UDO JÜRGENS
smago! exklusiv vorab: Die Udo-Jürgens-Serie "Sein Leben – seine Erfolge"! Teil 8: "Merci Chérie"!

Ein weiterer Gast-Beitrag von René Jochade! Mit 7 weiteren Video-Links und einer tollen Foto-Strecke…: 

Im Jahre 1963 sollte es eine weitere große Veränderung in Udos Leben geben:

Wie bereits erwähnt, hatte sich Udos Freund Frank Forster bereits zwei Jahre zuvor in eine rassige Schönheit namens Nora verliebt, welche er auf einer Modenschau während einer seiner Gesangstourneen kennengelernt hatte. Schauspielschülerin Nora hatte versucht, in dieser Zeit als Mannequin ihr Einkommen etwas aufzubessern. Schon bald war sie nicht nur Stammgast in der Schwabinger Villa, sondern alle vier (Panja, Nora, Udo und Frank) zogen schließlich in eine gemeinsame Wohnung.

Als sich Mitte 1961 der erste Nachwuchs ankündigte, war klar, was als Nächstes zu geschehen hatte: "Es war ein sonniger Oktobertag", erinnert sich Frank Forster später, als er sich zusammen mit seiner Verlobten in Schale warf. Mit einem vom vorausgegangenen Polterabend gezeichneten Udo Jürgens im Schlepptau trat er nun also den Weg zum Standesamt an. Kurze Zeit später besiegelte Udo das "Ja" von Freund Frank als Trauzeuge mit seiner Unterschrift.

Schon bald sollte sich Frank seinerseits dafür "revanchieren" können…

Nachdem die frischvermählten Forsters im Januar 1962 Eltern der kleinen Ariane wurden, sollte sich kurze Zeit später auch bei Panja und Udo der gleiche süße Sachzwang einstellen: Panja (eine Frau von wildem Temperament, impulsiv und zärtlich in unberechenbarem Wechsel) – so Frank Forster – war in freudiger Erwartung.

Nun gab es für Udo also kein Zurück mehr, denn das hatten sich die beiden Freunde einander geschworen: "Wenn die große Liebe kommt und dann noch was Kleines, dann wird Hochzeit gemacht!"

Am 11. Oktober 1963 hatte Forster endlich Gelegenheit, nun ebenfalls den Trauzeugen spielen zu dürfen.

Im Schwabinger Prominentenstandesamt in der Mandelstraße überwachte er Udos Ja-Wort gegenüber Panja. Vierter im Bunde beim Jürgens-Bund für's Leben war Harald Stork.

Stork, engster Freund und persönlicher Berater von Friedrich ("Fritz") Karl Flick, war ein Prominenter abseits jeglichen Rampenlichts. Alle drei Männer kannten sich von zahlreichen feuchtfröhlichen Herrenabenden her. Und auch eine "körperliche Gemeinsamkeit" gab es, welche die Spaßvögel dereinst zusammengeführt hatte: Sie bildeten den "Club der Nasen", denn alle drei, Forster genauso wie Jürgens und Stork, trugen nicht eben zierliche Riechorgane in ihrem Gesicht.

"Und Stork hatte einwandfrei den größten Zinken", so Frank Forster.

Im Zuge chaotisch-turbulenter Hochzeitsvorfreuden waren die Blumen für die Braut von den drei Herrschaften übrigens schlichtweg vergessen worden…

In einem eigens dafür gemieteten Bus ging es anschließend hinaus aufs Land zur Hochzeitsfeier in ein bayerisches Jagdgasthaus.

Udos Eltern und Schwiegereltern, Verleger Ralph Maria Siegel, Textautor Fritz Beckmann ("Bei dir war es immer so schön") – sie alle waren mit von der Partie.

Die Jürgensche Hochzeit bedeutete aber auch gleichzeitig das Ende für die kleine Wohngemeinschaft, was vor allem schon aus Platzgründen unumgänglich war. Schließlich sollte sich im Februar 1963 auch bei Udo und Panja der erste Nachwuchs einstellen.

Beide mieteten sich nun ein Reihenhaus in Untermenzing, in welchem gut vier Monate nach der Hochzeit, nämlich am 22. Februar 1964, Sohn Jonny das Licht der Welt erblickte. Er wurde nach Udos Bruder getauft, weil Udo sich schon einen ähnlichen Namen für ein Mädchen ausgesucht hatte: Jenny!

Doch auf Jenny sollte er noch einige Zeit warten müssen…

Udo und Frank pflegten auch später noch einen engen Kontakt. So legten sie kurze Zeit später einen Wochenendtrip nach Paris ein – für Udo der erste Aufenthalt in der Seine-Metropole.

Nachdem Triumphbogen, Eiffelturm und Sacre Coeur besichtigt wurden, lockte selbstverständlich auch das "Olympia". Dort gastierte gerade eine große Kollegin der Beiden: Caterina Valente.

Und Caterina ließ sich nicht lumpen. Als sie von den beiden Künstlern hörte, besorgte sie ihnen flugs Freikarten für ihre Show. Danach gings zum gemeinsamen Bummel durch Paris bei Nacht.

Aus den Augen verloren sich die beiden Freunde übrigens nie, und im Jahre 1965 nahm Forster sogar noch einen weiteren liegengebliebenen Titel aus Udos "Nach-Polydor-Zeit" auf, welchen letzterer nicht nur komponiert, sondern auch den Text dazu geschrieben hatte: "Weit ist der Westen".

Nun aber zurück zu Udos eigener musikalischer Karriere.

Hans R. Beierlein hatte Udo Jürgens nach eigenen Angaben bereits zu dessen Polydor-Zeit das erste Mal "gesichtet". Dies war zu einer Zeit geschehen, als Beierlein sich bei der Polydor unter Vertrag stehende Künstler auf deren Verwendungsmöglichkeit beim Fernsehen hin ansehen mußte.

Und jetzt war er also auf Udos Drängen hin mit diesem einen Deal eingegangen, in welchem Udo seine letzte Chance sah, doch noch als Sänger den großen Durchbruch zu schaffen.

Beierlein war zu diesem Zeitpunkt noch nicht ganz von Udos Gesangsqualitäten überzeugt, aber als Komponist schätzte er ihn dafür umso mehr.

Nachdem Beierlein in einem rheinischen Leimfabrikanten einen Financier gefunden hatte, durfte Udo also seine erste Single bei der deutschen "Vogue"aufnehmen. Gleichsam wurde Hans R. Beierlein sein neuer Veleger, und Udos Titel erschienen von nun an bei dessen MONTANA.

"MONTANA – das bin ich!", so Beierleins Leitspruch, auf dessen Eigenarten wir an anderer Stelle noch eingehen werden.

Udos neue Single "Kiss me quick / Tausend Träume", welche noch im gleichen Jahr in den Plattenläden erschien, wurde tatsächlich ein Erfolg!

Das Ziel, 25.000 Stück zu verkaufen, übertraf man spielend. 75.000 Exemplare konnten bereits nach kurzer Zeit abgesetzt werden.

Udos Eigenkomposition "Tausend Träume", zu welcher Frank Bohlen den Text geschrieben hatte, schaffte es im Januar 1964 auf Platz 4 der österreichischen Hitlisten und wurde in seinem Heimatland ein Riesenerfolg. In Deutschland kam die Single immerhin auf Rang 38 und konnte sich fünf Wochen lang in den Charts halten.

Offensichtlich war man also auf dem richtigen Weg, und Beierlein begann bereits zu ahnen, welchen "Goldesel" er da unter seinen Fittichen hatte.

Auch Udos nächste Scheibe "Schreib' mir keinen Brief / Ich träum' noch von Jenny" wurde noch im gleichen Jahre produziert, gelangte aber erst 1964 im Zuge Udos dritter Vogue-Single in die Charts, auf welcher einer seiner größten internationalen Erfolge erscheinen sollte: "Warum nur, warum".

Dieser Titel war es auch, mit dem Udo im Jahre 1964 zum ersten mal am Grand Prix Eurovision de la Chanson teilnehmen durfte, in welchem er natürlich für sein Heimatland Österreich antrat.

Bildaufnahmen gibt es von diesem Event leider nur noch in Fragmenten, da in den Kopenhagener Filmarchiven später ein Brand ausbrach, der die betreffenden Filmrollen arg in Mitleidenschaft zog und so gut wie unbrauchbar machte.

Udo erreichte bei diesem Grand Prix einen sensationellen fünften Platz, war aber dennoch etwas enttäuscht.

Das sollte sich allerdings sehr bald ändern, denn "Warum nur, warum" avancierte zum erfolgreichsten Schlager des Jahres 1964.

Der Titel wurde kurz danach nicht weniger als 1,3 Millionen Mal in fast aller Herren Länder verkauft. Es war der einzige deutsche Titel, welcher in jenem Jahr überhaupt die Millionengrenze überstieg.

Einen Wermutstropfen gab es allerdings: Nur 10.000 dieser Platten konnten in deutschsprachigen Ländern abgesetzt werden. Erfolgreichste Fassungen waren Matt Monroe's "Walk Away", sowie Udos selbst gesungene italienische Version "Peccato Che Sia Finita Cosi".

Der Titel erklomm in den Hitparaden der ganzen Welt Spitzenpositionen: England (2), Irland (1), USA (12), Frankreich (10), Belgien (4), Holland (15), Italien (6), Singapore (1), Australien (4), Neuseeland (3) und Malaysia (3).

Beierlein erkannte sehr schnell, daß es am erfolgversprechendsten sei, Udos Karriere zuallererst über das Ausland zu starten.

Und der Erfolg gab ihm wie immer Recht. Hauptaugenmerk lag dabei auf Ländern wie Italien, Frankreich oder Holland. Aber auch in Japan oder Brasilien brachte Beierlein bereits Singles von Udo auf den Markt.

Italien kam dabei sicherlich eine Sonderstellung zu, denn schon bald wurde klar, daß Udo diese Sprache ganz außerordentlich lag.

Aber auch in Frankreich avancierte er in kürzester Zeit zu "Monsieur Warum" und war dort wesentlich populärer, als in Deutschland.

In Rumänien nahm Udo eine EP auf, deren Lieder zum Teil nur dort veröffentlicht wurden und mittlerweile fast in Vergessenheit geraten sind: "Hully-Gully", "Slop in Bucarest" sowie die neu arrangierten Aufnahmen von "Tausend Träume" und "When The Saints Go Marching in".

Doch auch für den deutschen Markt tat Beierlein sein Bestes. So ließ er unter anderem von "Beautiful Dreamgirl" ein Scopitone-Video anfertigen, mit welchem jene Bildschirm-Musikboxen bestückt wurden, welche in den 60ern gerade in Mode gekommen waren.

Zu Udos Auslandskarriere gehörte natürlich auch, daß er in den entsprechenden Ländern persönlich präsent war. So schickte ihn Beierlein im Jahre 1965 zum traditionsreichen Schlagerfestival nach San Remo. Zusammen mit Ornella Vanoni ersang er sich dort mit dem Titel "Abbracciami Forte" einen hervorragenden zweiten Platz.

Auch ein erneuter Anlauf beim Grand Prix Eurovision wurde durch Beierlein in die Wege geleitet. Udo sang diesmal in Neapel den (natürlich) selbst komponierten Titel: "Sag ihr, ich laß sie grüßen".

Er kam damit auf den vierten Platz, also sogar noch eine Verbesserung gegenüber dem Vorjahr.

Dennoch war es nicht das, was Udo erwartet hatte. Und es kam, was kommen mußte: Er erlitt nach Ende der Veranstaltung einen Nervenzusammenbruch – nicht zuletzt deshalb, weil er sich selbst viel zu sehr unter Druck gesetzt hatte.

Das Thema "Grand Prix" war für Udo damit ein für allemal erledigt – so glaubte er jedenfalls.

Allerdings hatte er da die Rechnung ohne Hans R. Beierlein gemacht, welcher bereits große Pläne für's nächste Eurovisionsspektakel hatte.

Beierlein sagte sich nämlich Folgendes: Inzwischen haben 200 Millionen Menschen – soviel Zuschauer hatte der Grand Prix damals ungefähr – in aller Welt Udo Jürgens gesehen. Wie sehr würde man seinen Mut bewundern, wenn er nun noch ein drittes Mal in die Arena gehen würde! Mit einem guten Lied sollte es also durchaus möglich sein, dort noch besser abzuschneiden…

Das passende Lied war schnell gefunden: "Merci Chérie" war ein Titel, welchen Udo Jürgens komponiert und für den er zusammen mit Thomas Hörbiger auch den Text geschrieben hatte.

Aber Udo wollte nicht mehr, und Beierlein mußte fast Gewalt anwenden, um ihn – mit eigenen Worten – nach Luxemburg zu prügeln.

"Du gehst da jetzt hin!" – Beierlein war unerbittlich, was freilich auch damit zusammenhing, daß er bereits lange zuvor dem Direktor des Österreichischen Fernsehens versprochen hatte, daß Udo erneut dort antreten werde.

Schließlich gab Udo nach, und die Koffer nach Luxemburg konnten gepackt werden. Die Erwartungen waren hoch!

Sollte es wirklich Udos großer Durchbruch werden?

 

Lesen sie in der nächsten Folge: "Sag' mir wie"!

ZUR FOTO-STRECKE…:

Video-Link "Sonntag"…:

Video-Link "Weit ist der Westen"…:

Video-Link "Tausend Träume"…:

Video-Link "Warum nur, warum"…:

Video-Link "Abbracciami Forte"…:

Video-Link "Sag' ihr, ich lass' sie grüßen"…:

Video-Link "Merci Chérie"…:

Foto-Credit: Dominik Beckmann für Ariola / Sony Music

René Jochade
http.//www.ariola.de
http://www.udojuergens.de

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