ROLAND KAISER
smago! Konzert-Bericht II – Roland Kaiser live 2017: "Auf den Kopf gestellt"!

Stephan Imming hat sich am Samstag das Konzert in Oberhausen angehört und … ist immer noch begeistert …: 

Vorab ein ganz dickes fettes Kompliment an die Organisation des Veranstalters Semmel Concerts.  Eigentlich war mein Ticket auf einen anderen Namen hinterlegt, das musste krankheitsbedingt noch am Samstag geändert werden. Obwohl ich das nur wenige Stunden vor der Veranstaltung samstags (!) kommunizieren konnte, haben die Mitarbeiterinnen von Semmel das unbürokratisch wunderbar regeln können. Auch das ausgehändigte Material („Presseinformation“) war sehr hilfreich. Sehr professionell, davor ziehe ich meinen Hut und sage herzlich: Danke!!

Kurz vor Veranstaltungsbeginn – auf der Leinwand war Werbung für andere Veranstaltungen zu sehen – wurde dem Publikum Cola, Wasser und Bier angeboten. Letzteres wurde offensichtlich reichhaltig bestellt. So war es kein Wunder, dass kurz vor 20 Uhr lautstark Stimmung gemacht wurde – und auch scherzhaft nach „Howie!!“ gerufen und „originell“ auf Ernst Negers „Rucki Zucki“-Melodie skandiert wurde: „Roland Kaiser – Du bist der beste Mann“.

Fast Punkt 20 Uhr begann das Konzert mit raffinierten Synthesizer-Sounds. Der Percussionist wurde mehrfach im Herzschlag-Rhythmus angestrahlt – vom Klangbild her hätte man den Klassiker „Dich zu lieben“ erwarten können. Die Band betritt die Bühne, und nun wird auch ein Keyboarder vom Scheinwerfer angestrahlt. Dann erscheint er, der Kaiser – im klassischen Smoking – das ist alte Schule, klasse! Er eröffnet das Konzert mit dem Titellied seiner aktuellen CD, „Auf den Kopf gestellt“. Die Begrüßung des Publikums fällt herzlich aus, Kaiser freut sich über „viele bekannte Gesichter“, weswegen er zum „Du“ übergehen möchte.

Mit dem aktuellen Uptempo-Song „Kein Problem“ bespricht Roland moderne „Freundschaft Plus“-Beziehungen, bei denen andere „Kurzzeitaffären“ eben „Kein Problem“ darstellen – wobei manchmal dann doch mehr entsteht. Manchmal wird aus Spaß Liebe – angesichts des textsicheren Publikums ist das eine Situation, die aus dem Leben gegriffen zu sein scheint.

Mit Titel Nummer drei gab es dann den ersten Klassiker – Gerd Grabowski schrieb Roland einst „Lieb mich ein letztes Mal“ – eingeläutet von einem schönen zweistimmigen Gitarrensolo. Gitarrenspieler hat Rolands Band mehr als genug, denn auch drei Backgroundsängerinnen und –sänger bedienten sich bisweilen des Instruments.

Nun war es Zeit für ein aktuelles Duett – nein, der Maite Kelly-Superhit wurde für später aufgespart, aber „Sag nicht bloß Hallo“, der Opener aus dem Seelenbeben-Album (Text: Frau Kelly), kam in Oberhausen gut an – die Fans erhoben sich vielfach von den Sitzen. „So lang ich noch klar denken kann“ singt Roland – schwierig angesichts seiner Duettpartnerin Christiane Eiben, deren Dekolleté mehr als imposant war. Kein Wunder, dass die männlichen Fans bereits jetzt „Zugabe!!“ forderten, was der Sänger lässig mit „Spart Euch die Kraft“ kommentierte.

Mit den Worten „Musik bringt vergessene Erinnerung wieder“ kündigte Roland seinen nächsten Hit an: „Midnight Lady“. Roland liefert damit den Beweis, dass man Dieter-Bohlen-Songs sehr wohl auch live spielen kann. Bei dem Lied kam es zu einem Zwischenfall – zwei blonde weibliche Fans haben je eine Rose überreicht. Kaiser – ganz Kavalier der alten Schule – wollte die Blumen galant entgegennehmen. Die Damen ließen sich aber leider nicht nehmen, auf die Bühne zu kommen, was dem Künstler seinem Gesichtsausdruck zufolge verständlicherweise nicht recht war. Zwischenzeitlich musste er seinen Gesang sogar unterbrechen, was aber Zweiflern klarmachte – er singt wirklich voll live. Leider schritten die Ordner erst sehr spät ein – schade, auf solche buchstäblich fanatischen Fans kann man sicher verzichten. Kaiser verlor zu dem Vorfall kein Wort, seine Körpersprache war aber eindeutig in Form einer entschuldigenden Geste.

Das führt nun aber zu einem Exkurs, der wichtig ist. Sowohl ganz privat als auch von Fachleuten hört man immer wieder Bedenken, ob Roland Kaiser gut bei Stimme sei – dazu kann ich nur ganz klar sagen: JA!!, ist er!! Dieser Zwischenfall bewies eindrucksvoll, dass Roland quasi wie in alten Zeiten in der Lage ist, seine Lieder auch stimmlich brillant zu interpretieren. Ende der Diskussion!!

Sehr passend ging es weiter mit dem aktuellen Titel „Warum Du in mir gespeichert bist“. Die Zeile „Nein – ich will nicht unter Menschen sein – ich kann nicht so tun, als wär’ alles gut“ passt zu den Vorkommnissen des letzten Songs. Im Anschluss stellte Roland seinen Bassisten Detlev Goy und seinen Drummer Ingolf Kurkowski vor.

Spätestens mit dem Klassiker „Dich zu lieben“ sprang endgültig der Funke zwischen Roland Kaiser und seinen Oberhausener Fans über. Interessant an dem Live-Arrangement war, dass die hervorragenden Bläser den Part der Hintergrundsänger übernahmen haben. „Das Lied ist 36 Jahre alt, aber es hat sich nicht verschlechtert. Ich singe es immer noch gerne“, stellte der Künstler fest.

Aus dem Album „Ich will Dich“ stammt der 1986 erschienene Titel „Als es Dich noch gab“. Die Ballade lebte insbesondere durch Kaisers hervorragende Backgroundsänger und auch durch ein sehr schönes (Akustik-)Gitarrensolo. Kaiser stellte bei der Gelegenheit seinen Musiker Markus Gahlen und seinen Gitarristen Klaus Spangenberg vor, der übrigens auch für Matthias Reim zur Klampfe greift.

Bein nächsten Klassiker, „Alles, was Du willst“, hielt es in Oberhausen (abgesehen von den Pressefotografen) keinen mehr auf den Sitzen – textsicher sang man den Titel gerne mit. Sehr beeindruckend war das Saxofonsolo Tina Tandlers, die im Laufe des Konzertes immer wieder mit großartigen Soli auf sich aufmerksam machte und inzwischen irgendwie zu Kaiser-Konzerten dazugehört. Eine tolle Musikerin! Mit „Manchmal möchte ich schon mit Dir“ schloss sich ein weiterer Klassiker an, dessen Refrain vom Publikum gesungen wurde.

Mit dem nächsten Titel erinnerte Roland an das Jahr 1978 und stellte lässig fest: „Wir waren Weltmeister… im Handball – und Bayern war NICHT Meister“. In jenem Jahr erschien seiner Aussage nach auch der Klassiker von Karat „Über sieben Brücken musst Du gehen“, den Kaiser eindrucksvoll interpretierte. Die aktuelle Midtempo-Ballade  „Ein Leben lang“ schloss sich nahtlos an.

Weiter ging es mit einem Song aus dem Album „Frauen“. „Im fünften Element“ riss das Publikum von den Sitzen, obwohl es nicht gerade Rolands größter Hit war. In die Pause entließ der Kaiser seine Fans mit seinem wohl größten Erfolg, den er im klassischen Arrangement präsentierte: „Santa Maria“.

Nach einer knappen halben Stunde Pause eröffnete Kaiser frisch umgezogen im grauen Smoking mit dem Michael-Holm-Klassiker „Allein mit Dir“ die zweite Halbzeit seines bemerkenswerten Konzerts. Roland hat den Song 2003 auf seinem Album „Pure Lust“ veröffentlicht. Interessant ist, dass er bei der Textpassage „drei(!) Stunden nur“ vier Finger in die Luft zeigt.. – Im Anschluss wurde der von Nino de Angelo getextete Song aus dem aktuellen Album „Halt mich noch einmal fest“ zu Gehör gebracht.

Aus dem Seelenbeben-Album stammt die 2014er-Single „Ich fege die Sterne zusammen“, bei der sich Saxofonistin Tina erneut toll bei der Modulation austoben konnte. Im Anschluss stellte Roland seinen Coproduzenten Alex Wende und  seinen musikalischen Leiter Achim Radloff vor. Im Anschluss hieß es „Schach Matt“ – da hielt es wirklich niemanden mehr auf den Sitzen – der Kaiserklassiker wurde großartig arrangiert und stimmig mitreißend interpretiert.

Mit Goldkettchen präsentierte sich Roland 1983 auf dem Cover der Single „Die Gefühle sind frei“ – diesen Evergreen präsentierte er seinen begeisterten Fans in einem erneut schönen Arrangement mit einer erneut glänzend aufgelegten Saxofonistin Tina Tandler. Danach ging es wieder in die Jetztzeit mit einem Schlager, der von Textdichterin Edith Jeske verfasst wurde: „Und wenn Dein Name Leila wär“ hat Hitqualität – ein Schlagerreggae, der Spaß macht.

Nun hielt es niemanden mehr auf den Sitzen – und es begann ein „Bühnensturm“, wie man ihn von einem ganz Großen kannte. Ausgerechnet beim Udo-Jürgens-Medley stürmten die Fans nach vorne und sangen textsicher mit. Roland hat sich sehr respektvoll und verehrend zum wohl größten deutschsprachigen Künstler aller Zeiten geäußert und im Anschluss mit „Aber bitte mit Sahne“, „Ein ehrenwertes Haus“, „Griechischer Wein“ und „Ich war noch niemals in New York“ die Arena zum Kochen gebracht. Man merkt, dass Roland sich an Udo ein Beispiel genommen hat – seine Pünktlichkeit, sein Smoking, seine professionelle Einstellung – das spricht schon Bände..

Einen italienischen San-Remo-Siegertitel hat Roland Mitte der neunziger Jahre eingedeutscht – mit „Sag ihm, dass ich Dich liebe“ lag er in Oberhausen einmal mehr goldrichtig. Mit der trotzig-witzigen Nummer „Applaus für Deine Lügen“ gab es dann wieder einen aktuellen Song auf die Ohren.

Bis (fast) zum Schluss hat sich Roland einen Riesenhit der Jetztzeit aufgespart: „Warum hast Du nicht Nnein gesagt?“. Christiane Eiben gab einen mehr als würdigen Ersatz für die „verhinderte“ Maite Kelly als Duettpartnerin – ein mehr als gelungenes Duett. Mit der deutschen Version des Eurovisions-Siegertitels „Insieme:1992“, „Extreme“ (aus dem Album Grenzenlos II) verabschiedete sich der Kaiser offiziell von seinen Fans. Logisch, dass das Publikum lautstark Zugaben forderte. Spätestens, nachdem sein Wasserglas gefüllt wurde, war klar: Da geht noch was!

Und richtig – mit der Singleauskopplung aus seinem Album, dem u. a. von Franziska Wiese geschriebenen Song „Das Beste am Leben“ wurde der Zugaben-Block eingeläutet. Daraufhin bat Roland Teile seiner Band darum, nach vorne zu kommen – die ließen sich nicht lange bitten – und hauten einen von Rolands tollsten und größten Hits raus: „Ich glaub, es geht schon wieder los“ – insbesondere die Bläser zeigten hier ihr ganzes Können. Extrem witzig war dabei übrigens, dass die Saxofonistin Tina auch tänzerisch ihr Können zeigte, während der etwas „stämmigere“ Posaunist das auch versuchte, aber eher (tänzerisch!) bemüht wirkte – aber: „Man nimmt den guten Willen für die Tat“.. Mit „Joana“ gab es dann einen weiteren lupenreinen Klassiker auf die Ohren, bei dem die „Du Luder!“-Zwischenrufe angenehm wenig zu hören waren.

Bis zum nächsten Mal“ – diese Hommage an sein Publikum aus dem 1988er „Seitenblicke“-Album beendete dann ein fürwahr professionelles und gutes Konzert.

Roland Kaiser ist ein Sänger der alten Schule, der mit tiefem Respekt vor sein Publikum tritt. Sein Konzert, begleitet von einer hervorragenden 12-Mann-Band (wenn ich richtig gezählt habe) hat das Oberhausener Publikum restlos begeistert. Wer derart professionell und leidenschaftlich agiert, hat es verdient, auch nach vielen Jahrzehnten in der ersten Liga der Schlagerschaffenden zu stehen, in Gesprächen mit anderen Schlagerkennern habe ich unisono Äußerungen dieser Art vernommen, die sich sehr begeistert von Rolands Professionalität und seiner Bühnenpräsenz zeigen. Chapeau, Herr Kaiser!

Foto-Credit: Toni Kretschmer

Stephan Imming, 09.04.2017
http://www.ariola.de
http://www.roland-kaiser.de

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