FRANZISKA WIESE
Ihre Debüt-CD "Sinfonie der Träume" im Test von Holger Stürenburg!

Das Album hat es – ganz ohne “Starwatch” und ohne “Music For Millions” – auf einen tollen 47. Platz der Offiziellen Deutschen Charts – ermittelt von Gfk Entertainment – geschafft! 

Hinsichtlich derjenigen Künstlerin, deren brandneue Silberscheibe „SINFONIE DER TRÄUME“ gerade vor mir liegt bzw. zum wiederholten Male in meinem CD-Spieler rotiert, hatte die Chefredaktion von SMAGO! tatsächlich (mal wieder) einen gut ausgeprägten, zielsicheren Riecher bewiesen. Denn schon im November 2013 – obwohl es von ihr noch keinen einzigen Tonträger zu hören gab – wurde der talentierten Nachwuchssängerin, Liedschreiberin und Violonistin FRANZISKA WIESE der begehrte „SMAGO!-Award“ verliehen. In der Kategorie „Entdeckung des Jahres/Ausblick 2014“ erhielt die brünette Chanteuse aus Spremberg in Brandenburg diese Trophäe verliehen; zeitgleich ging ein „SMAGO!-Award“ im selben Jahr an ihren Mentor, den Dresdner Sänger und Liedschreiber Andre‘ Stade, unter dem Motto „Entdecker des Jahres“, als Dank dafür, dass er Franziska in jenen Tagen in sein Team aufgenommen hatte.

Der seit zwanzig Jahren höchst aktive Vollblutmusiker Stade hatte die heute 29jährige aus der Niederlausitz bei der Produktion seiner neueren Lieder und Tonträger als Studiosängerin eingeladen (z.B. „Im Leben“, 2015), woraufhin bald Roland Kaiser auf Franziska aufmerksam wurde und ihr anbot, an seinem aktuellen Hitalbum „Auf den Kopf gestellt“ mitzuwirken. Dies führte dazu, dass Franziska und ihr Förderer Andre‘ Stade, gemeinsam mit dem nordrhein-westfälischen Texter Marc Hiller, songschreiberisch die erfolgreiche erste Single daraus, „Das Beste am Leben“, austüftelten.

Mit dieser Reputation im Rücken, gelang es Franziska Wiese, die zuvor übrigens als Verwaltungsangestellte in ihrer Heimatstadt arbeitete, hier für die Gewährung von „Hartz 4“ zuständig war und dem zuvor eine zehnjährige, klassische Ausbildung an ihrem Instrument am Konservatorium Cottbus absolviert hatte, nun, endlich ein erstes eigenes Album bei Electrola/Universal vorzulegen.

„SINFONIE DER TRÄUME“ nennt sich die CD, die von Andre‘ Stade und seinem Hamburger Kollegen Thorsten Brötzmann  produziert und von Claudia Jungs ‚Göttergatten‘ Hans Singer abgemischt wurde, wobei für die Streicherarrangements niemand geringeres verantwortlich zeichnete, als der Holländische Multiinstrumentalist Johan Daansen, der bis dato z.B. für Peter Maffay, die „Scorpions“ oder Helene Fischer tätig war. Auf diesem Albumdebüt finden sich zwölf Titel zwischen Traum und Wirklichkeit, unnahbar, sagenhaft, mystisch und dennoch – oder gerade deshalb – mehrheitlich herzlich, eindrucks- und liebevoll dargeboten.

Insbesondere die Violone, Franziskas Leib-und-Magen-Instrument, lässt „SINFONIE DER TRÄUME“ zu etwas zweifellos Exquisitem erwachsen, da gerade dieses Chordophon aus der Gambenfamilie bislang im Schlagerspektrum eher ein Schattendasein führte und allgemein in der Unterhaltungsmusik ansonsten zumeist im Folkrock, ob traditioneller (z.B. „The Chieftains“, „Fairport Convention“), ob populärer (z.B. „Jethro Tull“, „The Hooters“), zur Geltung kam. Alle zwölf Lieder wurden von der Interpretin eigenständig verfasst, häufig in Zusammenarbeit mit Andre‘ Stade, Marc Hiller und sogar der deutsch-iranischen Rapperin (!) Bahar Henschel.

Los geht’s großorchestral-monumental, dabei rundheraus folkrockig, mit dem teils unüberhörbar filigranen, wie andererseits verwunschen-zauberhaften, wahrhaftigen Liedorkan „Sturm der Fantasie“, der in erster Linie von donnernden Streicherwällen und einem marschmusikähnlichen, andeutungsweise schleppenden Rhythmus lebt. Das daran anschließende Titellied ist sanft, tröpfelnd, geradezu perlend arrangiert, zeigt sich märchenhaft und fürwahr durchwegs träumerisch und versonnen. Ein strikter Rhythmus und eine wehende, rasante und gleichzeitig äußerst eingängige Melodie sorgen zusätzlich für einen konsequenten Ohrwurmeffekt dieses modernen Folkrock-Schlagers auf höchstem Niveau.

Den geheimnisvollen Weg in die phantastischen Welten von „Mirama“ (Liedtitel) schildert auf der Basis eines aufmunternden Dance-Beats, verbunden mit elfenhaftem Gesang und ein ums andere Mal pointiert eingesetzten Soli auf der Geige, die (so betitelte) aktuelle, zweite Single aus „Sinfonie der Träume“, während sich „Wo auch immer Du bist“ in einem sehnsüchtigen, leidenschaftlich-flehenden, vielleicht ein bisschen zu jungmädchenhaft wirkenden Balladenkontext aufhält.

„Ich bin frei“ diente im Frühjahr 2016 als Vorabsingle aus vorliegender CD. Mit diesem schwebend-zirpenden, aufstrebenden und befreienden Popohrwurm – nun mehr Schlager, als Folk – stellte sich Franziska bereits am 16. April d.J. beim „Großen Schlagerfest“ mit Florian Silbereisen erstmals Hunderttausenden von TV-Zuschauern vor; Auftritte beim „ZDF-Fernsehgarten“, bei Silbereisens „Schlagern im Sommer“ im MDR und bei „Immer wieder Sonntags!“ folgten stehenden Fußes. Ob der hohen Qualität dieses kompakten, leichtfüßigen und dennoch anspruchsvollen Titels, dürfte es sehr wohl im Rahmen des Möglichen liegen, dass dieser auch Ende 2016 bei den „Schlagern des Jahres“ ganz vorne mit von der Partie sein wird.

Die klanglich leider überaus konventionell und vorhersehbar inszenierte „Welt der einsamen Herzen“ (Liedtitel) ertönt einwenig ZU verspielt, wird von Franziska ZU kindlich vorgetragen. Darüber hinaus scheint der recht heftige (um nicht zu sagen: viel zu nervöse, aufreibende) Rhythmus die per se schwungvolle, wohlklingende Melodie trotzig zu konterkarieren. Letztlich kann der Song sich nicht entscheiden, ob er gleißende Nachtleben-Hymne oder süßlich-folkiger Popschlager sein möchte. So wie hier arrangiert, wirkt er, als ließe sich Marianne Rosenberg urplötzlich von Ian Anderson produzieren. Die „Kleine Taube“ hingegen verstrahlt, trotz abermals marschmusikähnlichen Rhythmus´, ehrlichgemeinte Sehnsucht nach Ruhe, Hoffnung auf Frieden und Geborgenheit, das intensive Gefühlsdrama „Mosaik“ stellt sich dar, als ein bluesig-folkiger, enorm sensibler Schleicher voller Traurigkeit und Melancholie am Ende einer großen Beziehung.

Opulent, nur ganz sacht rockend, sentimental, dabei trotzdem optimistisch und lebensbejahend, besingt Franziska daraufhin philosophisch eine versinnbildlichte „Wüstenblume“ (Liedtitel), „Liebe brennt“ ist ein stilles, semiakustisches, später aufbrausendes Pianoepos im Stile von US-Powerballaden, ein obligatorisches Herz/Schmerz-Schmankerl, das zwar keinesfalls übel rüberkommt, so oder ähnlich allerdings seit Jahren zum Standardrepertoire vieler (Nachwuchs-)Sängerinnen gehört. Daher vermittelt „Liebe brennt“ den Eindruck, man habe dieses Lied so oder ähnlich schon tausendfach vernommen, weshalb es ob seiner Gleichförmigkeit keinesfalls zu den Höhepunkten von „Sinfonie der Träume“ gerechnet werden kann.

„Wunderland“ strotzt zwar lyrisch nur so vor Klischees, verfügt dem gegenüber indessen über eine luftig-relaxte, wie schwerelos vor sich hin gleitende Edelpop-Auskleidung, welche wiederum konstruktiv von Franziskas fröhlich-leichter Violone angereichert wurde. Eine weitere, sehr gemächliche Ballade namens „Wie weit kann Liebe tragen?“, die nun aber wahrlich eindringlich, hochemotional und grazil, authentisch und erhaben ausgefallen ist, beschließt ein zumeist durchaus ansprechendes Album mit einer ganzen Menge Licht, aber gleichermaßen ein paar dunkleren Punkten, die nicht verschwiegen werden sollten – alleine schon deshalb, um der begabten Künstlerin aufrichtig Vorschläge zur Erweiterung bzw. Manifestierung ihrer grundsätzlich in erheblichem Ausmaß vorhandenen Kreativität und künstlerischen Fähigkeit zu übermitteln.

In den besten Momenten erklingt „SINFONIE DER TRÄUME“ in einer Form, als sei die britische Popexzentrikerin Kate Bush um 30 Jahre jünger und sänge diese keine experimentelle New Wave, sondern offensiven Popschlager. Phantasievolle Mystik und eine sympathische Auslebung einer Art von Distanziertheit, Feenhaftigkeit, zeichnen nicht wenige der Darbietungen auf Franziska Wieses Albumerstling in positivster Manier aus und gestalten auf diese Weise das Rezipieren des Opus als außerordentliches Vergnügen. Manchmal jedoch, wenn Franziska sich zu sehr in den poppigen Mainstream begibt, bzw. ihre folkorientierte Geige und ein hinzugefügter, unnötiger Discobums einfach nicht miteinander harmonieren wollen, wirkt das Ganze, wie das unsägliche Geträller von Pseudo-Folkbardin „Oonagh“, nur eben auf Hochdeutsch dargereicht und nicht auf deren gezwungenem, kindischen Fantasy-Dialekt „Elbisch“.

Franziska sollte sich entscheiden, ob sie eher reinen, klassischen Popschlager, gerne mit balladesken bzw. auch discotauglichen Einsprengseln, singen mag, oder – was ich persönlich bevorzugte – sie sich zunehmender und eindeutiger im breitgefächerten Bereich des Folkpop und Folkrock einfinden und ausbreiten wolle. Die oft künstlich und unecht aufscheinende Mischung dieser beiden per se stark divergierenden Stilistiken haut nicht immer hin, verwässert manch gelungene Komposition. Als Sängerin und Geigerin ist FRANZISKA WIESE natürlich und einwandfrei Top. Sie beherrscht ihr Instrument, wie aus dem sprichwörtlichen „FF“, besitzt eine helle, obendrein starke, nur selten allzu teenagermäßig tönende Stimme, schreibt überwiegend schöngeistig-mysteriöse Texte, inkl. trefflicher Wortspiele. Sie sollte sich aber in musikalischer Hinsicht auf eine jeweilige Stilrichtung – wenigstens innerhalb eines Songs – vorab festlegen, damit aus einem gutgemeinten Stilmix nachgerade kein verschwimmender „Weder Fisch, noch Fleisch“-Eindruck entsteht.

Holger Stürenburg, 4. August 2016
http://www.universal-music.de/company/umg/electrola
http://www.franziskawiese.de

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