DJ ROBIN & SCHÜRZE
Das sagt Frank Ehrlacher zur allgegenwärtigen Diskussion um “Layla”!

‘Der ultimative Chart Show’ Experte schreibt auf seiner Facebook-Seite …:

Viele haben mich gefragt, was ich als “Experte” denn zu Layla sage und ich hab bisher immer abgewunken…

Ich finde die Diskussion haarsträubend – das eigentliche Thema liegt woanders:

Schauen wir uns erst einmal an, was da wirklich passiert ist – während Bild & Co. schon wieder Kunstfreiheit oder Schlimmeres in Gefahr sehen und Zensur wittern und jeder Zweite meint, für oder gegen das Verbot argumentieren zu müssen, schauen wir doch mal, was genau passiert ist. Gibt es überhaupt ein Verbot?

Ganz klar: NEIN!

Das böse Wort “Zensur” ist ohnehin schon mal raus, dafür müsste eine öffentliche Stelle die Verbreitung des Liedes untersagt haben. Hat aber niemand auch nur ansatzweise. Dann wäre ich auch auf den Barrikaden, denn solche Verbote sind nur dann angebracht und gesetzlich legitimiert, wenn der Text gegen geltende Gesetze verstößt oder zum Hass oder zu Straftaten aufruft. Die Ärzte konnten auf ihrem ersten Album mit Claudia, ihrem Schäferhund und ihren Geschwistern ein Lied davon singen. Oder eben nicht singen.

Davon ist bei “Layla” nicht ansatzweise die Rede.

Was ist wirklich passiert:

Einige Kirmesveranstalter haben ihre DJs gebeten, den Song nicht zu spielen. Man kann auch sagen, haben es ihnen “verboten” – das ist aber ungefähr so zu betrachten, als verbiete eine Mutter ihrem Kind etwas. Der DJ hätte sich widersetzen können und wäre wohl auch straffrei geblieben – allerdings vielleicht nicht mehr engagiert worden. Womit wir beim ersten Punkt werden: Es ist seine freie Entscheidung, ob er sich daran hält oder nicht. Da aber auch sprichwörtlich nicht nur in Köln gilt “Wer de Musik bestellt, der bestemp, wat se spillt”, ist das das gute Recht der Betreiber zu sagen, es gefällt mir nicht, ich will das auf meinem (!) Fest nicht hören. Genau so, wie er sagen kann (oder vielleicht auch wird) Capital Bra, Ufo361 oder Gzuz spielt ihr bitte auch nicht. Und den “P**f in Barcelona” frühestens um Mitternacht, wenn die Kinder im Bett sind.

Aufreger Nr. 2.: “Zensur im Fernsehgarten, DJ Robin muss den Text ändern”.

Auch hier gilt: Zensur ist Blödsinn und müssen muss er gar nicht. Das ZDF muss den auch gar nicht einladen, es gibt kein gesetzlich verankertes Grundrecht auf Fernsehgarten-Auftritte – und ehrlich gesagt, für ein Familienprogramm um 12 Uhr mittags hätte ich auch kein Lied eingeladen, dass eine Puffmama besingt. Von daher ist es mehr als berechtigt, wenn die Redaktion sagt, “Wir hätten euch gerne in der Sendung, aber lasst die Strophe mit der Puffmama weg” – gut, das ist bei diesem Song schwierig, also ist die einzige Option den Text zu ändern. Aber: Auch da haben die Interpreten die freie Wahl, ob sie auf den Auftritt und die damit verbundene PR verzichten, weil sie ihr Lied nur “so” oder gar nicht vortragen wollen – oder ob sie die Änderung in Kauf nehmen. Man hört zweiteres – also sooo “zensiert” können sie sich gar nicht fühlen.

… und brechen wir das ganze mal eine Stufe runter:

Ich kann mir vorstellen, dass nahezu jeder DJ, der in diesen Tagen bei Familienfeiern, Hochzeiten oder sonstigen Events auflegt, sich gut überlegt, ob er den Song spielt oder nicht – und im Zweifel seinen Auftraggeber mal nach seiner Meinung und seinem Wunsch fragt. Ich fände es auch – Nummer 1 in den Charts hin oder her – schwierig, den Song kurz nach dem Essen auf einer Hochzeit oder bei einer Familienfeier mit Kindern einzusetzen. Von “Zensur” oder “Verboten” ist das himmelweit entfernt…

Also ist die ganze Diskussion so blödsinnig, dass ich sie erst gar nicht führen mag.

… daher nur ein paar Einordnungen:

Der vielzitierte Vergleich mit “Skandal im Sperrbezirk” geht ins Leere – da war zwar auch “Nutten” im Text, der Song war aber alles andere als ein Sauflied, sondern eine Satire auf die Entscheidung der Stadt München, Prostituierte und Freudenhäuser an den Stadtrand zu verbannen, um den Schein zu wahren.

Kraft- und Vulgärausdrücke kommen hingegen in ganz vielen Ballermann-und-Co.-Songs vor. Auch das ist kein Grund, diese Diskussion zu befeuern.

Bleibt der Vorwurf des Sexismus. Dafür muss man sich den Text einmal anschauen und sehen, dass hier (in der dritten Person) von einem Mann erzählt wird, der ein Freudenhaus (auf Deutsch: Puff) betreibt und dessen Schichtführerin (auf Deutsch: Puffmama) Layla heißt und die gut aussieht (auf Deutsch: “jünger, schöner, geiler”). Und ok, da greift der Sexismus. “Wir” verbinden Frauen mit einem jungen und guten Aussehen, das “wir geil finden” – davon wird bei Männern eher seltener gesprochen. Allerdings sind solche Klischees nahezu in jedem Ballermann-Song zu finden – untersucht mal “Zehn nackte Frisösen”, “Geh ma Bier holn” oder “Nur noch Schuhe an” darauf – und das männliche Pendant “Dicht im Flieger” fliegt gerade auch durch die Charts, denn da werden die Männer als ständig besoffene feiersüchtige Vollhonks dargestellt.

Das mag alles nicht Pulitzerpreis verdächtig sein, ist aber durch die Erwartungen der Zielgruppe bedingt.
Wenn man sich also über Sexismus aufregt, dann bitte nicht anhand von Layla, sondern in der Gesellschaft allgemein – aber ich wette, bei dieser Diskussion sind 90 % derjenigen, die gerade “Hosanna und kreuzigt ihn” Richtung “Layla” rufen schnell wieder raus …
Textquelle: Facebook-Seite von Frank Ehrlacher (Textvorlage)

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