie gar nichts mehr von der beliebten Sängerin, abgesehen von einem Intermezzo 1990/1991 mit Produktionen wie „Sommer macht Spaß“ und „Glücklich zu sein, ist gar nicht so schwer“, die sie als Bandmitglied der Gruppe „Sunset“ produzierte (mit im Boot waren damals die Berliner Musiker Frank Becker und Dieter Pardemann).

Nach vielen Jahren konnte der Künstlerbetreuer Michael Borge Melanie Sanders dazu überreden, wieder als Sängerin in Erscheinung zu treten. Bei seinen legendären „Seniorendiscothek“ gab sie sich zur Freude vieler Fans wieder die Ehre, nachdem im Internet recht oft über ihren weiteren Lebenslauf spekuliert wurde –immerhin war die sehr attraktive Sängerin nicht mal 20 Jahre alt nachdem es sehr still um sie wurde – auch das Internet hilft da nur bedingt weiter.

Deshalb haben wir die sympathische Interpretin gebeten, ein bisschen von sich zu erzählen. Dem kam sie gerne nach:

 

Lieber Herr Imming,

vielen lieben Dank für Ihre liebe Mail. Gern beantworte ich die Fragen, ich war wirklich beeindruckt von Ihrer Recherche.:-) 

 

Ihre Melanie Sanders

– Schon in jungen Jahren wurden Sie als Talent im Rahmen eines Talentwettbewerbs entdeckt. Erinnern Sie sich an den Wettbewerb, an den Titel, den Sie sangen? Wer genau war es, der Ihnen den Kontakt zur Plattenfirma Hansa bzw. zum Meisel-Musikverlag vermittelt hatte?

Natürlich erinnere ich mich. Ich sang von Olivia Newton-John ‚Banks of the Ohio‘. Ich singe das Lied heute noch gern. Zur Hansa Musikproduktion (Meisel-Verlage) kam ich über die damalige Jury, die dort beim Talentwettbewerb vertreten war. 

– Ihre ersten Lieder wurden vom sehr angesehenen Produzenten Joachim Heider produziert. Haben Sie Erinnerungen an die Zusammenarbeit mit dem Star-Produzenten?

Joachim Heider ist wunderbar, das Arbeiten mit ihm hat Spaß gemacht. Die Chemie hat einfach gestimmt und das ist im Studio sehr wichtig.

– Warum haben Sie nach der 7. Hansa-Single sich komplett vom Geschäft zurückgezogen? Wollten Sie bewusst eine bürgerliche Existenz aufbauen und sich konsequent komplett zurück aus der Öffentlichkeit zurückziehen?

Gerade Anfang der 80ziger Jahre hatte es der Schlager nicht ganz so einfach. Es kam die ‚Neue Deutsche Welle‘ und mit ihr viele tolle neue Songs. Mein Gedanke war damals, nicht nur von der Musik abhängig zu sein. Wenn es nicht so läuft und auch Auftritte ausbleiben, muss man ja von irgendwas leben. Deshalb bin ich einen zweiten beruflichen Weg (als kaufmännische Angestellte) gegangen. Die Musik habe ich dabei nie aus den Augen verloren. Ich habe in der Zeit Rundfunkjingles für Sender, ab und zu Demobänder für andere Künstler besungen und auch Chor (u.a. einmal auch für Helga Hahnemann und auch spontan für die Ärzte) gemacht. Die Musik wurde zum Hobby.

– Gab es (abgesehen vom „Sunset“-Intermezzo) weitere Aktivitäten als Band-Mitglied? Haben Sie bei „Sunset“ auf den veröffentlichten Singles bewusst keine Fotos auf dem Cover veröffentlicht?

Nein, weitere Aktivitäten als Band-Mitglied gab es nicht, trotzdem hatte es mit den Jungs zusammen viel Spass gemacht. Das es keine Fotos auf den Singles gab, hatte keine besonderen Gründe.

– Haben Sie noch Kontakte zur Schlager-Branche, zu ehemaligen Kolleginnen und Kollegen oder Mitarbeitern der Branche?

Oh ja, wir kennen uns alle über 30 Jahre und manchmal ist es als wäre die Zeit stehengeblieben, ein schönes Gefühl.

– Werden Sie hin und wieder noch erkannt als „Melanie Sanders“ und auf „alte Zeiten“ angesprochen? (Es scheint schon noch viele Fans zu geben, die sich für Ihren „Verbleib“ interessieren).

Ganz ehrlich, erkannt hat mich keiner, ich war zu lang raus aus der Branche. Gefreut haben mich aber die vielen lieben Einträge im Internet. 

– Es war (zumindest für Insider) eine große (freudige) Überraschung, dass Sie 2016 wieder auf die Bühne zurückgekehrt sind, wenn auch in kleinem Rahmen. Beabsichtigen Sie, musikalisch (oder als Moderatorin) wieder verstärkt in Erscheinung zu treten?

Ich liebe es auf der Bühne zu stehen und fühle mich als Schlagersängerin am wohlsten….mal sehen was so kommt.

Vielen Dank, Melanie Sanders und alles Gute für die Zukunft. Sicher würde nicht nur ich mich freuen, wenn man Sie wieder öfter auf deutschen Bühnen sehen wird.

Foto-Credits: Michael Borge – Mit bestem Dank für die grandiose Unterstützung!

Stephan Imming, 15.06.2016

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