FRANK ZANDER
Die CD "Immer noch der Alte" im Test von Holger Stürenburg!

Das Album gibt es im Übrigen auch als limitierte Vinyl-LP! 

Seit rund 50 Jahren wuselt er nun schon höchst reputierlich durch die deutsche Popszenerie: Großmeister FRANK ZANDER, überzeugter, wie überzeugender musizierender Vertreter, Vermittler und einwandfreier Experte in Sachen schwarzen, britischen Humors – Made in Berlin.

Seit seinen Anfängen, z.B. mit dem schier brillanten, mehr gelallten, als gesungenen Kneipenbluesdrama „Ich trink auf Dein Wohl, Marie“ (1975), dem mutmaßlich ersten deutschsprachigen Hip Hop überhaupt, „Der Nick-Nack-Man“ (dito), unzähligen, unverschämt umwerfenden Parodien auf die ‚Disco-Folter‘, sorry, „Disco-Polka“, der ausgehenden 70er Jahre, oder der musikalisch so betörend schlagerhaft-einlullend ausgerichteten und doch inhaltlich so bitterstbösen Parodie auf die heutzutag*innen beinahe alles bestimmende (resp. sprachlich und gedanklich übermäßig einschränkende) „Politischen Korrektheit“, „Oh Susie (Der zensierte Song“) (beide 1976), hat sich der am 4. Februar 1942 geborene Ur-Berliner zu einem realen Monument des anspruchsvollen Kabarett- und Persiflage-Geschehens in der BR Deutschland hochgearbeitet – und befindet sich a.D. 2015 auf einem unerreichbaren Thron der gescheiten (!!!), oft sehr hintergründigen Comedy, verbunden mit ausgeprägter klanglicher Vielseitigkeit und Spritzigkeit. Zwei Faktoren, von denen sich so mancher Möchtegern-Komödiant des Heute und Hier (falls dieser dazu geistig-mental in der Lage ist, was nicht bei jedem Teilhaber dieses Genres sogleich feststeht), eine gehörige Scheibe abschneiden könnte.

Auch wir unverbesserlichen TV-Kinder der 70er und 80er Jahre kamen in unserer Jugend nicht ohne den intelligenten Blödler aus der damaligen Mauerstadt aus: Ob die legendäre „Plattenküche“, in vereinter Moderation mit der hanseatischen Kultsirene Helga Feddersen, die ersten Staffeln der anarchischen Musik-plus-Sketche-Show „Bananas“, die 1982 bis 1984 ausgestrahlte ZDF-Sendung „Vorsicht Musik!“, bei der Franks Bruder im Geiste, Hugo Egon Balder, der ständig aufgeregten, nöhlenden, dazwischen quasselnden Stoffhund-Figur „Herr Feldmann“ die Stimme lieh, oder die Mitt-80er-Teeniesensation „Die Spielbude“, moderiert von einer heute kaum noch aufzufindenden Lady namens Gina Stephan, in der Herr von und zu Zander als Stimme des ewig nörgelnden „Mieslings“, eines satirisch überspitzt missmutigen Miesmachers in Stofftiergestalt, diese für uns damals 13 bis 16 jährige Jungspunde eine heutzutage kaum noch nachvollziehbare Relevanz besitzende Nachmittagssendung entsprechend beißend-zynisch (aber niemals ganz, ganz böse) kritisierte und kommentierte – all dies hat in unserer Teenagerzeit unverkennbare Spuren hinterlassen.

Später, 1989, kam bzw. erschien dann der ultracoole Vorstadtdiskothekenaufreißer „Kurt“ immer wieder auf die (oder neben der) Tanzfläche, und im Advent 1995 rief Frank eine absolut famose und jederzeit unterstützenswerte Aktion ins Leben. Er veranstaltete, gemeinsam mit seiner Familie, für 300 obdachlose Menschen ein großes Weihnachtsessen. Diese zutiefst menschliche, karitative Sause zugunsten der Armen der Ärmsten, fand in den darauffolgenden Jahren immer mehr Freunde, Helfer und Sponsoren. Frank bescherte den Obdachlosen, in Kooperation mit vielen prominenten Zeitgenossen, alleweil kurz vor Heiligabend, Gänsebraten und noch viel mehr – und auf der Bühne gaben sich zeitgleich, natürlich honorarfrei, viele Kolleginnen und Kollegen die Ehre, die wohnungslosen Menschen mit ihren Liedern genüsslich zu unterhalten. CARITAS, Diakonie und viele andere Hilfswerke sind inzwischen auch mit von der Partie; vom damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau bekam der Helfer mit der Berliner Schnauze im September 2002 das Bundesverdienstkreuz verliehen, binnen zwei Jahren, gelang es dem Vollblutmusiker mit Herz, dessen Amtsnachfolger Horst Köhler dazu zu überreden, die übriggebliebenen Esswaren vom „Fest der Demokratie 2004“ nach Ende des Events, gemeinsam mit ihm, an Berliner Obdachlose zu verteilen.

In diesen Stunden, in denen ich diese ausführliche Würdigung von Frank Zanders neuer CD verfasst habe, war im Berliner „ESTREL“ Hotel so einiges los. Denn am Montag, dem 21.12.2015, fand die von Frank, seinem Sohn Marcus und letztlich allen Mitgliedern der Family Z. organisierte 21. Weihnachtsfeier für Obdachlose statt. Wie immer, hat der Veranstalter ohne jegliche Berührungsängste jeden einzelnen der knapp 3000. Gäste, darunter viele Familien mit Kindern, die am finanziellen Limit leben müssen, persönlich begrüßt, jedem die Hand geschüttelt und alles Gute zum bevorstehenden Christfest gewünscht. Danach wurden die obdachlosen Menschen von bundesweit bekannten „Wirtinnen“ und „Wirten“ reich mit Essen beschenkt. Nach einer kleinen Vorspeise, bestehend aus Würstchen und belegten Brötchen, wurde dann gegen 16.00 Uhr der traditionelle Gänsebraten mit Rotkohl serviert. Zu den „Köchen“ und „Kellnern“ zählten dieses Jahr so unterschiedliche Politiker, wie der Berliner Innensenator Frank Henkel (CDU), der mutige Neu-Köllner Ex-Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD), seine ihrem erklärten Vorbild Heinz in kaum etwas nachstehende Nachfolgerin Franziska Giffey (SPD) oder der bisherige Fraktionsvorsitzende der Linkspartei im Deutschen Bundestag, Dr. Gregor Gysi. Dazu gesellte sich eine große Anzahl von Vertretern der Show-, TV- und Musikbranche, wie z.B. Sänger Oliver Frank, Schauspielerin und Model Natascha Ochsenknecht mit Familie, Schauspieler und Musicaldarsteller Reiner Schöne, Schlagerchanteuse Regina Thoss oder die Moderatoren, Wolfgang Lippert, Nilz Bokelberg, Madeleine Wehle, Jürgen Jürgens bzw. Thomas Koschwitz. Zwischen Vorspeise und Hauptmenü, boten beliebte Schlagerstars, wie Claudia Jung, Linda Hesse, Nicole, NDW-„Spaß“-macher Markus, Franks langjähriger Co-Autor Hanno Bruhn mit seiner Blues-„Gang“, sowie – wie kann es anders sein? – der Cheforganisator dieses launigen Nachmittags, der die Gäste vielleicht manch Ungemach und Pein ihres kargen Lebens einwenig in den Hintergrund schieben ließ, ein dreistündiges Bühnenprogramm mit all ihren Hits und Liedern. Ich denke, dass dieser Tage auch auf SMAGO! ein entsprechender Bericht aus der Feder eines anwesenden Journalisten o.ä. über diese notwendige und herzliche Benefiz-Feier zu lesen sein wird.

Nun hat FRANK ZANDER dieser Tage sein aktuelles Album „IMMER NOCH DER ALTE“ bei seinem eigenen Plattenlabel „ZETT Records“, vertrieben über DA Music/Diepholz, auf den Markt gebracht. Es trägt nicht nur den wahrhaft trefflichen Titel „Immer noch der Alte“… nein, die darauf vorhandenen 14 Liedbeiträge, darunter zwei Remixe und der feurige 2015er-Party-Remix von Franks grandiosem 1988er-Dauerohrwurm „Marlene“, belegen in einem Atemzug ein ums andere Mal, dass der immerjunge Sohn eines Mitarbeiters einer Berliner Krankenkasse und einer Hausfrau tatsächlich immer noch der ‚alte Junge‘ ist, für den wir ihn seit fünf Jahrzehnten kennen und schätzen. Franks neue CD beinhaltet zig peppige Partyhits in verschiedensten musikalischen Stilrichtungen, inklusive einer properen, gut austarierten Portion schwarzen Humors, aber auch ungewohnt bedächtige und besonnene Töne, die wir in dieser Form von dem unkaputtbaren Barden mit der „Knatterstimme“ (Zitat: Fan Hape Kerkeling) kaum erwartet hätten.

Los geht’s mit dem betont country-bluesigen, a little bit Laid-Back inszenierten, mit staubtrockener Slide-Gitarre, ebensolchen Bottlenecks und dröhnenden E-Klampfen in feinster Manier ausstaffierten Titelsong, in dessen Reimen der „alte Straßenköter“ (Eigeneinschätzung) augenzwinkernd und selbstironisch seine musikalische und menschliche Karriere Revue passieren lässt. Für die Aufnahmen dieses fulminanten, straighten Blues/Rock/Pop-Verschnitts, der bereits im Februar 2015 als Radiosingle vorab ausgekoppelt wurde, hatte nicht nur Frank persönlich seine 67er FENDER STRATOCASTER eingepackt, deren professionelle Nutzung er seit seinen Anfangstagen bei der Beatkapelle „Gloomy Moon Singers“ niemals verlernt hatte. Zusätzlich lud er mit dem aus dem Landkreis Görlitz stammenden Mitbegründer der von Ex-„GZSZ“-Teenstar Jeanette Biedermann geprägten Deutschpop-Band „EWIG“, Jörg Weisselberg, dem Berliner Jazz-, Heavy- und Blues-Gitarrero Rene Schostak, dessen ebenso versiertem Kollegen Stefan Schirrmacher, der u.a. für Petra Zieger oder Frank Schöbel in die Saiten gegriffen hat, dem gebürtigen Leipziger Uwe Hassbecker, seines Zeichens Ex-Mitglied der legendären „Modern Soul Band“ und seit 1986 fester Bestandteil der Ostrocker „SILLY“, und dem Berliner Produzenten, Filmkomponisten und Bühnengitarristen Pivo Deinert die vermutlich besten, stilsichersten und qualifiziertesten Gitarrenvirtuosen aus Berlin und Umkreis ins Studio, damit diese, gemeinsam mit ihm, im Sinne Eric Claptons oder Bobby Womacks, kraftvoll und kreativ abrocken konnten. Als einer der drei Bonusbeigaben zum Ende hier analysierter Silberscheibe, dient übrigens eine auf über sieben Minuten ausgedehnte „Longscale Version“ von „Immer noch der Alte“, im Zuge derer sich alle fünf genannten Gitarren-Heroen, fernab jeglicher Formatradio-Zwänge, ausgiebig, ausschweifend, dabei unaufhörlich und geradewegs rockend und voller instrumentaler Power an ihren E-Klampfen solistisch austoben durften.   

Irgendwann, eben auf dem Weg in ein Tonstudio, hatte Frank im Autoradio einen allseits bekannten Uralt-Klassiker aus dem Jahr 1953 vernommen. Es handelte sich dabei um den vom US-amerikanischen Komponisten Lord Bourgess verfassten Calypso-Renner „Angelina“, der vor über 60 Jahren einen frühen Welterfolg für den legendären Folksänger und Friedensbotschafter Harry Belafonte bedeutete. Bald bat er seinen langjährigen Freund und schöpferischen Compagnon Hanno Bruhn, der dazumal seine Gassenhauer „Marlene“ oder „Hier kommt Kurt“ kongenial betextet hatte, neue, freche, deutschsprachige Verse zu Belafontes zackigem Calypso-Hammer zu finden. So erschien im Juli diesen Jahres der ultimative Sommerhit aus dem Hause Wittelsbacher Straße 18 (wir 80er-Kinder kennen diese Berliner Anschrift nur zu genau, als stets dann bei unserem allmonatlichen TV-Pflichtprogramm „ZDF-Hitparade“ eingeblendete Autogrammadresse, wenn in Dieter Thomas Hecks Kultsendung gerade der eine oder andere Künstler der einstmals dort ansässigen Plattenfirma HANSA auftrat!) – in Form einer heißblütigen, durchgehend tanzbaren und dennoch bodenständigen, sophisticated und gediegenen, im stilvoll gemäßigten Reggae-Rhythmus umgesetzten Feten-Single per Excellance. Als Abschluss von „Immer noch der Alte“, gibt es den Lobgesang auf die schnieke Urlaubsliebe „Angelina“ nochmals als einerseits rockig-fetzigen, andererseits durchaus auch dancefloor-gemäß üppig aufgedonnerten, vierminütigen  „DJ Domic Remix“ zu genießen.

Sonnig, sommerlich, erholt, (scheinbar) ungetrübt, vernehmen wir daraufhin den gleißend und demonstrativ relaxed, freudig, mediterran umgesetzten Reggae-Soul-Pop „Da kannste nix machen“. Dessen klangliches Ambiente konterkariert Frank köstlich und schelmisch mittels eines phänomenal zugespitzten Textes, der fürwahr keine einzige Pechsituation, kein Missgeschick, keinen Fauxpas auslässt, welcher Otto Normalverbraucher an einem ansonsten doch soooo betulich-warm-freundlichen Sommersonnentag so passieren könnte. Während im Hintergrund die Akustik-Gitarre süßlich zirpt, Percussions und Marimbas mehr sanft getätschelt, denn hämmernd geschlagen werden, zetert, schimpft, greint, wettert – wie immer liebevoll überspannt – der Interpret in seiner unnachahmlichen Art, sich künstlich überdreht aufzuregen, durch diesen doch so strahlenden Tag, an dem ihm aber auch rein gar nichts gelingen mag.

Daran anschließend hören wir einen ganz besonderen, extrem bemerkenswerten Titel, bei dem wir alle detaillierter zuhören sollten. Wie erwähnt, setzt sich Frank Zander seit 21 Jahren intensiv, aktiv und voller Energie und Elan für obdachlose Menschen ein und hat gerade erst sein diesjähriges Weihnachtsessen für die Ärmsten der Armen in Berlin erfolg- und hilfreich in einem auf die Beine gestellt. Zu diesem Problemkreis hat Frank nun das sogleich unter die Haut gehende, äußerst ehrliche, wenn auch sehr bedrückende Lied „Nichts ist mehr so wie es war“ aufgenommen. Zu den melancholischen Harmonien und sachten Rhythmen des 1986er-Ein-Hit-Wunders „I wanna wake up with you“ des jamaikanischen Reggaeartisten Boris Gardiner, verliest der sozial engagierte Musiker den Brief eines fiktiven Freundes, der seinerzeit gemeinsam mit ihm ein wildes Leben genossen hatte und nun, von einer Sekunde auf die andere, alles verloren hat, was er besaß, wohnungslos geworden ist und auf der Parkbank nächtigen muss. Hut ab vor einem Musiker, der im allgemeinen als „Stimmungssänger“ bekannt ist, dafür, dass er es im Rahmen seiner zwischenmenschlichen Hilfsprojekte auch perfekt vermocht hat, diesem beklemmenden Thema eine in die Tiefe gehende, mitfühlende und authentische Darbietung im popmusikalischen Kontext zu widmen. Manch andere Genekollegen, nicht selten aus dem Deutschrockumfeld, denen ich ihr soziales Gewissen keinesfalls absprechen mag, ziehen von Talkshow zu Talkshow, beweinen dort, von ihrem Elfenbeinturm herab, alles Übel dieser Welt – Frank Zander hingegen legt sich ins Zeug, geht persönlich als guter Kumpel auf die Armen zu, spendet ihnen Mut und Hilfe von Mensch zu Mensch, ohne Distanz und Attitüde. Dieser Handlungsweise sollte man auf alle Fälle größten Respekt zollen, so dass gerade „Nichts ist mehr so wie es war“ massenweise Klicks bei YouTube und weitere Verbreitung im Familien- und Freundeskreis vollends verdient hat.

Im Anschluss an dieses Meisterwerk der Menschlichkeit, kreiert Frank, nach all seinen heißgeliebten „Susies“, „Marlenes“, „Jeannies“, „Manuelas“, „Lucies“, „Angelinas“, eine neue imaginäre Traumfrau mit unverkennbaren Widerhaken. Diesmal trägt die Dame den schönen Namen „Laura“, arbeitet als Mechanikerin bei einem Autoreparateur und verbirgt daher all ihre weiblichen Reize tagsüber unter einem öl- und farbverschmierten Overall. Dieses Faktum missfällt dem hingerissenen Verehrer Frank Z. natürlich sehr, weshalb er sie mittels dieses latent bluesigen Gitarrenpop-Ohrwurms spitzzüngig auffordert, den Blaumann beizeiten bitte, bitte auch einmal abzulegen…

Bei der lasziven, aber unentschlossenen „Miranda“ handelt es sich dagegen um eine mystische Schönheit aus irgendeiner schummrigen Bar am Strand, an die sich das Lied-Ich zunächst ganz gentleman-like, höflich und becircend heranschleicht, um im Refrain, zu berstend dröhnenden Heavy-Gitarren, im rasantesten Rock-Tempo,  fraglos – im wahrsten Sinne des Wortes – weitaus härter, lauter und deutlicher, zu versuchen, dieses sture Mädel nun doch noch für sich zu gewinnen.

Urkomisch und schwarzhumorig wird’s im von Frank Ramond drastisch und witzig unisono betexteten, verschnörkelten Gothic-Pop-Dance-Schlager „Der Mann fürs Grobe“, bei dessen Intonation Franks allbekanntes Reibeisenorgan ganz besonders vorzüglich zur Geltung kommt. Rockig, gitarrenlastig, wiederum vom guten, alten Blues gravierend durchtränkt, vermengt mit knackigen, fast symphonischen Synthesizer-Akkorden, erweist sich gleich darauf der phonstarke Wachmacher „Lass nie los“.

Gemeinsam mit dem gebürtigen Italiener und Pizzeriainhaber Claudio Martino, hatte Frank bereits 2014 ein rockig überkandideltes Duett aufgenommen, welches seine knarzige, rauchige Stimme mit dem hellen, klaren, wesentlich höheren Gesangsorgan des Hobbytenors vom Pizzaofen in phantastischer Art und Weise verband, so dass mit „Fast wie ein Caruso“ eine weitere, treibende, ausnahmslos partytaugliche, diesmal Rock-meets-Classic-Nummer zum Mittanzen und Abfeiern auf „Immer noch der Alte“ zu finden ist.

Es bleibt nun weiterhin hardrockig, voranstrebend und deftig: Der ebenfalls 2014 von der Berliner Biermarke „Schultheiss“ präsentierte Hymnus „Dit is Berlin“, der stilistisch und von der Stimmung her einwenig an den 60er-Rock-Evergreen „You really got me“ der „Kinks“ erinnert, stellt eine ultimative, im berlinerischen Dialekt eingesungene, überaus gefällige, charmante und originäre Liebeserklärung an die so facettenreiche Kneipenkultur der Hauptstadt dar.

Zum Schluss des offiziellen Teils von „Immer noch der Alte“, bevor noch drei Bonus-Mixe zum Einsatz kommen, begibt sich Frank Zander, musikalisch verpackt in einem grell-gruseligen Gothic-Darkwave-Gewand, mit lärmenden Gitarrenwällen, sakraler Kirchenorgel und wabernden Keyboardschwaden, in die Rolle des erbarmungslosen, keine Gnade kennenden, alles bestimmenden „Jurors“ (Songtitel: „Der Juror“) und führt durch dieses Tun brachial, bedrohlich und mitleidlos, hierbei immer scharfzüngig, derb und spöttisch, den oberflächlichen Irrsinn der so unzähligen, wie untauglichen Kommerz-Casting-Shows auf aller Welt radikalst, neu, deutsch und harrrt, in die verdienten Untiefen des Absurrrden: Ein weiterer neuer Betrag von Frank, dem man lyrisch ganz genau folgen sollte, denn der bittere Humor, gerade dieser herausragenden Karikatur des heutigen Zeitgeistwahns, verdient eine ganz besonderrrre Aufmerrrksamkeit!

Die erwähnten Remixe bzw. Alternativfassungen von „Angelina“, „Immer noch der Alte“ und „Marlene“, beschließen eine so abwechslungsreiche, wie allseits gelungene, empfehlens- und beachtenswerte Kollektion der wichtigsten Hitsingles von Frank Zander der letzten zwei, drei Jahre plus einiger, regelmäßig sehr einladender und anregender, zuvor unveröffentlichter Liedkreationen eines unschlagbaren Multitalents, das sein Herz von jeher ‚am rechten Fleck‘ trägt, unbürokratisch und ohne viel Aufhebens eine ganze Menge Gutes tut, und selbstverständlich immer wieder mit frechen, aufmüpfigen, widerborstigen, niemals langweiligen oder sich wiederholenden Liedern aufwartet.

Der Frank Zander des Jahres 2015 ist längst nicht nur der pure Komiker und Edelblödler der Zeiten von quergedachten Juxliedern a la „Huschi Buschi“ oder “Ich könnte Frau’n klaun“. Der gelernte Graphiker zeigt sich weiterhin guten Mutes und offenbar alterslos, aufgeschlossen für Neues, ohne jemals den Banalitäten des Hier und Jetzt nachzurennen. Er ist in puncto Anspruch, Humor, Satire und Entlarvung manch unsinniger Entwicklungen im Alltag, sowie bezüglich hoher Musikalität, Gesangskraft und Vielseitigkeit unzweifelhaft „Immer noch der Alte“, geriert sich aber ferner zunehmend häufiger als außerordentlich nachdenklich und, auch jenseits des humorigen Metiers, tiefsinnig und dies alles stets glaubhaft, vertrauensvoll und zuversichtlich.

Für jeden Freund intelligenter deutschsprachiger Popmusik mit Ecken und Kanten, die über den Tellerrand hinausblickt, in steter Regelmäßigkeit mit erstaunlichen und überraschenden lyrischen, wie klanglichen Elementen, jenseits des öden und austauschbaren Radiomainstreams, experimentiert, dem sei angeraten, sich gleich nach den Feiertagen ins Umtauschgetümmel der Kaufhäuser und Plattenläden zu stürzen – und die von Mama, Oma, Tante oder Onkel zum Christfest erhaltenen Gutscheine oder Barscheine u.a. in eine so sinnvolle Investition, wie Frank Zanders neue Produktion „IMMER NOCH DER ALET“, die übrigens – da strahlt der Vinyl-Fetischist im Verfasser dieser Zeilen hellauf und glücklich – gleichzeitig als limitierte LP (!) erhältlich ist, einzutauschen  – und/oder vielleicht einen Teil seines pekuniären Weihnachtsgeschenks zugunsten von Franks wertvoller und ehrenamtlich betriebener Obdachlosenhilfe (www.obdachlosenfest.de) zu spenden!

Holger Stürenburg, 20. bis 22. Dezember 2015
http://www.zett-records.de/
http://frank-zander.de/

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen.

78 + = 83

Diese Webseite benutzt Cookies. Aktuell sind Cookies, die nicht essentiell für den Betrieb dieser Seite nötig sind, blockiert. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind nur auf essentielle Cookies eingestellt. Um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. essentielle Cookies: PHP Session - Dieses Cookie ist nötig für die Funktion der Seite um wichtige Informationen an folgende Seiten weiterzugeben. nicht essentielle Cookies - Der Seitenbetreiber hat diese Cookies genehmigt, Sie sind sie jedoch deaktiviert: YOUTUBE-Videos - Beim Einblenden der Youtube-Videos werden Cookies von Youtube/Google als auch deren Partner eingebunden. Youtube und deren Partner verwenden Cookies, um Ihre Nutzererfahrung zu personalisieren, Ihnen Werbung basierend auf Ihren Interessen anzuzeigen sowie für Analyse- und Messungszwecke. Durch das Einblenden der Videos und deren Nutzung stimmen Sie der Nutzung von Cookies zu, die in der Cookie-Richtlinie auf https://policies.google.com/privacy?hl=de näher beschrieben wird. Spotify-Playlist - Beim Einblenden der Spotify Playliste werden Cookies von Spotify als auch deren Partner eingebunden. Spotify und deren Partner verwenden Cookies, um Ihre Nutzererfahrung zu personalisieren, Ihnen Werbung basierend auf Ihren Interessen anzuzeigen sowie für Analyse- und Messungszwecke. Durch das Einblenden der Playlist und deren Nutzung stimmen Sie der Nutzung von Cookies zu, die in der Cookie-Richtlinie auf spotify.de näher beschrieben wird.

Schließen