JULIA LINDHOLM
Die CD "Super Trouper" im Test von Holger Stürenburg!

Das Album wurde von Christian Geller produziert, der gleichzeitig auch ihr Manager ist! 

Das soeben fertiggestellte Vorhaben, ein (nahezu) gesamtes CD-Album mit den bekanntesten, gefragtesten und nachhaltigsten „ABBA“-Liedern auszustaffieren, diese unverbrüchlichen Dauerbrenner modern, frech, entstaubt und klanglich verhaftet im Heute und Hier zu reanimieren, und, versehen mit deutschen Texten aus der Feder der besten Songautoren, von einer hübschen, blonden Schwedin singend nachempfinden zu lassen, kann durchaus als genialer Schachzug, als bestechende Marketing-Idee mit Pfiff, bezeichnet werden.

„ABBA“ und ihre Musik sind zweifelsohne Kult und mutmaßlich auf ewig im internationalen Popgeschehen verwurzelt. Gerade in unseren Breitengraden, erfreut sich das 1982 aufgelöste Quartett aus Skandinavien von jeher pausenlos größter Beliebtheit. Immer wieder vonstattengehende Revivals, Rückbesinnungen auf den legendären Schweden-Vierer, sorgen regelmäßig dafür, dass auch die jungen, nachwachsenden Generationen ein ums andere Mal vom fundamentalen „ABBA“-Fieber befallen werden.

Da ist es nur als äußerst clever zu bewerten, dass Produzent Christian Geller (u.a. Heino, „Modern Talking“; David Hasselhoff, Roland Kaiser) den Entschluss gefasst hatte, mit der von ihm entdeckten, gebürtigen Stockholmerin JULIA LINDHOLM, süße 22 Jahre jung, stets fröhlich, lustig und lächelnd, eine volle Silberscheibe mit Klassikern von Anna-Frid, Björn, Benny und Agnetha, kurz „ABBA“, auszubaldowern – auf Deutsch, im Soundbild gegenwartsnah und wohlig erfrischend gehalten, von der jungen Dame mit lieblich-kräftiger Stimme, inkl. eines kessen, nordischen Akzents, mittels dessen die seit Kindertagen „ABBA“-fanatische, ausgebildete Sängerin und Musicaldarstellerin ihrer ureigenen Wiederbelebung dieser Meilensteine des 70er-Jahre-Pop eine ganz spezielle Note verleiht, angestimmt – intensiv und mit viel Liebe zum Detail, facettenreich und ausnahmslos der Grundstimmung des jeweiligen Liedes angepasst.

„SUPER TROUPER“ (SONY Music) nennt sich die aufgeweckte Kollektion aus 12 eingedeutschten und aufgefrischten „ABBA“-Evergreens und zwei von Produzent Geller verfassten Neukompositionen, mit denen Julia Lindholm, die in ihrer Kindheit mit ihren Eltern aufgrund beruflicher Verpflichtungen des Vaters zwei Jahre lang in Österreich lebte und daher so flott die deutsche Sprache beherrscht, ihr CD-Debüt in diesem, unserem Lande locker, frohsinnig und überaus attraktiv und charmant über die Bühne bringt.

Den Titelgeber kennen wir – dito als solchen – von „ABBA’s“ gleichnamiger 1980er-LP, die in jenen Tagen weltweit zu einem Bestseller geriet, in Deutschland, Großbritannien, Schweden, Norwegen und den Niederlanden wochenlang den ersten Rang belegte. Als zweite Single daraus ausgekoppelt, bestieg der wiegend-sehnsüchtige Up-Tempo-Ohrwurm hierzulande, wie in der Bandheimat, schnurstracks die Chartsspitze.

Eine darüber hinaus nicht weiter bekannt gewordene Texterin namens Rosy Kindler ersann 2013 für die Schlagerformation „Bella Vista“ muttersprachliche Verse zu „Super Trouper“, die nun von Julia Lindholm frühlingsfrisch, unverbraucht, liebevoll, jungmädchenhaft und voller Elan für den mit spürbaren, aber keinesfalls ungemütlichen, womöglich gar störenden Fox-Effekten ins Jahr 2016 transferierten Eröffner ihres „ABBA“-Tribute-Albums genutzt werden, der parallel als erste Single daraus dient und, wie gesagt, als Betitelung der CD fungiert.

Die daran anschließende, deutsche Lesart von „ABBA’s“ unvergesslichem Gewinnertitel des „Grand Prix Eurovision de la Chanson“ im April 1974, „Waterloo“, hatte bereits wenige Wochen nach diesem geschichteschreibenden Großereignis im britischen Brighton der Kieler Texter und Sänger Gerd Müller-Schwanke, einst Mitglied von Jürgen Drews‘ Progressive-Rock-Band „Die Anderen“, später als „Mon Thys“ mit zig Coverversionen angloamerikanischer Hitparadenerfolge am Start, zu Papier gebracht. Niemand geringeres, als die so siegreich strahlenden vier Schweden ad Personam nahmen seinerzeit diese deutschsprachige Auslegung ihres bahnbrechenden „Grand Prix“-Beitrags auf; 38 Jahre später erblüht „Waterloo“ auf Deutsch, von Julia herzzerreißend und kraftvoll vortragen, dabei fetzig-rhythmisch, synthilastig, treibend, jedoch weniger (glam)rockig als das Original ausgekleidet, auf vorliegendem CD-Erstling der 22jährigen zu neuem Glanz.

Der 1975 erstveröffentlichte, schnittige Edelpop „Mamma Mia“ erreichte im Herbst genannten Jahres nicht nur den ersten Rang der landeseigenen Singlehitparaden in Deutschland, der Schweiz und Österreich. Zugleich wurde er zum gesungenen, titelgebenden Motto eines 1999 in London uraufgeführten, sog. „Jukebox Musicals“ auserkoren, im Verlaufe dessen die Autoren die geläufigsten Lieder von „ABBA“ mit einer im Nachhinein dazu erdachten Geschichte verbanden und im Sinne einer Revue in diese Story einbauten. Als die Verantwortlichen des Hamburger Operettenhauses entschieden, die so bejubelte, über zweieinhalbstündige Show im November 2002 nach Deutschland – und hier eben zunächst zur deutschsprachigen Prämiere an die Elbe nach St. Pauli – zu holen, mussten flink deutschsprachige Wortlaute für die 23 in diesem Musical eingesetzten „ABBA“-Nummern gefunden werden. „Mamma Mia“, die Fanfare des Spektakels, übersetzte die eben aus Hamburg stammende Darstellerin Annika Bruhns – und in eben dieser lyrischen Fassung findet der knallige Gassenhauer und Partyaufmischer aus den mittleren 70ern nun in einer strikt knallend-peitschend-rockig rhythmisierten Sichtweise seinen Platz auf „Super Trouper“.

Die Münchener Sängerin und heutige Sachbuchautorin Christina Voormann brachte 1975 unter dem Namen „Christina Harrison“ die deutsche Bearbeitung des 1975er-Sommerhits „S.O.S.“ auf den Markt, ausgestattet mit deutschen Reimen von Texterlegende Fred Jay, die sie im November desselben Jahres in Dieter Thomas Hecks „ZDF-Hitparade“ vorstellte. Auf ebenjene Textfassung greift nun Julia Lindholm zurück, in ihrer persönlichen, romantisch-wehenden Deutung dieser einstigen dritten 45er aus dem nur nach dem Bandnamen benannten, dritten Studioalbum ihrer musikalischen Vorbilder.

Das unterkühlt-tanzbare, von jeher recht monoton wirkende Synthipopdrama „Lay all your Love on me“ erwies sich nicht nur für „ABBA“ in Form der (auf dem europäischen Festland) dritten Singleauskoppelung aus erwähntem 1980er-Spitzenreiter „Super Trouper“ als passabler Erfolg; das britische Electropop-Duo „Erasure“, beide Protagonisten gelten selbst als unverbesserliche Fans der 70er-Pop-Legende Made in Sweden, coverte diesen widerspenstigen Titel für sein Vier-Song-Projekt „Abba’esque“ und führte „Lay all your Love on me“ im Sommer 1992 somit beinahe in ganz Europa auf die Bestposition der jeweiligen Singlehitparaden; eine Topplatzierung, die dem eher spröde-distanzierten Original elf Jahre zuvor nicht vergönnt war. Für „Mamma Mia! – Das Musical“ transferierte Starlyriker Dr. Michael Kunze die düstere Synthielegie als „Leg Dein Herz an eine Leine“ in teutonische Gefilde. Mit diesen Worten bereimt, vernehmen wir das Lied, in zackig-voranstrebendem, jederzeit clubtauglichem Neonlicht-Ambiente ausgekleidet, auf „Super Trouper“.

Die wiederum von Fred Jay aufbereitete, deutsche Ausführung des 1976er-„ABBA“-Reißers „Money, Money, Money“, wurde erstmals ein Jahr darauf von Mary Roos‘ Schwesterherz Tina York in dieser Ausformung vorgelegt, nur kurz zuvor erschien bei Polydor die heutzutage ultrarare Single „Fernando – Und der Himmel war zum Greifen nah“, interpretiert von der Schwedin Lena Andersson, die bei „ABBA’s“ Plattenfirma „Polar Music“ (in Deutschland via Polydor vertrieben) unter Vertrag stand, auf Deutsch umgearbeitet von der 2014 verstorbenen Liedtexterin Miriam Frances, die in Düsseldorf lebte und zudem u.a. für Daliah Lavi zur Feder griff. Beide Coverversionen die zunächst zeitnah zu den international sehr reputierlichen Urfassungen entstanden waren, zaubert Julia Lindholm auf hier analysierter CD in ausgeruhter, munterer, musikalischer Ausgestaltung anstandslos in die Gegenwart.

Während die hübsche Blondine aus dem hohen Norden bei der Umschrift des 1980er-Hits „The Winner takes it all“ (hier: „Der Sieger hat die Wahl“) auf die – vor einem Jahr gleichsam von Claudia Jung herangezogene – Musicalfassung von Dr. Michael Kunze zurückgriff und die allererste „Deutsche Originalaufnahme“ dieses vermutlich besten „ABBA“-Opus aller Zeiten, „Nur Sieger steh’n im Licht“, 1980 geschrieben von Wolfgang Mürmann für Marianne Rosenberg, außer Acht ließ, verwenden sie und ihr Produzent Christian Geller für den abgeklärten Pop-Reggae „One of Us“ auf Deutsch das 1982 von Dr. Bernd Meinunger, eben für Marianne erdachte Elaborat „Ich sah Deine Tränen“, mit dem die dunkelhaarige Berliner Popchansonette im Frühjahr genannten Jahres einen veritablen Erfolg in Verkaufs-, wie Rundfunkcharts hatte feiern können.

Im Tempo deutlich angezogen und aufgepeppt, erklingt stehenden Fußes „Ich leb‘ im Traum“, im Original „I Have A Dream“, aus dem Jahr 1979, vier Jahre darauf von Klaus Däumer (über den im Internet übrigens rein gar nichts zu eruieren ist) für Nana Mouskouri ins Deutsche überführt, und eingedenk dieser Deutung anno 2016 von Julia Lindholm trefflich wiederverwertet.

Kess, leidenschaftlich und ausgesprochen sympathisch, beschreibt Julia daraufhin die legendenbehaftete „Dancing Queen“ (1976) auf der poetischen Basis der gleichnamigen Musical-Übersetzung von Dr. Michael Kunze, bevor die traumhaft weitschweifende, so hymnische, wie sentimentale, 2016 sehr versöhnlich und in die Zukunft blickend inszenierte Popballade „Thank you for the Music“, 1981 von Wolfgang Hofer für Rex Gildo unter dem Titel „Danke für die Lieder“ als finales Lied für dessen grandiose Personality-Show „Gestatten, Rex Gildo“ zurechtgemacht, Julia Lindholms weitestgehend sehr gelungenen, liebenswerten und den geneigten Hörer sogleich mit voller Wucht anspringenden und innerhalb nur weniger Sekunden in beste Mitsing-Stimmung versetzenden Liederstrauß, bestehend aus zwölf tollen, unkaputtbaren „ABBA“-Melodien, in modernem, zeitgemäßen, aber in diesem Zusammenhange Alt-Fans und 70er/80er-Kinder niemals verstörendem Klangmilieu ausgefeilt, punktgenau und nonchalant abschließt!

Die nun folgenden, von  Produzent Geller exklusiv für seinen neuen Schützling konzipierten Neukompostionen „Schwindelfrei“ – eine leider übertrieben nervenaufreibende, zappelig-hektische Disco-Fox-Orgie, die bei einem traditionellen Schlager- und Popfan ü40 einen vermutlich eher faden Nachgeschmack hinterlässt – und „Du bist mein Zuhause“ – ganz im Gegensatz zum Vorgängertitel, eine enorm elitär, kosmopolitisch und energetisch vor sich hin schwelgende, schwebende Softpop-Ballade von höchster Qualität – könnten in gewisser Betrachtungsweise erahnen lassen, in welche stilistische Fahrwasser sich die junge Schwedin nach ihrer durchwegs wohlmundenden, von vorn bis hinten klangvollen und mit viel Einfühlungsvermögen, Empathie und geschmacklichem Gespür dargereichten Hommage an ihre Lieblingsband aus ihrer Heimat Schweden einstmals einfinden könnte.

Subjektiv sagt mir der eher gediegene Modus von „Du bist mein Zuhause“ weitaus mehr zu, als das grelle, bumsende Dancefloor-Einerlei von „Schwindelfrei“. Über diese künstlerische Entwicklung von Julia Lindholm werden vermutlich in erster Linie einerseits Sängerin und Mentor, andererseits Radioprogrammgestalter und Konsumenten befinden. Das angestrebte Vorhaben, „ABBA“ in deutschsprachigem Kontext von einer jungen, sehr talentierten Landsmännin der nicht aus dem Gedächtnis eines jeden Musikgourmets fortzuschaffenden Poplegende auch in der zweiten Dekade des neuen Jahrtausends konstruktiv, anregend, spannungsreich und von Anfang bis Ende kurzweilig amüsant und unterhaltsam aufleben und weiterleben zu lassen, hat sich Dank der perfekten schöpferischen Kombination und Kooperation von Produzent Christian Geller und seiner ‚gesanglichen Exekutive‘ Julia Lindholm als in kreativer Hinsicht außerordentlich ertragreich, zukunftsträchtig und effizient erwiesen.

„SUPER TROUPER“ von JULIA LINDHOLM ist eine quicklebendige, dynamische, farbenfrohe und umtriebige Scheibe geworden, die alteingesessenen „ABBA“-Freunden und jüngeren Fans aktuelleren deutschen Popschlagers mit einiger Sicherheit gleichermaßen aus dem Herzen sprechen wird!

Holger Stürenburg, 27./26. April 2016
https://www.sonymusic.de/catalog-and-media-concepts
http://www.julia-lindholm.de

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