HOWARD CARPENDALE
smago! Serie "Schlager-Rückblick "vor 40 Jahren" von Stephan Imming: Teil 13 – Howard Carpendale ("Deine Spuren im Sand")!

Neuzugang 10.03.1975! 

Am 14.01.1946 wurde um 1.00 Uhr nachts in der südafrikanischen Hafenstadt Durban ein Junge geboren, dem die Eltern Douglas und Beatrice („Bee“) den Namen Howard Victor Carpendale geben.

Carpendale wuchs als wohlbehüteter Stammhalter heran und wurde nicht zuletzt auch von seinen beiden Schwestern, der fünf Jahre älteren Anne und der acht Jahre älteren Jean, gehörig verwöhnt.

Schon in sehr frühem Alter entdeckte Howard seine Leidenschaft für… – und jetzt kommt nicht das, was in den bisherigen Biografien der „Vor 40 Jahre“-Reihe steht – nein, er entdeckte früh die Leidenschaft für den Sport. Konkret begeisterte er sich für die südafrikanische Nationalsportart, Cricket. Schon im zarten Alter von 14 Jahren war Howard ein recht guter Spieler und träumte von einer Cricket-Karriere.

Sein erstes großes sportliches Erfolgserlebnis hatte Carpendale aber in einer anderen Sportart: Bei einem offiziellen Wettbewerb hatte er als Jugendlicher im Kugelstoßen mit 15,33 m kurzzeitig die südafrikanische Jugend-Rekordmarke geknackt.

Als Teenager entdeckte Howard parallel zu seinen sportlichen Aktivitäten auch seine Liebe zur Musik. Seine Idole hießen seit je her Elvis Presley, dessen Songs er bis heute gerne live auf der Bühne singt, und Cliff Richard. – So entstand der Gedanke, auch selber mal auf der Bühne zu stehen, und er meldete sich bei einem Sänger-Nachwuchswettbewerb an, bei dem er zwar in die Endrunde kam, aber anschließend unspektakulär ausschied. – Somit wurde zunächst der Karriere-Focus auf sportlichem Gebiet gesucht.

Im Alter von siebzehn Jahren nahm Howard dann aber einen zweiten musikalischen Anlauf. Er las in der Zeitung von einem „Elvis-Presley-Talent-Contest“ und meldete sich dort mit dem Titel „Kiss Me“ an. Diesmal gewann er den Wettbewerb, der mit einem Schallplattenvertrag verbunden war. Seine erste Single, „Endless Sleep“, wurde vom örtlichen Rundfunksender Radio Springbok rauf- und runter gespielt und avancierte so zum Hit.

Beflügelt von diesem Erfolg gründete Carpendale eine fünfköpfige Beatgruppe namens „The Kinsmen“. Man nahm gemeinsam am „Battle of the Beat“-Wettbewerb von Radio Springbok  teil – und Carpendale gewann den Preis als „Best Rhythm and Ballad Singer“, was ein achtmonatiges Gastspiel im exklusiven Hotel „Claridges“ zur Folge hatte.

1964, den High-School-Abschluss in der Tasche habend, wurde Howard zum Militär einberufen. Im Anschluss strebte Carpendale (auf Drängen seines Vaters und vor dem Hintergrund, dass sein Großvater einst Oberbürgermeister von Durban war) eine Karriere als Politiker an und begann daher an der Universität von Natal ein Studium der Volkswirtschaft, das er allerdings schon nach drei Monaten wieder abbrach. Er wanderte nach England aus – mit dem Ziel vor Augen, Profi-Cricket-Spieler zu werden.

Wenngleich es mit der sportlichen Profi-Karriere nicht geklappt hat und das Gastspiel von kurzer Dauer war (neun Monate), war diese Zeit von großer Bedeutung für Howard, weil er dort die kritische Distanz zur Aparthheid entwickelt hatte – waren in Südafrika klare Trennungen zwischen Farbigen und Weißen selbstverständlich, war das in England überhaupt nicht der Fall.

Howards Problem war in dieser Zeit, dass er keine Arbeitsgenehmigung bekam. Um sich über Wasser zu halten, kam ihm die Idee, kam ihm die Idee, bei der EMI vorzusingen, um eventuell mit Musik zunächst das Geld zu verdienen – auch dort fehlte zwar eine Arbeitsgenehmigung, man drückte ihm aber ein Empfehlungsschreiben in die Hand und gab ihm den Tipp, es in Deutschland zu versuchen, weil dort aufgrund des Erfolges mit den Beatles englischsprachige Sänger gefragt seien.

Passend zu diesen Überlegungen kam ein Angebot einer englischen Beat-Band, mit Howard auf Tour durch Deutschland(!), Österreich, Schweiz und Italien zu gehen. Er willigte ein und hatte mit dieser Band im Jahre 1966 in Wuppertal seinen ersten Auftritt auf deutschem Boden. Wenngleich recht erfolgreich durch Deutschland getingelt wurde, war das nicht das, was Carpendale sich vorstellte, zumal es innerhalb der Band zu Streitigkeiten kam.

So erinnerte er sich an das Empfehlungsschreiben und sprach bei der EMI Electrola in Köln vor. – Im Gepäck hatte er seine Südafrika Single („Endless Sleep“) und das Empfehlungsschreiben der britischen EMI. Der damalige Produktionschef der EMI war Dieter Weidenfeld, der später für lange Jahrzehnte Carpendales Manager werden würde. Er erkannte Carpendales Talent und vereinbarte mit ihm einen Vertrag über zunächst eine Platte mit der von Paul Kuhn-Produktion „Lebenslänglich“, die am 21. November 1966 auf den Markt kam. Die Platte verkaufte sich so gut (60.000 Exemplare), dass die Electrola den Vertrag um drei Jahre verlängerte und Howard sich entschied, vorerst in Deutschland zu bleiben.

In der damaligen Zeit war es üblich, sich einen Künstlernamen  zuzulegen – und so überlegte auch Howard, welcher Name passend sein könnte. Er hatte sich schon für den Namen „John Dale“ entscheiden, sein Vater Doug legte aber ein Veto ein, weil er wollte, dass Howard Carpendale unter seinem „guten, ehrlichen Namen auftreten“ solle.

Fortan verdingte Carpendale sich als Paradiesvogel-Schlagersänger, der in schrillem Outfit mit hellblonden Haaren durch Discotheken tingelte. In dieser Zeit veröffentlichte er einige Schallplatten, die aber nicht sonderlich erfolgreich waren („Geh doch nicht am Glück vorüber“ (dt. Version des Cats-Hits „What a crazy life“), „Stand By Me“ (Ben E. King-Hit) und “Immer nur an eine denken” kamen allesamt nicht in die Hit-Listen). Auch die 1968 veröffentlichten Hans-Blum-Kompositionen „Bunt, so bunt (Your Town)“ und „London Lady“ fanden keinen Weg in die Hitlisten.

1968 nahm Carpandale erstmals am deutschen Schlager-Wettbewerb 1968 teil mit dem von Dieter Zimmermann geschriebenen Lied „Wir sagen ja zu der Liebe“ – der Erfolg fiel mit dem 10. Platz von 12 Teilnehmern mehr als bescheiden aus. Damals stimmten Rundfunkanstalten und das Publikum im Saal ab. Interessanterweise kam der Auftritt beim Saalpublikum durchaus ordentlich an – dort konnte Howard sogar mehr Stimmen sammeln als die drittplatzierte France Gall („Der Computer Nummer drei“).

Im gleichen Jahr hatte Carpendale seinen ersten größeren Hit mit der deutschen Original-Version des Beatles Hits „Ob-la-di Ob-la-da“. Die Joachim Heider / Michael Holm-Kompositionen  „Ich geb‘ mir selbst `ne Party“ und „Indianapolis“ sorgen zwar für Anerkennung, verhelfen ihm aber nicht zum erhofften künstlerischen Durchbruch, so dass man fast geneigt sein könnte, ihn angesichts seiner elften Single-Veröffentlichung zu fragen: „Warum bist Du traurig?“ (- letztgenannter Song war übrigens der erste von Fred Jay für Howard Carpendale verfasste Text. Mit diesem Textdichter sollte Howard später große gemeinsame Erfolge feiern -).

Im Jahre 1970 endete aber diese kurzfristige „Traurigkeit“ abrupt  – Howard erreichte  den vorläufigen Höhepunkt seiner Karriere mit dem Sieg bei den von Dieter Thomas Heck moderierten deutschen Schlagerfestspielen in Wiesbaden mit dem von Hans Blum geschriebenen Song „Das schöne Mädchen von Seite eins“.

Vor dem Hintergrund dieses Erfolges gab seine Schallplattenfirma ihm als „Hoffnungsträger der Schlagerbranche“ seinerzeit einen spektakulären 10-Jahres-Vertrag. Überraschenderweise ließ der Erfolg aber in dieser Zeit rabiat nach, seine Folge-Schallplatten floppten, wenngleich seine Discotheken-Auftritte weiterhin sehr zahlreich und erfolgreich waren, was sich auch in „Leser-Reportagen“ der Jugend-Zeitschrift „Bravo“ niederschlug. Bemerkenswert ist auch, dass Howard 1969 mit Zarah Leander auf Tournee ging.

Nach seinem Riesen-Hit fing Carpendale auch mit dem Produzieren anderer Interpreten wie z. B. Gerd Böttcher an, seine eigenen Platten blieben aber in den Regalen liegen – und da gab es gleich eine ganze Reihe von Flops, nämlich „Ich hab mein Glück gefunden“, „Wenn unsere Liebe ewig so bliebe“ (vorgestellt, aber nicht platziert in Hecks ZDF-Hitparade), „Heiß wie Feuer“ (deutsche Version von Johnny Cashs „Rings Of Fire“ mit einem Text von Carl-Ulrich Blecher – den Song stellte Howard in der ZDF-Hitparade erfolglos vor) und „Ich finde Dich viel schöner, wenn Du lachst“ bleiben aber in den Regalen liegen.

Im Jahr 1973 war der Tiefpunkt von Carpendales Karriere erreicht. Selbst Werner Scharfenberger, damals sehr beliebter Schlager-Hitschreiber, konnte Howard mit Liedern wie „Ich hätt‘ Dich so gern noch einmal bei mir“, „Ich will Dich wiederseh’n“ und „Wer kennt den Weg (Der Weg nach Santa Cruz)“ nicht zum Erfolg verhelfen, wobei letztgenannter Song sogar vom ansonsten überaus erfolgreichen Kurt Feltz getextet wurde. Die Schallplattenfirma schrieb ihm einen Brief mit der Bitte um ein Gespräch, in dem es darum ging, den Vertrag möglichst einvernehmlich auflösen zu können.

Auf Anraten seiner Ehefrau Claudia Herzfeld, einer Lehrerin, die er in einer kleinen Kapelle im Siebengebirge bei Köln geheiratet hatte, schlug der Sänger seiner Plattenfirma den Deal vor, seine nächste Single selber zu komponieren und zu produzieren (bis dato war Peter Meisel sein Produzent).  Im Falle eines Flops wäre er bereit, aus dem Vertrag auszusteigen. – Der Plattenboss ließ sich darauf ein – vermutlich, weil Carpendale vorher so gut wie nie selber produziert und komponiert hatte und er wohl dachte, dass es auf diesen – dann – letzten Flop auch nicht mehr ankommen würde.

Von den vier Songs, die auf diese Weise produziert wurden, wurde der Titel „Da nahm er seine Gitarre“ als Single ausgewählt. Howard beschloss, nach Mallorca zu fliegen und der Dinge zu harren, die da kommen würden. Die Urlaubs-Erholung hielt nicht lange an – per Telegramm wurde er dazu aufgefordert, zurück nach Deutschland zu fliegen, weil er zur ZDF-Hitparade mit diesem Lied eingeladen wurde, was man als Erfolg ansehen konnte, weil es der erste Auftritt in Hecks TV-Show seit ca. 2 ½ Jahren war.

Howard pokerte hoch und – gewann. Auch, wenn der Song bei Heck noch nicht punkten konnte, wurde es der größte Verkaufs-Erfolg seit dem „schönen Mädchen von Seite 1“ – ein Dauerbrenner, der 17 Wochen  in den deutschen Verkaufscharts platziert blieb. Seine 20. Single in Deutschland war seine erste selbst komponierte und (mit) produzierte und gleich eine seiner erfolgreichsten.

Fortan sollten sich eine ganze Reihe von Hits anschließen. Schon der Nachfolge-Song „Du fängst den Wind niemals ein“ toppte die Vorgänger-Single sogar – damit hatte Carpendale einen lupenreinen Top-10-Hit und war drei mal in Dieter Thomas Hecks Hitparade vertreten.

Vor genau 40 Jahren enterte Howard dann mit seinem bis dato größten Hit, den er je hatte, seiner ersten Nummer Eins in Hecks Hitparade und seinem ersten Top-3-Hit die Charts. 1975 schrieben die englischen Songschreiber Chris Corbett und Neil Lancester, der diesen Song dann auch auf Single veröffentlichte, das Lied mit dem „anspruchsvollen“ Text „Lu-Le-La“ („Lu-le-lu-le-lu-la, lu-le-lu-le-lu-la, if I could only believer her, lu-le-lu-le-lu-la“). Aus diesem englischen Original zauberte der großartige Schlagertexter Fred Jay die Zeilen „Deine Spuren im Sand, die ich gestern noch fand, hat die Flut mitgenommen. Was gehört nun noch mir?

Mit diesem Hit hatte Carpendale seinen endgültigen Durchbruch, auch Kult-Schlagersänger wie Dieter Thomas Kuhn haben den Song im Repertoire. Zur weiteren Karriere Howard Carpendales wird im Rahmen dieser Serie noch berichtet werden.

 

VORSCHAU: Teil 14 wird sich mit Grand-Prix-Veteranin Joy Fleming beschäftigen.

 

Stephan Imming, 09.03.2015
http://www.universal-music.de/company/umg/electrola
http://www.howard-carpendale.de/

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen.

97 − = 93

Diese Webseite benutzt Cookies. Aktuell sind Cookies, die nicht essentiell für den Betrieb dieser Seite nötig sind, blockiert. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind nur auf essentielle Cookies eingestellt. Um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. essentielle Cookies: PHP Session - Dieses Cookie ist nötig für die Funktion der Seite um wichtige Informationen an folgende Seiten weiterzugeben. nicht essentielle Cookies - Der Seitenbetreiber hat diese Cookies genehmigt, Sie sind sie jedoch deaktiviert: YOUTUBE-Videos - Beim Einblenden der Youtube-Videos werden Cookies von Youtube/Google als auch deren Partner eingebunden. Youtube und deren Partner verwenden Cookies, um Ihre Nutzererfahrung zu personalisieren, Ihnen Werbung basierend auf Ihren Interessen anzuzeigen sowie für Analyse- und Messungszwecke. Durch das Einblenden der Videos und deren Nutzung stimmen Sie der Nutzung von Cookies zu, die in der Cookie-Richtlinie auf https://policies.google.com/privacy?hl=de näher beschrieben wird. Spotify-Playlist - Beim Einblenden der Spotify Playliste werden Cookies von Spotify als auch deren Partner eingebunden. Spotify und deren Partner verwenden Cookies, um Ihre Nutzererfahrung zu personalisieren, Ihnen Werbung basierend auf Ihren Interessen anzuzeigen sowie für Analyse- und Messungszwecke. Durch das Einblenden der Playlist und deren Nutzung stimmen Sie der Nutzung von Cookies zu, die in der Cookie-Richtlinie auf spotify.de näher beschrieben wird.

Schließen