GIL OFARIM
Gil Ofarim rührt Jörg Kachelmann mit einem Satz über seinen Vater Abi Ofarim zu Tränen!

Kim Fisher hatte zuvor in der MDR-Talkshow “Riverboat” ein sehr intensives Gespräch über Elternliebe und dem Glauben an den großen Traum eines Musikers geführt!

 

 

Kim Fisher: Du hattest ja schon ein Stadiongefühl in Deinem Kinderzimmer.

 

Gil Ofarim: Ja, natürlich. Ich stellte mir vor, dass ich in meinem Kinderzimmer ganze Welt-Tourneen spiele. Das wollte ich immer schon machen. Ich habe die Teddys und Puppen als Publikum platziert und an der Decke Lichter platziert, damit das Stadiongefühl aufkommt. Es war mein großer Traum. Und es kam für mich nichts anderes in Frage. Mit Deckenlampen und allem Drum und Dran und James-Brown-Vorhang, der nach dem zweiten Song wegfliegt.

Kim Fisher: Du singst zum ersten Mal auf Deutsch und Dein jetziges Album hat den höchsten Chart-Einstieg aller Deiner Alben.

 

Gil Ofarim:  Ja, ich freue mich darüber sehr und habe das so nicht erwartet. Ich habe viele Umwege genommen und andere Dinge probiert und bin immer wieder bei der Musik angekommen. Also mein Ventil ist die Kunst, ist die Musik. Ich habe drei schwere Jahre hinter mir, habe das alles niedergeschrieben und bin für diese Platte fast an den Rand des Wahnsinns gegangen. Ich mache das nicht für Fame und Ruhm. Ich mache das, weil ich es lebe und liebe. Ich denke, dass sollte heute der Antrieb für Musiker sein. Und weil ich in meinem Kinderzimmer vorm Spiegel stand und es immer machen wollte. Ich habe alles, was ich mir gewünscht habe: eine große Plattenfirma hinter mir, die mich unterstützt, die Platte läuft gut – und ich bin total happy, dass ich heute wieder einmal unter Menschen bin. Ich grad echt total glücklich hier.

Kim Fisher: Und es gibt noch etwas, was Dir auch wichtig ist. Dein Vater Abi Ofarim, der Dir immer sagte: Wenn Dir etwas wichtig ist, dann zieh es durch.

Gil Ofarim:  Er hat immer zu mir gesagt: Wenn du etwas wirklich willst, dann schaffst du es auch. In 2017, da war Papa schon schwer krank, da wusste ich nicht so richtig, was ich machen soll, wo es hingehen soll. Es war ein sehr aufregendes Jahr, privat und auch weil Papa war schwer krank und ich wusste nicht genau, wo die Reise hingehen soll. Ich war sehr oft bei Papa. Vielleicht wollte ich ihm imponieren, wollte Liebe erfahren von ihm – auf jeden Fall habe ich ihm gesagt, dass ich wieder Musik machen will. Das war was ganz Besonderes, denn er hat mich mittendrin unterbrochen und gelacht und mich angeschaut und gesagt: „Hey. Es ist alles gut. Du bist jetzt schon besser, als ich es jemals war.“ Das ist einer der Sätze, die ich mitgenommen hab. Ich hatte eine Schreibblockade bis zu diesem Zeitpunkt und dann ging es los. Und so ist die Platte „Alles auf Hoffnung“ entstanden. Er konnte es leider nicht mehr hören.

Kim Fisher: Bei Deinen Kindern, was machst Du denn da am Besten? Tränen trocknen? Einschlaflieder singen? Eierkuchen backen?

 

Gil Ofarim: Was ich am Besten mache, weiß ich nicht. Das erfahre ich dann vielleicht, wenn Sie erwachsen sind und es mir sagen. Wir geben Konzerte im Kinderzimmer vor Spiegel mit Lichtern und ich lese auch sehr gern für meine Kinder.

Kim Fisher: Singst Du auch für sie Schlaflieder? Hebräische Schlaflieder?

Gil Ofarim: Ja, natürlich. Auch hebräische Schlaflieder. Soll ich eins anstimmen? Das hat mein Vater immer für mich gesungen. Und ich singe es auch für meine Kinder ab und zu.

Jörg Kachelmann: Sie haben eben am Schluss hoch geguckt. Ist das Teil des Liedes oder haben Sie zu jemand ganz Besonderem nach oben geschaut?

Gil Ofarim: (schweigt länger, sammelt sich) Klar. Natürlich schaue zu ihm rauf. Zu meinem Vater. Ich weiß nicht, vielleicht bin ich in diesem Alter, wo das Thema Abschied und „Auf Wiedersehen“-Sagen aktueller ist denn je. Manche können damit umgehen, manche müssen es lernen. Und ich bin ganz ehrlich, ich würde es gern lernen. Ich komme damit noch nicht ganz so klar. Wenn es sowas gibt, dann ist er bei mir. Ich sehe ihn in den Gesichtern meiner Kinder, ich sehe ihn jeden Tag, wenn ich in den Spiegel schaue. ÄußerIich sehe ihm immer ähnlicher, ich weiß auch nicht. Ich würde mir wünsche, er wäre hier und könnte das wirklich Großartige, was ich gerade erlebe, miterleben.
Jörg Kachelmann: (schluckt). Kim, kannst du bitte kurz übernehmen? Jetzt haben wir wieder das Problem. Du musst nur eine Minute überbrücken. Diese Vater-Sohn-Problematik. Tut mir leid. Es geht gleich wieder. Pardon.
Textquelle: MDR (Textvorlage)

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