LENA VALAITIS
smago! Serie "Schlager-Rückblick "vor 40 Jahren" von Stephan Imming – Teil 52: "Da kommt José, der Straßenmusikant" (1/2)!

Neuzugang 09.02.1976! 

Am 7. September 1943 wurde Anelé Luise Valaityté in Memel (heute Klaipeda) / Litauen geboren. Ihre Mutter verließ mit ihr und ihrem Bruder das Heimatland bereits, als „Anelé“, die sich später Lena nennen würde, noch Baby war. Lenas Vater fiel im zweiten Weltkrieg. Die Flucht über verschiedene Flüchtlingslager endete (nach einem zwischenzeitlichen Aufenthalt auf der Insel Fehrman) in Memmingen (Bayern), wo Lena auch ihre Volksschulzeit verbrachte.

Im Anschluss besuchte sie in Hüttelfeld (Südhessen) das Litauische Gymnasium. Dort machte sie allerdings nicht das Abitur, da sie eine Ausbildungsstelle bei der Bundespost in Frankfurt erhalten hatte. Für sie war damals wichtig, Geld verdienen zu können.

Schon während ihrer Ausbildungszeit hatte Lena privat Klavier- und Gesangsunterricht genommen, was die Mutter unter Opfern finanzierte. Wenngleich ihr Privatlehrer sie zur klassischen Sängerin (als Altistin) ausbilden wollte, war es von vorneherein Lenas Intention, eine gute Schlagersängerin zu werden.

Dass daraus etwas wurde, hat sie insbesondere einer Freundin zu verdanken, die sie zu einem Talentwettbewerb nach Frankfurt gelotst hat. Lena hatte Bedenken, weil dort lauter Leute vom Konservatorium waren – sie war damals voller Bedenken, weil sie ja kein Abitur hatte und somit nicht die Möglichkeit, das Konservatorium zu besuchen – Notenkenntnisse hatte sie damals keine. Freundin Birute setzte sich durch und meldete Lena einfach an. Lena sang „Summertime“ und „Moskauer Nächte“ und holte den ersten Preis, was ihr Selbstbewusstsein gestärkt hatte.

Weitere erste Entertainment-Erfahrungen sammelte die Sängerin mit einer Gruppe namens „Frederik Brothers“. Mit dieser Gruppierung trat sie Anfang der 1970er Jahre am Arlberg im „Tannenberger Hof“ bei einer Aprés Ski-Veranstaltung auf. Dort wurde sie für die Schallplatte entdeckt, Produzent Horst Heinz Henning vermittelte einen Vertrag mit der Schallplattenfirma Philips. Dort erschien am 13. Juli 1970 Lenas erste Single „Halt das Glück für uns fest!“. Dabei handelt es sich um die deutsche Version des Milva-Songs „Le stagioni dell‘ amore“. Damit war erste Aufmerksamkeit erreicht, der erste Hit jedoch noch nicht. Am 1. Oktober 1970 hatte Lena mit diesem Lied ihren ersten TV-Auftritt in der ZDF-„Drehscheibe“.

Produzent Horst Heinz Henning schrieb Lena den zweiten Titel auf den Leib, diesmal entschied man sich nicht für eine Coverversion. Henning arbeitete damals viel mit Christine Neuhausen zusammen, die unter ihrem Pseudonym „Max Mainzel“ auch den  Text der zweiten Lena-Single beisteuerte: Mit „Und das Leben wird weitergehen“ trat Lena am 23. Januar 1971 in Dieter Thomas Hecks ZDF-Hitparade auf und konnte sich sogar platzieren – für eine Nachwuchssängerin war der erzielte 4. Platz beachtlich.

Der Durchbruch gelang im Frühjahr 1971. Horst Heinz Henning schrieb einen deutschen Text zum „Nickel Song“ der Folkrock-Sängerin Melanie. Bei ihm wurde daraus „Ob es so oder so oder anders kommt“. Den Schlager stellte Lena am 17. Juli 1971 in der Hitparade vor und konnte sich erneut platzieren (Platz 5). Kurz darauf war sie erstmals in den deutschen Single-Charts, wo sie eine beachtliche Top-30-Notiz erreichen konnte mit ihrem Hit.

Auch die Nachfolge-Single, „Alles, was Dein Herz begehrt“, geschrieben von ihrem Produzenten Horst Heinz Henning und Textdichter Ralf Arnie, knackte im Herbst 1971 die deutsche Single-Hitparade (Top 30). Der Schlager erinnert etwas an den damals erfolgreichen Sound von Vicky Leandros.

Abgeschlossen wurde das Jahr 1971 wieder mit der deutschen Version eines internationalen Hits – aus Cilla Blacks „Something Tells Me“ machte Horst Heinz Henning  „Die kleinen Sünden und die kleinen Freuden“.  Passend zu „kleinen Sünden und kleinen Freuden“ heiratete Lena am 22. September 1971 den Industriekaufmann Robert Wiedmann.

Am 8. Juli 1972 durfte Lena wieder einen Schlager in der ZDF-Hitparade vorstellen – „Und da steht es geschrieben“ war ein recht philosophischer Text, der an Bibelworte erinnert („Und da steht es geschrieben, die Menschen soll’n alle sich leiben. Aber das sind bis heute doch nur leere Worte geblieben..“). Es handelte sich erneut um eine Coverversion – diesmal kam das Original aus Italien und stammte von Lucio Dalla („Gesu bambino“). Produzent und Textdichter des Top-40-Schlagers war erneut Horst Heinz Henning.

Auch bei der nächsten Single blieb Lena philosophisch und meinte: „Lächeln ist der Weisheit letzter Schluss“. Spannend – statt ihres sonst auf fast allen Singlecovers zu sehenden gewinnenden Lächelns schaut sie eher ernst auf dem Cover, dafür zeigt sie immerhin etwas Bein… Am 3. Februar 1973 stellte sie ihr Lied in Ilja Richters „Disco“ vor.

Ihre ersten Singles wurden von der damaligen Firma Philips auf einer Langspielplatte mit dem Titel „Die Welt der Stars und Hits“ veröffentlicht. Zur Freude vieler Schlager- und insbesondere Lena-Fans wurde die LP im Rahmen der bemerkenswerten „Originale“-Reihe der Universal auf CD neu aufgelegt, ergänzt um zwei seltene englischsprachige Aufnahmen Lenas aus jenen Jahren.

Die letzte Produktion Horst Heinz Hennings für Lena war „Kann sein, vielleicht…“ – der von „Max Mainzel“ getextete Schlager wurde kein Erfolg, so dass sich Lena entschloss, einen neuen Produzenten zu engagieren – sie fand ihn im damals schon sehr bedeutenden Jack White.

In seiner typisch „bescheidenen“ Art und Weise beschreibt der Erfolgsproduzent, wie es zur Zusammenarbeit mit der hübschen Litauerin kam: „Eine andere Künstlerin, mit der ich heute noch zusammen arbeite, ist Lena Valaitis. Während einer TV-Sendung war sie mir angenehm aufgefallen. Ich schrieb daraufhin vorsichtig den Produktionsleiter der Plattenfirma Phonogram an  und bot mich als Produzent an, falls irgendwann eine neue Besetzung gefragt wäre. Sie war schlicht und einfach schlecht produziert. Natürlich wollte ich dabei keinem Kollegen den Job wegnehmen, das ist nicht meine und ohnehin nicht die feine Art, aber für den Fall einer Neuorientierung wollte ich mich angeboten haben. Es tat mir, vor allen Dingen meinen Ohren, einfach weh, dass eine so schöne Frau mit einer so unverkennbaren Stimme so schlechte Lieder singen musste. In meiner Karriere bin ich ansonsten nie wieder auf einen Künstler zugegangen. Bei Lena Valaitis war das die große rühmliche Ausnahme.

Nachdem Lena bereits im Jack-White-Film „Heute hau’n wir auf die Pauke“ mitgespielt hatte (, ohne darin ein Lied zu singen,) erschien 1973 dann die erste gemeinsam produzierte Single namens „So wie ein Regenbogen“, komponiert und getextet von Jack White. Am 17. Februar 1973 stellte Lena ihr Lied in der ZDF-Hitparade vor und konnte sich direkt platzieren (Platz 4). In den deutschen Single-Charts gelang ihr mit dem Lied ihr damit bislang bester Wurf – es reichte für Platz 23, und sie war 12 Wochen in den Hitlisten vertreten. Den Song stellte Lena übrigens im Juni 1990 noch mal im Rahmen der „Deutschen Schlagerparade“ der ARD als Oldie vor.

Nicht ganz so erfolgreich war die von Fred Jay getextete Nummer „Die Welt wird nicht untergeh’n“ – wieder im typischen Jack-White-Stil gehalten – somit ist es nicht verwunderlich, dass der Schlager auch von den White-Schützlingen Tony Marshall und später auch von Tina York veröffentlicht wurde.

Privat erfuhr Lena in dieser Zeit großes Glück – ihr Sohn Marco kam am 20. Juli 1973 zur Welt.

Sehr kurios ist die Geschichte der nächsten Single. Am 19. September 1973 fand in Berlin der damalige „Deutsche Schlager-Wettbewerb 1973“ statt. Im Vorfeld wurden für Lena Valaitis zwei Lieder eingereicht: „Dich zu lieben, kannst Du mir nicht verbieten“ von Jack White und „Ich freu‘ mich so auf morgen“ von Delle Haensch und Heribert Thusek. Für den Wettbewerb entschieden sich Publikum und Jury für letztgenannten Song, der sogar einen guten vierten Platz des Wettbewerbs erreichen konnte. Nachdem aber selbst der Sieger-Schlager („Ein Lied“ von Olivia Molina) ein Flop wurde, zog Dieter Thomas Heck bzw. die Redaktion der ZDF-Hitparade die Reißleine – man lud Lena am 17. November 1973 in die Berliner Show ein –aber mit dem Schlager „Dich zu lieben, kannst Du mir nicht verbieten“, weil der kommerzieller war. Ein richtiger Hit wurde aber auch diese Nummer nicht. Erneut war das eine typische Jack-White-Nummer, abermals wurde der Titel später auch von Tony Marshall und Tina York auf den Markt gebracht.

Am 23. Februar 1974 fand Lena sich abermals in Berlin zur ZDF-Hitparade ein – erstmals gelang es ihr, Dieter Thomas Heck die unvergesslichen Worte zu entlocken: „Drei mal dabei – bitte nicht wiederwählen!“, denn sie konnte sich mit „Bonjour mon amour“ (Musik: Jack White, Text: Fred Jay) gleich zwei mal platzieren (jeweils Platz 4). Auch in den Single-Charts war sie wieder vertreten (Top 50). Das Lied besticht durch eine getragene Strophe, die zu einem sehr explosiven Refrain führt – typische Jack White-Kost der damaligen Jahre. Am 16. Mai 1974 hatte Lena den Show-Olymp erreicht – in Rainer Holbes Starparade sang sie u. a. diesen großen Erfolg.

Mit „Wer gibt mir den Himmel zurück?“ lief es noch besser – erneut konnte sich Lena doppelt platzieren und erreichte am Ende sogar Platz 2 der ZDF-Hitparade. Der White/Jay-Song hielt sich überraschenderweise nur eine Woche in der deutschen Top-50-Verkaufshitparade. Die Sängerin veröffentlichte im Herbst 1974 auch ein Album gleichen Namens, auf der u. a. eine sehr schöne Coverversion des Carpenters-Hits „Top Of the World“ enthalten ist („Ich schwebe über den Wolken“).

Im Januar 1975 war Lena erneut in Berlin zu Gast und stellte in der Hitparade ihren folkloristisch angehauchten Song „Ich möchte die Gitarre sein“ vor. Ob es daran lag, dass sie in der Live-Show einen Texthänger hatte oder der Qualität des Songs geschuldet ist – mit dem Lied konnte sie sich nicht platzieren. Wie Lena ihren Texthänger damals übrigens kaschiert hat, ist aller Ehren wert – ganz lässig erfand sie drei Zeilen des Liedes textlich völlig neu – ob damals überhaupt jemandem aufgefallen ist, dass da etwas mit dem Text nicht stimmte – man weiße es nicht. Schön, dass damals Livegesang im Fernsehen möglich war – heutzutage muss man sich von „Fachleuten“ ja sagen lassen, dass Live-Interpretationen aus „technischen Gründen“ schwer bis gar nicht realisierbar seien. Dass Stefan Raab über Jahre hinweg immer wieder das Gegenteil bewies, interessiert dabei leider die TV-Gewaltigen nicht. – Zurück zum Lena-Song: Offensichtlich mag das Publikum es expliziter – einige Jahre später war Bata Illic mit „Ich möcht‘ der Knopf an Deiner Bluse sein“ sehr erfolgreich – „Ich möchte die Gitarre sein, auf der Du immer spielst“ war dann doch zu metaphorisch…

Wie kreativ Lena ihren damaligen Text abänderte, ist hier noch mal dargestellt – charmant dabei lächelnd, hat sie da so richtig den Profi gegeben:

 

Lena singt in der Hitparade:                                   Schallplatten-Text:

 

Für Dich nur wär' das geschrieben                        Für Dich nur wär' ich geschrieben

Und wer dann singt, kann es nicht versteh'n      Und wär' ich der Wind, küsste ich Dein Haar.

Ich bin Dein und Du bist mein                                Was ich bin, bin ich nur für Dich

Alle Menschen können seh'n                                 Nur für Dich lebe ich…

 

 

Bereits 1971 veröffentlichte Tony Marshall auf seiner Erfolgs-LP das von Jack White und Fred Jay geschriebene  Lied „Was der Wind erzählt“. Vier Jahre später brachte Lena ihre Version auf Single heraus – mit überschaubarem Erfolg…

Am 14. Juni 1975 stellte Lena ihre neue Single „Immer die schönen Träume  (ein bisschen Glück)“ vor. Während sie in Hecks Show erneut abräumen konnte (doppelt platziert, bis auf Platz 3), gelang dennoch kein echter Hit mit der Jack-White-Nummer.

Die letzte bei der Plattenfirma Philips erschienene Single war nach längerer Zeit wieder eine Coverversion. Diesmal bediente man sich eines Film-Songs aus „Der Pate II“. Aus Dalidas „C’est mieux comme ca“ schuf Jack WhiteIm Regen kann man keine Tränen seh’n“. International wurde der Song ein Welthit (Andy Williams, „Love Theme From the Godfather – Speak Softly Love“) – Lenas Version war kein Erfolg beschieden. In einer raren Auflage wurde die englischsprachige Version übrigens auch 1973 von Udo Jürgens veröffentlicht.

1976 wechselte Lena zur Plattenfirma Ariola, ihren Erfolgsproduzenten Jack White behielt sie aber. Gleich die erste Produktion bei der neuen Company schlug bombastisch ein. Bereits am 10. Januar war Lena in Rainer Holbes Starparade zu Gast. Eine Woche später, am 17. Januar 1976, stellte sie ihren Song „Da kommt José, der Straßenmusikant“ in der ZDF-Hitparade vor – und belegte in den beiden Folgesendungen damit jeweils die Spitzenreiter-Position. Erstmals erreichte sie die Top-20 der Verkaufscharts und hielt sich 17 Wochen mit ihrem Erfolgsschlager in den Charts. Ein vielseitiger Schlager mit Chorgesang und sogar Ethno-Elementen – das Publikum nahm es begeistert an.

Mit diesem Rückenwind bewarb sich Lena Valaitis um das Ticket zum Grand Prix Eurovision und trat mit dem nachdenklichen Lied „Du machst Karriere“ von Hans-Georg Moslener und Wolfgang Mürmann an. Der enttäuschende Platz 7 im Wettbewerb (Sieger war „eigentlich“ der ebenfalls von Jack White produzierte Tony Marshall mit seinem „Star“) führte dazu, dass das Lied nicht auf Single veröffentlicht wurde. Es wurde lediglich auf der LP „Komm wieder, wenn Du frei bist“ veröffentlicht – und Jahre später auf einer Grand-Prix-Compilation der renommierten Plattenfirma Bear Family Records.  – Lenas „Du machst Karriere“ zielt auf die frustrierte Ehefrau, die „heut ihre Lehre“ zieht, weil der Mann nur an seine Karriere denkt. Ihr Lied hatte mehr Pathos als das inhaltlich ähnlich gestrickte, aber augenzwinkernde „Dann heirat doch Dein Büro“ von Katja Ebstein.

Statt des Eurovisions-Songs schob die Ariola schnell eine Auskopplung aus Lenas erster Ariola-LP „Da kommt Lena“ nach: „Ein schöner Tag“ – und landete damit erneut einen absoluten Volltreffer. A Capella sang sie das Volkslied „Amazing Grace“, zu dem Fred Jay einen deutschen Text schrieb. Am 24. April 1976 stellte sie ihren Hit in Ilja Richters Disco vor – nur kurz darauf kam der Song in die deutschen Single-Charts, wo er die Top-10 um Haaresbreite verfehlte (Platz 11). Lena hielt sich mit dem Schlager über 20 Wochen in den Charts – ihr persönlicher Rekord. Über viele Jahre blieb „Ein schöner Tag“ eines der beliebtesten Lieder in Radio-Wunschkonzerten (, als es so etwas noch gab…). Im April 1976 war ihr Album „Da kommt Lena“ in den Top-50 der deutschen LP-Charts. Quintessenz: Die Teilnahme bei der Vorentscheidung zum Grand Prix hat Lena nicht im geringsten geschadet – sie hatte unmittelbar vor und unmittelbar nach ihrer Teilnahme je einen Riesen-Hit, obwohl sie mit ihrem ESC-Beitrag eher „durchfiel“. Übrigens – bereits 1973 veröffentlichte Vicky Leandros eine deutsche Version von „Amazing Grace“ („Auf Wiedersehen, ihr Freunde mein“) – aber Lenas A Capella-Version war weit erfolgreicher.

Kleiner Exkurs: In der besagten 65. Ausgabe von Ilja Richters „Disco“ waren neben Lena Valaitis auch Acts wie Hot Chocolate („You Sexy Thing“), Donna Summer („Love To Love You Baby“) und Cat Stevens („Morning Has Broken”) zu hören – Ilja Richter hatte kein Problem damit, auch Lena Valaitis ins Programm zu holen. Warum heutzutage Radioredakteure  so tun, als wäre es nicht möglich, Hot Chocolate und Lena Valaitis in eine Sendeschiene zu packen, ist mir ein Rätsel – damals war das kein Problem… – Zurück zu Lena Valaitis:

Nachdem ausgerechnet „Ein schöner Tag“ nicht in der ZDF-Hitparade präsentiert wurde, war Lena mit ihrem nächsten, wieder etwas fröhlicher arrangierten Schlager „Komm wieder, wenn Du frei bist“ in der Berliner Sendung am Start. Am 23. Oktober 1976 stellte sie ihr von Jack White und Fred Jay geschriebenes Lied vor und erreichte zwei mal je einen dritten Platz. Der  im Stile russisch-slawischer Folklore gehaltene Schlager wurde erstmals bereits 1971 von Tanja Berg veröffentlicht – ebenfalls von Jack White produziert. Ganz lady-like gab sich Lena – irgendwie auch authentisch wirkend, dass sie eben doch Charakter hat – „Komm wieder, wenn Du frei bist – so hat das keinen Sinn – diese Spiele spiel‘ ich nicht, weil ich nicht so bin. Komm wieder, wenn Du frei bist, denn Du gehörst nicht mir – eine and’re hat Dich schon – ich teil Dich nicht mit ihr.“ – Verglichen mit anderen Schlagersängerinnen bekennt Lena da schon sehr explizit Farbe… Das Lied passte auch perfekt zu Lenas aktueller Lebenssituation, im September 1976 ließ sie sich von ihrem ersten Ehemann Robert Wiedmann scheiden.

Genau in dem Monat gab Lena Valaitis ein Debut der besonderen Art – sie moderierte die renommierte Schlager-Show „Musik aus Studio B.“ – am 20. September 1976 wurde die erste von Lena moderierte und gleichzeitig letzte, 97. Ausgabe dieser Kult-Schlagershow ausgestrahlt.

Wolf Preuß textete die nächste Single Lenas zu Jack Whites Komposition mit dem bemerkenswerten Titel „Heinz, lass doch die Pauke stehen“. Mein Vater dachte vermutlich, er sei angesprochen, zumal er Lena ja seine Postkarte schrieb für „Du machst Karriere“ (sein Filius stimmte für Tony Marshall – bis heute hat er es nicht verwunden, dass seine Wertung böse annulliert wurde J). – In einem Interview mit der Homepage „queer.de“ sagte Lena: „Also schämen tue ich mich für nichts. Es gibt schon ein paar Lieder, die ich heute weglasse. Eines hat mich immer besonders genervt: ‚Heinz, lass doch die Pauke steh'n‘. Als das veröffentlicht wurde, war ich nicht glücklich darüber. Merkwürdigerweise gibt es aber immer noch Leute, die mich gerade auf diesen Titel ansprechen. Der hat noch nie zu meinem Repertoire gehört. Ich habe den Titel einfach mal im Studio gesungen, als Probeding. Aber ich habe mich geweigert, mit diesem Lied Fernsehauftritte zu machen und deshalb ist er dann auch in der Versenkung verschwunden.“  Besser dürfte Lena die B-Seite der Single gefallen haben, „Marco“ – das ist der Name ihres kurz zuvor geborenen ersten Sohnes. Das Lied dürfte autobiografische Züge haben, weil es sich mit Problemen und Freuden eines heranwachsenden Kindes beschäftigt – wer weiß, vielleicht war Lena auch enttäuscht, dass dieser Schlager nicht als A-Seite der Single veröffentlicht wurde.

Viele Fans meinten, die „Heinz“-Nummer würde besser zu Tony Marshall passen – und irgendwann, 1983, erbarmte sich Jack White, ließ erneut Wolf Preuß einen neuen Text dazu schreiben („Freunde hat man nie genug“ und lancierte es gleich drei mal auf B-Seiten von Tony-Singles („In unser’m Städtchen“, „In Freudenstadt im Schwarzwald“ und „Wir sind die Champions“).

Der nächste Schlager war wieder eine Neuaufnahme einer Nummer von Tanja Berg. Im damals beliebten Discosound präsentierte Lena ihre Version des Titels „Denn so ist Jo“, die Tanja 1969 als B-Seite ihrer Single „Na na na hey hey good bye“ veröffentlichte. In Anlehnung an die Single wurde eine LP ähnlichen Namens veröffentlicht („Denn so ist Lena“; darauf enthalten erstmals auch Eigenkompositionen von Lena). Am 01.10. und 26.11.77 stellte Lena den ungewöhnlichen, von Fred Jay getexteten Titel in der ZDF-Hitparade vor.

Größere Bedeutung in Lenas Leben sollte ein Auftritt in der ARD haben – sie war Gast in der 24. Folge der ARD-Comedy-Serie „Klimbim“, die am 9. August 1977 ausgestrahlt wurde. Dort lernte sie Horst Jüssen kennen und verliebte sich in ihn. Lena heiratete den Schauspieler und Kabarretisten im Jahr 1979.

Aus ihrer LP „Denn so ist Lena“ wurde noch das romantische, von Fred Jay getextete „Cheri, je t’aime“ veröffentlicht.

Horst Jüssens Einfluss auf Lena war seit 1977 nicht nur privat, sondern auch beruflich erkennbar. So ist er als Co-Texter von Lenas nächster Single vermerkt: „Von irgendwo ertönt ein Lied“. Die Nummer sollte an den Erfolg von „Ein schöner Tag“ anknüpfen, weil erneut eine internationale Volksweise mit deutschem Text versehen wurde (diesmal nahm man sich der Weise „Auld Lang Syne“ an).

In dieser Zeit war Lena übrigens auch für den Film aktiv – nicht etwa als Schauspielerein, aber als Sängerin: im 1977 entstandenen Film „Mädchenkrieg“ sang Lena zwei nostalgische Lieder aus den Zwanziger Jahren.

Auch die nächste Single, die im Radio recht oft gespielt wurde, war von Horst Jüssen getextet – in die Charts kam Lena aber mit der im Samba-Rhythmus gehaltenen White-Nummer „Ich spreche alle Sprachen dieser Welt“ nicht – obwohl sogar die internationalen Übersetzungen auf dem Single-Cover abgedruckt waren (z. B. „I Speak All the Languages In the World“). Am 5. Januar 1978 sang Lena ihren Schlager in Hans Rosenthals „Dalli Dalli“, am 18. Februar in Rudi Carrells „Am laufenden Band“ und am 2. März in der „Drehscheibe“. Mit so viel TV-Promotion NICHT in die Charts zu kommen, muss man auch erst mal schaffen…

Im Sommer 1978 war es wohl mal wieder Zeit für eine Coverversion. Roberte Vecchioni brachte einen temperamentvollen Song namens „Samarcanda“ auf den Markt und hatte in Italien 1977 damit einen großen Hit – in Lenas deutscher Version hieß es „Oh Cavallo (Don Quichotte)“. Interessant: Im Original spielt das Lied in Italien – „Pferd“ heißt auf Italienisch „Cavallo“. Textdichter Christian Heilburg übernahm den Begriff „Cavallo“ in seinen deutschen Text, verlagerte den Handlungsstrang aber nach Spanien – auf Spanisch heißt Pferd aber „Caballo“ (und würde auch noch „Cabajo“ ausgesprochen). Ob das der Grund ist, warum der Song eher floppte – man weiß es nicht, immerhin wurde die Nummer am 10. Juli 1978 in Ilja Richters „Disco“-Show präsentiert.

Die letzte Single des Jahres 1978 war „Ich bin verliebt“ – eine LP gleichen Namens wurde auch veröffentlicht. Der Text zu dieser Single stammte erneut von Horst Jüssen – es war eine historische Single, nämlich die (vorerst) letzte Jack-White-Produktion. Seit dem Streit wegen Lenas Weigerung, ihren „Heinz“-Song öffentlich zu singen, kam es zu Zwistigkeiten zwischen Lena Valaitis und Jack White, so dass dieser beschloss, Lena aus ihren vertraglichen Verpflichtungen zu entbinden und zu sagen (in Anspielung der B-Seite der nächsten Single) „Geh, wenn Du gehen musst“.

Nicht nur beruflich, sondern auch privat begann 1979 ein neuer Lebensabschnitt: Am 25. April des Jahes heirateten Horst Jüssen und Lena Valaitis.

(…)

Stephan Imming, 08.03.2016
http://www.da-music.de
http://www.lenavalaitis.de

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