ROLAND “BALOU” TEMME
Roland “Balou” Temme ist tot!
Einer der namhaften, erfolgreichsten und wegweisenden Tour Unternehmer im deutschsprachigen Raum verstarb vergangenen Freitag (06.08.2021)!
Er war der Impresario der Großen: BAP, BRINGS, Westernhagen, die Prinzen, Guildo Horn, André Rieu, Udo Lindenberg, Peter Maffay, Barbara Schöneberger, David Garrett. Und vielen, vielen mehr, deren Name in den zeitgenössischen Kunstannalen des Landes eingetragen ist. Sein Firmenname „Think Big“, ein wenig spöttisch gewählt, doch auch zutreffend: Für Udo Lindenberg war er mit dessen fulminantem Comeback nicht nur der Tour Veranstalter eines bis dahin ungeahntem Erfolgsausmaßes, sondern gleichzeitig Freund und Berater. Sieben Jahre lang schickte er Marius Müller-Westernhagen in den 1990ern in die ausverkauften Stadien und festigte dessen Ruf als deutschsprachiger Superstar. Ab kommendem September plante er die nächste große Tour von Peter Maffay. Endlich Normalität, nach vielen Monaten des musikalischen Schweigens. Den legendären Weihnachtsmarkt in Köln, eine Herzensangelegenheit von „Balou“, musste er 2020 absagen: „Letztlich kann uns niemand das Risiko abnehmen. Wir stehen in der Verantwortung.“ Nur einer von mehreren wirtschaftlichen Schlägen, die Roland Temme in den Zeiten der Pandemie, ebenso wie seine Mitbewerber, erleiden musste.
2022 sollte anders werden, für Roland „Balou“ Temme, für die Künstler und für die Branche: Die Fesseln von Covid abstreifen, Hoffnung schaffen, die Hallen und Stadien öffnen, die Künstler wieder zu ihren Fans bringen, er hat das Umsetzen seiner Pläne leider nicht mehr erlebt. So kannte man „Balou“: Jeans, weißes T-Shirt, Hoodie, farbige Sneaker. Die Freundlichkeit, die er ausstrahlte, war echt, vom Herzen, gütig, rheinisch. Aber es gab neben dem offensichtlich liebevollen Roland „Balou“ Temme, dem Familienmenschen, noch einen anderen: Den politisch engagierten Kämpfer, der Kunst- und Kulturfeste organisierte um auf Gräueltaten von rechts, auf Unterdrückung und politisches Versagen, aufmerksam zu machen.
Seine Ambitionen, seine Kunst des Managens, sein Ideenreichtum und sein feines Gefühl für das, was die Zeit suchen würde, korrelierte mit seiner Bescheidenheit: Er mochte keine großen Worte, er war der Handschlag-Typ. Er drückte sich, wenn möglich, vor Ehrungen und Auszeichnungen. Auch wenn er 2016 dem LEA Award für bestes Live Entertainment, der höchsten Auszeichnung der Branche, schwer entsagen konnte: Da wechselte er bloß T-Shirt mit weißem Popeline Hemd, die Jeans mit einer dunklen Stoffhose, als er sich neben Udo Lindenberg und Wolfgang Niedecken auf der Bühne bedankte. Und im Handumdrehen aus dem Blickpunkt verschwand, um den anderen, den Künstlern, die Ehre zu geben.
Am 6. August frühmorgens starb Roland „Balou“ Temme völlig überraschend im Schlaf. Er hinterlässt Ehefrau Andrea und die Kinder Charlotte und Josh.
Und wenn der Tod auch etwas Tröstliches haben kann, dann dies: Roland „Balou“ Temme starb friedlich und ohne Schmerzen. Sein Leben ging so zu Ende, wie ihn die Menschen, die mit ihm zusammen waren, kannten – entspannt, ganz unspektakulär.
Textquelle: lanz unlimited communications (Textvorlage)