INGRID PETERS
smago! Serie "Schlager-Rückblick " Heute (31.05.2016) AUF DEN TAG GENAU vor 40 Jahren" von Stephan Imming – Teil 59: "Komm' doch mal rüber"!

Neuzugang 31.05.1976! 

Am 19. April 1954 wurde Ingrid Probst in Dudweiler (Saarland) als Tochter eines Musikers, der Gitarrist beim Saarländischen Rundfunk war, geboren. Sie wuchs im Saarbrücker Ortsteil Malstatt auf, wo sie zur Schule ging und ihre Erstkommunion feierte (Kirche St. Josef). Schon im zarten Alter von sieben Jahren hatte sie eine konkrete Vorstellung von ihren beruflichen Zielen: „Sängerin oder Lehrerin“ – beide Berufe hat Ingrid dann später tatsächlich ergriffen.

Erste Bühnenerfahrungen sammelte die Saarländerin bereits 1962, als sie die zweite Klasse besuchte. Das Saarbrücker Staatstheater suchte Mitspielerinnen für das Märchen „Peterchens Mondfahrt“ – nach einem Casting bekam Klein-Ingrid die Rolle von „Peterchens Engel“ zugeteilt. – Das war der Startschuss für die Mitwirkung an weiteren Theaterstücken, die an ihrer Schule inszeniert wurden – Ingrid durfte meist die Hauptrollen spielen.

Ihre musischen Talente wurden stets gefördert, so erhielt sie Blockflöten- und Klavierunterricht und brachte sich das Gitarrenspiel autodidaktisch bei. Schon in jungen Jahren sang sie an Wochenende solo oder mit Band („New Power“) in Tanzlokalen und Clubs und bemühte sich auch (zunächst vergeblich), bei einer Plattenfirma unterzukommen. Um einen sicheren Job zu haben, studierte sie für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen die Fächer Sport und Arbeitslehre.

Bei einem ihrer Auftritte fertigte ein Mitarbeiter der Plattenfirma CBS, Eddy Bachinger, heimlich einen Bandmitschnitt an und spielte sie seinem Arbeitgeber vor, woraufhin Ingrid zu einem Probesingen bei der Plattenfirma eingeladen wurde. Spätestens, nachdem sie mit Bravour einen Talentwettbewerb in Frankfurt gewonnen hatte, ließ sie sich von Bachinger überreden, einen Vertrag bei der CBS zu unterschreiben, obwohl ihr Studium noch gar nicht beendet war.

Als erste Single war eigentlich der Schlager „Hände weg von Harry Schmidt“ vorgesehen, der im Herbst 1975 produziert wurde. Die Nummer wurde aber zunächst nicht veröffentlicht – vielleicht ein Fehler, weil der Song ein ähnliches Thema aufgriff, mit dem Marianne Rosenberg später großen Erfolg hatte – bei ihr hieß es „Marleen – einer von uns beiden muss nun geh’n“. Der Titel wurde vom damals sehr erfolgreichen Produzenten Dieter Zimmermann produziert, der bekannte Schlagertexter Charly Niessen verfasste den Text.

Da man mit der Nummer sehr zufrieden war, beschlossen die Plattenbosse, im Frühjahr 1976 gleich eine ganze LP zu produzieren, die mit großem Aufwand von Dieter Zimmermann produziert wurde. Die Fotos machte Jim Rakete, der Ingrid sehr sexy in Szene setzte. Die LP war recht vielseitig, man scheute nicht einmal davor zurück, Streicher der Deutschen Oper Berlin zu engagieren. Die ausgekoppelte Single hieß so wie die LP: „Komm doch mal rüber!“, erneut von Dieter Zimmermann und Charly Niessen geschrieben. Ingrid wurde damals als „Pop Girl ‘76“ vermarktet: „Die Zeiten, in denen niedliche Mädchen romantische Liedchen trällerten, sind vorbei… Das Pop-Girl ’76 muss ein anderer Typ sein. Mit starker Stimme. Auf der Gitarre ebenso versiert wie auf dem Piano. Ein Mädchen, deren Songs eine klare Sprache sprechen.“ (Der Textdichter, der den „jugendlichen“ Titel getextet hat, Charly Niessen, war damals übrigens 52 Jahre alt….)  In der SWF-Jungend-TV-Show „Phonzeit / Pop 76“ durfte Ingrid ihr Lied bei der von Hansjürgen Kliebenstein moderierten Sendung am 6. März 1976 vorstellen. Zwei Monate später, am 8. Mai 1976, war sie bereits in Dieter Thomas Hecks ZDF-Hitparade zu Gast. Kurz darauf, am 31. Mai 1976 – vor fast genau 40 Jahren -, debütierte sie in der deutschen Verkaufshitparade. Kurz zuvor, am 18. Mai 1976, wurde ihr die Goldene Europa der Europawelle Saar aus den Händen des damaligen Intendanten Dr. Franz Mai verliehen.

Die zweite Single, „Geh an mir vorbei“, ein von Dieter Zimmermann produzierter und komponierter und von Dr. Michael Kunze getexteter Schlager, war keine Auskopplung, sondern eine neu produzierte Nummer – nicht ohne Grund laut ihrer Plattenfirma: „Bei ihren Live-Auftritten hat Ingrid Peters inzwischen bewiesen, dass sie auf der Bühne hält, was sie auf der Platte verspricht. Das neue Produkt aber musste eine Steigerung sein. Ein halbes Jahr nach ihrem Karriere-Start ist sie mit der vorliegenden Produktion erreicht worden.“ Die B-Seite, „Zwei Menschen am Abend“, stammt aus der Debut-LP und wurde von Ingrid komponiert.

Die dritte Single, „Aber nicht mit mir“, war die letzte Produktion und Komposition von Dieter Zimmermann für Ingrid Peters – das Lied wurde leider kein Erfolg – die damals modernen Einsätze eines Vocoders und der Einwurf einer männlichen Stimme waren wohl etwas viel für das Publikum. Tragisch: Kurze Zeit später erkrankte Produzent Dieter Zimmermann an Leukämie und starb 1978 im Alter von nur 34 Jahren. – Darüber hinaus war Ingrid 1978 beschäftigt, ihr Diplom als Sportlehrerin zu machen, folglich kam es zu einer Karriere-Pause.

Einmalig fungierte Ingrids „Entdecker“ Eddy Bachinger für die nächste Single, mit der Ingrid lt. Pressetext eine „Korrektur ihrer Thematik“ vornahm: „Schmeiß den Kuckuck aus dem Nest“ war im Frühjahr 1978 ein Achtungserfolg. Die Rechnung der Plattenfirma ging auf: Angesprochen werden sollten „alle, die lässig-freche Texte und gekonnte Schlagermusik lieben. Und das ist wohl die potenteste Käufergruppe überhaupt.“ – Der Schlager von Jean Frankfurter und Robert Puschmann war witzig gehalten – Ingrid empfahl ihrer Freundin, den Geliebten zu verlassen mit den Worten: „Mach dem Vogel schnellstens klar, dass er nur ein Irrtum war“ – Grund ist, dass der böse Liebhaber sich „nur an Deinem Busen nähren“ will… – immer diese unverschämten Unterstellungen! …

Weitere Singles wurden 1978 nicht absolviert; Ingrid konzentrierte sich darauf, ihr Examen als Lehrerin zu absolvieren und schloss ihr Studium in Sport und Arbeitslehre ab.

Am 3. Oktober 1978, einen Tag nach dem tragischen Tod Dieter Zimmermanns, wurde im Fernsehen (ARD) ein Konzert mit Albert Hammond ausgestrahlt (Motto: „The Best Time Of My Life“). Der Kontakt zum Superstar entstand 1976; Ingrid sang dessen „99 miles from LA“ in deutscher Sprache auf ihrer Debut-LP („Fünf Stunden noch bis zu Dir“). So durfte sie als Gaststar in Alberts Show mitwirken.

Ab 1979 übernahm Werner Schüler die Produktion Ingrid Peters‘. Gleich mit dem ersten von Jean Frankfurter und John Möring geschriebenen Lied „Du bist nicht frei“ bewarb sie sich am 17. März 1979 für die Teilnahme am damaligen Grand Prix Eurovision – die Zeit war wohl noch nicht reif. Obwohl ihre Autoren die waren, die im Jahr zuvor den Wettbewerbstitel stellen durften, reichte es bei der Vorentscheidung „nur“ zu einem 8. Platz. Dennoch behauptete ihre Plattenfirma: „Die Meinung der Fachleute – die beste Ingrid, die es je gab“. In der Tat wurde ihre Country-Ballade im ¾-Takt damals wohl etwas unterbewertet, allerdings hatte sie gegen Dschinghis Khan keine Chance. Zwei Jahre später coverte Gaby Baginsky den Titel übrigens und nahm ihn auf die B-Seite ihrer damals aktuellen Single „Marigot Bay“.

Einen ungewöhnlichen Weg ging Ingrid mit der Veröffentlichung der von Werner Schüler produzierten und getexteten Single „Feigling“. Dabei handelt es sich um die deutsche Version des Hits „Fire“ von niemand geringerem als Bruce Springsteen. Zur „Freude“ aller Feministinnen sang Ingrid damals einen bemerkenswerten Text: „Wenn ich mal nein sag, heißt das lang nicht nein! – Kapier doch endlich dieses alte Spiel! – Ein jedes Mädchen will erobert sein! – Und wenn Du’s richtig machst kommst du ans Ziel!“ – „Tu etwas – Feigling!“. Da hatte der gute G. G. Anderson mit „Nein heißt ja“ also doch den Nagel auf den Kopf getroffen… Lothar Stein hat diesen Rat offensichtlich beherzigt – genau in der damaligen Zeit heiratete er Ingrid Peters. Und dass Ingrid das, was sie singt, auch genau so meint, kann man einer Werbeinfo für ihre folgende Single entnehmen: „Aber emanzipiert ist Ingrid Peters nicht nur in ihrem Privatleben, selbstbewusst und konsequent sucht sie sich auch nur Songs aus, die ihrem Naturell liegen, bei denen sie keinerlei Kompromisse einzugehen hat.“

Der letzte Titel der 1970er Jahre war erneut eine Coverversion. Aus dem Disco-Song „Under Fire“ von Clout machte Werner SchülerNicht zu fassen“. Damit trat Ingrid nach längerer Zeit am 14. Januar 1980 wieder in der ZDF-Hitparade auf, zuvor war sie am 3. Dezember 1979 in Ilja Richters „Disco“ zu Gast. Wie „Mann“ es macht, „Mann“ macht es verkehrt – diesmal wies Ingrid einen aufdringlichen Liebhaber in die Schranken.

Mit der Eindeutschung des Charlie-Dore-Hits „Pilots Of the Airways“ gelang wieder ein echter Hit. Den deutschen Text „Weißt Du, wo Du hingehst?“ schrieb erneut Werner Schüler, diesmal traf er ins Schwarze: Mit dem Titel kam Ingrid bis auf Platz 23 der deutschen Verkaufs-Charts und schaffte damit ihren größten Erfolg. Am 28. Juli 1980 stellte sie ihren Titel in der ZDF-Hitparade vor.

Auch die nächste Single war eine Cover-Version. Diesmal stand ein Titel von Air Supply Pate – der Song „All Out Of Love“ landete in den USA auf Platz 2 der Charts. Werner Schüler textete und produzierte „Ich halte zu Dir“. Berlin war wieder eine Reise Wert: Am 12. Januar 1981 stellte Ingrid ihren Schlager in der ZDF-Hitparade vor.

Zum Jahresende ging es erneut in die ZDF-Show: „Weinen kann jeder“ sang Ingrid am 9. November in Hecks Schlagertempel. Die Plattenfirma sagte damals „Mit Gewähr“, weil man von einer sicheren Hitparaden-Notiz ausging. Die Candy de Rouge-Komposition schaffte es allerdings nicht in die Hitlisten.

Ungewöhnliche Wege ging man mit der nächsten Single. In der DDR hatte Gaby Rückert mit der Ballade „Berührung“ 1980 einen großen Erfolg. Zwei Jahre später brachte Ingrid das Lied auf den westdeutschen Markt unter dem Namen „Berührungen (dann gehören sie zusammen)“. Am 23. Februar 1982 war Ingrid damit in der Jugend-Show „Bananas“ zu Gast – für einen Hit reichte es dennoch nicht.

Die letzte bei CBS erschienene Single war dann noch mal eine Cover-Version. Diesmal knöpfte man sich den Ph.D.-Song „I Won’t Let You Down“ vor. Werner Schüler textete „Einmal bleibst Du hier“ – das Lied sang Ingrid im damals viel beachteten deutschen „Musikladen“ am 21. August 1982. Kurz darauf, am 6. September des Jahres, war sie erneut in der ZDF-Hitparade zu Gast. Privat lief es in jener Zeit „rund“ bei Ingrid Peters – sie brachte ihren Sohn Christoph zur Welt.

Ab 1983 war Ingrid bei Ralph Siegels Plattenfirma Jupiter Records unter Vertrag. Typischerweise startete die Zusammenarbeit gleich mit einem Grand-Prix-Titel. Gemeinsam mit dem Sänger July Paul fand sie sich am 19. März 1983 in München ein, um sich mit dem von Michael Hofmann komponierten und von Werner Schüler getexteten Song „Viva la mamma“ für die Eurovision zu bewerben. Der Titel passte gut in die damals aktuelle „Italo-Welle“.  Das Duo errang einen guten zweiten Platz – lediglich Hoffmann und Hoffmann konnten sich mit „Rücksicht“ besser platzieren – vielleicht war es etwas problematisch, dass Ingrids Stimme einfach um Längen besser und kräftiger war als die ihres Duett-Partners. Für die Single-Charts reichte es nicht, immerhin kam der Song aber in der ZDF-Hitparade an – am 27. Juni 1983 wurde der Schlager dort vorgestellt, und erstmals konnte sich Ingrid (gemeinsam mit July) platzieren, so dass sie den Titel am 25. Juli des Jahres noch mal vortragen durften.

Mit der nächsten Nummer lief es noch besser bei Dieter Thomas Heck – Ingrid knackte mit ihrer deutschen Version des Rose-Laurens-Hits „Africa“ sogar den Spitzenreiter-Platz und durfte daher am 21. November 1983 ihr Lied „Afrika“ (Text: erneut Werner Schüler) als Siegerin präsentieren. Ingrids Version war immerhin 10 Wochen in den deutschen Single-Charts vertreten, was vermutlich auch ihrer ausdrucksstarten und stimmlich perfekten Interpretation geschuldet war.

Auf der B-Seite der „Afrika“-Single findet sich der Titel „Was ich nicht weiß“. Mit dessen englischsprachiger Version trat Ingrid im Mai 1983 beim internationalen Song-Festival in Seoul (Südkorea) als Vertreterin der Bundesrepublik Deutschland an und belegte einen hervorragenden dritten Platz („Bronze-Preis“).

Im Jahr 1983 betätigte sich Ingrid auch als TV-Moderatorin. In der ZDF-Reihe „Hans Rosenthal stellt vor…“ wurden damals verschiedene Quiz-Sendungen mit unterschiedlichen Moderatoren vorgestellt. Die vierte Folge dieser Reihe moderierte Ingrid Peters, das Quiz hieß „Kaum zu glauben“ – es blieb allerdings bei der einmaligen Quizrunde.

Die nächste Single war wieder eine Eigenkomposition für Ingrid. Bei dem von Werner Schüler und Rainer Pietsch geschriebenen Titel „Tango“ verschmolzen Tango-Rhythmen mit dem Schlager, Ingrid konnte wieder die ganze Kraft ihrer Stimme ausspielen – u. a. am 26. Mai 1984 in der ZDF-Hitparade. Im Sommer des Jahres betätigte sich die Saarbrückerin erneut als Moderatorin, diesmal war sie für RTL tätig im Rahmen der RTL-Radioshow „Stars hinter dem Mikrofon“. Kurz darauf war sie auch für das RTL-Plus als Moderatorin der Vorabendshow „Deutsche Szene“ zu sehen.

Im Anschluss  durfte Ingrid ihr (erst) zweites Album aufnehmen, das unter dem Namen „Schwarz und weiß“ auf den Markt kam. Darauf enthalten waren Lieder von bekannten Komponisten und Textern wie Stefan Waggershausen, Rainer Pietsch, Martin Mann, Sylvester Levay und July Paul, der Werbeslogan lautete „Songs und Gefühle einer starken Künstlerin“. Der von Rainer Pietsch, Martin Mann und Werner Schüler geschriebene Titelsong des Albums erschien auch als Single. Ihre neuen Lieder präsentierte sie im Rahmen einer kleinen Tour im Sommer 1984 dem Publikum. Die Tour wurde im Winter 1984/1985 fortgesetzt.

Die letzte Single aus dem Album war der Disco-Song „Lösch das Feuer mit Feuer“, der u. a. von Silvester Levay komponiert wurde, der ja einige Jahre zuvor mit der Silver Convention Welterfolge feierte. Leider war die Single jedoch kommerziell nicht erfolgreich.

Im Frühjahr 1985 hatte Phil Collins mit „One More Time“ einen Hit. Werner Schüler machte darauf einen deutschen Text („Noch eine Nacht“). Die Ballade wurde im Sommer 1985 in der Interpretation von Ingrid Peters auf den Markt gebracht. Werbung der Plattenfirma damals: „Prädikat glaubwürdig“. Erfolg hatte Ingrid damals auch mit ihrer Teilnahme beim Festival der „European Top-Stars“ in Knokke – sie erzielte einen guten dritten Platz.

Am 27.März 1986 war es wieder so weit – Ingrid Peters fand sich im Deutschen Theater in München ein, um sich für den Grand Prix zu bewerben. Getreu dem Motto „aller guten Dinge sind drei“ (1979 und 1983 scheiterte Ingrid ja, zuletzt denkbar knapp) hat es diesmal geklappt: Mit dem starken von Hans Blum geschriebenen Titel „Über die Brücke geh’n“ gewann sie den Vorentscheid und fuhr zum internationalen Wettbewerb nach Bergen. Ihr Auftritt war stimmig – das hymnenhafte Lied passte zum damaligen Grand-Prix-Zeitgeist, das Lied wurde gewohnt perfekt vorgetragen und in dem silber-weißen Kleid sah die Sängerin umwerfend aus (, auch wenn nach meiner Erinnerung bei der Generalprobe geplant war, es noch deutlich kürzer ausfallen zu lassen – schade eigentlich…). Die Single kam bis auf Platz 45 der deutschen Charts.

Beim internationalen Wettbewerb reichte es „nur“ zu einem achten Platz (heutzutage wäre man über so eine Platzierung mehr als glücklich). Der Legende nach wollte Ingrid ihre femininen „Krallen“ (Fingernägel) beim Liedvortrag in Bergen einsetzen, brach sich aber am Tag des Wettbewerbs einen Nagel, so dass dieser „Trumpf“ nicht ausgespielt werden konnte. – Der Grand-Prix-Beitrag wurde auch in englischer Sprache veröffentlicht. „We’ve Got A World“.

Interessanterweise war dieser Titel die vorerst letzte Tonträger-Veröffentlichung Ingrids, es wurde ihr zu viel, und sie nahm sich ab Ende 1986 eine Auszeit, die sogar soweit ging, dass sie den gut datierten Plattenvertrag mit Ralph Siegels Jupiter Records nicht verlängert hatte. – Vorher wurde aber noch das Lied „Bleib bei mir“ produziert – die Titelmelodie der ARD-Serie „In bester Gesellschaft“. Der Song kam aber nicht auf den Markt, es gab nur eine Promo-Single.

In den nächsten Jahren war Ingrid in erster Linie im Gala-Geschäft tätig, sie trat live auf und ließ dabei ihren Charme spielen – eine perfekte Sängerin war sie ohnehin stets, und ihre Fähigkeit als Moderatorin hat sie sogar im Fernsehen unter Beweis stellen können – insbesondere bei dem von ihr moderierten SWF-Schülerquiz „Die 6 Siebeng’scheiten“, das sie zwischen 1987 und 1992 moderierte.

Ein Grund für ihren Rückzug könnte aber auch privater Natur gewesen sein – sie ließ sich im Jahr 1988 von ihrem Mann Lothar Stein trennen und fand vorübergehend ein neues Glück im Musiker Jochen Winkler, zog dann aber wieder zu ihrem Ex-Mann zurück (sie zog in die 1. Etage, Lothar wohnte im Erdgeschoss).

Gegen Anfang der 1990er Jahre lernte Ingrid Rainhard Fendrich kennen, der ihr einige Ratschläge gab, wie man gute Texte entwickelt. Kurz darauf traf sie Pe Werner, die den Kontakt zum Produzenten Dieter Falk herstellte. Die Chemie zwischen Ingrid und Dieter stimmte von Anfang an; man beschloss, zusammenzuarbeiten.

Als erste Single bei einer neuen Plattenfirma (DA Records) erschien 1994 die Dieter-Falk Produktion und –Komposition „Herz gestürmt“. Der Anfang war gemacht, und es folgte ein gemeinsam produziertes Album namens „Aufgewacht“, aus dem noch der Titel „Wahnsinnstyp“ ausgekoppelt wurde, der von Ingrid getextet wurde. (Die Musik schrieben Dieter Falk und Ingrid gemeinsam).

Mitte der 1990er-Jahre nahm Ingrids Leben eine kleine Wendung. Bei einer Kreuzfahrt nahm sie 1995 an einem Aquarell-Kurs teil und entdeckte ihre Liebe zur Malerei. Sie war sehr begeistert und verfolgte das Hobby mehr als akribisch, wobei sie sich inzwischen auf die Arbeit mit Acryl-Farben konzentriert. Zwischen 1999 und 2010 stellte die Saarbrückerin ihre Werke auch im Rahmen von Ausstellungen vor.

Am 1. März 1997 besann Ingrid sich wieder ihrer Festival-Erfahrung und nahm an den Deutschen Schlager-Festspielen 1997 in der Ortenauhalle in Offenburg teil. Mit dem von Willy Klüter und Drehbuchautor Christof Mannschreck geschriebenen „Komm und halt mich fest“ war sie nach Meinung der Fachjury Erste, allerdings konnte sie sich in der Publikumswertung gegen die damals (wie heute) sehr populäre Michelle nicht durchsetzen und landete schließlich auf dem sechsten Platz des Wettbewerbs. Immerhin trat sie nach langer Zeit mit dem Lied wieder am 24. Mai 1997 in der ZDF-Hitparade auf.

Auch privat ging es für Ingrid bergauf: Ende 1997 heiratete sie den Konzertagenten Bernd Kugler. Trauzeuge war ihr Ex-Mann Lothar Stein, mit dem sie nach wie vor ein sehr gutes Verhältnis hatte (und hat; er ist noch immer als ihr Manager tätig).

Im Winter 1998 veröffentlichte Ingrid unter Mitwirkung des Sängers und Komponisten Wilfried Peetz ihr erstes Weihnachts-Album: „Weihnachten daheim“. Der von ihr getextete Titelsong wurde als Maxi-CD veröffentlicht. Das Lied „Bethlehem“ aus dem Album stellte sie am 19. Dezember 1998 in der ZDF-Hitparade vor.

Bei ihrer neuen Plattenfirma Palm Records (spannend: Palm-Records ist das Label von eben jenem Eddy Bachinger, der Ingrid 1975 für die Schallplatte entdeckt hatte) erschien bereits im Februar 1999 eine neue Single, die sie gemeinsam mit Willy Klüter schrieb: „Er ist perfekt“.. – Die von den beiden geschriebenen Lieder „Mit viel Fantasie“ und „Wenn die Nacht vorbei ist“ wurde das alte Jahrtausend dann abgeschlossen. Letztgenannten Titel präsentierte Ingrid am 11. März 2000 in der ZDF-Hitparade.  Im Frühjahr 2000 erschien dann eine neue CD namens „Musik ist Gefühl“, auf der Ingrids letzte Singles und einige Neuaufnahmen ihrer Erfolge versammelt sind. Weitere Auskopplungen aus dem Album waren „Es wird alles gut“ (ZDF-Hitparade am 9. September 2000) und „Die ganze Nacht“.

Zwischendurch nahm Ingrid 1999 anlässlich des Milleniums gemeinsam mit Peter Petrel, Florence Mottier und Michel Suly die Single „Wir ziehen in ein neues Jahrtausend“ auf. Passend dazu trat die Interpretin in der Milleniumsnacht mit ihrer Liveshow in Peking auf.

Die Zusammenarbeit mit Willy Klüter wurde fortgesetzt – und 2001 bekam Ingrid „Gänsehaut“ – der Titel wurde im Frühjahr als Single veröffentlicht, ein Jahr später wurde ein gleichnamiges Album veröffentlicht, aus dem dann auch „Jeder Tag mit Dir ist ein Geschenk“ (2001), „Total verrückt“ (2002), „Sommer am Meer“ (2002), „Du“ (2002) und „Hör nicht auf“ (2003) ausgekoppelt wurden.

Ihre neuen Rundfunk-Hits waren auch Bestandteil einer One-Woman-Show, die rund um die Saarländerin aufgebaut wurde. Premiere der beliebten Musical-Show „Bin ich denn total verrückt?“ war am 25. April 2002 im CCS Saarbrücken. Ein Jahr später begann sie auch wieder für die Saarlandwelle (SR 3) zu moderieren, nachdem sie dort bereits ab 1993 erfolgreich die „Spielzeit“ moderiert hatte).

Einen ganz neuen Song präsentierte Ingrid 2003 mit „Das Ende eines Sommers“ – mit dem Schlager gelang ihr in den Formatradio-Charts ein erster Platz. Der Song war die erste Auskopplung des nächsten Albums namens „Mit meinen Augen“, auf dem sich weitere Radio-Singles finden: „Das kommt mir so bekannt vor“ (2003), „Du bist einfach Wahnsinn“ (2004), „Mitten im Sommer“ (2004) und „Wenn den Kindern Flügel wachsen“ (2004; vermutlich mit autobiografischem Hintergrund, weil ihr Sohn Christoph inzwischen 22 Jahre alt geworden war).

Ebenfalls auf der CD enthalten ist Ingrids Hymne an ihre Heimatstadt „Saarbrigge“, wobei sie „nicht ganz“ an Hymnen wie die von Herbert Grönemeyer („Bochum“) herangekommen ist. Allerdings erhielt sie kurze Zeit später (am 9. Oktober 2007) aus den Händen des damaligen Ministerpräsidenten des Saarlands, Peter Müller, den Saarländischen Verdienstorden verliehen.

Die letzten Auskopplungen aus „Mit meinen Augen“ waren dann „Was woll’n wir wetten?“ (2005) und der Andreas-Zaron-Text „In Deinen Augen sieht’s nach Regen aus“ (2005). (Ansonsten hatte Ingrid ihre neuen Texte hochprozentig selber geschrieben). 2006 wurden noch die Nachzügler „Weit“ (2006), „Was ist, wenn…?“ (2006) und „Dieses Leben“ (2006) als Rundfunk-Singles ausgekoppelt.

Ab 2007 zog es Ingrid in ein „Studio in Maschen“, dort produzierte sie unter der Regie von Alexander Menke 2007 die Singles „Deine Küsse“ und „Du bist frei“. Die Lieder stellte sie auch im Rahmen einer Weihnachtstournee 2007 vor, die sie mit Kollegen wie Kristina Bach und Hein Simons in ostdeutschen Städten absolvierte. Alexander „Ali“ Menke produzierte auch die nächsten Hits für die Saarländerin, die sie weiterhin selber textete: „Freundin“ (2008) und das autobiografische „Neue Liebe, neues Glück“ (2008) sowie „Bei Dir sein“ (2008).

Im Jahr 2009 war Ingrid Peters besonders aktiv – Anfang des Jahres erschien ein aktuelles Best Of-Album mit Neuaufnahmen ihrer großen Hits wie „Schmeiß den Kuckuck aus dem Nest“ sowie eine Auswahl „jüngerer Hits“.

Anschließend folgte ein neues Album, auf dem die letzten von Ali Menke produzierten Schlager enthalten waren, aber auch neue, wieder von Willy Klüter produzierte Titel. Neben dem Titelsong „Es trommelt“ wurden 2009 noch die Lieder „Ein Gefühl“, „Schwester“ (2009), „Heut Abend“ (2010)  und schließlich der Tango „Günther“ (2011) ausgekoppelt. Zwischendurch wurde 2010 ein gänzlich neuer Titel auf den Markt gebracht – Heiko Schneider komponierte das Lied „Und dann rücken wir zusammen“.

Einen besonderen Auftritt hatte Ingrid am 6. Mai 2011 in Bochum – gemeinsam mit Kollegen wie Nino de Angelo, Katja Ebstein und Vicky Leandros präsentierte sie ihre großen Eurovisions-Erfolge gemeinsam mit dem WDR-Rundfunkorchester. Zwei Monate später wurde – ebenfalls mit dem Rundfunkorchester des WDR – die Veranstaltung unter dem Motto „Grand Prix Classics“ sogar für das Fernsehen in Düsseldorf mitgeschnitten.

Aber auch der modernen Musik war Ingrid gegenüber aufgeschlossen, so nahm sie an der Vox-TV-Show „Cover My Song“ teil. Ingrid traf dort auf den Nachwuchs-Rapper „Dr. Knarf“.

In Sachen Tonträger arbeitete Ingrid ab 2011 mit Wolfgang G. Hermann zusammen. Zunächst erschienen die Singles „Ich hab‘ Sehnsucht“ (2011), „In guten wie in schlechten Tagen“ (2012) und „Spanischer Wahnsinn“. Im Herbst 2012 wurde dann die CD „Lass es rocken!“ veröffentlicht, deren Titelsong auch als Rundfunk-Single ausgewählt wurde. Neben vier Bonustracks mit Musicalmelodien enthält das Album die Singles „Warum tust Du das?“ (2013), „Füreinander bestimmt“ (2013) und „Acht Takte“ (2014, das war der Dr. Knarf-Song aus der Show „Cover My Song“).

Während bei früheren CDs gerne mal autobiografische Aspekte eine Rolle spielten, hat Ingrid Peters in Interviews bekundet, die Beziehung ihrer neuen Liebe zum rumänischen Ex-Nationalhandballer Christian Cojocaru nicht zu thematisieren. Entgegen ihres Vorsatzes, nach zwei gescheiterten Ehen nicht noch einmal zu heiraten, kam sie dann wohl doch zu dem Entschluss: „Aller guten Dinge sind drei“ – keine schlechte Entscheidung, wenn man an ihre Eurovisions-Erfahrungen denkt…

Für Freunde von Musical- und Gospelmelodien hat Ingrid Peters 2012 noch ein „Extra-Album“ veröffentlicht, das lediglich als Download erwerbbar ist: „Von Gospel bis Musical“ enthält insbesondere Lieder, die die Sängerin gerne in ihrem Live-Programm zu Gehör bringt.

Eine besondere Auskopplung ist der Song „Yucata“. Das ist ein Fantasiewort,  das Ingrid sich selber ausgedacht hat. Das Lied nahm die Saarbrückerin mit dem Musiker Laurent Kremer, der Finalist beim „Supertalent“ 2014 war, auf. Die Idee war u. a., an Ingrids Evergreen „Afrika“ anzuknüpfen. Gemeinsam mit dem französischen Gitarristen konzipierte Ingrid eine Kleinkunstreihe namens „Zurück nach vorne“, die am 8. April 2014 im Studio 1 des Saarländischen Rundfunks Premiere hatte.

Anfang 2015 begab Ingrid sich wieder auf Tournee – diesmal mit Kollegen wie Michael Morgan und der Gruppe Wind. Die Reise ging vornehmlich durch Norddeutschland unter dem Motto „Die Schlagerabend-Tournee“.

Aber auch als Textdichterin war Ingrid weiter aktiv. So veröffentlichte das Zwillingsgeschwisterpaar „Verena & Nadine“ Ingrids Titel „Schwester“. (Den Titel hatte Ingrid selbst ja 2009 bereits veröffentlicht). Auch dieser Text dürfte autobiografische Züge haben, Ingrid hat eine ältere Schwester, die unter dem Namen „Linda Bergen“ selber in den 1970er Jahren (u. a. mit Country-Songs, produziert von Kurt Feltz) eine Schlager-Karriere angestrebt hatte.

Ganz aktuell ist im Frühjahr 2016 die Doppel-CD „Musik ist Gefühl – das beste aus 40 Jahren“ mit 38 bekannten Songs und zwei neuen Liedern erschienen, auf die Ingrid besonders stolz ist, weil der bekannte Textautor Frank Ramond ihr zwei Lieder auf den Leib geschrieben hat

Einen dieser neuen Titel, den Frank Ramond auch produziert hat, ist Ingrids aktuelle Single: „Es gibt nur noch Ja“. Ihre „neue“ Plattenfirma Telamo (in der Firma ging „Palm-Records“ auf) schrieb zur neuen Produktion passende Zeilen: „Auch nach über 40 Jahren hat Ingrid Peters einfach nichts von ihrem charakteristischen Charme verloren. Auf die nächsten 40 Jahre, würde ich sagen! Und danke für alles, Ingrid! Ohne dich wär’s langweilig!“. – Dem ist wohl nichts hinzuzufügen…

Stephan Imming, 30.05.2016
http://www.telamo.de
http://www.ingrid-peters.de/

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