GARAGE 3
Die CD "… aber geil ist es auch" im Test von Holger Stürenburg!

Hinter “Garage 3” verbirgt sich in erster Linie der ´Kopf´ von “Geier Sturzflug”: Friedel Geratsch! 

Im Frühjahr 2015, das akustische „Geier Sturzflug“-Album „Könige der Welt“ (siehe HIER …:) war gerade veröffentlicht worden, kam „Geier Friedel“ Geratsch auf die Idee, ein seit einigen Jahren gehegtes, musikalisches Hobby im Rahmen einer Trio-Formation unter dem Bandnamen „GARAGE3“ umzusetzen und ein von oben bis unten neues, kreatives Projekt ins Leben zu rufen, das ganz und gar andere klangliche Facetten repräsentierte, als „Bruttosozialprodukt“ oder „Die Pure Lust am Leben“.

Friedel hatte per Internet eine in den USA, dem Geburtsland des originären Blues, schon seit langem praktizierte Ausformung der authentischen Darbietung ebenjener Musikrichtung ausfindig gemacht, die man nicht einfach nur singt oder spielt, sondern letztlich, um die größtmögliche Echtheit des Genres bzw. Verbundenheit mit demselben zu erreichen, auch selbst –  und dies intensiv, womöglich gar exzessiv – leben muss.

Es hat sich in Kreisen der Blues-Fetischisten jenseits des Atlantiks nach und nach eingebürgert, dass der interessierte Musikus aus schlichten Holzlatten und leeren Zigarrenkisten („Cigar Box“) real nutzbare Bootleneck- bzw. Slide-Gitarren baut. Hierfür werden Zigarrenbox und Holzlatte zusammengefügt und mit drei oder vier Gitarrensaiten bespannt, dazu ein Tonabnehmer installiert – fertig ist ein vollkommen neuartiges, klanglich höchst elektrisierendes Musikinstrument, das, gerne auch mit einem Flaschenhals auf dem Ringfinger gespielt, so ungewöhnliche, wie rohe, naturbelassene Töne erzeugt. Friedel rauchte ein paar Zigarren und baute daraufhin seine ersten Cigar-Box-Gitarren Marke Eigenbau zusammen und begann, diese selbst zu bespielen.

Dann begann Friedel Anfang 2015 die ersten Songs für dieses faszinierende Projekt zu verfassen, von denen nun 13 (bzw. 12 – denn der 50er-Jahre-selige Hymnus auf ein „T-Shirt“ (bzw. die ein solches gerne tragende Schönheit) stammt noch aus „Dicke Lippe“-Zeiten mit Reinhard Beierle) vor kurzem den Weg auf das bei PUCKY MUSIC verlegte CD-Album „… ABER GEIL IST ES AUCH“ gefunden haben. In reduziertestem klanglichen Gewand umgesetzt, bieten auf dieser, von einer Sekunde auf die andere schier umwerfenden Scheibe Friedel an der Zigarren-Gitarre, Stephan Schott am Schlagzeug und Bassist Tom Baer, ein hochexplosives Blues-Festival der allerersten Güteklasse dar – und dieses Tun soll durchaus als handgemachter Protest gegen das computerperfektionierte Rock-Pop-Gedudel des Heute und Hier zur Geltung kommen!

Es war mir eine große Ehre, die Genese von „…Aber geil ist es auch“ von Anfang an miterleben, beratend kommentieren zu dürfen und freue mich nun sehr, das fulminante Endergebnis von „GARAGE3“ in den Händen halten zu können, weshalb ich es an dieser Stelle äußerst gerne vorstellen und würdigen mag!

Wer den Blues liebt und lebt, dürfte mit dieser liebevoll roh-rau arrangierten 13-Song-Kollektion ohne jede Frage seine übergroße Freude haben. Alleine schon, zumal Friedel und die Seinen wahrhaftig alle Facetten genau dieser inzwischen weit über 100 Jahre alten Musikstilistik mit viel Liebe zum Detail und unbändiger Spielfreude verwirklichen, die zum Ende des 19. Jahrhunderts in den USA von der afroamerikanischen Gesellschaft dort entwickelt wurde und sich bald als Unterhaltungsmusik dieser Community etabliert hatte.

Ebendieser wundervollen Musikrichtung, die immer wieder totgesagt wurde, sich aber bis heute eindrucksvoll am Leben zu halten vermochte, widmen „Garage3“ nun ein ganzes Album voller kurzer, prägnanter, jedes Mal den Kernpunkt treffender Stücke, die vom Slow Blues eines Gary Moore, über den Swamp Rock im Sinne von John Fogerty oder Tony Joe White, die frühesten Expertisen des Stils a la Robert Johnson oder Elmore James und heulenden Sumpfblues a la „Howlin‘ Wolf“, bis hin zu aktuellerem Bluessound der Sorte „ZZ Top“ oder „Dr. Feelgood“ (na gut… „aktuell“… das ist auch schon über 30 Jahre her, aber prägte zweifellos einen Teil meiner Jugend) alles das beinhalten und vorführen, was der interessierte Hörer sich zu Gemüte führen muss, um sich schnellstmöglich in diesem, sicherlich nicht gerade zeitgeistgetreuen, dafür aber umso elektrisierenderen Genre einfinden und zurechtfinden zu können.

Inhaltlich finden die 13 Songs von „…ABER GEIL IST ES AUCH“ mitten im Leben, im tiefsten Alltag des Normalbürgers, statt. Die Themenkreise „verflossene Liebe“ und „verflossener Alkohol“ ziehen sich wie ein kleiner, aber feiner, roter Faden durch das durchgehend hochkarätige Liedprogramm.

So bietet z.B. der an Friedels Jugend in den 50er und 60er Jahren ironisch, aber liebevoll erinnernde Titelsong, der über diejenigen Zeiten erzählt, als es noch keinen Fernseher in jedem Haushalt, keinen Laptop, kein Handy und keinen Flat-Screen gab, aber das Leben trotzdem ‚geil‘ war, rohesten, entschlacktesten Bluesrock per Excellance.  Das rasend eilende Bluesrock-Feuerwerk „Dreckig, schnell und laut“ macht seinem Titel alle Ehre, der ebenso flinke Gitarrenrocker „Jamma“ kann ohne Frage als das persönliche „It’s all over now“ von „Garage3“ bezeichnet werden.

Klassisch, im besten Sinne des Wortes dröge und absichtlich gleichförmig gehalten, unter dem Motto „Ohne Rotwein, würd ich tot sein“ (© Holger Stürenburg), erklingt der aussichtslos erscheinende Bluesstampfer vom – na, wovon wohl? – „Rotwein“. Mittels dieses grandiosen Titels, spießt Friedel sein eigenes Schicksal auf und be- und verarbeitet seine zum Glück längst bewältigte Alkoholsucht ultraehrlich und dabei natürlich klanglich gewohnt famos. Irgendwo nahe des ultimativen, mir wohl seitens meines Vaters bereits in die Wiege gelegten Standardblues „Dust my Broom“ von Robert Johnson, 1936, seine Grundsubtanz fand der ironische Talking Blues „Oma sagte immer“, während der nur ganz, ganz sacht brodelnde Southern Rock-Verschnitt „So einfach“  ohneweiters Radiotauglichkeit aufweist (wenn denn ein Moderator einst so mutig ist, eine wahrhaftig gelungene Nummer, die jedoch völlig ohne jegliche Synthesizer-Schnörkel und Computer-Spielereien auskommt, in seiner Sendung aufzulegen!)

Zu den wortwörtlich schönsten Beiträgen von „…Aber geil ist es auch“ zählen der eher gefasste, sanfte (und trotzdem rigoros enttäuschte) Bluesschleicher „Mona Lisas Lächeln“, ein nächtlich-abgeklärt-melancholisch vor sich hin schleichender Großstadtblues, sowie der nicht weniger gefühlige, aufs nötigste reduzierte, dunkel-nachdenkliche Sumpf-Blues „Manchmal, wenn der Regen fällt“ und das gleichsam gedämpft-verhaltene Gefühlsdrama „Liebe meines Lebens“. Im genauso stillen und dennoch radikal-konsequent ausgelebten Mid-Tempo-Popblues „Dein Lächeln“ berichtet Friedel, wie ihn eben das Lächeln einer, seiner lieben Frau langsam, aber sicher, vom Alkohol losgebracht hat – erst war er berauscht vom Alkohol, und später, nachdem sich das Schicksal von überaus freundlicher Natur gezeigt hatte, nur noch von ihr und ihrem puren, reinen, mutmachenden Lächeln.

Der peitschende Deltablues „Sie lässt mich nicht los“ ist lyrisch ebenfalls im emotionalen Bereich angesiedelt und handelt von der Sehnsucht nach der einstigen Liebe, die und deren Folgen offenkundig nur mit Alkohol-Abusus zu beeinträchtigen, zurückzudrängen scheinen; im munteren, 50er-Jahre-beeinflussten, einwenig Rockabilly-angehauchten „T-Shirt“ geht’s um eine mutmaßlich tolle Frau, die stets in ebenjenem Kleidungsstück am Haus des Protagonisten vorbeigeht und denselben ganz schön kirre macht.

„Zum Rocken geboren“ beendet in krassem „ZZ-Top“-Klangbild, verbunden mit textlichen Reminiszenzen an die „Kinks“ („Where have all the Good Times gone“), Dave Edmunds bzw. Mickey Jupp („Standing at the Crossroads“) und „AC/DC („Highway to Hell“), diese phantastische Sammlung originalgetreuer, erdiger und jederzeit aufrichtiger Bluesepen aus nur allen erdenklichen Richtungen, in allen nur möglichen Ausprägungen – ein ums andere Mal zelebriert auf der tönenden Basis nur von Schlagzeug, Bass und eben Cigar-Box-Gitarre!

„Garage 3“ haben mittels ihres Debüts „…Aber geil ist es auch“ nichts anderes begründet, als den absoluten, unverkennbaren und real existierenden RUHRPOTT BLUES: Ungeschliffene, schonungslose, derbe Einblicke in ein Leben, jenseits von Mainstream und Hochglanz-Magazinen, von radiotauglichem Allerwelts-Popeinerlei und kulturlosen Ex-und-Hopp-Gebaren. Die Musik des Trios führt ihre Zuhörer von Grund auf unwiderruflich ins Innerste von Herz, Seele und Gemüt!

Nach einer ersten Live-Feuertaufe, am 21. Juli 2016 beim alljährlichen „Songwood“-Treffen in Hamm, die von der örtlichen Presse als „gelungenes Gesamterlebnis“ („Westfälischer Anzeiger“) bezeichnet wurde, werden in Bälde weitere Auftritte folgen. So am Samstag, dem 15. Oktober 2016, im „Freizeitzentrum Lüner Höhe“; wenn es sich einrichten lässt, werde ich dann auch vor Ort sein und das Konzert mit einem zünftigen Livebericht feiern. Die Erstauflage von „…Aber geil ist es auch“ ist bereits vergriffen, die Nachpressung läuft auf vollen Touren…

Wer gute, grundsatztreue, ungeschönte deutsche Rockmusik mit viel, viel Blues gerne mag, dem sei „…Aber Geil ist es auch“ von „GARAGE3“ in aller Form ans Herz gelegt.

Das Album ist erhältlich unter Info-Garage3@t-online.de. Dort gibt es auch Informationen über kommende Auftrittsdaten etc.

Holger Stürenburg, 06./07. August 2016

https://www.facebook.com/FriedelGeratschGeierSturzflugGarage3/

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