ANDREAS GABALIER
Die Doppel-CD und DVD "Mountain Man – Live aus Berlin" im Test von Holger Stürenburg!

Lesen Sie HIER die ausführliche Kritik …: 

Am 07. November letzten Jahres gastierte der selbsternannte „VolksRock’n’Roller“ ANDREAS GABALIER, gemeinsam mit seiner neunköpfigen Live-Band, inkl. zweier fescher Chormädels, vor ca. 18.000 begeisterten, häufig in österreichischer Landestracht mit Dirndl und Lederbüx ausstaffierten Zuschauern aus allen Generationen in der ausverkauften Berliner „Mercedes Benz-Arena“. Anlass dafür war die umfangreiche Konzertreise des 31jährigen Grazers zu seinem aktuellen Studioalbum „Mountain Man“, welches im Mai 2015 auf den Markt kam und, sowohl in Andreas‘ österreichischer Heimat, als auch in der Schweiz, und ebenso in der BR Deutschland, wochenlang den ersten Rang der LP-Charts belagerte.

Aufgrund des enormen Zuspruchs zu dieser Tournee, die den meist in zünftiger Lederhose auftretenden, muskulösen Steirerbua auch 2016 für einige Open-Air-Zusatzshows in unsere Breitegrade führen wird, veröffentlichte seine Plattenfirma Electrola/Universal dieser Tage einen üppigen Mitschnitt des oben erwähnten Berliner Auftritts von Andreas Gabalier und Band auf Doppel-CD, Doppel-DVD und Blue Ray.

„MOUNTAIN MAN – LIVE AUS BERLIN“, die insgesamt dritte Livescheibe des einstigen Studenten der Rechtswissenschaften aus der Steirischen Landeshauptstadt, beinhaltet insgesamt 23 Songs plus ein Intro. Dabei handelt es sich zuvorderst um hitzige, unzweifelhaft derbest verrockte, ein ums andere Mal mit internationalem Flair ausgestattete Liveversionen von sechs Titeln der erwähnten, aktuellen Studio-CD, die als Aufhänger und Titelgeber für diesen Konzertreigen diente, sowie um die größten Erfolge und wichtigsten Liedbeiträge aus den vorherigen Alben der Jahre 2009 bis 2013.

Im Anschluss an einen kurzen, bombastischen Auftakt, präsentierte sich Andreas Gabalier sogleich in der Rolle eines augenzwinkernden Hardrock-Shouters im Trachtenlook mittels der rifflastigen, gitarrenbetonten Bluesrock-Orgie „We Salute you“ (aus „Mountain Man“), die in eine rasant im Tempo angezogene, dampfend-fetzige Boogie-Rock’n‘Roll-Auslegung des 2010er-Top-30-Krachers „I sing a Liad für Di“, inkl. lautstarken Begrüßungschors durch die tausenden Berliner Fans in der „Mercedes Benz Arena“, einbog.

Als hätten „Status Quo“ soeben die Österreichische Staatsbürgerschaft beantragt, gedachten Andreas und seine versierten Begleiter gleich danach auf treibender, bluesiger Rock‘n’Roll-Basis dem offenkundig mehr als nur bezaubernden „Sweet little Rehlein“ (2011). Auch die 2010 auf der CD „Herzwerk“ eher im volkstümlichen Schlager/Pop-Kontext gesanglich beglückten, traditionellen „Bergbauernbuam“ bekamen in Berlin eine gehörige Portion straighten Rock’n’Roll-Feelings im Sinne Bruce Springsteens oder John „Cougar“-Mellencamps trefflich verabreicht.

„Federleicht / als ob man fliegen kann“, heißt es in der vom Interpreten selbst verfassten, zweiten Singleauskoppelung aus „Mountain Man“, „Verliebt, Verliebt“ – und genauso luftig-locker-frühlingsfrisch-erwartungsvoll erklingt, gleichsam im Live-Gewand, der per se eher zurückhaltend arrangierte, überwiegend von wehenden, zirpenden Gitarren geführte Ohrwurm voller Herzlichkeit und jugendlicher Emotionalität. „Dahoam“ (2010) zeigt sich demgegenüber als ein freundlich-freches, zackig-widerspenstiges Austropop-Couplet, mit trotzköpfigen, verspielten Fiedeln und rustikalem Akkordeon versehen. Es blieb nun erst einmal heimatlich, erdverbunden, melancholisch und sehnsüchtig in der sachten, folkigen Gitarren-plus-Akkordeon-Kaminfeuerballade „Auf der Alm“, aus Andreas‘ 2009er-Debüt „Da komm‘ ich her“.

Gesellschaftskritisch wurde es daraufhin in dem musikalisch so ernsthaften, nachdenklichen, stillen (lyrisch dafür umso dröhnenderen, aufbrausenderen) Gitarrenschleicher „A Meinung haben“. Darin stellt der bodenständige Steirer die zunehmende „Political Correctness“ in Frage und beklagt kryptisch dadurch resultierende Denkverbote durch „weichgezeichnete Menschen“ (Zitat), insbesondere, wenn es um Fragen von Familien-, Frauen- und Erziehungspolitik geht. Er solidarisiert sich in diesem, im „Unplugged“-Modus vorgetragenen Lied mit den nicht gerade wenigen seiner Landsleute, die ihre Enttäuschung über den rot/schwarzen Einheitsbrei der momentan nur noch auf der Grundlage gemeinsamer Erfolglosigkeit zwanghaft zusammengeschweißten SPÖ/ÖVP-Regierung im Wiener Nationalrat kaum noch verhehlen können und wollen. Mit diesem mutigen Protestchanson bekennt Andreas Gabalier Farbe und belegt ebendies auch und im Speziellen damit, dass er gerade dieses in seinem Heimatland viel diskutierte Lied unverblümt und direkt in sein derzeitiges Liverepertoire integrierte und somit gleichfalls in Berlin zur Aufführung brachte.

Es folgt das so zärtliche, idyllische, wie ausdrucksvolle und feinfühlige, wiegende Liebesbekenntnis „So liab hob I Di“, im April 2009 die allererste Single des pfiffigen Austro-Entertainers, die seinerzeit den kommenden neuen Star der österreichischen Popszene sogleich bis auf Rang 20 der alpenländischen Hitparaden führte und den unverbrüchlichen Grundstein für Andreas‘ phänomenale künstlerische Laufbahn legte, die er innerhalb von nur knapp sieben Jahren emsig, zielorientiert und erfolgsgekrönt beschritt.

Kurz nach der Aufführung von „So liab hob I Di“, schmorte plötzlich ein Kabel durch. Andreas und Band verfügten über keinen Strom mehr auf der Bühne. Doch die 18.000 hingerissenen Kehlen in der Berliner „Mercedes-Benz-Arena“ überbrückten diese unglückselige Panne, die zwar nach wenigen Minuten behoben war, aber auf den Sänger, wie er später zu Protokoll gab, eher wie von stundenlanger Dauer wirkte, mit phon- und stimmstarker Intonation des Gassenhauers „So ein Tag, so wunderschön wie heute“, bis die Technik wieder funktionierte und dem natürlich extrem aufgeregten Künstler ein Stein vom Herzen fallen durfte, so dass gerade dieses Konzert an der Spree, das vorab ja für die CD- und DVD-Aufzeichnung auserkorenen worden war, trotz dieses Mankos, Dank der tausenden begeisterten Zuschauer und ihrer Gesangskraft, problemlos fortgesetzt werden konnte.

Der nun folgende, poppig-folkige Rockschlager „Go For Gold“ fungierte im Februar 2013 als eingängige Eröffnungshymne der 42. Alpinen Skiweltmeisterschaften im steirischen Schladming (aus der CD „Home Sweet Home“), an die der selbstironische, nach und nach kräftig rockig aus der Haut fahrende Titelsong „Mountain Man“ und die dritte Single aus eben jenem höchst reputierlichen Studiowerk, das poporientiert vor sich swingende, inhaltlich mit vollster Absicht doppeldeutige Tanz-Schmankerl „Hulapalu“, anschließen, welches im Herbst 2015 hierzulande in den offiziellen Verkaufscharts bis auf Rang 13 steigen konnte.

Der sprichwörtliche „VolksRock’n’Roll“ „Fesche Madln“ (2009) – eine Art Hubert-von-Goisern-Akkordeonpunk ohne grünalternative Touch – geleitete nun über in denjenigen Abschnitt des Konzertes, der ausschließlich aus ruhigen, akustisch ausgekleideten Balladen bestand. So boten die lieblich-verträumte, in der tiefsten Steiermark verwurzelte, putzig streicher- und akkordeonverzierte Folk-Ode auf Jahrhunderte alte, verlassene Waldhütten, „Das kleine Haus“ (aus „Mountain Man“), und die weitgehend nur vom filigran angeschlagenen Piano  attestierte, positiv-hoffnungsvolle Sympathiebekundung für eine kleine, krebskranke Freundin des Sängers, „Kleiner Schmetterling“ (2011), Zeit zum Innehalte, Resümieren und Sinnieren.

Der großstädtisch-kernige, nächtlich-verzierte, unüberhörbar US-Romantic-Rock-beeinflusste „Boss“-trifft-„Bon Jovi“-Verschnitt „Sie“ (2011) – „Thunder Road“ meets „In these Arms“ – und der grantelnde, in den Strophen erst mittels eines Blues-Swing-gemäß vor sich klimpernden Boogie Pianos eingeleitete, im Refrain flinkest so rabiat-radikale, wie staubtrockene, berstend-feurige Up-Tempo-Rocker „Die Beichte“ (2013) lotsten zum absoluten Höhepunkt des auf CD, DVD und Blue Ray festgehaltenen Berliner Konzertabends: Die unvermeidliche Abteilung „Greatest Hits“ startete mit einer konsequent in der Geschwindigkeit angezogenen, überdrehten Rockabilly-Auslegung der sagenumwobenen „Zuckerpuppn". Dieser erst 2013 erstveröffentlichte und bereits heute, nur drei Jahre später, als formidabler Evergreen geltende, ganz und gar nicht zuckersüße Hochglanz-Rock’n’Roll-Knaller mündete in den unschlagbaren, überkandidelten 1957er-Rock’n’Roll-Standard „Great Balls of Fire“ von US-Altmeister Jerry Lee Lewis, woraufhin Andreas und seine international besetzte Begleittruppe den stilbildenden, so treibenden, wie zickigen Gitarrenrocker „Der VolksRock’n’Roller“ genüsslich zelebrierten und opulent mit allen nur möglichen Sperenzchen, von ellenlangem Drum-Solo, über eine quietschend-jazzige Trompeten-Einlage, bis hin zu symphonisch-überzeichneten „Sympathie for the Devil“-Chören, über zehn Minuten lang explosionsartig auswalzten.

Im Zugabenteil ertönte noch einmal – diesmal in einer gemächlicheren, schlagerhafteren Version – der Superhit „I sing a Liad für Di“, beinahe vollständig und ganze neun Minuten pausenlos, dirigiert seitens des ob seiner fulminanten Wahnsinnsshow nach über zwei Stunden völlig erschöpften Stars des Abends, vom nun völlig ausgeflippten, aus dem Häuschen geratenen Auditorium im ‚Hexenkessel‘ „Mercedes-Benz-Arena“ gesungen, bevor, wiederum sehr entschlackt, akustisch und zerbrechlich, von Andreas solo am Piano umgesetzt, der authentische, innige und intensive lokalpatriotische Lobgesang auf das „Steirerland“ (2009), das viertgrößte österreichische Bundesland mit der Landeshauptstadt Graz, und der traurig-sentimentale, erneut sehr persönliche, von Grund auf ehrliche und zugleich so verheißungsvolle Abschiedsgruß „Amoi seg‘ ma uns wieder“ (2009) das durchgehend grandiose, heißblütige, und von Anfang bis Ende vollends überzeugende Konzertprogramm der „Mountain Man“-Tour besonnen und gedankenversunken beendeten.

Als Bonustracks wurden der Doppel-CD (nicht der Doppel-DVD!) „MOUNTAIN MAN – Live in Berlin“ vier Raritäten hinzugefügt, die unter der Leitung von Matthias „Lematrix“ Roska, dem musikalischen Direktor, Gitarristen und Background-Vokalisten von Andreas‘ Liveband, in Form eines „kreativen Herumblödelns“ unter dem Motto „Berlin Nightsession“, mit Unterstützung von zig Streich-, Blas, und Schlaginstrumenten, entstanden sind. Hierfür wurden vier „Mountain Man“-Beiträge ausgewählt und vollkommen neuartig arrangiert: Die mutmaßlich traumhafte „Königin der Alpen“ erklingt als schwülstig-laszives, lustvoll-mediterranes Swing-Jazz-Chanson, das abermals gender-kritische „Mei Großvater hat gesagt :- )“ anvanciert zu einer juchzenden, feuchtfröhlich-trinkfesten Folk-Hilly-Billy-Mixtur zwischen Irish Pub und Country Saloon; als profundes, glitzerndes Blues-/Rock-Chanson voller Soul- und Jazz-Gefühl genießen wir das nun deftig-kochend bläserverstärkte, knapp sechsminütige Anti-Liebeslied „Es wird alles wieder gut“, während die 1959 von Oscar Hammerstein und Richard Rodgers für deren Musical „The Sound of Music“ komponierte Edelschnulze „Edelweiß“, mit neuem Text versehen, beschwingt, erholt, sorglos und entspannt für den „Berlin Nightsession Mix“ ausgearbeitet wurde.

Auf der zweiten Scheibe vorliegenden DVD-Sets befinden sich 3.30 Min lang Photo-Impressionen von Andreas‘ Live-Aufwartung in Berlin, sowie die ungekürzten Audioversionen sämtlicher 13 Titel des Studioalbums „Mountain Man“.

„VolksRock’n’Roll“ nennt der verschmitzt-schelmische, einerseits kulturpolitisch und auch allgemein weltanschaulich betont ,volksnah und bürgerlich argumentierende, dabei jedoch stets kokett, draufgängerisch, liebenswert machohaft, kämpferisch und maskulin agierende ANDREAS GABALIER seine ureigene Musikstilistik. Zu Beginn seiner Karriere mag eine beträchtliche Volkstümlichkeit in Darbietung und Inszenierung seiner Lieder, rein aus musikalischer Hinsicht betrachtet, noch weitgehend überwogen haben. Inzwischen jedoch erschafft der sympathische Grazer Bua zunehmend knalligen, von lauten, bluesdurchtränkten E-Gitarren durchzogenen, nicht selten mit swingenden, flockrockigen Elementen angereicherten Rock’n’Roll in Bestform, der, alleine durch seine instrumentale Auskleidung und vokalistische Darbietung bedingt, international jederzeit konkurrenzfähig ist. Andreas Gabalier liefert anno 2016 geradlinigen Austrorock in Reinkultur; weit näher bei anarchisch losrockenden Landsleuten a la Ostbahn-Kurti, Hubert von Goisern, auch Wolfgang Ambros und Co., als bei z.B. den „Seern“, den „Kastelruthern“ oder sonstigen Zipfelbuben. Betreffs textlicher Aussage und Intention bleibt sich Andreas Gabalier gottlob – aller Anfeindungen vonseiten abgehobener SPÖVP-Kreise, wie seitens der oft überheblich-besserwisserisch auftretenden linksliberalen Kulturschickeria seines geliebten Heimatlandes zum Trotz – weiterhin treu.

„MOUNTAIN MAN – Live in Berlin“ beweist eindrucksvoll, gewitzt und durchwegs von überbordendem lausbübischen Charme geprägt, dass ANDREAS GABALIER von nun an endgültig zu den großen Rock(! – ja, Rock!)-Musikern und Rock’n’Roll-Entertainern seiner österreichischem Heimat gezählt werden muss. Vorliegende Live-Doppel-CD und –Doppel-DVD bieten austrorockigen Hörgenuss pur, für die „feschen Madeln“ unter uns, wie für männliche Freunde guter, handgemachter, urwüchsiger Rockmusik im Sinne der 60er, 70er und 80er Jahre, mal mit Blues-, Chanson-, Country-, Swing- und Jazz-Einsprengseln intelligent angereichert, schlichtweg für Menschen, die – musikalisch, wie inhaltlich – „A eigne Meinung“ haben und zu derselben auch unverbrüchlich stehen!

 

 

Holger Stürenburg, 06./07. April 2016
http://www.universal-music.de/company/umg/electrola
http://www.andreas-gabalier.at/

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