KIM FISHER
TV-Kritik von smago! Leser und Schlagerexperte Stephan Imming "Kim kommt" ("Die kleinste Show der Welt")!

“Kim kommt” – die kleinste Show der Welt… 

Direkt beim Einstieg in die Show wurde mir warm ums Herz: An lieb gewonnene Wohlfühl-Shows vergangener Zeiten wurde mit ihren Titelmelodien erinnert ("Hätten Sie heut Zeit für mich?", "Musik liegt in der Luft", "Lass Dich überraschen").

Der Titel "kleinste Show der Welt" ist wohl etwas "FISHERing for compliments" – wenn man sich Wiederholungen vom "laufenden Band" auf Eins Festival anschaut (derzeit samstags und sonntags dort zu sehen – sehr zu empfehlen!), sieht, dass dort 177 Zuschauer zu Gast waren – für mich der Beweis: Für eine "große" Show bedarf es nicht zwingend großer Hallen – nein, es sind andere Rezepte, die ein Showkonzept unsterblich machen – von enormer Wichtigkeit ist ein guter Gastgeber (bzw. Gastgeberin), ein gelungenes Konzept und Live-Atmosphäre (im Idealfall Live-Ausstrahlung der Show, zumindest aber Live-Musik ohne Konserve).

Diese Rezeptur traf auf Carrells "Am laufenden Band" zu, Kim Fisher bedient sich aber auch vieler dieser Elemente.

Was das Thema "Gastgeber" angeht (egal, ob wir nun "Moderatorin", "Showmasterin" oder was auch immer sagen), liegt Kim Fisher dies kleine Format sehr gut. Der Spaß an der Sache ist ihr förmlich anzumerken, sie interessiert sich für das, was ihre Gäste zu sagen haben und sie ist einfach charmant – diese Voraussetzung zum Gelingen einer Show ist also erfüllt.

Das Thema "Live-Musik" ist die ganz große stärke der "kleinsten Show der Welt" und ihrer Moderatorin, weil sie sich hier perfekt in Szene setzten kann – qualitativ gut und doch individuell-witzig ohne übertriebenen Perfektionismus, unterstützt durch eine erstklassige Band – wenn es nach mir ginge, sollte diese Stärke wieder mehr kultiviert werden, wie es vor ein paar Monaten sensationell in der "Kulthits"-Sendung Frau Fishers gelungen ist.

Was bei Carrell Cornelius Op den Zieken war und bei Hans Rosenthal das Jochen-Brauer-Sextett, ist bei Frau Fisher die sehr gute Live-Band "Fisher's Friends" (mit hervorragenden Background-Sängerinnen), die gleich zu Beginn die sehr originelle Version des "Sieben Fässer Wein"-Klassikers "Seven Days of Gin" der Baseballs begleiteten.

Der Meister Roland Kaiser selbst adelte deren Version als "gelungen". Später durfte er dann selber mit neuem Material aktiv werden ("Ich fege die Sterne zusammen" und "Sag bloß nicht hallo!") und zeigte damit, dass ein gestandener Sänger sein Publikum "live" um Längen besser überzeugen kann als das in Playback-Dudel-Shows Marke Nebel, Silbereisen, Mross und Co. der Fall ist.

Das gilt auch für "Elaiza", die mit perfektem 3-stimmigen Live-Gesang ihre musikalische Qualität unter Beweis stellten, wie man das Anfang der 90er von "Valeries Garten" kannte. Dummerweise beschleicht mich der Eindruck, dass sie nicht mehr als genau den einen Eurovisions-Hit landen können – musikalisches Können alleine reicht manchmal nicht, es muss auch Konzept und Song-Auswahl stimmen – da sehe ich noch "Luft nach oben".

Margarethe Schreinemakers Einlage mit dem Gitte-Klassiker "So schön kann doch kein Mann sein" zeigt einen Punkt, der eine gute Show ausmacht – es muss nicht immer um Promotion gehen –  gerade eine Einlage "aus Spaß an der Freud" ohne Verkaufs-Hintergedanken bzw. Werbung kann beste Unterhaltung bedeuten – auch wenn (oder gerade weil) die Performance nicht an die Qualität des Originals heranreicht. Das gilt insbesondere auch für Margarethes zweite Performance im Duett mit Kim Fisher, in dessen Anschluss sie selber konstatierte, den Einsatz verpasst und schief gesungen zu haben – sie hätte "verkackt, aber es hat Spaß gemacht" – ich denke, das bringt es auf den Punkt.

Mit "Morgen explodiert die Welt" hatte Alexander Klaws die Chance, unter Beweis zu stellen, dass er seinen Radio-Hit auch unter Live-Bedingungen zu präsentieren in der Lage ist – mir persönlich gefällt zwar weder der Song noch seine Interpretation, aber das ist Geschmackssache – ich bin halt kein Fan von "gecasteten" Sängern.

Der bereits in der letzten Kim-Show aktive Zither-Spieler Florian sorgte wieder für tollen frischen Wind in der Show – genau DAS ist die Stärke von Frau Fisher – ihre von Florian begleitete ungewöhnliche Schmuse-Version des Tina-Turner-Klassikers "The Best" war beeindruckend – neben ihrem Gesang und der Zither-Begleitung überzeugte mich erneut der bärenstarke saubere Satzgesang ihrer Sängerinnen.

Die Idee, die Show mit dem Peter-Alexander-Klassiker "Danke schön" zu schließen, ist nicht unoriginell – beim nächsten Mal werden dann vielleicht sogar von Anfang an die richtigen Töne getroffen 🙂 (, wobei ein schräger Live-Ton mir wie gesagt 1.000-mal lieber als der Vollplayback-Mist ist).

Kommen wir nun zur Schwäche von "Kim kommt" – in meinen Augen ein Manko vieler TV-Shows heutzutage – das fehlende Konzept.

Die kleinen Plaudereien finde ich noch in Ordnung – Kim Fisher ist eine charmante Gesprächspartnerin, die sich für ihre Gäste interessiert. Die Interviews sollten aber meines Erachtens nicht zu viel Zeit in Anspruch nehmen, weil genau diese Form schon sehr gut von Ina Müller in "Inas Nacht" bedient wird und manchmal auch etwas zäh daher kommen (z. B. Alexander Klaws).

Die Suche nach "geeignetem Show-Publikum" fand ich total überflüssig – überhaupt finde ich MAZ-Einspielungen in großen Shows in der Regel unnötig – es sei denn, sie gehören zum Konzept wie etwa bei "Schlag den Raab", wenn die Protagonisten vorgestellt werden.

Auch die Reanimierung alter Show-Klassiker ("Was bin ich?", "Am laufenden Band") hätte meines Erachtens besser wegfallen sollen. Wenn überhaupt, sollte man meines Erachtens diese zeitlosen Konzepte im Rahmen einer Neuauflage komplett aufleben lassen – erfolgreich ist so eine Adaption bislang aber nur Kai Pflaume gelungen – kein Wunder, weil er im Gegensatz zu anderen Showmastern, die ähnliches versucht haben, die absolut richtige Besetzung ist.

 

Fazit: Kim Fisher hat für mich Talent, aus ihrer "kleinen Show" eine "große Show" zu machen – "groß" im Sinne von erfolgreich. Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, wäre es, ihre exzellenten Talente (Musikalität und Charme) absolut in den Vordergrund zu stellen, indem man den absoluten Schwerpunkt der Show in die Live-Musik legt, gewürzt von kurzweiligen Plaudereien (ähnlich der im April gesendeten "Kulthits").

Das ganze "Drumherum" (Showklassiker, MAZ-Einspielungen, lange Interviews) ist in meinen Augen nur Ballast – wenn der wegfällt, könnte die Show ein Riesen-Erfolg auch im Ersten zur besten Sendezeit werden.

 

Stephan Imming, 04.08.2014

Foto-Credit: MDR / Axel Berger

Stephan Imming (Textvorlage)
http://www.mdr.de/
http://www.mdr.de/sommer/kim-kommt166.html

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