JOACHIM "BLACKY" FUCHSBERGER
"Blacky" ist tot!

Der Schauspieler, Textdichter (u. a. für Udo Jürgens und Gitta Lind) und Entertainer starb heute (11.09.2014) im Alter von 87 Jahren in Grünwald! 

JOACHIM "BLACKY" FUCHSBERGER (* 11. März 1927 in Stuttgart; † 11. September 2014 in Grünwald) war ein deutscher Schauspieler und Entertainer. Er besaß neben der deutschen auch die australische Staatsangehörigkeit.

Jugend

Joachims Vater Wilhelm Fuchsberger hatte Schriftsetzer gelernt und war Linotype-Vertreter der Mergenthaler Setzmaschinenfabrik in Berlin. Joachim wuchs in Heidelberg und Düsseldorf mit zwei jüngeren Brüdern auf, besuchte nach mehreren Volksschulen auch Realschule und Gymnasium. Fuchsberger war als Kind in der Hitlerjugend.[1] Bei Kriegsbeginn war er zwölf Jahre alt, noch als Schüler wurde er zum Reichsarbeitsdienst verpflichtet und hat nie einen Schulabschluss gemacht.[1]

Gegen Kriegsende erhielt er an der Springerschule in Wittstock eine Ausbildung zum Fallschirmjäger. Aufgrund seiner Kenntnisse in Judo (Fuchsberger ist Träger des 1. Dan) wurde der damals 16-jährige bereits nach einem halben Jahr zum Nahkampfausbilder ernannt. Er wurde an der Ostfront eingesetzt, kam in Stralsund ins Lazarett und geriet zunächst in sowjetische, anschließend in US-amerikanische und zuletzt in britische Kriegsgefangenschaft. Fuchsberger wurde mit dem Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse mit Schwertern ausgezeichnet.

Der Spitzname „Blacky“ stammt aus dieser Zeit. Sein Einsatzname war damals „Jackie“, was eine französisch sprechende Freundin versehentlich Blacky aussprach. Fuchsberger sagte 2007 in einem Interview, dass er unabhängig von der ersten Version denselben Namen während seiner Zeit beim Bayerischen Rundfunk erhielt, als er als Ersatzsprecher eine Sendung in angetrunkenem Zustand moderiert hatte und der Programmdirektor ihn danach ermahnte, vor den Sendungen keine Blackies (Black & White-Whisky) zu trinken.

Nachkriegszeit

Nach dem Krieg arbeitete Fuchsberger zunächst (1946) etwa vier Monate lang unter Tage auf der Zeche König Ludwig in Recklinghausen. Auf diese Weise konnte er aus der britischen Gefangenschaft in Schleswig-Holstein heraus- und seiner Familie in Düsseldorf näher kommen. Danach arbeitete er als Monteur von Satz- und Druckmaschinen im väterlichen Betrieb und schließlich als Mitarbeiter in der chemigrafischen Abteilung eines Verlags in Düsseldorf. 1949 wurde er Werbeleiter der Deutschen Bauausstellung in Nürnberg. 1950 bis 1952 war er Hörfunksprecher beim Sender München sowie Wochenschau-Sprecher. Er betätigte sich auch als Textdichter.

1951 heiratete er die Schlagersängerin Gitta Lind. Nach zweieinhalb Jahren ließ er sich von ihr scheiden, um 1954 die Schauspielerin Gundula Korte (* 24. März 1930) zu heiraten. Die beiden sollen sich in den Räumlichkeiten des Bayerischen Rundfunks kennengelernt haben, wo Korte als Funktechnikerin arbeitete.

Schauspielerische Karriere

Nach unbedeutenden Nebenrollen begann 1954 seine Filmkarriere als Hauptdarsteller in dem Dreiteiler 08/15. Seine Darstellung des schlauen Gefreiten Asch, der es schließlich bis zum Leutnant der Wehrmacht bringt, machte Fuchsberger über Nacht populär.

Danach sah man ihn noch mehrfach als Uniformträger in Kriegsfilmen wie Die grünen Teufel von Monte Cassino oder als Liebhaber in zeittypischen Heimatfilmen. In den 60er Jahren wurde er als Inspektor in mehreren Edgar-Wallace-Filmen und anderen Krimis zu einem allbekannten Kinostar. Er erwies sich in dieser Zeit als Idealbesetzung für unerschrockene Verbrecherjäger und vertrauenswürdiger Beschützer verfolgter Frauen. Weniger bekannt ist, dass er 1961 neben Heinz Klevenow den Archie Goodwin spielte in dem fünfteiligen Fernsehfilm "Zu viele Köche", der inzwischen auf DVD erschienen ist.

In den Edgar-Wallace-Filmen spielte er im Einzelnen in "Der Frosch mit der Maske" (1959) den jungen Hobbydetektiv Richard Gordon, in "Die Bande des Schreckens" (1960) Chefinspektor Long, in "Die toten Augen von London" (1961) Inspektor Larry Holt, in "Das Geheimnis der gelben Narzissen" (1961) Versicherungsagent Jack Tarling, in "Die seltsame Gräfin" (1961) Inspektor Mike Dorn, in "Das Gasthaus an der Themse" (1962) Inspektor Wade von der Flusspolizei, in "Der Fluch der gelben Schlange" (1962/1963) den reichen Clifford Lynne, in "Der schwarze Abt" (1963) den Gutsverwalter Dick Alford, in "Zimmer 13" (1963/1964) Ermittler Johnny Gray, in "Der Hexer" (1964), "Der Mönch mit der Peitsche" (1967) und "Im Banne des Unheimlichen" (1968) jeweils Inspektor Higgins sowie in "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" (1971) Inspektor Barth.

2007 wirkte Fuchsberger in der Edgar-Wallace-Parodie "Neues vom Wixxer" mit.[2]

Bei Filmen, die im englischsprachigen Ausland vertrieben wurden, wurde er im Abspann häufig „Joachim Berger“ genannt.

Bis zu seinem Tod stand Fuchsberger regelmäßig auf der Bühne, unter anderem mit seinem Kollegen Ralf Bauer.

Vom Schauspieler zum Moderator

1972 war Fuchsberger bei den Olympischen Spielen in München während der Eröffnungs- und Abschlusszeremonie im Olympiastadion Stadionsprecher. Bei der Schlussfeier am 11. September 1972, einige Tage nach dem Olympia-Attentat auf die israelische Mannschaft, meldete man ihm, dass möglicherweise ein Terroranschlag mit einem auf das Olympiastadion zufliegenden Passagierflugzeug bevorstehe. Die Organisatoren überließen ihm die folgenschwere Entscheidung einer Evakuierung des Olympiastadions. Fuchsberger entschied sich, die Zuschauer über den Vorfall, der sich später als unzutreffend herausstellte, nicht zu informieren, da er eine Massenpanik befürchtete.

Im Jahr 1978 wurde Fuchsberger bei einer Fernsehshow im Rahmen einer Zirkusnummer von einem Schimpansen gebissen und erkrankte daraufhin schwer an Hepatitis B. Fuchsberger brachte damals vier Monate auf der Isolierstation eines Krankenhauses zu und ging, wie er später berichtete, „durch ein tiefes Tal der Depressionen“. Dennoch gelang es ihm, die Krankheit ohne bleibende Gesundheitsschäden zu überwinden.

Fuchsberger moderierte mehrere Fernsehshows (u. a. "Auf Los geht’s los") und die ARD-Talkshow "Heut’ Abend" (1980–1991), in der er 300 Mal jeweils einen prominenten Zeitgenossen zu seinem Leben befragte. Fuchsberger leistete sich mit der Zeit zunehmend, Angebote für Schauspielrollen und Sendungen abzulehnen. Er kritisierte die wachsende Oberflächlichkeit und den Qualitätsverfall im Fernsehen. Ab den 70er Jahren spielte er bis 2007 in keinem Film mehr mit. Er äußerte sich dahingehend: „Je älter ich werde, desto intoleranter werde ich.“

Fuchsberger verkraftete allerdings auch nicht die zunehmende Kritik an seiner Sendung "Auf Los geht’s los". Er verteidigte u. a. Erich von Däniken und die damals 15-jährige Désirée Nosbusch, die beide in seiner Show zu Gast waren, gegen Kritik der Zuschauer („Ich lasse keinen meiner Gäste beleidigen!“). Nach teilweise heftiger Kritik an seiner Moderation zog er sich Ende der 1980er Jahre vorübergehend ins australische Hobart zurück, wo er von 1983 an einen weiteren Wohnsitz hatte.

1990 übernahm er eine weitere Fernsehshow. Nach dem Tod von Robert Lembke im Jahr 1989 wurde der Sendeplatz von "Was bin ich?" frei. Diese Lücke füllte Fuchsberger mit seinem Quiz "Ja oder Nein", in dem vier Prominente die Geheimnisse der Gäste erraten mussten. Von 1988 bis 2003 drehte er für den Bayerischen Rundfunk 20 Filme im Rahmen der auf ihn zugeschnittenen Reportagereihe "Terra Australis", in denen Fuchsberger Menschen und Landschaften seiner Wahlheimat porträtierte.

Weitere Tätigkeiten

Fuchsberger hatte auch als Schlagertexter große Erfolge: "Blumen für die Dame", das er für seine erste Frau Gitta Lind schrieb; "Was ich dir sagen will", "Der große Abschied", "Schau es schneit" sowie "Dann kann es sein, dass ein Mann auch einmal weint" von Udo Jürgens gesungen. Außerdem schrieb er den Text für das Vereinslied der Stuttgarter Kickers sowie für Lieder von Howard Carpendale und Jürgen Marcus.

Ende der 1960er Jahre gründete Joachim Fuchsberger mit einem Partner zusammen ein Immobilienunternehmen, das jedoch binnen kurzer Zeit pleiteging. Mit 42 Jahren hatte er sein gesamtes Vermögen verloren, musste seine Villa verkaufen und saß auf einem Berg Schulden, die unter anderem aus den Regressforderungen geschädigter Kunden erwuchsen. Mit Hilfe seiner Frau Gundula, die damals die Prozesse für ihn führte, dem Beistand guter Freunde und unermüdlicher Arbeit gelang ihm nach der Begleichung seiner Schulden die Gründung einer neuen Existenz.

1984 wurde Joachim Fuchsberger erster deutscher Botschafter für die UNICEF. Am 13. November 2006 erhielt er für diese Tätigkeit in München die Bayerische Staatsmedaille für Soziale Dienste.[2] 2011 ist er zum Ehrenbotschafter des Kinderhilfswerks ernannt worden.[3]

Seit 2009 war Fuchsberger Mitglied des Kuratoriums der FIFA Frauen-WM 2011 sowie, neben OK-Präsidentin Steffi Jones, Schirmherr des Volunteer-Programmes zur FIFA Frauen-WM 2011.[4]

Privates

Fuchsberger wurde bis zu seinem Tod von seiner Frau Gundula, die für ihn als Managerin und Produzentin tätig ist, unterstützt. Auch sein Sohn Thomas (1957–2010), Komponist und Musikproduzent, unterstützte ihn bei der Produktion zahlreicher Fernsehreportagen. Am 14. Oktober 2010 ertrank Thomas Fuchsberger im Mühlbach von Kulmbach.[5]

Schon während seiner Zeit als Soldat war Fuchsberger aus der Kirche ausgetreten und war seitdem Agnostiker.[6] Die Fuchsbergers lebten in Grünwald.

Im Jahr 2003 erlitt Fuchsberger auf der Bühne einen leichten Schlaganfall. Damals hatte er bereits drei Herzoperationen hinter sich. Am 4. Juni 2013 erlitt er seinen 2. Schlaganfall. Er starb am 11. September 2014 in seinem Haus in Grünwald.[7]

Trivia

Eine große Leidenschaft entwickelte Fuchsberger für die Insel Tasmanien, auf der er viel Zeit verbrachte. 1999 wurde er vom tasmanischen Premierminister für seine Verdienste zum „Ehrenbotschafter für Tourismus“ ernannt.[8]

In der juristischen Lehre ist ein Fall nach Fuchsberger benannt, der sogenannte „Fuchsberger-Fall“. Dieser behandelte eine Klage Fuchsbergers gegen einen Optiker, der ein Bild Fuchsbergers ohne dessen Einwilligung zu Werbezwecken verwendet hatte (BGH, Urteil vom 14. April 1992 – VI ZR 285/91).[9]

EINZELNACHWEISE

 

  1. Vgl. Setzen, Sechs! – Schulgeschichten aus Deutschland (1/3). Verlorene Kindheit. Dokumentarfilm von Dora Heinze im Auftrag des SWR. Deutsche Erstausstrahlung am 8. Dezember 2005.
  2. Joachim Fuchsberger Biografie bei Who’s who
  3. “Blacky” Fuchsberger zum Unicef-Ehrenbotschafter ernannt, Hamburger Abendblatt vom 4. Februar 2011.
  4. Anstoß für “Volunteers 2011”, dfb.de vom 23. Oktober 2009.
  5. “Blacky” Fuchsberger trauert um Sohn, sueddeutsche.de vom 15. Oktober 2010
  6. Joachim Fuchsberger:„Ich glaube an sehr vieles: Ich bin ein Agnostiker.“ in der ARD-Sendung Maischberger vom 18. Januar 2011: Altwerden macht Spaß? Alles Lüge! 49. Minute, auf mediathek.daserste.de
  7. TV-Legende: Joachim Fuchsberger ist tot. Spiegel Online, abgerufen am 11. September 2014.
  8. Fuchsberger Biografie bei Steffi-line.de
  9. „Fuchsberger-Fall“

Wikipedia.de (Textvorlage)

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