BERNHARD BRINK
smago! Serie "Schlager-Rückblick "vor 40 Jahren" von Stephan Imming – Teil 51: Bernhard Brink – "Ich bin noch zu haben" – Teil 1!
Neuzugang 09.02.1976!
Am 17. Mai 1952 wurde BERNHARD BRINK in Nordhorn als Sohn des Architekten Evert und dessen Frau Gerda Brink geboren. Er war das zweite Kind der Familie, seine Schwester heißt Sonja.
Bernhard Brink verbrachte seine Jugend in Niedersachsen und zog nach seinem am Gymnasium Nordhorn gemachten Abitur (Durchschnittsnote 3,0; er brauchte dafür zwei Anläufe) Anfang der 1970er Jahre nach Berlin, um dort (insbesondere durch seinen Vater angetrieben) Jura zu studieren. Immerhin über fünf Semester war er auch als Student der Rechtswissenschaften eingeschrieben.
Neben seiner Begeisterung für den Sport (immerhin war er im Tennis Jugend-Landesmeister von Niedersachsen) hatte Bernhard immer schon eine Affinität zur Musik. Sein Onkel Heinz Bettelmann spielte in einer Nordhorner Tanzkapelle namens „Original Teddies“, die den Spitznamen „Bay City Rollers von Nordhorn“ trugen. In dieser Band unternahm Brink seine ersten musikalischen Gehversuche bei Auftritten unweit seines Elternhauses am Heseper Weg in Nordhorn – unweit des Tierparks. Neben bekannten Schlagern sang Brink besonders gerne ein unbekanntes Lied von Peter Orloff: „Wofür lebe ich?“. Von diesem Song nahm „Onkel Heinz“ Bettelmann auch mit „Brinki“ ein kleines Demo-Band auf. Papa Brink durfte davon übrigens nichts wissen damals.
Bei einem Urlaubsaufenthalt bei seinem „Vorabitur“ (12. Klasse) in Westerndorf (Tirol), wo er einen Onkel hatte, fing Bernhard in einem Tanzschuppen fröhlich an zu singen – das fiel laut Bernhard Brinks Darstellung einem Kellner namens Josef Kurz auf, der Bernhard zu einem Manager (Dieter Behlinda) vermittelte, der wiederum den Kontakt zu Thomas Meisel von der Hansa herstellte. „Brinki“ sang (in Berlin, in Begleitung seines Vaters) ihm Lieder wie „Silver Moon Baby“ und eben „Wofür lebe ich?“ vor – und Meisel war begeistert – und es kam direkt zum Vertragsabschluss (Zwei-Jahres-Vertrag) und ein knappes Jahr später zur ersten Singleaufnahme. Rückblickend bezeichnet Brink seinen Vertrag mit Hansa und Meisel als sehr fair.
Am 15. April 1972 hatte Bernhard seinen ersten Auftritt in der ZDF-Hitparade – in der Sendung, die ihn groß machte und deren Rekordteilnehmer er später werden würde. Den ersten Auftritt bei Dieter Thomas Heck hatte er mit einem von Chris Juwens (bürgerlich Uwe Stelzmann) und Peter Moesser geschriebenen Titel: „Bombenfest“. Das Lied hatte Brink schon mit der Band „Original Teddies“ seit Jahren live im Repertoire – nun wurde er damit bundesweit bekannt. Für seinen ersten Auftritt holte niemand anders als Starfriseur Udo Walz die Locken aus den Haaren – dem Figaro gefiel „Brinki“ besser ohne seine Naturlockenpracht.
Nachdem er sich mit seiner Debutsingle etablieren konnte, entschied man sich, eine deutsche Coverversion anzugehen: Karl-Heinz Kröll (bürgerlich Heinz Neumann) schrieb den deutschen Text zum Welthit „Be My Baby“ von den Ronettes: „Wo steht das geschrieben?“ –erneut war Bernhard damit am 23. Dezember 1972 in der ZDF-Hitparade zu Gast. Dem Cover der Single-Rückseite lässt sich übrigens entnehmen, dass Bernhards Lieblingsgetränk Apfelsaft ist (wer’s glaubt.. J) und sein Lieblingsessen Steak – damit wäre das auch geklärt.
Basierend auf Ludwig van Beethovens „Für Elise“ schrieb Giorgio Moroder den Hit „Lonely Lover’s Symphony“. Die Frau des Produzenten Thomas Meisel, Renate Meisel, schrieb unter ihrem Pseudonym „Renée Marcard“ den deutschen Text zu „Bist Du einsam und allein“ – Bernhard Brink stellte das Lied am 7. Juli 1973 in Hecks Hitparade vor. Die Single wurde auch im Ausland, z. B. in Frankreich und Australien, veröffentlicht.
Die von Heino Petrick und „Renée Marcard“ geschriebene Single „Auf der Straße des Glücks“ brachte Bernhard noch nicht in die Erfolgsspur. Es war aber erneut wichtig, auf der Single-Hülle Bernhards Lieblingsgetränk (Apfelschorle!!) zu erwähnen.
Um weiter auf der „Straße des Glücks“ voranzukommen, entschloss sich Bernhard Brink, einen professionellen Manager zu engagieren. Die Hansa war wohl bemüht, den damals sehr umtriebigen und erfolgreichen Dieter Behlinda für diese Aufgabe zu gewinnen, das gelang aber nicht. Thomas Meisel engagierte stattdessen Gerd Kämpfe, der fortan für viele Jahre das Management Brinks übernahm. Kämpfe motivierte Brink dazu, ein professionelles Bühnenprogramm zu entwickeln, zielgruppenorientiert zu arbeiten und insbesondere auch an seiner weiteren Stärke, dem Moderieren, zu arbeiten.
Am 23. Februar 1974 gab es Bernhards nächsten Abstecher nach Berlin zur ZDF-Hitparade. Mit dem Petrik / Marcard-Song „Ich hör‘ ein Lied“ gelang zwar (knapp) erneut keine Platzierung in der Show, aber erstmals gelang ihm damit eine Chartsnotiz in der deutschen Single-Hitparade – am 18. März 1974 enterte Bernhard die Top 50. Auch für den Komponisten Heino Petrik war das ein schöner Erfolg – der 1944 geborene Münsteraner war zuvor mit Udo Lindenberg aktiv, bis er 1969 als Arrangeuer und Komponist für die Hansa aktiv wurde.
Inzwischen war Bernhard so etabliert als Sänger, dass er auch ohne die Heck-Show in die Charts kam – für immehin eine Woche fand sich der erneut von Heino Petrik und „Renée Marcard“ geschriebene Schlager „Liebe kann man nicht verbieten“ in den deutchen Top-50 wieder.
Die nächste im Frühjahr 1975 veröffentlichte Single, „Dann sag ja“, wurde von Norman Ascot (bürgerlich Wolfgang Pliverits) geschrieben – der Text stammte erneut von „Renée Marcard“. Die Ballade präsentierte Bernhard am 19. April des Jahres in der Heck-Show.
Am 22. November 1975 unternahm Brink seinen sechsten Anlauf in der ZDF-Hitparade – und diesmal sollte er sich platzieren mit dem von Frank Zander und Fred Jay geschriebenen Song „Ich bin noch zu haben“. Im Januar 1976 verließ er die Bühne sogar als Spitzenreiter der Show. Legendär ist sein Auftritt in einem Pullover, auf dem unverkennbar „Ich bin noch zu haben“ stand. Erst recht spät, am 9. Februar 1976, erklomm der Song auch die deutschen Verkaufscharts – und das auch nur für eine Woche. Kurios: Eigentlich war Bernhard von der Jury gar nicht für die Hitparade vorgesehen – lediglich ein Ausfall des Schweden Lars Berghagen („Caballero“) machte den Weg für Bernhard frei. Diese Begebenheit hat Brink später (Stand 2000) als „schönstes Ereignis seiner Karriere“ bezeichnet. Im Frühjahr 1976 erschien dann auch das erste Album unter dem Namen seines Erfolgshits.
Darauf enthalten war auch die Petrick/Marcard-Nummer „Wenn aus Freundschaft Liebe wird“, die am 5. Juni 1976 in der ZDF Hitparade vorgestellt wurde – diesmal ohnen nennenswerten Erfolg.
Mit „Without You“ landete Nilsson in den 1970er Jahren einen Welthit. Dazu gibt es eine von Kurt Feltz geschriebene Version, „Renée Marcard“ schrieb dazu einen „Spezialtext“, der so speziell war, dass er nicht nur von Bernhard Brink, sondern damals auch von Wolfgang Petry aufgenommen wurde. Bernhard veröffentlichte die auf LP enthaltene Nummer als Single. „Ich hab geglaubt, Du liebst mich“ sang er am 23. Oktober 1976 in der Hitparade – der Titel kam bis auf Platz 32 der deutschen Verkaufscharts.
Der vierte Akt von „Hoffmanns Erzählungen“, der Oper von Jacques Offenbach, wird von einer „Barkarole“ eröffnet. In Instrumentalversion eroberte das Lied viele Jahrzehnte später als „Le reve“ die Welt. Der Gitarrist Ricky King hatte mit dem Instrumentalstück „Le reve“ einen Top-10-Hit. Nachdem Roland Kaiser mit der vokalen Version für die Hansa mit der von Frank Thorsten bearbeiteten Version von „Verde“ namens „Frei, das heißt allein“ erfolgreich war, versuchte Thorsten es diesmal mit Hansa-Schützling Bernhard Brink, und ersann auf „Le reve“ den Text „Liebe auf Zeit“ – und siehe da – auch diesmal wurde wieder ein großer Hit daraus, mit dem Bernhard die Top-15 der Verkaufscharts knackte. Am 22. Januar 1977 stellte Bernhard seine Version in der ZDF-Hitparade vor – und konnte sich erstaunlicherweise in Berlin nicht platzieren – dafür war er fast ein halbes Jahr in der Verkaufshitparade zu finden. Sogar in Österreich avancierte die Nummer zum Top-Hit.
Damals geschah etwas, was Bernhard in späteren Jahren mehrfach widerfahren würde – eine weitere deutsche Coverversion kam auf den Markt – aber selbst die große Mireille Mathieu hatte mit ihrem von Robert Jung getexteten „Walzer der Liebe“ gegen Bernhard Brink keine Chance – Bernhards Version setzte sich durch, im Frühjahr 1977 erschien seine zweite LP „Erinnerungen“.
Inzwischen gehörte Bernhard bei der Hitparade quasi zum Inventar und bestritt 1977 erstmals eine der legendären „Hitparaden-Tourneen“ und ging gemeinsam mit den Urgesteinen Cindy & Bert, Jürgen Drews, Jürgen Marcus, Mary Roos, den „Four Kings“ und Chris Roberts auf Tour. Brink war damals der Eisbrecher – er begann jeweils mit seinem Programm die Konzerte. Das war übrigens auch die Tour, bei der Jürgen Marcus von der Bühne gefallen war und sich dabei einen komplizierten Kahnbeinbruch zuzog (darüber wurde in der „Schlager-Rückblick“-Reihe im Artikel über Jürgen Marcus berichtet).
Niemand geringerer als Howard Carpendale komponierte Bernhard die nächste Single Bernhards. „Danielle (dreh‘ Dich um nach der Vergangenheit)“ ist einer der wenigen Schlager, die in verschiedenen Formen der ZDF-Hitparade zu Gast war – am 1. Oktober 1977 wurde der Song als Neuvorstellung im Wettbewerb vorgestellt, am 9. Januar 1978 als platzierter Song der deutschen Verkaufshitparade – stolze 11 Wochen blieb der Song in den deutschen Top-50.
Ende 1977 hatte James Last gemeinsam mit dem Panflötenspieler Gheorges Zamfir einen recht großen Instrumentalhit namens „Einsamer Hirte“. Nachdem die Adaption eines Instrumentalhits kurz zuvor ja sehr erfolgreich war, versuchte man es erneut mit einer Von „Renée Marcard“ geschriebenen Vokalversion – aber „Bevor das letzte Glas zerbricht“ konnte an den Erfolg von „Liebe auf Zeit“ nicht mal ansatzweise anknüpfen.
Schnell wurde eine weitere Coverversion auf den Markt gebracht – diesmal gab es die deutsche Version des Suzi-Quatro-Hits „If You Can’t Give Me Love“, aus der „Renée Marcard“ „Alles braucht seine Zeit“ machte – diese Nummer schlug ein und war im Sommer 1978 ein Top-20-Hit in Deutschland – drei mal präsentierte „Brinki“ die Nummer in der ZDF-Hitparade. Auf der Rückseite der Singlehülle konstatierte die Plattenfirma Hansa: „B. B. ist ein moderner Romantiker. Er hat das auf seiner letzten LP ‚Erinnerungen‘ mit vielen gefühlvollen Titeln bewiesen. Nicht zu Unrecht wird er in der Branche als einer der besten und vielseitigsten Interpreten angesehen. Dass diese Aussage zu Recht besteht, zeigt seine vorliegende neue Single, die B. B. wieder von einer ganz anderen Seite zeigt.“ Die weiblichen Fans haben sich bestimmt gefreut, ihren Brinki auf dem Singlecover mit weit aufgeknöpftem Hemd und Goldkettchen zu sehen – sicher hätten nicht wenige (in Anspielung auf den Titel der B-Seite der Single) „ein Hotel bei München“ aufgesucht.
Im Herbst 1978 ging es gemeinsam mit Roy Black, Tony Holiday, Roland Kaiser und Jürgen Drews wieder auf große Hitparadentournee, die über 110 Tage durch ganz Europa führte. Nebenbei betätigte er sich auch als Songtexter für Waterloo & Robinson – deren „Himmel, Donner, Arm und Zwirn“ (von Brink-Produzent Kämpfe produziert) war aber eher ein Flop.
Auch die nächste Single war wieder eine Coverversion – aus der „Romeo“-Nummer „What Were You Doing At the Same Party“ machte Frau Meisel alias „Renée Marcard“ „Hab ich zu viel verlangt“? – die schöne Nummer wurde ab dem 5. Februar 1979 drei mal in der ZDF-Hitparade vorgestellt und erreichte die Top-50 der deutschen Verkaufscharts.
Am 17. März 1979 fand sich Bernhard Brink in München ein, um sich erstmals für den Grand Prix Eurovision zu bewerben – ein Unterfangen, dem er sich fortan öfter hingab – leider niemals erfolgreich. Den ersten Anlauf unternahm er mit einem von Alexander Gordan komponierten Zirkuslied namens „Madeleine“. Den Text steuerte sein langjähriger Manager Gerhard Kämpfe bei – es reichte für einen sechsten Platz in der Vorentscheidung. Wie so oft wurde Brink – wie er scherzhaft sagt – „versiegelt“, weil Ralph Siegel mit seiner Gruppe Dschinghis Khan damals siegreich war.
Nachdem „Brinki“ sich bereits mit aufgeknöpftem Hemd präsentierte, wurde es nun Zeit für eine kurze Hose – quasi in (leicht übertrieben gesagt) „Hot Pants“ posierte er für das Coverfoto der nächsten Single „Frei und abgebrannt“. Dabei handelte es sich um die deutsche Version des Exile-Hits „How Could This Go Wrong“. Im Sommer 1979 präsentierte er seinen Disco-Schlager drei mal in der ZDF-Hitparade. Der Song ist auch auf „Brinkis“ damals aktueller LP „Erinnerungen“ enthalten.
Die letzte Single der 1970er Jahre wurde einer von Bernhard Brinks größten Erfolgen. Die Plattenfirma schrieb damals auf der Rückseite der Single: „Die Hits aus der Feder von Chinn/Chapman sind für Bernhard Brink wie geschaffen. Mit ‚Alles braucht seine Zeit‘ und ‚Frei und abgebrannt‘ hat B. B. bewiesen, dass er moderne, internationale Kompositionen erfolgreich in deutscher Sprache interpretieren kann. Mit seiner Version des Suzi-Quatro-Hits ‚She’s In Love With You‘ führt er diesen Weg konsequent fort.“ In der Tat wurde die erneut von Renée Marcard getextete Nummer „Ich wär‘ so gern wie Du“ ein großer Hit. Gleich 2 mal schaffte der Song es auf die Spitzenreiter-Position der ZDF-Hitparade und immerhin in die Top-20 der Verkaufshitparade.
Die letzte von Thomas Meisel produzierte Single bei seiner langjährigen Palttenfirma war erneut eine Coverversion – diesmal ging es an das Erstilingswerk von G. G. Anderson, „Always And Ever“ – Bernd Dietrich textete dazu „Wenn and’re schlafen“. Später profitierten ja einige Schlagersänger davon, dass Gerd Grabowski alias „G. G.“ in englischer Sprache sang – die deutsche Version von Mama Lorraine von Andrea Jürgens kam in die Charts, ebenso Tony Marshalls Version von „Jim And Andy“. Brink hatte weniger Glück mit seiner Version. Spannend: Auf der B-Seite fand sich erstmals eine Komposition von Dieter Bohlen („Spiel‘ Dein Spiel“; von Brink höchstselbst getextet). Diese im Frühjahr 1980 erschienene Single dürfte eine der ersten Veröffentlichung des späteren Poptitanen Bohlen gewesen sein. – Erneut war auf dem Single-Cover ein sehr freizügiges Foto abgebildet, bei dem auch die Haarpracht mehr als imposant auffiel.
Im Frühjahr 1980 wechselte Bernhardie Plattenfirma – weg von der Hansa, hin zu „Aladin“, dem Label von Peter Orloff. Mit dem Firmenwechsel einher ging auch ein Produzentenwechsel – neuer „Produzent“ wurde sein langjähriger Manager Gerhard Kämpfe. Erstlingswerk auf dem neuen Label war die deutsche Version des Suzi-Quatro-Hits „I’ve Never Been In Love“. Co-Texter Roland Kaiser machte daraus schlicht „Fieber“. Ähnlich wie einige Jahre zuvor Benny rockte Brink mit seinem Top-40-Hit das ZDF-Hitparadenstudio am 28. Juli 1980.
Nachdm Howard Carpendale ja bereits 1977 einen kleinen Hit für „Brinki“ geschrieben hatte („Danielle“), lieferte er im Winter 1980 einen weiteren Schlager für den Nordhorner ab – der Song „Viel zu jung“ ist besonders in Fankreisen recht beliebt – sowohl musikalisch (Saxophon-Solo) als auch textlich (Scheitern der Emanzipation einer jungen Frau vom Elternhaus) hat er mit dem Song Maßstäbe gesetzt.. Parallel erschien eine neue LP: „Nur ein Schritt nach vorne“. Erneut war die B-Seite der Single eine Dieter Bohlen-Komposition („Ich hab den Koffer in der Hand“).
Mitte 1981 wurde es wieder Zeit für eine Coverversion – die Schlagerelite war damals für „Brinki“ tätig. Nachdem zuvor Herr Carpendale sich eingschaltet hatte, war diesmal Roland Kaiser Co-Texter der deutschen Version des Space-Songs „Save Your Love For Me“ – Kaiser und Norbert Hammerschmidt machten daraus „Dich vergess‘ ich nie“. Ein echter Sommerhit wurde allerdings nicht daraus.
Michael Cretu produzierte mit Peter Cornelius dessen Song „Du entschuldige – i kenn Di“. Bernhard Brink hatte die „originelle“ Idee, auch daraus eine „deutsche“ Version zu machen – es entstand „Du entschuldige – ich kenn Dich“. Obwohl Bernhard am 09. November 1981 seine Version in der ZDF Hitparade vorstellen durfte, hat sich das Original Peter Cornelius‘ klar deutlich durchgesetzt. Aber auch Bernhard kam damit in die Verkaufs-Charts – das Thema „Wiedersehen nach 15 Jahren und dann alles nachholen, was man versäumnt hat“ ist offensichtlich so aus dem Leben gegriffen, dass es viele Menschen berührt hatte. Die Single war bis 1990 die letzte, die es in die Verkaufs-Charts geschafft hat.
A propos Hitparade – Anfang 1982 schloss Bernhard Brink einen Vertrag mit RTL, um deren Radio-Hitparade zu moderieren. Etwas übereilt, wie sich herausstellte – es kam zu Terminkollisionen z. B. wegen TV-Aufnahmen für den „Blauen Bock“. Unbürokratisch entließ RTL-Chef Frank Elstner „Brinki“ bereits im Frühjahr des Jahres aus dem Vertrag – wobei Brink weiter als Radiomoderator für Einzel-Sendungen des DLF („Klassik, Pop etcetera“) und den Saarländischen Rundfunk tätig war.
Die Nummer von Peter Cornelius nahm „Brinki“ auch in holländischer Sprache auf: „He m’n Schatje mag ik vragen“ konnte sich in den Niederlanden aber nicht durchsetzen. Der inzwischen verstorbene niederländische Schlagerexperte und niederländische „Schlagerfestival“-Organisator Harry Thomas schrieb dazu in seinem Buch „Schlagerfestival“: „In den Niederlanden jedoch kann man mit einem deutschen Sänger, der kein deutsches Repertoire, sondern übersetzte englische Titel singt, nichts anfangen. Darum ist seine Popularität hier sehr schnell zurückgegangen. Und was für viele andere deutsche Sänger, dieausschließlich Cover-Produktionen aufnehmen, gilt, trifft auch auf ihn zu: Brink ist ein Sänger ohne eigenes Gesicht geworden, er hat keine Ausstrahlung.“ – Harter Tobak…
Auch im Sommer 1982 gab sich Bernhard Brink in der ZDF-Hitparade die Ehre – damals war die Neue Deutsche Welle aber zu stark, als dass er mit „Du natürlich“ eine Chance gehabt hätte. Witzigerweise steht auf der Single als Kokmponist „Dietrich Grabowski“. Gemeint damit dürften aber Bernd Dietrich und Gerd Grabowski (G. G. Anderson) sein. Die flotte Discofox-Nummer wurde auch in englischer Sprache produziert, wohl die einzige englische Nummer von Bernhard überhaupt – Titel: „Say You Want Me“.
Eine Auskopplung aus Brinks damals veröffentlichter LP „Einfach so“ beendete dann das Vertragsverhältnis mit Peter Orloffs Plattenfirma Aladin – auch mit dem von Hans-Herbert Krause und Jürgen Triebel geschriebenen Schlager „Ich komme zu Dir zurück“ war kein Blumentopf zu gewinnen.
1981 brachte Richie West eine englischsprachige Komposition von Dieter Bohlen auf den Markt: „Reach For the Sky“. Der renommierten Schlagertexter Dr. Bernd Meinunger übersetzte dieses Bohlen-Frühwerk und machte daraus „Geh oder bleib“. Die Nummer erschien als einzige Single bei der Plattenfirma „Signal“ im Vertrieb der Deutschen Austrophon und war ein klarer Flop. Da war „Brinki“ seiner Zeit wohl etwas voraus. Erstaunlich ist, dass die Single bei „Signal“ erschien, obwohl die Nummer auf der Aladin-LP „Einfach so“ enthalten war.
Ende 1982 betätigte sich Bernhard Brink als Quizmaster in der von Hans Rosenthal produzierten TV-Sendung „Der lachende Dritte“. Zuvor hatte er schon eine Kindersendung beim Bayerischen Rundfunk moderiert (Übertragung aus dem Zirkus Krone im Rahmen des „Münchener Nachmittags“).
1983 wechselte Bernhard für ein Jahr zur Frankfurter Plattenfirma Bellaphon. Die erste dort erschienene Single wurde vom später durch Jennifer Rush populär gewordenen Autoren-Team Candy de Rouge und Günther Mende komponiert (Text: Norbert Hammerschmidt) – „Dafür leb‘ ich“ hatte aber in Zeiten der Neuen Deutschen Welle keine Chance.
Die zweite und letzte Bellaphon-Single wurde vom Berliner Joachim Heider komponiert. Vielleicht in Anspielung an den Produzenten Kämpfe (kleiner Scherz) textete Dr. Michael Kunze das Lied „Ich kämpfe um Dich“.
1984 wechselte „Brinki“ zur Plattenfirma Toledo (im Vertrieb der Intercord). Mit seiner ersten dortigen Single, „Liebe ist…“, komponiert von Michael Reinecke und getextet von Erich Offierowski, trat er am 29. März 1984 zur deutschen Vorentscheidung zum Grand Prix an und war ganz kurz davor, das Ticket zu lösen – Mary Roos war ihm stimmenmäßig mit ihrem ebenfalls von Michael Reinecke komponierten Song „Aufrecht geh’n“ überlegtn. Wenn Brink heute sagt, er sei stets „verSIEGELt“ worden, weil Siegel ihm den Sieg genommen habe, ist 1984 ein gutes Gegenbeispiel – damals war Brinks auf Platz 2, der Siegel-Song hingegen „nur“ auf Platz 3. Obwohl Brink mit der Joachim-Heider-Produktion so nah an der Teilnahme zum Grand Prix war wie später nie wieder, konnte die Single sich in den Bestsellerlisten nicht durchsetzen.
Die nächste Single war recht ungewöhnlich – Joachim Heider, der 1984 Brink-Produzent wurde, produzierte die von Andreas Bärtels und Ingrid Reith geschriebene Nummer „Willkommen im Dschungel“. Im Eurodisco-Stil macht Brink recht eindeutig sexuelle Avancen und vergleicht das Nachtleben mit einem Dschungel („Du bist wie Tarzans Jane gebaut und trägst auf Deiner Haut nur ’nen Minirockfummel – Willkommen im Dschungel“). Die österreichische Rock-Punk-Band „Bilderbuch“ hatte übrigens mit einem Titel gleichen Namens und ähnlichen Inhalts im vergangenen Jahr in Österreich einen Hit in den Charts. Mehr Infos dazu finden sich HIER …:
(…)
Stephan Imming, 29.02.2016
http://www.ariola.de
http://www.bernhard-brink.de/