MAITE KELLY
Interview mit Maite Kelly zu ihrer neuen CD “Die Liebe siegt sowieso”!

Das Album ist ab heute (12.10.2018) im Handel – auch als “Limitierte Fanbox”!

 

Ihr neuestes Album heißt „Die Liebe siegt sowieso“. Wie sehr bringen Sie sich ein mit Text, Musik und Produktion?

Ich habe vor anderthalb Jahren begonnen, das Album zusammen mit meinem Team zu schreiben. Ich bin nicht nur in den Schreibphasen, sondern auch in den Produktionsphasen aktiv dabei. Wenn ich ein Songgerüst fertig habe, gehe ich damit zu Roland Spremberg und sage ihm, in welcher Richtung ich es gerne produziert haben möchte. Zudem arbeite ich mit dem Arrangeur Oli Nova zusammen. Felix Gauder hat sich vom Szene-DJ zu einem Top-Produzenten entwickelt. Dann gebe ich gemeinsam mit Olaf Bossi den Texten den letzten Schliff. Mein Job ist es, die Songs nicht nur sehr gut zu singen, sondern ein Gesamtgefühl zu transportieren. Die Hörer sollen jeden Song dreidimensional empfinden. Entweder ist der Hörer Beobachter oder er hat das Gefühl, dass er den Song selber singt. Oder er singt den Song für jemand anderen.

Warum ist die Liebe diesmal Ihr Hauptthema? Ist „Die Liebe siegt sowieso“ gar ein Konzeptalbum?


Überhaupt nicht. Es war reiner Zufall, dass wir so viele Themen über die Liebe hatten. Ich habe ursprünglich 30 Songs geschrieben und 22 davon produziert. Ich bin aber kein Freund von Konzeptalben. Auch die großen Persönlichkeiten des Schlagers hatten bei jedem Album eine gewisse Tonalität und Botschaft, aber nicht bewusst. Ich werde bald 40 und schlage das zweite große Kapitel meines Lebens auf. Vielleicht habe ich mich noch nie so sehr mit der Liebe beschäftigt wie jetzt als erwachsene Frau. Wenn man sich nach dem Sinn des Lebens fragt, kommt man immer wieder auf die Liebe und vor allem die Freundschaft. Meine Scheidung hat mich natürlich sehr beschäftigt. Solch ein Bruch ist eine Chance, sich noch einmal klar zu machen, was wichtig ist im Leben. Ich reagiere mit jedem neuen Lebensjahr immer sensibler auf die kleinen Gesten meiner Mitarbeiter, Freunde oder Familie. Ich spüre, wie zerbrechlich ich bin, aber in dieser Nahbarkeit liegt auch meine größte Kraft.

Wie gut kennen Sie sich mit dem Thema Liebe aus?


(lacht) Ob ich eine Liebesexpertin bin? Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass ich die Liebe liebe und die Liebe lebe, so gut ich kann, und zwar in allen Facetten – ob als Frau, Mutter oder Mitbürgerin. Man muss nicht viel Erfahrung haben, um die Liebe zu verstehen. Man fühlt sie einfach. Die Liebe kommt auch immer ungefragt – und sie macht, was sie macht.

Welcher Song auf der Platte beschreibt Sie am besten?


„Wenn ich liebe“ beschreibt mich als Frau. Wenn ich mit einem Mann zusammen bin, gebe ich mich ihm völlig hin. Das kann gut gehen oder auch nicht (lacht). Die Liebe kommt und sie kann auch wieder gehen.

Muss man alles über das man singt selbst durchlebt haben, um authentisch zu sein?


Man muss nicht alles selbst erlebt haben, um authentische Gefühle rüberzubringen. Ich bin noch nie eine Beziehung eingegangen ohne die Absicht, dass sie für immer ist. Aber es gibt auch Momente, in denen man sich von einer großen Liebe verabschieden muss. Es gibt enge Freundschaften, die auseinandergehen und man weiß Jahre später nicht, warum man damals nicht Danke gesagt hat.

Wer oder was hat Sie zu dem Song “Ich bin da” inspiriert?


Mama Ursula. Das ist eine ganz tolle Frau aus einer anderen Generation. Sie hat vieles erlebt und keine Angst davor, auf eigenen Beinen zu stehen. Wenn Mama Ursula zu mir sagt: „Ich bin da“, dann hat das einen bestimmten Nachklang. Das ist ein Satz, der für mich musikalisch noch nie eingerahmt wurde. Ich wollte ausdrücken, wie es sich anfühlt, wenn jemand wirklich für einen da ist!

Ein Lied auf der Platte heißt „Held (Ein Löwenherz)“. Was hat Liebe mit Heldentum zu tun?


Dieser Song ist eine klare Hymne für unsere Andrea. Meine Kinder haben keine Oma, weil meine Mutter schon verstorben ist. Andrea ist mein Rückhalt, wenn ich unterwegs bin, weil sie dann auf meine Kinder aufpasst. Ohne die Helden des Alltags kann unsere Gesellschaft nicht so stark bleiben wie sie ist. Einer meiner besten Freunde ist Kfz-Mechaniker. Zu meinen Konzerten kommt vielleicht der Notar aus der Eifel, aber auch die Bäckerin von nebenan. Sie alle teilen meinen Sinn für Humor und Poesie. „Held“ habe ich geschrieben für die Heroen des Alltags. Sie sind bodenständig und haben einen gesunden Menschenverstand. Man muss kein Philosoph sein, um die Ethik von Aristoteles ganz klar zu leben. Die Menschen, die ich liebe und für die ich singe, sind ehrliche Häute mit einem Gefühl für Gemeinschaft. Sie geben mir das Gefühl, dass wir diesen Wahnsinn überleben, der gerade in der Politik passiert. Sonst würde ich wahrscheinlich meinen Humor verlieren.

Ist Liebe die einzige Antwort auf den Hass und die Angst unserer Zeit?


Ja. Wenn man über Liebe spricht, darf man die erotische Liebe nicht vergessen. Sie allein reicht aber nicht, um den Menschen durchs Leben zu tragen. Er braucht vor allem Freundschaft und Brüderlichkeit. Es gibt Menschen, die verspüren selbst unter den schwierigsten Bedingungen noch Freude. Das ist auch ein Ansatz in meiner Lebensphilosophie, die gepaart ist mit Liebe. Aus dieser Kombination entspringt eine weitere Kraftquelle: die Zuversicht.

Wie wichtig ist der Schlager für Ihr eigenes Seelenleben?

Große Sänger wie Udo Jürgens oder Roland Kaiser haben verstanden, dass gute Schlager Lebenslieder sind. Der Lebensschmerz des Menschen wird dadurch gelindert, dass man eine gewisse Tiefe in Leichtigkeit verpackt. Wenn meine Musik das Placebo gegen Liebeskummer ist, dann habe ich meine Mission als Künstler erfüllt. Ich bin ein Lebensschmerzbegleiter. Manchmal hilft nur Lachen und manchmal nur Tanzen und dafür brauche auch ich Musik!

Sie haben schon als Kind auf der Bühne und im Plattenstudio gestanden. Wie haben Sie das alles emotional verkraftet?


(lacht) Indem man die Dinge ernst, aber nicht zu ernst nimmt. Wenn es um Herzschmerz oder Krankheiten geht, sind wir doch alle gleich. Eine Psychose kann jeder entwickeln. Ich will nicht mit Selbstmitleid anfangen, sondern lieber immer dankbar bleiben. Dankbarkeit und die Fähigkeit sich helfen zu lassen sind das beste Mittel gegen jede psychische Krankheit oder Angst.

Was ist eine gute Work-Life-Balance?

Ich halte die Waage, indem ich „Nein“ sage. Ich habe einen tollen Manager, der letztens meinte: “Ich habe das Gefühl, dass du hast mich angeheuert hast, nur um Nein zu sagen”. Das „Nein“ ist ein guter Freund der Muße. Die Stille ist mein bester Berater und Begleiter.

Sie sind die Zweitjüngste von zwölf Geschwistern. Wie behütet sind Sie aufgewachsen?


Behütet, weil wir eine geschlossene Truppe waren. Aber bei sieben Brüdern muss man schon überlegen – um zu überleben. (lacht)

Wie oft in Ihrem Leben haben Sie das Glück gefunden?


Ich mag das Wort „Happiness“ nicht so gerne, weil es von „Happening“ kommt. Das bedeutet, das Gefühle von Äußerlichkeiten beeinflusst werden. Das ist mir nicht tief genug! Es gibt in der Bibel ein Wort, das ich sehr liebe: Freude. Freude kann man auch in den schrecklichsten und schmerzhaftesten Momenten empfinden. Freude transformiert den Schmerz. Freude ist die Zwillingsschwester von Demut. Man muss sich auch mal dazu entscheiden, aktiv ein glücklicher und zufriedener Mensch zu sein.

Wie schaffen Sie den Spagat zwischen Mutter und Popstar?


Der Gedanke, dass Arbeit und Familie zwei verschiedene Welten sind, ist grundsätzlich falsch. Wer so denkt, führt ein Doppelleben. Ich bin da ganz anders aufgewachsen. Es gibt bei mir die kontemplative Zeit und die apostolische Zeit. Stille ist ein guter Berater. Während ich im Kochtopf rühre oder die Betten der Kinder mache, sprießen bei mir die Ideen. Außer bei der Goldenen Henne und der Echo-Verleihung war ich dieses Jahr auf keiner Party. Das interessiert mich nicht. Während meine Kinder in der Schule sind, schreibe ich Songs. Und wenn sie wieder da sind, bin ich Mutter. Nein zu sagen kostet mich sehr viel Kraft, aber es führt zu guten Inhalten wie der Kinderbuchreihe über die Hummel Bommel. Es hilft mir auch, auf dem Boden zu bleiben.

Die Hummel Bommel glaubt nicht, dass sie mit ihren kleinen Flügeln und ihrem runden Körper fliegen kann. Wie viel von Bommel steckt in Ihnen selbst?


Die kleine Hummel Bommel fliegt einfach ohne darüber nachzudenken. Sie kann mit ihren kleinen Flügeln großes Gewicht tragen. Die Hummel ist das erste Insekt, welches nach dem Ende des Winters rausfliegt. Diese Figur ist mir manchmal erschreckend nah. Ich glaube sogar, dass die Hummel Bommel jedem nah ist, der unterschätzt wird. Es gibt viele kluge Menschen, die verkannt werden, weil sie vielleicht nicht klug wirken. Sie sehen nicht aus, als kämen sie von einem anderen Stern. Die kleine Hummel Bommel hat aber nicht das Gefühl, dass sie nicht fliegen kann. Erst als andere ihr das sagen, sucht sie sich Leitfiguren, die sie auf den Weg führen. Ich hatte Gott sei Dank im richtigen Moment immer die richtigen Leute. Ohne Klaus zum Beispiel hätte ich nie deutsche Songs gemacht, weil mir die halbe Welt davon abgeraten hat. In Zeiten von Trump und Putin brauchen wir solche Leitfiguren. Mein Album ist ein Beispiel dafür, wie man in sich hineinlauschen und seine eigene Stimme hören kann.

2019 gehen Sie wieder auf Tournee. Was steht auf dem Programm?


Meine Show besteht aus drei verschiedenen Elementen: Balladen, Dramen und Comedy. Es ist eine dramaturgische Show – mit meinen euphorischen Hits, melancholischen Momenten, ich erzähle aus meinem Leben, eine musikalische Reise, ein gemeinsames Happening.

Sind Konzerte die Königsdisziplin für jeden Musiker?


Konzerte zu spielen ist eine von vielen Königsdisziplinen und eine ganz eigene Gabe. Es gibt Künstler, die wollen nur auf die große Bühne. Mit der Kelly Family hatten wir in Frankreich mal eine Show, zu der wirklich kein Mensch gekommen war. Mein Vater wollte schon aufbrechen, als auf einmal ein Pärchen auftauchte. Da entschied mein Vater, dass wir das ganze Konzert jetzt nur für diese beiden spielen. Und es wurde die schönste Show, die ich in meiner Kindheit je erlebt habe. Ein Künstler ist sein Geld nicht wert, wenn er nicht bereit ist, auch für einen einzigen Zuhörer alles zu geben. Ich will nur für die Menschen da sein. Ich würde auch für einen Einzigen spielen. Als ich als Kind Bruce Springsteen gesehen habe, hatte ich das Gefühl, er singe in dem Moment nur für mich allein. Das versuche ich auch in meinen eigenen Konzerten zu vermitteln.

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