ELOY DE JONG
“Musik begleitet mich immer”: Das große ‘Generetic Interview’ zu seiner neuen CD “Lass das Leben Musik” sein!
Dieses Gespräch wurde uns von Eloy de Jong’s Plattenfirma TELAMO zusätzlich zur Verfügung gestellt!
Der erste Song „Ich sage ja“ ist ein Bekenntnis zu jemanden. Ich finde auch, dass er als erstes Stück eine Art positives Signal am Anfang des Albums ist. War das auch so beabsichtigt, mit etwas Positivem anzufangen?
Ich versuche eigentlich mit all meinen Songs und auch in Interviews aus schwierigen Zeiten etwas Positives zu holen. Das finde ich ist eigentlich mein Lebensmotto. Eine traurige Geschichte kann auch wieder Hoffnung bieten. Also “Ich sage ja” ist ein Lied, was für manche Menschen ein Hochzeits-Song ist. Für mich ist es wirklich ein “Ja!” für das ganze Leben, also nicht nur eine Hochzeit oder eine große Feier, sondern wenn man jemanden findet in seinem Leben, so dass beide sagen: “Wir schaffen das zusammen!” Auch, dass man es durch Tiefen zusammen schafft. Das ist eigentlich mein “Ja!” für ein ganzes Leben.
„Lass das Leben Musik sein“ heißt der Titel des Albums. Erklär uns den Titel doch bitte Mal.
Musik begleitet mich immer, hat mich auch immer begleitet durch schwere Zeiten, aber auch durch Party-Zeiten. Musik ist für mich eigentlich wie Essen und Trinken. Auch Tanzen ist mir wichtig. Ich habe früher in den 90ern oft eine Frage bekommen: “Wenn du auf einer Insel bist, was nimmst du mit?” Und ich habe auch damals schon immer geantwortet: “Natürlich auch etwas Musik!“ Musik bringt Erinnerungen zurück und kann einem wieder ein schönes Vergangenheitsgefühl geben. Jeden Tag und überall brauche ich die Musik.
Erzähl uns doch mal ein bisschen darüber, wie dein alltägliches Leben von Musik bestimmt ist: Wann und wo singst du?
Natürlich singe ich gerne bei meinen Auftritten. Das macht wirklich Spaß. Mittlerweile ist dies natürlich auch Album drei. Also habe ich mittlerweile schon ein großes Repertoire. Die Songs werden auch mitgesungen und das ist immer eine riesengroße Ehre. Es ist nicht so, dass ich noch unter der Dusche singe. Privat höre ich es nur an. Aber nein, nicht unter der Dusche. Das war früher.
Wie erlebt ihr in eurem Zuhause mit deiner Tochter Indy Musik? Sie spielt auch Klavier, oder?
Leider habe ich nie gelernt, ein Instrument zu spielen. Ich war jung mit dem Tanzen unterwegs. Ich war sogar holländischer Jugendmeister als ich 17 war. Tanz war immer wichtig. Aber Musikinstrumente habe ich niemals gelernt, außer Indy, unsere Tochter. Sie spielt Klavier. Wir haben ein schönes weißes Klavier zu Hause und manchmal spielt sie und ich singe ein bisschen mit. Also kein Instrument, aber meine Stimme habe ich immer dabei.
Du hast gesagt, das Album handelt von Lektionen über das Leben. Welche meinst du damit genau?
Mein Lebensmotto ist einfach – ich bin mittlerweile 49. Man hat schon viel erlebt und gelernt. Und es ist total wichtig, wenn man durchs Leben geht, dass man auch wirklich lernt, also von Fehlern lernen und auch von guten Sachen. Mein ganzes Album erzählt wirklich unterschiedliche Phasen aus meinem Leben. Man sieht auch in dem Booklet der CD, in den zwei Seiten in der Mitte, das Bild „Mein Leben in Objekten“. Diese Objekte sind für mich Schlüsselmomente, die sich auch zu Songs auf meinem Album verhalten, also wirklich wichtige Momente in meinem Leben, als ich jung war und angefangen habe. Ich wusste, als ich zum Beispiel Nicole beim Grand Prix gehört habe… Ich war da zehn oder elf glaube ich. Ich habe so ein Mädchen auf der Bühne gesehen, mit einer weißen Gitarre. Ich habe heimlich zugeschaut, weil es eigentlich schon ein bisschen zu spät war. Dann habe ich das Leben im Showbiz gesehen. Da wusste ich, okay, eines Tages werde ich auf einer Bühne stehen! Also das war wirklich die Rettung in meinem Leben. Die Schlüsselmomente kommen alle in Songs vorbei. Mein “Ich sage ja” Moment ist zwar keine Hochzeit bei mir, weil das bis jetzt noch nicht geklappt hat, aber vor elf Jahren habe ich schon einmal mein “ja” gegeben, also mein “ja” für mein ganzes Leben. Die Ringe, die ich damals bekommen habe, darauf steht auf Holländisch: “Wil je met me trouwen?“, willst du mich heiraten?” Also die Objekte erzählen mein Leben, wie auch meine Songs mein Leben erzählen.
Woher kam deine Liebe zum Grand Prix? Hast du dich deshalb auch für „Ein Lied kann eine Brücke sein“ von Joy Fleming entschieden?
Ich habe den Grand Prix immer geliebt. Als ich ein kleiner Junge war und das erste Mal Nicole im Fernsehen gesehen habe, wusste ich: Showbiz, das wäre wirklich etwas für mich! Ich war da zehn oder elf. Der Moment, als ich Nicole gesehen habe, war wirklich “wow”! Seitdem liebe ich den Grand Prix und einen Song auch aus Deutschland, der niemals gewonnen hatte. Ich glaube, sie war damals fünfte oder so. Sie hat also nichts gewonnen. Es geht um Joy Fleming mit “Ein Lied kann eine Brücke sein”. Und als wir über mein drittes Album gesprochen haben… Wir versuchen immer mit Duetten zu überraschen. Ich habe mit Marianne Rosenberg gesungen auf meinem ersten Album, mit Beatrice Egli “Bist du’s oder bist du’s nicht” auf dem zweiten Album. Aber jetzt mit Joy Fleming “Ein Lied kann eine Brücke sein” im Duett zu singen, das ist wirklich gut. Das ist wie eine Hymne. Es hat ja nicht gewonnen, aber es ist eine Hymne, die jeder kennt.
Ist das neue Album vielleicht auch ein bisschen die Musik/der Soundtrack zu deiner Biografie „Egal was andere sagen“?
Ob mein neues Album der Soundtrack zu meiner Biografie “Egal was andere sagen” ist – kann man vielleicht so sagen, weil ich auch auf jeder Seite von meinem Buch meine Geschichte erzählt habe. Und das kommt auch jetzt bei “Lass das Leben Musik sein” wirklich so raus. Es ist bis jetzt mein persönlichstes Album. Wirklich! Jeder Song hat etwas zu bedeuten. Ja, kann man so sagen. Man kann meine Lebensgeschichte in Buchform lesen, aber jetzt auch auf CD anhören.
Teil deiner Geschichte ist ja auch deine zweite Heimat Deutschland. In dem Stück „Offene Arme“ besingst du deine Liebe zu Deutschland. Warum war es jetzt mal an der Zeit, so ein Liebeslied für das Land zu singen?
Warum ich ein Liebeslied für Deutschland gemacht habe? Weil Deutschland immer gut für mich war, schon in den 90ern. Ich war ja mit Caught In The Act als Boyband unterwegs. In Holland haben wir drei Songs gemacht. Die waren alle drei Flops und keiner hat noch gedacht, das wird mal etwas. Und dann haben wir in Deutschland in “Gute Zeiten, schlechte Zeiten” mitgespielt. In Deutschland ist dann unser Erfolg angefangen und noch in viele andere Länder gegangen in den 90ern, und jetzt auch wieder. Deutschland ist eigentlich wie meine zweite Heimat. Wir haben ein Haus hier. Ich bin hier total gerne. Ich finde das Land schön. Man hat Schnee. Als kleine holländische Jungen saß ich immer vorm Fenster und habe auf Schnee gewartet. Das hatten wir fast nie in Holland, aber hier hat man Schnee und ein bisschen Berge. Die Mischung von all dem wollte ich gerne besingen. Viele Songs auf meinem Album sind meine Text-Ideen. Ich habe dann gedacht, das wäre perfekt für die Geschichte oder die andere Geschichte. Also das ist mein Liebeslied für Deutschland. Ich glaube, Deutschland verdient es auch, sich mal zu bedanken.
Du singst da „vielleicht kommt ja der Tag, da bleib ich hier…“? Hast du schon mal drüber nachgedacht?
Ob ich mal in Deutschland bleibe oder nicht? Ich weiß hundertprozentig: Ich werde nicht in Holland bleiben, wenn das Klima so bleibt, weil der letzte Sommer war fast 40 Grad. Oder wir ziehen nach Skandinavien, so dass man ein bisschen mehr Kühle hat oder irgendwo in Deutschland, wo es auch ein bisschen kühler ist, weil die Hitze finde ich wirklich schrecklich.
Ihr seid eine Regenbogenfamilie und zeigt euer Leben ziemlich offen zum Beispiel auch auf Instagram. Habt ihr als Familie eigentlich darüber diskutiert, ob ihr Indy zeigen wollt?
Es bleibt immer ein total wichtiges Thema, über meine Regenbogenfamilie zu erzählen, weil ich oft heutzutage Feedback bekomme von Leuten, die sagen: “Jetzt ist alles so viel einfacher. Alles ist erlaubt.” Aber das ist nicht so. Es ist vielleicht in der Breite ein bisschen mehr akzeptiert, aber es gibt überall noch Leute, die da Probleme damit haben, dass da zwei Männer verliebt sind oder zwei Frauen oder zwei Männer ein Kind erziehen wie Ibo und ich. Ich finde es wichtig, wir finden es wichtig, zu zeigen, wie normal das eigentlich ist. Und ja, wir sind da immer gemeinsam, um eine Entscheidung zu treffen. Es ist auch natürlich so: Ich lebe in Holland. In Holland bin ich nicht so bekannt. Also das ist für Indy auch ein bisschen anders. Aber wir schützen immer Indy. Sie hat ein tolles Leben. Aber es ist wichtig, finden wir, zu zeigen, wie normal unser Leben ist. Es gibt noch immer Leute, die damit Probleme haben. Aber wenn ich da eigentlich zeigen kann, wie normal das alles ist… Und deswegen ist auch wieder mein Leben in Objekten wichtig. Als es Vatertag war letztes Jahr, haben wir zum Beispiel von Indy zwei “What I love about dad” Bücher bekommen. Also wir haben da glaube ich 52 Sachen, die sie an ihrem Papa liebt. Sie hat nur ein bisschen geklagt, dass es natürlich für Indy 104 Seiten waren, um das auszufüllen. Aber sie hat da ein bisschen Unterstützung von der Mama auch bekommen. Aber genau das ist total wichtig. Und hier ist eine kleine Skulptur. Das war sogar ein Fan-Geschenk. Aber das zeigt zwei Papas und eine Tochter, zwei Katzen und einen Hund. Das ist unser Leben. Das finden wir wichtig, zu zeigen. Ich hatte selber total Schwierigkeiten damals, Leute zu finden, mit denen ich mich identifizieren konnte. Mein Vater war das ganze Thema Homosexualität ein Albtraum. Und wenn ich dann jetzt auch auf Instagram oder Facebook Nachrichten bekomme von Leuten, die wegen unserer Geschichte das einfacher fanden, um die Geschichte zu teilen oder zu sagen “Okay, ich stehe auf Männer anstatt Frauen” oder dass Papas oder Mamas mich anschreiben, dass sie, weil wie wir das zeigen, eigentlich keine Probleme damit haben, wie ihre Kinder lieben. Das ist doch das beste Geschenk, was man haben kann. Und ich bin seit anderthalb Jahre auch Schirmherr von einer Stiftung: „Sternenzauber und Frühchenwunder“. Eigentlich hatten wir sogar Zwillinge gehabt. Also Indy hatte einen Bruder “Milon”. Der hat es nicht geschafft. Aber der gehört auch zu uns und deswegen auch da die Skulptur mit dem kleinen goldenen Engel. Und ich habe ein Milon Tattoo auf meinem Arm. Das Coole da ist, dass Indy damals, als sie angefangen hat zu schreiben mit dem Kinder-Schriftzug, den Namen ihres Bruders geschrieben: “Milon”. Also auch da wieder, dass ich das besinge und bespreche, gibt nicht nur uns Kraft, sondern auch so vielen andere Menschen. Und deswegen bin ich stolzer Schirmherr von der Stiftung. Und auch das ist mein Leben in Objekten. Das ist das Logo von der Stiftung. Ich habe kein Problem, über persönliche Dinge zu reden, weil es wichtig ist. Man soll sich nicht schämen für Schmerz und es einfach besprechbar machen. Das ist so wichtig.
Du hattest ein problematisches Verhältnis zu deinem Vater war auch nicht einfach. Kannst du dazu vielleicht mal was erzählen?
Ich habe lange versucht… Mein Papa, wie sagt man das, weil er so ein schwieriger Typ war… Er lebt seit Jahren nicht mehr. Er war nicht nur nicht nett zu mir, sondern auch zu meiner Mama und meiner Schwester. Meine Schwester war immer total wichtig. Deswegen ist sie auch da, also wir beide und auch zusammen mit meiner Mama, das hat mir wirklich Kraft und Support gegeben. Mein Traum über Musik, über den Grand Prix hat mich in so eine Fantasiewelt gezogen. Aber je älter ich werde, sehe ich natürlich auch, dass ich von meinem Vater Sachen gelernt habe. Leider hatte er Schwierigkeiten, seine Liebe für uns zu zeigen. Aber ich habe schon Sachen von ihm gelernt. Und das hier ist fünf Kilo Silber (zeigt auf ein Bild). Klingt vielleicht ein bisschen komisch. Als mein Vater gestorben war, hat meine Mutter irgendwo so eine Kiste gefunden, mit ganz kleinen silbernen Stückchen. Also wenn man ein elektronisches Gerät hat, ist da immer so ein bisschen Silber drin. Das ist jetzt mit Handys auch zum Beispiel noch so. Er hat sein ganzes Leben, die in eine Kiste geschmissen und als er dann gestorben ist, hat meine Mama eine Kiste gefunden mit 15 Kilo Silber. Also meine Schwester hat eine davon, ich habe eine davon. Und das zeigt mir auch, dass mein Vater für uns keine gute Schule war, aber er hat für unser Leben viel erreicht wegen seiner Mentalität. Also das habe ich auch denke ich von ihm gelernt. Dass von vielen kleinen Schritten etwas ganz Großes kommen kann.
Und es gibt einen Song auf meinem Album: “Nie zu spät”. Da geht es darum, dass es nie zu spät ist, um deine Träume zu erfüllen. Und jahrelang habe ich gedacht, okay, meine Boyband-Zeit war erfolgreich mit Caught In The Act, aber das war einmal. Ich habe da einmal Erfolg gehabt. Das wird niemals wieder passieren. Jahrelang habe ich gedacht, okay, ich funktioniere nur mit drei anderen Männern und tanze ein bisschen. Aber das sieht man auch jetzt, also mein drittes Album jetzt. Ja, die die Menschen hören gerne zu, wenn ich singe. Aber die Akzeptanz, dass das auch möglich war ohne andere Bandmembers, das habe ich wirklich lernen müssen. Also auch das war wieder so ein Schritt für mich. Und deswegen sind auch die Caught In The Act Zeiten mit den Jungens drauf sowie eine CD aus Japan. Auch das war ein Schlüsselmoment. Ohne die Boyband-Zeit wäre ich auch nicht da, wo ich jetzt bin.
Wie ist es eigentlich für dich, jetzt als Solokünstler alleine im Rampenlicht zu stehen? Bei Caught In The Act konnte man sich ja immer ein bisschen in der Gruppe verstecken. Wie fühlst du dich damit: alle Augen nur auf dich? Oder: Was ist anders?
In der Boyband-Zeit war es natürlich anders. Man hat mit drei anderen Männern auf der Bühne gestanden. Die Freude konnte man teilen mit anderen, aber vielleicht auch Sachen, die nicht so gut liefen, konnte man teilen. Was jetzt wichtig ist, dass ich mein Zuhause habe, also Ibo und Indy und unsere zwei Katzen und Hund. Das ist meine Basis. Die braucht man schon. Die hatte ich damals nicht. Und auf der Bühne zu stehen, liebe ich einfach, also performen. Aber privat bin ich eigentlich eher so, dass ich nicht so gerne die Aufmerksamkeit habe. Da bin ich gerne alleine oder mit Ibo und Indy bin ich schon glücklich. Vor einer Bühne, wenn da ganz viele Menschen sind, das finde ich super. Also man sieht schon privat und beruflich eine andere Person, aber auch einen wichtigen Teil von mir, weil ja die ganze Corona Zeit doch auch gezeigt hat, wie ich das wirklich vermisst habe. Es gehört zu mir, zu performen und Leute und Menschen glücklich zu machen.
Ist „Wenn du nicht schlafen kannst“ ein Stück für Indy?
“Wenn du nicht schlafen kannst” ist glaube ich ein Lied, in dem wirklich alle Papas und Mamas verstehen, was ich da singe, oder Opas und Omas. Das ist wirklich mein Lied, was ich dann für Indy singen kann. Also, “Wenn du nicht schlafen kannst”. Sie ist jetzt elf und will niemals schlafen. Die schläft sogar mittlerweile später als wir eigentlich. Also das ist wieder eine andere Geschichte. Aber es ist mein Lied für Indy. Morgen gibt es auch noch eine Möglichkeit, um die Abenteuer zu erleben. Es ist ein ganz süßes Lied.
In „Was es heißt zu lieben“ singst du darüber, wie sehr du deine Mutter liebst. Hast du ihr den Song vorgespielt? Wenn ja, wie hat sie reagiert?
Ohne meine Mama wäre ich nie der Mann geworden, der ich jetzt bin. Wirklich! Weil meine Mama mir wirklich beigebracht hat, was es heißt, zu lieben. Deswegen wollte ich auch unbedingt auf meinem persönlichsten Album bisher ein Lied über meine Mama haben. Ich habe mir vor ein paar Monaten ein Tattoo stechen lassen. Das sagt auf Holländisch eigentlich, was ich auf Deutsch singe. Sie hat schon geweint, als sie das Tattoo gesehen hat. Für das Vorspielen von dem Lied warte ich noch auf einen Moment, so dass wir das schön vorbereiten können, dass meine Schwester auch da ist, um meiner Mama ein bisschen zur Seite zu stehen. Das ist doch schön, dass ich über meine Musik so eine Botschaft erzählen kann.
Und auch da, wie bei all meinen Songs, sind das zwar meine persönlichen Geschichten, aber all die Songs sind auch für Menschen, die nicht so ein Leben haben wie ich, auch sie können sich damit identifizieren. Und das hatten wir zum Glück schon mit “Egal, was andere sagen”. Das war zwar meine Geschichte, aber für die Zuhörer wird das dann zu ihrer eigenen Geschichte. Wenn man das mit Musik schaffen kann, dann ja… es sind Themen, die wir alle kennen und Themen über Liebe, über Familie. Und das zeigt auch wieder, wie eine Regenbogenfamilie einfach eine Familie ist. Meine Liebe für meine Mama ist wichtig gewesen. Meine Schwester war immer für mich da. Also die Elemente machen mich einfach aus. Und das ist nicht nur bei mir so. Das ist bei vielen Menschen so!
Beim neuen Album gibt es eine Fanbox. Was ist da drin?
Ja, für mein neues Album “Lass das Leben Musik sein” gibt es natürlich auch eine Fanbox. Und wie bei meinen Songs, bei denen ich mit meinem Producer Christian Geller zusammenarbeite, steckt da eine Idee dahinter für das ganze Album. Aber auch die Idee für die Fanbox finde ich total wichtig, also dass man nicht nur Merchandise Sachen rein gibt sondern Inhalte, die persönlich sind.
Es sind auch sogenannte Bügelpatches dabei. Das sind Abbilder von deinen Tattoos. Warum war dir das wichtig?
Die Tattoos sind wichtig, weil sie auch meine Geschichte erzählen. Wir haben die Tattoos für unserem Sternesohn Milon in eine Kette umgewandelt. Es ist also eine Kette mit einem Flügeltattoo. Wir haben ein Bügelpatch von meinem Herztattoo für Indy. Natürlich die CD mit 15 neuen Songs, eine XXL- Autogrammkarte und was mich besonders freut: Wir haben die “Goldene Kassette Aktion”. In der Gesamtauflage der Fanboxen haben wir zehn goldene Kassetten versteckt. Und wer sie findet, dem werde ich sein Lieblingslied aufnehmen. Das kann alles sein, von Andrea Berg über Eros Ramazzotti. Alles! Ich werde es speziell aufnehmen und für denjenigen, der es gefunden hat. Es gibt also zehn exklusive Möglichkeiten auf die goldene Kassette.
Gibt es eigentlich Fans, die deine Tattoos in echt haben?
Es gibt Fans, die mein Autogramm als Tattoo haben. Die Tattoos gibt es wahrscheinlich dann doch noch nicht. Ich finde es auch gut, so ein Geschenk in der Fanbox zu haben, was sie dann alle tragen können, um zu zeigen: “Okay, ich habe deine Fanbox gekauft!” Die Kette trage ich auch immer total gerne.
Hast du auch einen persönlichen „Goldene Kassette-Moment“?
In meiner Fanbox gibt es die “Goldene Kassette-Aktion”. Also wenn jemand die goldene Kassette findet, werde ich das Lieblingslied aller Zeiten für denjenigen aufnehmen. Ein Song, der eigentlich mein „Goldener Kassetten-Moment“ ist, ist “Your Song” von Elton John. Also ich habe eine deutsche Version von “Your Song” aufgenommen und das Lied finde ich wunderbar. Es ist für mich mein Lieblingstrack von Elton John. Als Stephen und ich in den 90ern unser Coming Out zusammen erlebt haben, war das damals ein riesiges weltweites Medienecho. Und viele Prominente haben uns dann gratuliert. Also zwei Jungs aus einer Boyband, Stephen war in Boyzone und ich in Caught In The Act. Von Spice Girls bis Backstreet Boys, aber auch Elton John und sein Mann haben uns damals Blumen geschickt und uns gratuliert. Es ist für mich eine schöne Erinnerung. Elton ist natürlich so ein großes Talent, das auch viel in seinem Leben erlebt hat, also auch viele Tiefen. Aber er ist glücklicherweise seit vielen Jahren jetzt mit David zusammen und glücklich. Und ja, das ist auch mein persönlicher Bezug dann zu Elton John. Aber der Titel „Das Lied“ ist einfach wunderschön. Wie Elton mit Bernie Taupin immer zusammenarbeitet, wie Text und Musik so zusammenpassen und wie sie einen wunderschönen Text gefunden haben. Also ja, mein “Goldener Kassetten-Moment” ist das Lied von Elton John.
Was sind das für Objekte, die man in dem Booklet sieht?
In der Mitte des Booklets meines Albums “Lass das Leben Musik sein” gibt es mein Leben in Objekten. Die Idee dafür kam eigentlich, dass wir alle vielleicht doch ein paar Sachen haben, die wirklich ein Schlüsselmoment waren. Ich bin mittlerweile 49, also habe ich ein wenig mehr Objekte, aber alle Objekte sind Schlüsselmomente in meinem Leben gewesen. Da ist ein Bild von meiner Schwester und mir drauf, weil meine Schwester immer für mich da war. Das ist also total wichtig! Mein Kuscheltier ist da. Also das habe ich jetzt noch immer. Das gehört einfach auch zu mi! Das hatte ich immer dabei.
Als ich Nicole damals beim Grand Prix gesehen habe, war das für mich so ein Schlüsselmoment. Das war so: “Ok, jetzt weiß ich, was meine Zukunft sein wird. Ich will Musik machen. Auf der Bühne stehen!” Die Single von Joy Fleming, auch eine Grand Prix Hymne. “Ein Lied kann eine Brücke sein”, ein Lied, was auch in Holland überall mitgesungen wird. Sie hat nicht gewonnen wie damals Nicole, aber es ist wirklich ein Schlüsselmoment gewesen. Den Grand Prix liebe ich noch immer.
Als ich 17 war, bin ich holländischer Jugendmeister im Standard Tanz geworden. Und das ist der Pokal, den wir da gewonnen haben. Also das war für mich ein Schritt dahin, was ich jetzt mache, also das Tanzen. Ich war glaube ich 18, als ich zum ersten Mal in einer schwulen Disco in Amsterdam war. Das “iT” war damals Anfang der 90er Jahre wirklich eine bekannte Disco, fast wie das Studio 54 in den 70ern, 80ern in New York. Und da habe ich zum Ersten Mal gesehen, dass es auch möglich war, dass Männer sich lieben. Das war so ein Schlüsselmoment für mich.
Ich war in den 90ern mit Caught In The Act wirklich erfolgreich. Einerseits habe ich da meinen Traum gelebt, sogar bis nach Japan, in Asien, erfolgreich. Deswegen davon eine CD aus der Zeit aus Asien. Ohne Caught In The Act wäre ich nicht da gewesen, wo ich jetzt bin.
In den 90ern gab es das Bravo Magazin. Das war riesig damals. Heutzutage haben wir Social Media, Instagram, Facebook, TikTok. Damals war Bravo eigentlich all das Social Media sozusagen zusammen. Jeden Freitag kam das Bravo Magazin und Caught In The Act war fast wöchentlich auf der Titelseite. Und es gab einen Bravo Award, den “Otto”! Also das war auch ein Schlüsselmoment.
Ich habe meinen Traum gelebt da, aber auch gemerkt, dass das natürlich nicht alles war. Denn man muss privat natürlich auch das Glück finden. “Egal was andere sagen” war wirklich der Anfang von meinem Soloerfolg.
Am 17. März 2018 war ich bei Florian zu Gast und habe “Egal was andere sagen”, meine deutsche Bearbeitung von “No Matter What” von Boyzone, gesungen. Und ich war ja mit Stephen von Boyzone vier Jahre zusammen. Als wir noch zusammen waren, hat Stephen mir seinen Platin Award von “No Matter What” geschenkt. Also ich wusste, wie wichtig “No Matter What” für ihn war. Ich wusste schon jahrelang, eines Tages werde ich “No Matter What” auf Deutsch aufnehmen. Und das ist dann “Egal was andere sagen”. Ja, auch so wichtig für mich. Leider ist Stephen nicht mehr unter uns. Er lebt seit Jahren nicht mehr. Ich bin noch immer in gutem Kontakt mit seiner Schwester. Und sie sagt auch immer zu mir: “Wow, dass du seine Erinnerungen so lebendig immer machst, das finde ich ganz toll!” Und wir wissen alle, weil wir Stephen gut gekannt haben, dass er happy damit gewesen wäre. Und das ist ein Bild von Stephen. Das habe ich von Michelle bekommen. Das haben die damals bei seiner Beerdigung seinen Freunden und der Familie geschenkt.
Dass ich mit “Egal, was andere sagen” sogar ein Platz 1 Album erreicht habe, die Goldene Eins von Florian bekommen, und den besten Newcomer bekommen habe, ist alles so schnell gegangen. So schnell kann es gehen. Also super. Nummer Eins Award für mein Album. Aber auch das hätte nur passieren können, weil ich auch mit Caught In The Act meine Reunion Tour gemacht habe. Das war wieder der Grund, dass ich meinen Producer Christian Geller kennengelernt habe.
Also das war in Berlin Silvester 2016 glaube ich. Da habe ich in Berlin einen Reunion Auftritt gemacht und Christian wieder neu kennen gelernt. Und das war der Anfang für das, wo ich dann jetzt mit meiner Solokarriere bin. Den Bären habe ich von Ibo geschenkt bekommen und das hat auch ein bisschen mit “Offene Arme” zu tun. Das ist ein Lied auf meinem Album, bei dem ich die Liebe oder die Dankbarkeit für Deutschland besinge.
Seit ein paar Jahren bin ich Schirmherr von der Stiftung “Sternenzauber und Frühchenwunder, weil wir mit unserer Tochter Indy, die mittlerweile elf ist, auch einen Sohn gehabt hätten. Aber er hat es leider nicht geschafft. Wir haben also im Himmel einen Sohn und zum Glück Indy bei uns. Das ist das Logo von “Sternenzauber und Frühchenwunder”. Und was ich auch total wichtig finde, Indy hat als sie geboren wurde, nur 730 Gramm gewogen. Ein gesundes Baby ist dreieinhalb Kilo, also 3.500 Gramm. Aber so klein war die Windel damals. Also wenn man das sieht, vergisst man manche Sachen manchmal natürlich.
Als Indy angefangen hat zu schreiben, hat sie den Namen ihres Bruders hier aufgeschrieben: “Milon”. Das ist auch ein Tattoo auf meinem Arm geworden. Und der Flügel dazu ist sogar in der Fanbox als Kette. Alles kommt zurück auf meinem dritten Album.
Und ich habe eine Regenbogenfamilie, so ist es einfach: zwei Papas, ein Hund, zwei Katzen und eine Tochter. Also eigentlich ganz normal. Für manche Menschen nicht so normal. Deswegen ist es auch für uns wichtig, das Leben in Objekten zu zeigen. Schöne Kunst von Indy. Der Regenbogen für Papa und auch der kleine goldene Engel für Milon ist dabei. Also eigentlich alles, was mein Leben ausmacht.
Kannst du die Beziehung zu Ibo mal beschreiben?
Wie ich in meinem Lied “Ich sage ja” auch besinge: Ich habe zu Ibo „Ja“ gesagt, vor elf Jahren schon. Aber das viel Größere „Ja“ ist, dass wir es geschafft haben, durch ganz traurige Sachen gemeinsam zu kommen. Also Papas zu werden von Indy, aber dann gleichzeitig auch einen Sohn zu verlieren. Das ist ja so ein Albtraum, wenn man das erlebt. Und wenn zwei Menschen so etwas erleben, heißt das nicht, dass man immer stärker rauskommt. Viele Menschen, viele Beziehungen gehen auch kaputt, wenn man wirklich durch ein Trauma geht. Wir haben es geschafft zusammen. Ich vergesse auch niemals, als Stephen gestorben ist war ich mit meiner Freundin Yolanda auf einer Party. Da hatte das Telefon geklingelt. Es war eine komische Uhrzeit, ich glaube fünf Uhr morgens und ich habe gedacht: „Oh, etwas mit meiner Mama“. Also wirklich. Aber dann habe ich Ibo am Telefon gehabt. Und Ibo hat mir dann erklärt, dass Stephen gestorben ist. Wie er da auch mich unterstützt hat. Stephen und ich waren in den Nachrichten, in der Presse überall zu sehen. Aber ich war mit Ibo zusammen. Viele Partner wären da total eifersüchtig geworden. Aber Ibo hat mich unterstützt und auch damit mir gezeigt: „Ich bin für dich da!“
Wenn man so jemanden findet, der einen so unterstützt, das ist doch … ja, dann braucht man keine Hochzeit oder Party, um das zu bestätigen. Das heißt nicht, dass ich es niemals mache, denn wir haben Indy einmal versprochen, in einem weißen Kleid – nicht wir, aber Indy (lacht) – bei einer Hochzeit zu sein. Also, das wird einmal passieren, aber wir brauchen es nicht, um die Beziehung zu bestätigen. Das haben wir schon, weil wir durch Tiefen es auch zusammen geschafft haben.
Wenn du mal drei Wünsche frei hättest …
Wenn ich mal drei Wünsche frei habe … Mein Leben gibt es ja wie gesagt in Objekten. Vielleicht gibt es in zehn Jahren ein paar mehr Objekte. Aber wenn wir die nächsten Jahre schön geradeaus gehen und wir Indy zu einer schönen erwachsenen Frau erziehen, dann haben wir es gut gemacht. Vielleicht noch einen extra Hund dazu oder mal sehen, was da passiert. Indy hat nach einer dritten Katze gefragt, aber das wird nicht passieren, weil noch ein Objekt bei meinem Leben in Objekten vielleicht noch ein Staubsauger hätte sein können. Ich liebe es, dass mein Haus gut gepflegt ist. Also auch das ist der Fall: Je älter ich bin, desto mehr mache ich das Haus sauber
Du sprichst immer viel über die Jugend von Indy. Wie war eigentlich deine eigene Jugend?
Meine Jugendzeit war nicht einfach. Ich habe kein Fußball gespielt, wie die meisten Jungen. Ich habe getanzt. Ich hatte nicht viele Kumpels in der Schule, wurde viel gemobbt. Zu Hause war es leider nicht sicher, wegen meines Vaters. Deswegen hatte ich so eine Fantasiewelt. Also meine Tür zu. Dann habe ich ein bisschen performt, Auftritte gemacht, aber auch immer es geliebt, zu malen, Cartoons!
Deswegen auch der kleine Schlumpf da.
Meinen Hasen darf man nicht vergessen. Der war auch immer für mich da. Aber seitdem ich E.T. kennengelernt habe… ich war zehn oder elf. Ich war zusammen mit Flori, einer Freundin. Wir haben im Kino E.T. irgendwo zusammen gesehen. Ich habe geweint und sie war ganz nüchtern. Das war so eine coole Geschichte. Der kleine einsame Junge Elliott, der dann einen Freund in E.T. gefunden hat. Seitdem sammle ich auch alles von E.T. Ich habe sogar einen lebensgroßen E.T. zu Hause. Aber Elliott war so ein kleiner Junge, der einen Freund gefunden hat in E.T. Ja. Genau. Und ich hätte gerne auch so einen Finger, der leuchtet.
Textquelle: TELAMO (Textvorlage)