PETER MAFFAY
smago! Serie "Schlager-Rückblick "vor 40 Jahren" von Stephan Imming: Teil 42 – Peter Maffay ("Josie") – Teil 1!

Neuzugang 06.10.1975! Musik: Joachim Heider; Text: Christian Heilburg! 

Am 30. August 1949 kam Peter Alex Makkay in Brasov (deutsch: Kronstadt) (Rumänien) zur Welt. Er ist der Sohn einer siebenbürgisch-sächsischen (deutschsprachige Minderheit in Rumänien) Mutter und eines ungarndeutschen Vaters. Am 23. August 1963 wanderte die Familie nach Waldkraiburg bei Mühldorf am Inn (Niederbayern) aus, Motivation für die Ansiedlung in Bayern soll u. a. gewesen sein, dort bessere Berufsaussichten für den Filius zu sehen, wobei ursprünglich Amerika Ziel der Auswanderung war. Deutschland hatte sicher auch sprachliche Vorteile für Peter, weil er ohnehin dreisprachig aufwuchs (neben Rumänisch sprach er Ungarisch und eben Deutsch in seiner Jugend).

In Deutschland ging er zunächst zur Realschule und wechselte zwar auf das Gymnasium, das er aber 1968 ohne Abschluss verließ (er wurde mehrfach nicht versetzt), um eine Ausbildung als Grafiker (Chemiegraf) zu beginnen – auch diese Ausbildung schloss er nicht ab; er fühlte sich in dem Lehrlingsheim, das er mit fünf Kollegen bewohnte, nicht wohl, zumal er dort „der Spinner mit der Gitarre“ genannt wurde.

Schon als Kind interessierte sich Peter für Musik, beispielsweise spielte er schon mit fünf Jahren Violine und gründete als Schüler eine Band („The Beat Boys“, nannte sich später in „The Dukes“ um).  Mit dieser Band, mit der er im Lokal „Weißer Hirsch“ in Waldkraiburg probte und dort auch erste Auftritte hatte, erlangte er schnell eine regionale Popularität, indem die damals populären Rocksongs der Stones, der Kinks und der Lovin‘ Spoonful gecovert wurden. Maffay spielte auf Hochzeiten, Dorfveranstaltungen und in Clubs in Waldkraiburg und Umgebung.

Zur Aufbesserung der Finanzen trat Peter mit seiner ehemaligen Klassenkameradin Margit Krauss in der Münchner Discothek „Song Parnass“ auf als Duo namens „Peter & Margit“ – erstmals sang Peter auch vor Publikum (in der Band spielte er Gitarre). Die beiden sangen bevorzugt Folksongs z. B. von Bob Dylan, Joan Baez und Peter, Sue und Marc in unterschiedlichen Sprachen und nahmen angeblich sogar eine Single auf. Margit studierte in München und wurde später Autorin für Medizinbücher, im Gegensatz zu Maffay war sie nicht bereit, Schlager zu interpretieren.

Am 13. August 1969 trat Peter wieder mit Margit im „Song Parnass“ auf. Im Publikum befand sich der damalige Jura-Student Michael Kunze, der auf der Suche nach einem Nachwuchssänger war. Maffay überzeugte ihn (und insbesondere wohl auch seine Lebensgefährtin Roswitha) bei seinem Auftritt, binnen vierzehn Tagen war ein Plattenvertrag unter Dach und Fach, die erste Single sollte unter dem Namen „Peter Maffay“ erscheinen. Michael Kunzes Kollege Peter Orloff hatte damals eigentlich für sich selber einen Song komponiert, womit er bei seinem Produzenten nicht auf Gegenliebe stieß. Diesen Song bat er nun dem Neuling Peter Maffay an. Michael Kunze schrieb dazu einen Text – und fertig war Maffays Debut-Single „Du“, die im November 1969 im Münchner Union-Studio produziert wurde und am 15.  Januar 1970 auf den Markt kam und innovative Elemente enthielt; so war der Song mit knapp 5 Minuten recht lang gehalten und enthielt einen ernsten, mit viel Gefühl gesprochenen Sprech-Gesang.

Vermutlich auch aufgrund seiner Länge wurde der Song zunächst kaum im Radio gespielt und schaffte es auch nicht in die Verkaufs-Charts. Das änderte sich schlagartig, als Peter Maffay am 21. März 1970 seinen Song in Dieter Thomas Hecks ZDF-Hitparade vorstellte. Rückblickend sagte Maffay zu dem Auftritt in einem BRAVO-Interview 1988: „..und da hab ich mir ‘nen Samtanzug schneidern lassen und mir ‘ne Mörderkrawatte umgebunden. Na ja, ich hab’s überlebt.“

Der Song kam sofort in die deutsche Verkaufshitparade (ab dem 1. April 1970) und war kurze Zeit später sogar die absolute Nummer 1 der Single-Charts. Interessanterweise konnte Maffay sich in der ZDF-Hitparade hingegen nicht platzieren – dennoch war der Song der größte deutschsprachige Hit des Jahres 1970.  Folgerichtig erhielt Maffay für die Scheibe auch die Goldene Schallplatte. Auch in der Schweiz, in Österreich, in den Niederlanden, in Belgien und in Norwegen schlug das Lied ein. Der Hit wurde auch in französischer und spanischer Sprache aufgenommen.

Im Buch „Ein Festival im Kornfeld“ analysiert Autor Christian Pfarr den Song wie folgt – adressiert an Peter Maffay schreibt er: „…auch dass Du Deine Flamme ‚niemals im Stich‘ lassen willst, fügt sich in eine lange Traditionslinie ein. Neu und zeitgeistreich ist die Art, wie Du singst, lieber Peter – rockig und intensiv und so, als würdest Du selber daran glauben, auch wenn der Text stellenweise ganz konventionell vor sich hin schnulzt. Genauso machen es Joe Cocker und Rod Stewart…“.

Nach dem sensationellen Erfolg gleich mit der Debut-Single war es natürlich schwer, einen adäquaten Nachfolge-Song zu finden. Aus Maffays von Michael Kunze produzierter Debut-LP „Für das Mädchen, das ich liebe“ wurde der Song „Du bist anders“ (Text erneut Michael Kunze, Komponist war diesmal Christian Bruhn) ausgewählt, den Maffay im Film „Das haut den stärksten Zwilling um“ (Schlagerfilm mit u. a. Ilja Richter, Christian Anders und Peggy March) sang – ebenso wie dessen B-Seite „Lazy Daisy“. Bereits im September 1970 kam die Single in die Charts und mauserte sich erneut zu einem Top-5-Hit – in der ZDF-Hitparade (dort wurde der Song erst am 19.12.1970 vorgestellt) hingegen gab er erneut keine Platzierung.

Im Frühjahr 1971 erschien Maffays dritte Single – diesmal ist er erstmals als Co-Autor angegeben. Erneut stellte er seine aktuelle Single „Ich hab‘ nur Dich“ in Berlin in der ZDF-Hitparade vor – erneut gab es keine Platzierung dort – immerhin reichte es aber erneut für einen Top-20-Hit in den deutschen Charts. Der Song ist nicht auf Maffays Debut-LP enthalten. Auf der Rückseite des Single-Covers schrieb er handschriftlich: „Für alle, die meine Lieder mögen, habe ich eine Langspielplatte aufgenommen". Offensichtlich gab es damals nicht viele, die seine Lieder mochten – die LP „Für das Mädchen, das ich liebe“ war nicht ansatzweise so erfolgreich wie seine ersten Singles. Dennoch ist die Debut-LP später auf CD aufgelegt worden – meines Wissens ist Maffays dritte Single bislang nicht erneut auf CD erschienen.

Am 28. August 1971 stellte Maffay innerhalb der Internationalen Funkausstellung beim „Gala Abend der Schallplatte“ seine neue Single vor, die Michael-Kunze-Produktion „Welcher Stern steht über uns?“, die er mit Kunze gemeinsam selber geschrieben hatte. Parallel erschien die zweite LP, „Du bist wie ein Lied“. Während die Single knapp die Top-50 der Verkaufs-Charts erreicht hatte, kam die LP erneut nicht in die Album-Charts.

Nach seinem phänomenalen Start 1970 mit den ersten Hits war Maffay der Stern am Schlagerhimmel, wobei Produzent Kunze es gelungen war, jugendliches Publikum zu gewinnen, das nicht unbedingt schlageraffin war. Bereits jetzt, im Sommer 1971, ließ der Erfolg merklich nach – vielleicht auch dem geschuldet, dass Maffay gar nicht Schlagersänger sein wollte, sondern eher Rocker, was aber damals kommerziell nicht erfolgversprechend schien. Eine Weile machte er noch „gute Miene zu bösem Spiel“, entwickelte aber immer mehr eine Eigenständigkeit und eine persönliche Note.

Gut zehn Jahre vor Nicole war Maffay bereits mit dem Song „Frieden“ in den Hitparaden – den Song schrieb er erneut gemeinsam mit Michael Kunze, der den Zeitgeist traf – diesmal reichte es immerhin für einen Platz 34 in den Single-Charts. Autor André Port le Roi stellt in seinem Buch „Schlager lügen nicht“ dazu fest: „Programmatische Sehnsucht nach einem Ende der Konfrontationen der Weltmächte und einer Überwindung der alten Weltordnung beschreibt auch Peter Maffay in seiner gefühlvollen Hymne ‚Frieden‘“. Für die ZDF-Hitparade war der Song wohl zu politisch, Maffay stellte ihn aber in Ilja Richters „Disco“ vor.

Bei der nächsten Nummer stellten sich einige Frage: Was war zuerst da – das Ei oder das Huhn? Jedenfalls gibt es zu Maffays Erfolgs-Single „Wo bist Du?“ (Top-15-Song) auch eine englische Version namens „What’s Your Name?“ von Chicory Tip – hinter dem Namen stand insbesondere Giorgio Moroder. Da Maffay zuerst mit seinem Song in den Hitparaden war, ist anzunehmen, dass das eins der wenigen Beispiele ist, wo ein ursprünglich deutschsprachiger Song erfolgreich in englischer Sprache gecovert wurde. Es hatte sich gelohnt, mal einen „Uptempo“-Song herauszubringen. Im Mai 1972 stellte Maffay sein Lied in Hecks Hitparade vor – leider wieder ohne Platzierung.

Im Anschluss wurde es wieder romantisch: „Angela“ ist ein Song, den Maffay erneut gemeinsam mit Michael Kunze schrieb. Amigos-Fans werden angesichts des wohl größten Erfolgs ihrer Lieblinge feuchte Augen kriegen, wenn sie hören, wie der Maffay-Song damals weiterging: „Angela – ich geh für Dich durch’s Feuer!“. Mal gucken, ob in 30 Jahren die Amigos eine ähnliche Entwicklung nehmen wie Maffay und zu tätowierten Rockern werden. Bei Peter Maffay gab es trotz des sehr kommerziellen Liedes dafür durchaus Anzeichen – auf der Rückseite des Single-Covers ist er in Lederkluft auf einem Motorrad sitzend von Bravo-Fotograf Didi Zill abgelichtet worden.

Solide Hitparadenerfolge führten dazu, dass der Vertrag mit seiner Plattenfirma verlängert wurde. Im Branchenblatt Musikmarkt war dazu am 1. September 1972 zu lesen: „Peter Maffay, Schlagersänger mit Komponisten-Ambitionen, hat seinen Vertrag mit der Teldec um drei Jahre verlängert. Der Vertrag sieht eine sich von Jahr zu Jahr steigernde Garantiesumme vor. Zur Fortsetzung der seit Maffays Karrierebeginn bestehenden Zusammenarbeit mit der Teldec werden eine neue LP und Single, von Micheal Kunze produziert, veröffentlicht.

Kurze Zeit später erschien dann die LP, aus der sogar eine Doppel-LP mit 24 Titeln wurde, nämlich die in den Münchner Union-Studios aufgenommene Platte namens „Omen“. Ein kommerzieller Erfolg wurde auch dieses Album nicht, dabei komponierte Maffay bis auf zwei Nummern alle neuen Stücke selber.

Anfang 1973 erschien eine nicht auf diesem Album enthaltene Single, deren Co-Autor der umtriebige Berliner Joachim Heider war: „Teufelskreis“ – erstmals platzierte sich eine Maffay-Single gar nicht in den deutschen Top-50. Für Maffay war das um so bedauerlicher, als er mit diesem Song erstmals „härtere Töne“ anschlug und seine Rocker-Ambitionen hier nach meinem Dafürhalten erstmals sehr deutlich zum Vorschein kamen. Den Titel stellte er auch nicht in der Hitparade, dafür aber in der TV-Show „Hits A GoGo" vor. Auch dieses Maffay-Frühwerk ist meines Erachtens bis heute nicht auf CD oder digital erhältlich.

Ende 1973 war Maffay dann wieder in der Spur – mit dem kommerziellen „Lieder, Freunde und Wein“ gelang eine Top-50-Notiz in den Hitparaden. Erneut gab es eine Kooperation mit Giorgio Moroders „Chicory Tip“ – deren „Cigarettes, Women And Wine“ wurde eben zu „Lieder, Freunde und Wein“. Kurz vor Weihnachten trat Maffay damit erneut in Ilja Richters Disco auf. In einem Interview mit der Zeitschrift TV-Spielfilm nannte Maffay diesen Song 2003 als Beispiel für einen Song, der ihm inzwischen peinlich ist: „Die zweite Zeile von Lieder, Freunde und Wein zum Beispiel. Die heißt: Ich habe alles, um glücklich zu sein. Diese Reduktion ist mir heute nicht mehr so willkommen".

Am 15.06.1974 stellte Maffay in Hecks Hitparade einen Titel vor, der in mehrfacher Hinsicht historisch war: Mit „Einer muss gehen“ wurden Wieder die Verkaufs-Charts nicht geknackt, und dass eine Platzierung in Hecks Sendung nicht gelingt, daran hatte sich Maffay vermutlich inzwischen gewöhnt. Bemerkenswert ist die Single vor allem wegen ihres Produzenten, Joachim Heiders – Maffay hatte sich von Kunze getrennt und den Produzenten gewechselt. Mit Heider zog Maffay auch gleich neue Musiker an Land, seine Begleitband bestand fortan aus Thomas Schiedel (Gitarre), Ingo Kramer (Gitarre), Thor Baldurson (Piano, Orgel), Paul Cameron (Bass) und Martin Harrsion (Schlagzeug) – ein klares Indiz, sich in Richtung Rock zu bewegen.

Zu den unterschiedlichen Produzenten äußerte sich Maffay in einem Interview wie folgt: „Mit Michael Kunze, der mich entdeckt hat und mit dem ich die erste Platte machte, hatte ich natürlich ein anderes Verhältnis als jetzt mit Achim Heider. Michael hat mir damals gesagt, was ich zu tun habe. Einspruchsmöglichkeiten gab es da keine. Mit Achim streite ich über die Musik so oft, dass es gelegentlich schon an die Energie geht. Aber diese Auseinandersetzungen sind notwendig.“

Zum „Einer muss gehen“-Song ist noch zu sagen, dass es interessant ist, dass Produzent Heider das Thema Jahre später weit erfolgreicher mit Marianne Rosenberg aufgriff in „Marleen – einer von uns beiden muss nun geh’n“. Aus weiblicher Sicht war die Thematik wohl kommerziell griffiger als aus männlicher Sichtweise. Sehr bemerkenswert an Maffays Single ist auch dessen Cover-Gestaltung – er guckt zwar wie ein harter Rocker – hat gleichzeitig ein „Rock’n’Roll“-Hemd an, wie es gerne auch Tanztee-Alleinunterhalter zu tragen pflegten.

Die damalige Promotion-Taktik lautete wohl, behutsam in Richtung angloamerikanische Rockmusik zu gehen, ohne die Schlagerfreunde vollends aus den Augen zu verlieren – diese Stoßrichtung ging mit der ersten Heider-Produktion noch nicht ganz auf, schon eher mit der Folge-Single, nach der auch sein nächstes Album benannt war: „Samstag Abend in unserer Straße“. In der zugehörigen Werbung für die Schallplatte deutet sich der Drahtseilakt der damaligen Plattenfirma Telefunken an – man schrieb: „Neue Pop-Songs des Liedermachers, Sängers und Gitarristen, die zeigen, wie gut der deutsche ‚Schlager‘ sein kann. Peter Maffay stellt seine neuen Produktionen am 3.9.74 in der ZDF-Drehscheibe und am 19.9.74 in der Starparade vor.“

Diesmal war es anders als zu Beginn der Karriere – damals machte die ZDF-Hitparade den Vorreiter, das Publikum zog nach – diesmal war „Samstag Abend..“ bereits im Oktober ein Hit, erst am 30. November 1974 stellte Maffay seine rockige Single in Berlin vor – wie üblich, konnte er sich dort zwar nicht platzieren, erreichte aber nach längerer Zeit wieder eine gute Top-20-Notiz in den Single-Charts.

Im Frühjahr 1975 erschien eine Single, die sich genau eine Woche in den Top-50 halten konnte, also nicht den Erfolg der „Samstag Abend…“-Single einstellen konnte: „Dann komm zu mir“ – geschrieben von Joachim Heider und Christian Heilburg. Interessant an der Single ist die explizite Nennung des Toningenieurs: Peter Wagner. In der Meisel-Verlagschronik ist dazu zu lesen: „Diese beiden Peters sind zu einem künstlerischen und geschäftlichen Erfolgsteam zusammengewachsen, aber nicht nur das, beide waren auch begeisterte Motorradfahrer“. (Die Leidenschaft „Motorrad“ kam Maffay nicht abhanden, obwohl er 1972 einen schweren Motorradunfall hatte). Mit Peter Wagner sollte Maffay noch lange zusammenarbeiten – gleiches gilt für Udo Jürgens, dessen Produzent Wagner über 30 Jahre lang war (, nicht gerade zur Freude aller Fans). Die Plattenfirma hatte sich hinsichtlich des erwarteten Erfolgs wohl spekuliert – sie inserierte: „Schon im Mai der Sommerhit? … Engagiert, eingängig und sehr stark..“. Erst die nächste Single sollte wieder einschlagen.

Vor ziemlich genau 40 Jahren gelang Peter Maffay ein großer Hit, der bis heute noch populär ist. Im Original wurde das Lied „Josie“ 1971 von Dion DeMucci, der mit „Runaround Sue“ einen großen Hit hatte, herausgebracht und floppte. Dem Produzenten Joachim Heider gefiel der Song aber schon damals, und er brachte unter seinem Künstlernahmen „Alfie Khan“ den Song selber heraus mit einem Text von Joachim Relin (bürgerlich Hans Joachim Balke). Auf seinem Single-Cover ist zu lesen: „…erfüllt einen alten Wunsch von Alfie Khan – mal eine richtige Hit-Ballade singen“. – Das hat 1971, als die Platte erschien, noch nicht wirklich funktioniert.

Nun, als Maffay-Produzent, erinnerte sich Heider an den alten Song und bat Christian Heilburg (bürgerlich Gregor Rottschalk) darum, einen neuen Text für das Lied zu schreiben. Diesmal schlug die Pubertätsballade ein wie eine Bombe, es gelang damit der erste Top-10-Hit seit 5 Jahren. Diesmal lag die Plattenfirma Teldec richtig mit ihrer Einschätzung: „Josie gibt Peter Maffay die Chance, mit einem anspruchsvollen, inhaltlich fast schon chansonhaften Lied einen großen Hit zu landen“.

Auf der Erfolgssingle ist ein Vermerk angebracht: „Fragen Sie nach seiner neuen LP ‚Meine Freiheit‘“ – der Bitte sind viele Fans nachgekommen, erstmals in seiner Karriere fand Maffay sich in den Album-Charts wieder. Das Cover ist auch und vor allem hinsichtlich eines anderen Aspekts bemerkenswert – erstmals findet sich dort der berühmte Peter-Maffay-Schriftzug.

1975 gab es die erste kleine Tour mit Maffay und seiner Band „Sahara“. Damals nahm er eine Klausel in alle seine Konzertverträge auf, nach der Eintrittskarten für seine Auftritte nicht mehr als zehn Mark kosten dürfen – das waren noch Zeiten…

Auch privat lief es rund für Peter Maffay – er heiratete seine langjährige Freundin Petra Küfner.

Die nächste Single schrieb Peter Maffay gemeinsam mit seinem Kollegen Michael Holm. Sie ersannen den Song „Ein Bild kann nicht lachen so wie Du“ – immerhin ein Top-30-Hit, den Maffay im Sommer 1976 erneut (wieder ohne Platzierung) in der ZDF-Hitparade vorstellen durfte. In dem Lied geht es um eine zerbrochene Beziehung und wehmütige Erinnerungen an vergangene schöne Zeiten.

Im Herbst 1976 war es wieder Zeit für eine neue LP, dessen Titelsong als Single ausgekoppelt wurde – ein weiterer Riesen-Hit (Top 5) wurde abgeliefert mit „Und es war Sommer“. Das Thema, wie einem 16-jährigen Jungen am 31. August die Unschuld von einer 31-jährigen geraubt wird, hat die Menschen offensichtlich damals wie heute bewegt. Komponist und Produzent des Liedes war Joachim Heider, den Text verfasste Christian Heilburg, der vermutlich Goldsboro-Fan ist. Warum? Der hat 1973 einen Song verfasst, der frappierende Ähnlichkeit mit dem Maffay-Text hat: : „It was a hot afternoon – the last day of june“, „She was 31 and I was 17 – I knew nothing about love, she knew ev’rything”. Ein Schelm, der Böses dabei denkt, wobei sicher auch das Arrangement und der legendäre E-Gitarren-Sound ihren Anteil am Erfolg der Nummer hatten. Im Buch „Die 100 Schlager des Jahrhunderts“ ist dazu zu lesen: „Das von dem Bluesgitarristen Frank Diez gespielte Gitarrenlick steigert die erotische Spannung, bis es sich in einem grandiosen Solo befreiend entlädt. Am Ende des Solos fällt wieder Maffays Gesang ein und schildert zugleich verhüllend und offenbarend das, was sich der Hörer während des in sämtliche Blutbahnen vordringenden Solos ausmalen konnte: ‚…und als ein Mann sah ich die Sonne aufgehen …‘“.

Zwei weitere Lieder passen zu Peters Hammer-Hit – u. a. Dalidas 1974 erschienenes „Er war gerade 18 Jahr‘“. Während Peter singt „der letzte im August“, sang Dalida: „der Sommer ging, als ich ihn sah“. Das legt natürlich den Verdacht nahe, dass Peter Maffay seine Unschuld an Dalida verlor. – Umgekehrt ist „Und es war Sommer“ wohl der Gegenentwurf zu „Josie“.

Sowohl Single als auch LP waren enorm erfolgreich, das Album kam bis auf Platz 4 der Charts – 1977 wurde ihm dafür der Deutsche Schallplattenpreis verliehen, das Album kam bis in die Top 5 der Longplay-Charts. Die Rechnung der Plattenfirma ging auf: „Mit Gefühl und Poesie in die Charts. ‚Und es war Sommer‘ wird der große Herbst-Erfolg. Denn Peter Maffay singt, was die Fans empfinden, was sie fühlen – da werden die schönsten Sommererinnerungen wach“. Das ZDF war bei der Promotion gerne behilflich: Am 9.10.76 war Maffay in der Disco zu Gast, am 11.10. in der Drehscheibe und am 23.10.76 in der ZDF-Hitparade – auch im neunten Anlauf schaffte Maffay es nicht, sich dort zu platzieren. Dennoch dauerte es bis 1991, dass dem Album eine Goldene Schallplatte vergönnt wurde.

Den Gedanken, weiter die Rocker-Karriere zu verfolgen, gab Maffay nie auf. So wurde 1976 die Idee zu einem ungewöhnlichen Projekt geboren – und das kam so: Am 14. Februar 1976 trat Maffay als Stargast bei der RTL-Löwenverleihung auf. Dort lernte er Costa Cordalis‘ Bassisten Johnny Tame kennen. Gemeinsam machten sie noch vor Ort eine Session und bemerkten noch vor Ort in Dortmund, dass sie sich menschlich und musikalisch gut verstanden. Sie vereinbarten, eine gemeinsame LP aufzunehmen.

Die erste gemeinsam als „Tame & Maffay“ veröffentlichte Single war „Making It Better“. Der Song im Coutryfolk-Stil war nicht so erfolgreich wie Maffays Solo-Projekte.

Aber auch in deutscher Sprache machte Maffay parallel weiter. Gemeinsam mit Christian Heilburg schrieb er den Song „Komm doch heute Nacht zu mir“ – die Plattenfirma war sich sicher: „Ein rhythmisch-romantischer Song, eine Aufforderung, die jeder gern hört. Kenner urteilen: ‚Das ist Peter Maffays schönste Frühjahrssingle‘ Damit setzt Deutschlands beliebtester Interpret neue Akzente für 1977“.  Wenngleich immerhin ein Top-30-Hit dabei raussprang, wurde die in den Song gesetzte Erwartungshaltung wohl nicht ganz erfüllt. Der Song war übrigens ein „Non-Album-Track“, der lediglich auf der Best Of-LP „Frei sein“ später noch auf einem Album veröffentlicht wurde.

Im Herbst 1977 erschien wieder ein Album („Dein Gesicht“) mit einer neuen Single: „Andy – Träume sterben jung“. Der Song um eine echte Männerfreundschaft war vielleicht nicht kommerziell genug – erstmals nach längerer Zeit konnte die Single sich nicht in den Charts platzieren, auch die LP war nicht annähernd so erfolgreich wie „Und es war Sommer“.

Weit besser lief die „Blitz-Tournee“ im April 1977, die 4.900 Zuschauer gesehen hatten – der Test war so gut, dass Konzertmanager Funke für den November 1977 eine große Tour ansetzte. Die von Bravo und RTL präsentierte Tour war ein großer Erfolg. Von 18 Konzerten waren 12 ausverkauft und 6 „sehr gut besucht“, so dass man sich für eine Fortsetzung der Tour im März 1978 entschied und das Programm auf LP veröffentlichte („Peter Maffay live“; Single „My Love“).

Ende 1977 trennte sich Maffay von Joachim Heider. Die nächste Single, „Doreen“, produzierte, komponierte und texte er selber- leider nicht von Erfolg gekrönt. Meines Wissens wurde der Titel seit damaliger Zeit nicht wiederveröffentlicht.

Danach machte Peter Maffay eine schöpferische Pause von einem Jahr Länge. In der Zeit hat er sich die Welt angesehen, unter anderem die Sahara, Südamerika und die Antarktis. Während dieser Zeit wurde ihm das Scheitern seiner Ehe endgültig klar, er zog nach Frankfurt zu seiner neuen Freundin, der Pädagogikstudentin Chris Heinze.

Erst am 8. Januar 1979 begann er mit den Arbeiten zu einer neuen LP, die Maßstäbe setzte und richtungsweisend wurde. Gemeinsam mit profilierten Studiomusikern wie Steffi Stephan, Eddie Taylor und Bertram Engel, Mitgliedern von Udo Lindenbergs „Panikorchester“, nahm er eine Schallplatte mit Texten von Bernd Meinunger und Volker Lechtenbrink auf: „Steppenwolf“ (benannt nach einem Roman von Hermann Hesse) – die LP übertraf alle Erwartungen, wurde mit Gold und Platin und (erneut) dem Deutschen Schallplattenpreis ausgezeichnet und war weit über ein Jahr in den Albumcharts vertreten, kam bis auf die Spitzen-Position. (Die Verleihung einer Goldenen Schallplatte an einen deutschsprachigen Künstler war damals recht ungewöhnlich, so dass das gebührend gefeiert werden musste: Am 30. August fand die Verleihung in Urthal (Bayern) statt, wobei sich die Gäste an über dem offenen Feuer gerösteten Forellen laben konnten – tolle Sache, so ein LP-Erfolg!)  – Neben Maffay war Peter Wagner Co-Produzent des historischen Albums.

Die erste Singleauskopplung stand der LP in fast nichts nach – es war Maffays zweiter Nummer-1-Erfolg seiner Karriere: „So bist Du“, komponiert von ihm selber und getextet von Dr. Bernd Meinunger. Da sich Maffay damals in einer Trennungszeit befand, kommen Textzeilen wie „….und wenn ich geh‘, dann geht nur ein Teil von mir“ natürlich besonders authentisch rüber. Über Monate hinweg war der Song auf Platz 1 der deutschsprachigen Single-Charts – und damit nach damaligem Modus automatisch auch auf Platz 1 der ZDF-Hitparade. Erstmals gelang es Maffay daher, mit einem Lied gleich mehrfach in Hecks Hitparade dabei zu sein, wobei es ihn sehr störte, dass das eigentlich 5 Minuten dauernde Lied aufgrund der Wettbewerbsgleichheit auf rund 3 Minuten gekürzt werden musste. Ob es daran lag oder andere Gründe hatte – jedenfalls war Maffay in dieser Zeit zwar vier mal Spitzenreiter in Berlin, absolvierte aber nur zwei Spitzenreiter-Auftritte…

Viele Jahre später coverte GZSZ-Schauspieler und „Gangsterrapper“ Oli P. den Song – mit erstaunlichem Erfolg – erneut kam der Song auf Platz 1 der deutschen Charts.

Mit dem von Volker Lechtenbrink getexteten Song „Du hattest keine Tränen mehr“ aus dem Steppenwolf-Album wurden die 1970er Jahre für Maffay noch mal mit einem Top-30-Erfolg abgeschlossen, was die Tonträger angeht.

Wenngleich Peter Maffay mit dem Album in neue Dimensionen vorstieß und wohl endgültig zum Rocksänger mutiert ist, analysierte das Fachblatt „Musikinformationen“ im April 1979: „Natürlich ist er kein Rocksänger wie Lindenberg (, an dem in Deutschland immer noch alle gemessen werden); seine Texte unterscheiden sich wohl auch von dessen Lebensauffassung. Wo Lindenberg knallharte Fakten bringt, ist Maffay eher romantisch-verhalten, aber muss er deswegen etwa schlechter sein?“ – auch dieses Fachblatt musste wohl im Laufe der Jahre umlernen….

Das Duett mit Johnny Tame setzte Maffay fort – Ende 1979 erschien die LP „Tame & Maffay 2“; die Single „Victory (You Give What Love Has Taken“) war allerdings kein Erfolg.

Erwähnenswert ist, dass Maffay Ende 1979 noch auf große erfolgreiche Deutschland-Tournee ging, in dessen Rahmen es auch Platin-Auszeichnungen für „Steppenwolf“ gab.

Angesichts des großen Erfolges, den Peter Maffay mit seiner Plattenfirma Telefunken / Teldec hatte, war es durchaus überraschend, dass am 14. September 1979 ein Vertrag mit einer neuen Plattenfirma unterzeichnet wurde, mit der Metronome. Letztlich ausschlaggebend soll damals gewesen sein, dass Peter Maffay bei Metronome kreative Entscheidungsfreiheit erhalten habe. Die Teldec war darüber „not amused“ und meinte, dass ihr zumindest noch die Einspielung einer Langspielplatte zugestanden hätte. Maffay hat als Kompromiss den Live-Mitschnitt eines Konzert angeboten, die Teldec hatte abgelehnt. So ging die Sache vor Gericht. Die 21. Zivilkammer des Landgerichts in München wies die Teldec-Klage Ende Oktober 1980 ab – Maffay hat den Prozess gewonnen.

Den Fan hat das Vertrags-Wirrwarr nicht gestört – die neue LP „Revanche“, nun bei Metronome erschienen, aber mit ähnlichem Team wie dem „Steppenwolf“-Team produziert, war erneut ein gigantischer Erfolg – wieder gab es Gold und Platin, erneut wurde die Poleposition der Charts geknackt.

Die erste Singleauskopplung, „Weil es Dich gibt“, schrammte knapp an einem Top-10-Hit vorbei (Platz 11 in den Charts). Der Song wurde in der ZDF-Hitparade, bei der wieder gewählt werden durfte, die also nicht auf Verkaufszahlen basierte, vorgestellt – und erneut dort nicht unter die ersten 3 gewählt. Co-Texter war übrigens wieder Volker Lechtenbrink – damals „revanch“ierte er sich wohl dafür, dass Maffay auf dessen Platte auch als Autor mitwirkte.

Die zweite Single aus dem Album ist auf lange Sicht ein Evergreen geworden und hat eine eigene Geschichte: Mitte der 70er Jahre schrieb der DDR-Textdichter Helmut Richter eine Geschichte über eine unglückliche Ost-West-Liebe, die vom DDR-Fernsehen verfilmt wurde. Für den Film sollte das Lied „Über 7 Brücken musst Du gehen“ vertont werden, damit wurde Komponist Ulrich „Ed“ Swilms beauftragt. Das Lied wurde von der DDR-Band Karat aufgenommen und wurde recht erfolgreich. – Die Single wurde übrigens auf vielfachen Wunsch ausgekoppelt – TV-Premiere des Songs war am 27.11.1980 in Michael Schanzes Show-Express.

Im Jahr 1980 gab Peter Maffay ein Konzert in Wiesbaden. Dort hörte er im Autoradio genau diesen Song und bat um Einverständnis, das Lied mit eigenem Arrangement zu veröffentlichen. Die Zustimmung kam – der Rest ist Geschichte – Maffays charakteristisches Arrangement mit dem Saxofon-Solo wurde ein großer Top-5-Hit; auch Karats Version verkaufte sich anschließend sehr gut – bis heute ist der Song ein echter Ost-West-Klassiker.

Speziell für die Musikautomaten (, die es selbst Anfang der 1980er Jahre noch gab) wurde als dritte Single noch die gefühlvolle Ballade „Mein Kind“ als Single veröffentlicht. Co-Autorin des Liedes war übrigens Maffays spätere Ehefrau Chris Heinze, mit der er später auch ein Kind adoptiert hatte.

Am 08. Dezember 1980 gab es einen Dämpfer von ungewohnter Stelle – das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ verriss Maffay als „James Dean von der Stange“. Weitere Zitate des Spigel-Artikels von damals: „..hat ihm der Fließband-Texter-Meinunger allerdings auch Sprüche im Landser-Kameradenton in den Mund gelegt. Im Song ‚Selbstvertrauen‘ gibt er den Rat, den ‚inneren Schweinehund‘ zu überwinden. Da lässt der blonde Heino grüßen“. Oder „Eine ‚lyrische LP‘ will er nun machen. Das kommt einer Drohung gleich.“

Von dieser Veröffentlichung zeigte Maffay sich alles andere als begeistert – in der Fachzeitschrift Musik Informationen äußerte er sich dazu wie folgt: „Das trifft mich insofern, als ich, wenn ich so was lese, das Gefühl haben muss, dass ich der letzte Idiot bin und die Leute, die meine Platten gekauft haben, ebenfalls alle Idioten sind. … Das halte ich für eine Arroganz ohnegleichen.  Diese unheimlich verkrampfte Art, eine Sache in dem Augenblick schlecht zu finden, in dem sie erfolgreich ist, ärgert mich. … Seine Art zu schreiben, halte ich für eine Schreibart, sich auf dem Rücken anderer zu profilieren, und das ist etwas, was ich miserabel finde. Das ist ganz einfach schlechter Journalismus! .. Damit degradiert man menschliche Empfindungen zu Dreck. Ich finde diese ewige verkrampfte ‚Sägerei‘ zum Kotzen“. – Es bleibt zu bezweifeln, dass der Spiegel-Journalist und Maffay später gute Freunde geworden sind – interessant ist aber, dass die Kritik Maffay offensichtlich bis ins Mark getroffen zu haben scheint.

Zwischen Januar und Mai 1981 ging Maffay erneut auf große ausgedehnte sehr erfolgreiche Deutschland-Tour – erneut mit Johnny Tame als speziellen Gast.

Im Frühjahr 1982 war es wieder Zeit für eine neue LP: „Ich will leben“. In der Fachzeitschrift „Musik Informationen“ war zu lesen, dass in den Songs beißende Kritik, aber keine Resignation zu hören sei – kantige Rockmusik im Wechsel mit versöhnlichen Balladen. Lob fand das Blatt für Maffays Kontinuität in der Arbeit: „Wohltuend wenig hat sich Maffay an fahrende Züge angehängt. Er hat nicht die Nachrichten der Tagesschau vertont oder versucht, mit großem Netz den Zeitgeist einzufangen. Er will mehr: anregen, inspirieren.“ Die LP war erneut ein gigantischer Erfolg, wieder wurde locker der 1. Platz der Album-Charts erreicht.

Als erste Single wurde Anfang 1982 das bemerkenswerte Lied „Lieber Gott“ ausgekoppelt, bei dem nach längerer Zeit auch Christian Heilburg und Michael Kunze als Co-Autoren fungierten. Im Februar 1982 stellte er letztmals eine Single in der ZDF-Hitparade vor – erstmals konnte er sich mit Publikumsstimmen platzieren und wurde schließlich sogar mit dem religiös angehauchten Titel Spitzenreiter in Berlin – in der letzten Hitparade der Ära vor Einführung des TED-Systems, dem Maffay sich dann nicht mehr stellen sollte. Ob es einen Zusammenhang gibt oder nicht – man weiß es nicht, jedenfalls war es auch bis heute Maffay letzte Top-10-Single in den Single-Charts (- wobei das sicher vor allem mit den exorbitanten Erfolgen in den Album-Charts zusammenhängt -).

Ebenfalls auf Single ausgekoppelt wurde der in Zeiten des kalten Krieges entstandene apokalyptische Titel „Eiszeit“, der übrigens ursprünglich Namensgeber der später „Ich will leben“ benannten LP werden sollte. Die damals recht populäre Fernsehansagerin Dhana Moray ist Co-Autorin des Songs. Passend zum Songtitel (nicht zum Songinhalt) wurde auf dem Jungfraujoch im Oktober 1982 Maffay Gold für 35.000 verkaufte Exemplare in der Schweiz an Maffay vergeben.

Der neuen LP schloss sich erneut eine Tour an: Zwischen dem 24. August und dem 2. Oktober 1982 ging Maffay wieder auf Tournee. Gebucht waren die größten Hallen und Freiluft-Arenen. Die Nachfrage war inzwischen so groß, dass  eigene Systeme für den Vorverkauf etabliert wurden. Am 8. Mai 1982 waren an ausgesuchten Stellen Tickets ab 10 Uhr verfügbar, damit jeder Fan die gleiche Chance für ein Ticket erhielt. Den Fans wurde im Vorfeld kommuniziert, dass die LPs „Ich will leben“, „Revanche“ und „Steppenwolf“ den Stamm des Repertoires bilden würden und es kein Vorprogramm gebe.

A propos Vorprogramm – das absolvierte Maffay im Sommer des Jahres für die Rolling Stones. Es sollte eine der größten Pleiten seiner Karriere werden – auch wenn er pro Auftritt – wie Veranstalter Fritz Rau später augenzwinkernd erzählte – DM 2,00 pro Stones-Ticket verdiente. Die NRZ berichtete im Juni 1982 beispielsweise: Einer jedoch geht völlig baden – Peter Maffay, der hausgemachte Rock-Liebling, erntet in dieser Zusammenstellung eine deftige Portion Pfiffe. Da nützt es auch nichts, die Rettung auf dem Weg „Über sieben Brücken“ zu suchen. Verheizt wird hier einer, dem am Premieren-Abend in illustrer Umgebung doppeltes Plattengold überreicht werden soll – und der, entnervt, lieber daheim bleibt.“

Maffay selbst äußerte sich rückblickend über diese Zeit wie folgt: „Leichtsinnig. Ich fand das toll, andere Leute nicht. Es war einfach ’ne Fehleinschätzung. Wenn man mit dem Makel des Schlagers im Genick anfängt, sich zu verändern, dann wird das nicht einfach gegessen“.

Kurz vor diesem einschneidenden Erlebnis meldete das Branchenblatt Musikmarkt am 01. Mai 1982: „Peter Maffay und Michael Conradt arbeiten auch künftig weiter miteinander. Der Managementvertrag wurde um weitere sechs Jahre verlängert. Nach Auslaufen dieses Vertrages werden sie dann 15 Jahre zusammengearbeitet haben“. Wie schnell sechs Jahre vergehen, konnte man am 15. November 1982 im gleichen Blatt lesen: „Peter Maffay und sein Manager Michael Conradt werden nur noch bis zum Jahresende 1982 zusammenarbeiten. Dann endet ihre zehnjährige Partnerschaft in gegenseitigem, bestem Einvernehmen, wie versichert wird.“ – Ein Schelm, der Böses dabei denkt….

Vor eigenen Fans hingegen war der Erfolg gewohnt phänomenal. Das Open Air in Bad Segeberg wurde aufgezeichnet und als 45-Minuten-Mitschnitt am 29. Oktober 1982 im ZDF ausgestrahlt. Sowohl als Tonträger als auch auf Video wurde es auch veröffentlicht – sogar als „Bildplatte in Laser Vision“ war das Live-Konzert damals erhältlich – als 90-minütiger Mitschnitt. Für die Aufzeichnung wurden damals 20.000 Meter Videoband verbraucht. Revolutionär: Der Klang wurde in Stereoqualität mitgeschnitten.

Unter anderem enthalten darauf: Maffays Version des Volker-Lechtenbrink-Songs „Leben so wie ich es mag“ – der rockige Song ist ein Cover des Don Williams-Hits „Tulsa Time“ mit einem starken Text von Volker Lechtenbrink – dieser Live-Titel wurde auf Single ausgekoppelt.

Im gerade zitierten „Spiegel“-Bericht vom Dezember 1980 wurde erwähnt, dass Peter eine „lyrische LP“ geplant hatte (Zitat: „Eine ‚lyrische LP‘ will er nun machen. Das kommt einer Drohung gleich“. Um das Zitat aufzugreifen: Am 26. September 1983 machte Maffay seine Drohung wahr – er veröffentlichte die Konzept-LP , die dann allerdings eine Kinder-LP wurde: „Eine musikalische Reise für Kinder und solche, die es geblieben sind“ war „Tabaluga oder die Reise zur Vernunft“. Dort wird die Geschichte des neugierigen und übermütigen Drachenkindes Tabaluga erzählt. Von seinem Vater Tyrion auf die Reise geschickt, erlebt Tabaluga die verrücktesten Abenteuer und trifft den Baum des Lebens, die Schildkröte Nessaja, verliebt sich in einen Salamander und erfährt von den Ameisen: „Arbeit ist das halbe Leben“.

Die Konzept-LP entwickelte Peter Maffay in Zusammenarbeit mit dem sehr populären Kinderliedermacher Rolf Zuckowski und dem Textdichter Gregor Rottschalk (, der sich bei früheren Maffay-Produktionen ja „Christian Heilburg“ nannte). Zur LP wurde auch ein Buch mit Zeichnungen von Helme Heine veröffentlicht. Die LP wurde in Maffays damals neuen Studio in Tutzing produziert – seit April 1983 arbeitete er an der Produktion – die dort tätigen Musiker sind die, die auch sonst zuletzt mit Maffay zusammenarbeiteten.

Damals vielleicht kaum absehbar – „Tabaluga“ wurde zu einem Dauerbrenner mit Folgen – auch in diesem Jahr gibt es ja wieder eine Tabaluga-CD-Veröffentlichung. Die ausgekoppelte, von Rolf Zuckowski und Peter Maffay geschriebene Single „Nessaja“ („Ich wollte nie erwachsen sein“) ist ein echter Evergreen geworden, den sogar Helene Fischer in ihr Programm aufgenommen hatte – auch Scooter hat sich des Liedes angenommen.

Ende 1983 gab es eine überraschende Nachricht. Das Branchenblatt Musikmarkt berichtete: „Peter Maffay wird zur Teldec zurückkehren. Am 1. Januar 1984 ist er wieder Vertragsinterpret des Hamburger Unternehmens, das diesen Wechsel in einem Fernschreiben folgendermaßen kommentiert: ‚Am 08.12.1983 wurde eine kurzfristig unterbrochen gewesene, elfjährige Zusammenarbeit für fünf Jahre zwischen Peter Maffay und der Teldec vereinbart‘.“ Auch angesichts der zuvor gelaufenen Gerichtsverfahren möchte man sagen: Pack schlägt sich – Pack verträgt sich.

Am 10. Februar 1984 wurden geladene Gäste mit einem Bus nach Tutzing in den Bungalow Peter Maffays gefahren, um im Sousterrain der Gold- und Platinverleihung für „Tabaluga“ beizuwohnen und die neue LP vorzustellen. „Erstaunlicherweise“ glänzte ein Vertreter der Ex-Plattenfirma, der Metronome, dabei durch Abwesenheit.

Bereits am 18. Februar 1984 – nur wenige Monate nach Veröffentlichung der Tabaluga-LP – stellte er in der ZDF-Show „Wetten, dass…“, dessen Rekordgast er später wurde, mit den meisten Auftritten, seine erste LP nach dem Vertragswechsel vor: „Caramboulage“. Das Team ist in etwa geblieben, wobei als weiterer Produzent Peter Hauke mit ins Boot genommen wurde. Erneut brachte Maffay mit dieser Scheibe ein neues Konzept: Die Platte hat eine Morgen- und eine Abendseite. Der Künstler sagte dazu: „Morgens  hören die meisten Menschen andere Musik als abends“. Da Maffay selbst morgens eher aktive, abends ruhige Titel hört, ist Seite A rockig und Seite B balladenhaft. – Die Käufer einer CD gucken bei dieser Vorgehensweise vermutlich in die Röhre, wenn sie sich „Seite B“ anhören wollen…

Gemeinsam mit Bernd Meinunger schrieb Maffay die erste Single des Albums, „Karneval der Nacht“ – mehr als eine Top-50-Platzierung war damit nicht drin.

Mit Beginn des Kartenvorverkaufs für seine neue 1984er Tournee erschien eine zweite Single des Albums: „War ein Land“, die deutsche Version des Bette-Midler-Evergreens „The Rose“ – Co-Autor war erneut Rolf Zuckowski. Maffay war nicht der erste, der diesen Song eindeutschte – auch Katja Ebstein und Nana Mouskouri haben sich des Titels angenommen, allerdings mit mehr sich am Original orientierten Texten.

Nach einer erneut erfolgreich abgeschlossenen Tour beendete Maffay die Zusammenarbeit mit seinem langjährigen Kumpel Johnny Tame, dessen Gesundheitszustand damals sehr schlecht war. Eine letzte gemeinsam produzierte Single, „You Won’t Be Hurt Again“, mutierte 1984 zum Flop.

Ab dem 9. April 1985 trafen sich Maffay und seine Musiker in seinem Red Rooster Studio. Zunächst wurde geprobt, und nach einer Woche wurden die Stücke live eingespielt, um die lebendige Atmosphäre möglichst authentisch zu konservieren. Historisch: Erstmals erschien parallel zu einer LP ein Video – das wurde ab dem 29. Mai 1985 in Hamburg gedreht – zu jedem der zwölf LP-Titel entstand ein Video-Clip. Spannenderweise wurde die LP von der Teldec vertrieben, das Video hingegen von WEA. Das Plattencover gestaltete der renommierte Maler Gottfried Helnwein.

Die erste Single der gleichnamigen LP hieß „Sonne in der Nacht“; Maffay war damit am 21. September 1985 erneut zu Gast bei „Wetten, dass…“. Textdichter war erstmals bei einer Maffay-Single Burkhard Brozat, der kurz darauf selber als Sänger in Erscheinung trat und für seine Texte 1994 auch den Fred-Jay-Preis in Empfang nehmen durfte. Obwohl der etwas an den Police-Klassiker „Every Breath You Take“ erinnernde Song sehr kommerziell gehalten war, kam er über die Top-40 in den Charts nicht hinaus.

Die zweite Single kündigte wieder die nächste große Deutschland Tournee 1986 an – die Ballade „Ein Wort bricht das Schweigen“ ist bei Maffay-Fans zwar populär, kam aber nicht in die Verkaufs-Hitparade.

Der erste Song des Albums ist übrigens „Diese Sucht, die Leben heißt“. Bei diesem Song wird lt. einigen Quellen der Part der Violine von der damals 6-jährigen Vanessa Mae (nicht zu verwechseln von Wolkenfrei-Vanessa Mai) gespielt – das findet sich gleich in mehreren Quellen, dennoch habe ich Zweifel, ob das so stimmt – vielleicht kann ein Maffay Fan das ja belegen (oder widerlegen).

Passend zur LP ging es damals auf Tournee. Historisch war dabei, dass Maffay 1986 vor insgesamt 10.000 Zuschauern in Rostock auftrat – 400.000 Ticketanfragen soll es dafür gegeben haben.

Das nächste Lebenszeichen gab Peter Maffay im Winter 1986 von sich – passend zum Weihnachtsgeschäft wurde die Tabaluga-Story fortgesetzt – Motto der neuen LP: „Tabaluga und das leuchtende Schweigen“. Wie alle neuen Maffay-Alben schoss auch dieses Album wieder auf Platz 1 der Charts. Co-Produzent war diesmal Tony Carey; als weiterer Textdichter wurde Peter Zentner mit ins Boot genommen. Als Lokomotiv-Single diente „Die Töne sind verklungen“.

Auch privat waren gewisse Töne bei Peter Maffay verklungen – er trennte sich von seiner zweiten Ehefrau, ließ sich später (am 6. September 1989) auch von Chris Heinze scheiden. Die gemeinsam adoptierte Tochter Nina blieb bei ihrer Mutter. Kurz darauf wurde Maffay für eine kurze Weile in Begleitung der Rock-Musikerin Annette Hopfenmüller gesehen.

Im Jahr 1987 erschien kein Tonträger von Peter Maffay, dafür war er als Schauspieler im Kinofilm „Der Joker“ aktiv, der Film lief ab dem 25. Oktober 1987 in deutschen Kinos. Maffay spielt darin einen im Rollstuhl sitzenden St.-Pauli-Kommissar namens Jan Bogdan, der einen Kampf gegen die Mafia führt. Neben Maffay spielte u. a. Armin Müller-Stahl im Film mit.

Für seine schauspielerische Leistung erhielt der Rocksänger überraschend gute Kritiken, die Zeit schrieb beispielsweise: „Maffay agiert in dieser Rolle als Naturtalent. Konsequent verhärtet sich seine Körpersprache immer mehr“. Das Branchenblatt Cinema jubelte: „Peter Maffay ist die absolute schauspielerische Talententdeckung. Seine Leistung wird selbst die überzeugen, die seine Musik weniger mögen“.

(…)

Stephan Imming, 24.10.2015
http://www.rcadeutschland.de/
http://www.maffay.de

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