PEGGY MARCH
smago! Serie "Schlager-Rückblick "vor 40 Jahren" von Stephan Imming: Teil 47 – Peggy March – "Du – mach mich nicht an" – Teil 1!

Neuzugang 12.01.1976! 

Am 8. August 1948 um 20.24 Uhr wurde Margaret Annemarie Battavio als Tochter eines Ingenieurs in Landsale  (Pennsylvania) geboren. Während ihre Eltern auch US-Amerikaner waren, hatte die Familie vornehmlich italienische Wurzeln – beide Großväter stammten aus Italien. 1952 kam noch eine Schwester namens Linda zur Welt. – Da der italienische Name sich für die Showwelt weniger zu eignen schien in den USA, erfand man den Künstlernamen PEGGY MARCH für Miss Battavio.

Der Legende nach (genauer gesagt nach Aussage von Peggys Mutter) soll das Töchterchen bereits als Kleinkind mit zwei Jahren Fernseh-Werbespots nachgespielt haben.

Wenngleich in Peggys Familie keinerlei musikalische Tradition herrschte, begann sie schon sehr früh, sich mit Musik zu beschäftigen. So sorgte ihre Musiklehrerin Verna Kerr dafür, dass sie mit fünf Jahren in der lokalen Sendung „Rex Tailor’s Stars Of Tomorrows“ auftreten durfte.

Bereits mit zarten acht Jahren schloss Peggy sich einer Band an, den „Tune Dusters“. Mit der Gruppe hatte sie recht große Aufritte – zunächst auf Jahrmärkten, später dann sogar im Radio bei lokalen Größen wie Tony Grant. Einige Jahre später verließ Peggy die Band wieder, um als Solistin tätig zu werden. In dieser Zeit absolvierte sie bereits im regionalen Fernsehen in Kindershows wie der „Sally Starr Show“ erste TV-Auftritte. Mit zehn Jahren war sie sogar in der bekannten Kinder-Varieté-Sendung „Horn & Hardart’s Children Hour“ zu Gast.

Während in den Anfangsjahren sich die Eltern um geschäftliche Belange ihrer Tochter kümmerten – unterstützt von Peggys musikalischer Entdeckerin und Mentorin Verna Kerr– schien es 1962 angezeigt, einen Manager mit der Organisation von Peggys beginnender Karriere zu betrauen, da sie über den Amateur-Status langsam hinaus war. Hintergrund war das so genannte „Coogan Gesetz“, das dafür Sorge tragen sollte, dass von Minderjährigen verdientes Vermögen diesen bei deren Volljährigkeit auch zur Verfügung stehen muss und nicht durch die Eltern verbraucht werden darf. Dazu bedurfte es – im Falle eines professionellen Engagements, wie es bei Peggy angestrebt wurde – eines Managers.

Genau in dieser Zeit lernte die Familie Russell Smith kennen, der die junge Dame bei der Hochzeitsfeier ihrer Cousine singen gehört hatte und direkt mit ihren Eltern Kontakt aufnahm. Wenngleich Peggys Vater alles andere als begeistert gewesen sein soll von den Profi-Ambitionen seiner Tochter, überzeugte ihn deren Argument, dass man nicht wisse, ob jemals wieder so eine Chance kommen würde – schließlich hatte Russell Smith sehr gute Kontakte zur Musikbranche, und so willigte „Papa March“ ein.

Berits kurze Zeit später arrangierte der frisch engagierte Manager ein Treffen mit den damaligen Verantwortlichen der US-Plattenfirma RCA Victor, bei der damals auch Elvis Presley unter Vertrag stand. Hugo Peretti und Luigi Creatore, die damals u. a. mit Sam Cooke zusammenarbeiteten, waren begeistert von der jungen Sängerin, zumal diese bei einem vereinbarten Vorsingen a capella singen musste, weil der eigentlich vorgesehene Pianist nicht zum vereinbarten Termin erschien, und nahmen sie noch 1961 unter Vertrag. In der Folgezeit wurde zunächst einmal passendes Material für das junge Talent gesichtet.

Am 25. Oktober 1962 wurde dann die erste Single aufgenommen („Little Me“), die bereits am 6. November des Jahres auf dem US-Markt erschien. Wohl wegen des Liedtitels verpasste man Peggy March ein „Little“ vor den Namen – fortan hieß sie „Little Peggy March“. „March“ wurde übrigens gewählt, weil wie erwähnt ihr realer Name zu sperrig klang und sie im März (englisch „March“) geboren wurde. Ein großer kommerzieller Erfolg wurde das Erstlingswerk, ein Song aus dem Musical „Sid Caesar“, das damals am Broadway aufgeführt wurde, noch nicht.

Auf der Suche nach einem Nachfolgetitel stießen Peggys damalige Produzenten Hugo und Luigi auf einen Hit der Schlagersängerin Petula Clark, die mit ihrem Lied „Chariot“ in Frankreich einen guten Erfolg hatte, wobei der Song auch in Frankreich bereits zuvor von „Les Satellites“ und Paul Mauriat und auch von Frank Pourcel veröffentlicht worden war). Paul Mauriat war übrigens auch der Komponist des Liedes – er veröffentlichte das Lied allerdings unter dem Pseudonym del Roma.

Die Textdichter Arthur Altman und Norman Gimbel wurden beauftragt, einen englischen Text zu diesem Song zu verfassen. Am 7. Januar 1963 wurde der Titel aufgenommen und kurze Zeit später, am 22. Januar 1963, bereits als Single veröffentlicht. „I Will Follow Him“ sollte „Little Peggy March“ zum großen Durchbruch verhelfen. Im März des Jahres ging das Lied in die US-Hitparade, wo sie am 27. April 1963 Spitzenreiter wurde. Damit war – passend zum Namen „Little“ – Peggy mit ihren damals 15 Jahren die bis dato jüngste Nummer Eins der amerikanischen Popgeschichte. Immerhin drei Wochen biss sich Peggy an der Spitze der US-Charts fest.

Nicht ganz so erfolgreich war die Nachfolge-Scheibe „I Wish, I Were a Princess“ – immerhin reichte es erneut für die US-Top-40. Kurz darauf erschien eine weitere Single: „Hello Heartache, Goodbye Love“. Kurios: Während in den USA die Nummer bei weitem nicht so ankam wie der „I Will Follow Him“-Hit, war genau dieser Song der erste und einzige Titel, den Peggy je in den britischen Charts unterbringen konnte (immerhin Top 30).

Unter der Produktion des deutschen Musikproduzenten Wolf Kabitzky, des Ehemanns Johanna von Koczians,  entstand im September 1963 Peggys erste deutsche Single – die deutsche Version ihres Titels „Dream World“. „Tino“ wurde zunächst noch kein Hit bei uns. Allerdings gab sie mit der Nummer ihr Europa-Debut, indem sie im Rahmen der damaligen Berliner Funkausstellung diesen Titel vorstellte.

Im Oktober erschien eine weitere Single Peggys auf dem US-Markt, die aber nicht mehr sonderlich erfolgreich war („The Impossible Happened“ war eine Nummer 57 in den Staaten).

Am 11. Dezember 1963 war die Sängerin wieder in Deutschland – diesmal nahm sie keine Adaptionen eigener Hits auf, sondern von bekannten Schlagerkomponisten maßgeschneiderte Lieder. Darunter war „Lady Music“ aus der Feder von Henry Mayer und Hans Bradtke. Mit dem Titel trat sie am 18. Januar 1964 in der damals sehr populären TV-Show von Caterina Valente („Bonsoir Catrin“) auf und kam daraufhin erstmals mit einer deutschsprachigen Nummer in die deutschen Hitparaden.

Während die Karriere in Deutschland immer besser ins Laufen kam, wurden die Plattenverkäufe in ihrer amerikanischen Heimat rückläufig – mit „I’m Watching Every Little Move You Make“ schaffte Peggy es in den USA gerade mal bis auf Platz 84.

Die nächste deutschsprachige Single, erneut von Henry Mayer komponiert und diesmal von Claus Ritter (, der 1959 auch einen Song von Udo Jürgens mit vertonte: „Einer kommt“,) getextet, wurde hingegen wieder ein guter Erfolg – der Schlager „Wenn der Silbermond“ kam bis auf Platz 15 der hiesigen Charts. Ab dieser Nummer ließ man das „Little“ aus Peggys Namen weg.

Am 8. Juni 1964 nahm Peggy in Berlin den Mayer/Bradtke-Schlager „Hallo Boy“ auf. Es reichte erneut für einen Top-20-Hit. Die B-Seite dieser Single, die Charly-Niessen-Nummer „Der Schuster macht schöne Schuhe“, präsentierte die Amerikanerin im Rahmen eines Gastauftritts im Kinofilm „Die lustigen Weiber von Tirol“. Auch die A-Seite präsentierte sie im Rahmen eines Films, nämlich im Kinofilm „Ich kauf‘ mir lieber einen Tirolerhut“.

Erneut waren es Henry Mayer und Hans Bradtke, die Peggy einen Schlager auf den Leib schrieben – im Oktober 1964 aufgenommen, stieg der Song „Goodbye, goodbye, goodbye“ im Januar 1965 in die deutschen Charts ein und wurde Peggys erster Top-10-Hit in Deutschland. Kurz zuvor präsentierte sie sich am 12. Dezember 1964 in der damals sehr populären TV-Show „Schlagermagazin“ von Werner Müller. Unter anderem waren damals auch Paul Anka und Rita Pavone zu Gast – mit letzterer posierte Peggy auch auf Fotos, wobei man ins Schmunzeln kommt, dass es Peggy war, der einst der Namenszusatz „Little“ gegeben wurde angesichts des Größenunterschieds der beiden…

Aber nicht nur in Deutschland lief die Karriere der jungen Amerikanerin super – auch in Japan wurden erfolgreich Tonträger veröffentlicht. Und in Italien nahm sie mit dem Titel „Passo su Passo“ sogar am berühmten San-Remo-Festival teil, war allerdings mit dem Song nicht für das Finale des Wettbewerbs qualifiziert. Mit einer von Ennio Morricone produzierten LP schoss sie dennoch in die italienischen Charts und landete dort mit „Te ne vai“ einen großen Hit.

Im Frühjahr 1965 wurde der Charly-Niessen-Song „Er schoss mir eine Rose“ veröffentlicht, den Peggy Ende Oktober 1964 aufgenommen hatte – auch mit dem Song kam sie in die deutschen Charts.

Bereits im Herbst 1964 rief der Verein „Deutsche Schlager-Festspiele e. V.“ Komponisten und Textdichter dazu auf, einen Schlager für den damals äußert populären Wettbewerb zu schreiben. Aus bis Ende Januar 1965 234 eingereichten Titeln wählte eine Jury, die unter dem Vorsitz von Franz Grothe tagte, 24 Schlager aus. Zwei davon wurden von Peggy March interpretiert. Das Lied „Liebesbriefe“, spätere B-Seite, schaffte es nicht in die Endrunde. Dieses Schicksal teilte der Song übrigens mit dem Lied „Sommerwind“. Der Clou: Die Autoren Henry Mayer und Hans Bradtke, die ja eigentlich gerade Peggys Stammautoren waren, schrieben das Lied für Grethe Ingmann, die den Song auch in dänischer und englischer Sprache aufnahm. Diese englische Demo-Aufnahme der 1963er Eurovisionssiegerin kriegte Weltstar Frank Sinatra zu hören. Der Rest ist Geschichte – das Lied, das bei der Vorentscheidung zu den Schlagerfestspielen durchfiel, wurde in der Version von Frank Sinatra als „Summerwind“ ein Welthit – komponiert vom Deutschen Henry Mayer, der bürgerlich übrigens Heinz Meier hieß.

Auf einer Internetseite zum Thema Frank Sinatra wird übrigens behauptet, dieser sei über Peggy Marchs deutsche Version des Liedes auf den Song gestoßen – wenn man bedenkt, dass die damals ja durchaus populär war in den Staaten, ist auch diese Version nicht unwahrscheinlich.

Zurück zu Peggy March – die trat am 12. Juni 1965 mit dem „Doppelkorn“ (Musik und Text schrieb der damals 41-jährige Heinz Korn) „Mit 17 hat man noch Träume“ an und gewann überraschend den Wettbewerb als erste Amerikanerin. Zum Verdruss vieler damaliger Schlagerfreunde waren die Top-3-Siegerinnen der Schlagerfestspiele ja ausländischer Nationalität: Mit Vorjahressiegerin Siw Malmkvist wurde eine Schwedin Dritte, Wencke Myhre holte als Norwegerin Silber und eben Peggy als Amerikanerin Gold.

Der Song wurde ein großer Hit in Deutschland und wurde hierzulande Peggys mit Abstand größter Erfolg. Sie nahm ihn im Mai 1965 auf und war somit zum Zeitpunkt der Aufnahme tatsächlich 17 Jahre alt. Peggy nahm den Song in mehreren Sprachen auf – u. a. auf Englisch („Heaven For Lovers“) und Französisch („Quand on n’a que dix-sept ans“). In der DDR wurde der Titel von Sängerin Ina Martell zu einem Hit gemacht. Zahlreiche Coverversionen wurden in späteren Jahren und Jahrzehnten veröffentlicht, zuletzt u. a. von DSDS-Teilnehmerin Vanessa Neigert und den Grand-Prix-Veteranen der Gruppe Wind.

In dem Buch „Schlager, die wir nie vergessen“ hat Autorin Susanne Fischer einen bemerkenswerten Aufsatz zum Text von „Mit 17 hat man noch Träume verfasst“, wobei (in Anspielung auf den Lied-Verfasser) nicht bekannt ist, wie viele „Korn“ sie sich dabei einverleibt hat. Angesichts ihres Schlusssatzes müssen es einige gewesen sein: „Mit 17 hat man noch Träume, der Siegersong des deutschen Tu-Nix-Festivals 1965 , war vielleicht gar nicht einmal soooo übel. Das bisschen verschämte Triebunterdrückung, verschwiemelte Sexualsymbolik, restriktiv-militaristische Tendenz, Ablenkungsmanöver von gesellschaftlichen Auseinandersetzungen…“ – usw. – toll, was man aus so einem Schlager alles herauslesen kann…

Peggy selbst sang als Gastschauspielerin den Titel auch im Schlagerfilm „Tausend Takte Übermut“. Auch im 1965er Spielfilm „Ein Ferienbett mit 100 PS“ spielte die junge Sängerin sich selbst.

Charly Niessen und Claus Ritter schrieben für Peggy dann den Nachfolgetitel ihres Superhits – erneut gab die junge Amerikanerin sich nachdenklich: „Die schönen Stunden gehen schnell vorbei“ – immerhin reichte es für einen 25. Platz in der deutschen Verkaufshitparade.

Der Belgier Marcel Peeters schrieb unter dem Pseudonym „Peter Laine“ für Peggy den Schlager „Sechs Tage lang“ – mit der Single konnte aber kein Blumentopf gewonnen werden, sie kam nicht in die Hitparaden, da half auch der Text des überaus renommierten Kurt Feltz nichts.

Auf Drängen ihres Managers Russell Smith wurde dann ein Duett mit dem Amerikaner Benny Thomas (in anderen Quellen auch „Bennie Thomas“ geschrieben) aufgenommen: „Die Antwort weiß ganz allein der Wind“. Hintergrund war, dass Thomas auch im Management von Smith war. Peggy war nicht begeistert von dieser Zusammenarbeit – insbesondere warf die Perfektionistin ihrem Duettpartner mangelnde Professionalität vor, konnte sich aber nicht durchsetzen. Vermutlich war sie „not amused“, dass es Zeitschriften gab, in denen angedeutet wurde, sie und Benny seien ein Paar.

Ein Jahr zuvor veröffentlichte mit dem Nachwuchssänger eine ganze LP mit dem Namen „In our fashion“. – Die B-Seite der deutschen Single, „Tausend Steine“, sangen die beiden übrigens im Film „Das Spukschloss im Salzkammergut“. Ein weiterer Schauspieler dieses Films war übrigens der junge Udo Jürgens.

Mit dem Henry-Mayer-Titel „Hundert Jahre und noch mehr“ – wieder solo eingesungen – war Peggy wieder in der Spur. Der flotte Schlager schaffte es in die Top-20 der deutschen Bestenlisten.

Mit „Sweetheart, schenk mir einen Ring“ war der ungeliebte Duettpartner Benny Thomas wohl nicht gemeint – es reichte für eine Top-40-Notiz in den deutschen Hitparaden, damit war auch der Schlagerjahrgang 1966 für Peggy Geschichte. In jenem Jahr wirkte sie (sich wieder mal selbst spielend) in dem Film „Das sündige Dorf“ mit.

Trotz ihrer großen musikalischen Erfolge beendete sie ihren Schulabschluss in der Landscale Catholic Highschool (Peggy ist katholisch).

Im Folgejahr brach kurzzeitig eine Welt für Peggy zusammen. Manager Russell Smith brannte mit dem gemeinsam verdienten Geld durch. Im Teenagermagazin Bravo war zu lesen, dass „von 320.000 DM nur noch 2.000 DM“ übrigblieben. Der Mann, der dafür zuständig war, dass die Sängerin das von ihr erwirtschaftete Geld ordnungsgemäß erhalten sollte, ließ der Sängerin gerade 500 Dollar (so sagen es viele andere Quellen) und war von da an nicht mehr gesehen.

An ihrem 19. Geburtstag, am 8. März 1967, wurde Peggy von drei RCA-Sekretärinnen zum Essen ausgeführt. Am gleichen Tag hatte sie ein Treffen mit einem gewissen Arnie Harris, der damit liebäugelte, neuer Manager Peggys zu werden. Durch das Essen hatte die Sängerin, die laut eigener Aussage über die Verabredung nicht informiert worden war, sich um eine Stunde verspätet – ein denkbar schlechter Start für eine spätere unglaublich gute Zusammenarbeit, die so gut wurde, dass die beiden ein Jahr später heirateten und ein weiteres Jahr später (auf Anraten Arnie Harris‘) nach Deutschland zogen – genau gesagt in die Klopstockstr. 1 a nach München, wie die Bravo zu berichten wusste.

Die erste 1967er Single ist ein Kuriosum, das oft in der deutschen Schlagergeschichte zu konstatieren ist: Die Plattenfirma wählt einen „Hit“ als A-Seite aus, aber das Publikum entscheidet nachträglich anders. Im Falle von Peggy March war es so, dass der Song „Male nicht den Teufel an die Wand“ mit entsprechendem Single-Cover (Peggy steht vor einer Mauer, auf der offensichtlich mit Kreide ein Teufel hingemalt wurde) als Single erschien. Offensichtlich gefiel dem Publikum aber ein anderer Song besser – und wie: Die Henry Mayer / Hans Bradtke-Nummer „Memories of Heidelberg“ schlug rasant ein, es wurde ein Top-5-Hit. Hilfreich war sicher ein Auftritt im damals sehr populären „Musik aus Studio B.“. Später nahm auch Gus Backus den Song auf, allerdings nicht annähernd so erfolgreich.

Mit dem nächsten Schlager „Romeo und Julia“, der am 26. August 1967 beim großen „Gala-Abend der Schallplatte“  vorgestellt wurde,  konnte dann noch mal „einer draufgesetzt“ werden – der Song schlug mächtig ein, auch wenn Schlagerkenner Reiner Moritz sich spitzfindig mit dem Text des Schlagers auseinandergesetzt hat: „Peggy Marchs Texter Hans Bradtke griff in Romeo und Julia geografisch knapp daneben, als er singen ließ: ‚Wir, wir beide sind nicht Romeo und Julia – und sind auch nicht zu Hause in Florenz. – Wir, wir beide machen Romeo und Julia – in puncto Tränen keine Konkurrenz‘. Man sieht, welche ungeheuren Auswirkungen der Reimzwang hat. Das Schlusswort ‚Konkurrenz‘ ruft den fatalen Irrtum ‚Florenz‘ hervor, wobei, zugegebenermaßen, das Reimwort ‚Verona‘ die Texterei nicht erleichtert hätte. Versuche mit ‚so nah‘, ‚Ilona‘, ‚doch da‘ oder ähnlichem hätte Hans Bradtke freilich unternehmen können.“

Das Publikum nahm solche Ungenauigkeiten nicht krumm – der Song war Peggys langlebigster Hit in den deutschen Charts, die Nummer hielt sich dort 22 Wochen.

Auch die nächste Veröffentlichung, der Country-angehauchte Song„Telegramm aus Tennessee“, wurde ein Top-15-Erfolg in Deutschland. Die Single erschien interessanterweise in zwei Versionen – einmal Peggy mit gewohnt dunklen Haaren, dann aber auch mit blond gefärbten Haaren.

Auch „Canale Grande Number One“, erneut eine Henry-Mayer-Komposition, konnte sich in den deutschen Charts durchsetzen – erneut konnte ein Top-20-Erfolg erzielt werden.

Am 19. Mai 1968 machte Peggy dann Nägel mit Köpfen und heiratete in New York ihren neuen Manager Arnie Harris in New York. Zu dem Zeitpunkt war Peggy 20 Jahre und ihr Ehemann 40 Jahre alt – allen Vorurteilen zum Trotz hielt die Ehe lebenslang – also bis zum Tod Arnie Harris' im Jahr 2013.

Da man wohl kein aktuelles Material verfügbar hatte, wurde im Sommer 1968 die zwei Jahre zuvor in Berlin aufgenommene „Das ist Musik für mich“ von Charly Niessen und Claus Ritter auf den Markt gebracht – immerhin erzielte man auch mit der Veröffentlichung einen 21. Platz in den deutschen Hitparaden. Mit dieser Single-Veröffentlichung war Peggy dann endgültig „erblondet“. Die Bravo ahnte, dass das kein Riesen-Hit werden würde: „Eine Nummer 1 dürften wohl weder ‚Das Glück lässt sich Zeit‘ noch ‚Das ist Musik für mich‘  werden. Aber es sind hübsche, melodiöse, zärtliche Lieder: Das ist Musik für alle Anhänger von Peggy March.

Das im beschwingten Dixie-Stil gehaltene „Mississippi Shuffle Boat“ stach 1968 erfolgreich in See – der Schlager von Henry Mayer und Georg Buschor kam erneut in die Hitparaden.

Am 3. September 1968 ließ sich Peggys Plattenfirma etwas Besonderes einfallen: Für die erfolgreichen Absätze ihrer Schallplatten „Romeo und Julia“, „Telegramm aus Tennessee“, „Memories of Heidelberg“ und „Canale Grande Nomber one“ wurde ihr für 3 Millionen verkaufte Schallplatten eine goldene Schallplatte überreicht.

Peggy war auf dem Höhepunkt ihrer Popularität – hinter Wencke Myhre und Manuela gewann sie Ende 1968 den Preis der Jugendzeitschrift Bravo. Was hingegen nicht so zu Peggy passte, war offensichtlich der Walzer-Rhythmus, jedenfalls war ihr „Yesterday Waltz“ nicht so erfolgreich wie die Vorgänger-Titel.

Am 22. Februar 1969 entschied sich Peggy March, gemeinsam mit zwei anderen Kollegen (Siw Malmkvist und Rex Gildo; die eigentlich auch vorgesehene Alexandra hatte kurzfristig abgesagt), an der deutschen Vorentscheidung zum Grand Prix Eurovision de la Chanson teilzunehmen – immerhin war sie ja fortan in Deutschland auch zu Hause. Während ihre Beiträge „Karussell meiner Liebe“ von Werner Scharfenberger und Kurt Feltz und „Aber die Liebe bleibt bestehen“ von Günter Sonneborn und Heinz Korn sich nicht durchsetzen konnten, scheiterte der „Doppelkorn“ (Text und Musik Heinz Korn) „Hey – das ist Musik für mich“, ein beschwingter zum Grand Prix passender Schlagertitel, nur denkbar knapp mit vier gegen sechs Punkte an Siw Malmkvists „Primaballerina“. Drei Tage nach (!) der Vorentscheidung, am 25. Februar 1968, wurde das Lied für eine Single aufgenommen. Die stellte Peggy dann am 5. April 1969 in der jungen ZDF Show „ZDF Hitparade“ vor – damit war Peggy zu Gast in der dritten Ausgabe der späteren Kultsendung, der Song wurde ein Hit.

Im Rahmen dieser Serie wurde ja schon öfter auf Kuriositäten der Wertungen von „Experten“ beim Grand Prix eingegangen – und auch in diesem Zusammenhang gibt es wieder ein „Schmankerl“ zu berichten – beim ersten Durchlauf hatte noch Rex Gildo mit seinem Titel „Die beste Idee meines Lebens“ mit 7 Punkten die Nase vorn. Bei der zweiten Wertung hingegen gab es für Sexy Rexy von den gleichen Juroren(!) genau.. null(!) Punkte.

Spätestens mit dem Eindruck festigte Peggy übrigens ihren Ruf, die wohl kürzesten Miniröcke aller Schlagersängerinnen zu tragen. Die „Minirock-Ikone“ konnte es sich allerdings mit ihren schönen Beinen auch weiß Gott leisten. Waren das noch Zeiten, als man in diesen Zusammenhängen nicht an die „Armlänge Abstand“ denken musste. Nicht umsonst veröffentlichte Journalist Horst Kurzbach am 17. Oktober 1970 in der großen TV-Zeitschrift Hörzu  investigativ-journalistisch einen Artikel mit der Schlagzeile „Lady Langbein schwört auf Mini“…

Auch politisch hat der Song einiges zu bieten, da können sich die heutigen Politiker eine Scheibe abschneiden: „In Madrid und Kopenhagen, in Berlin und auch in Rom – da braucht man nicht viel zu sagen, mit Musik, da klappt das schon“.

Sieger des internationalen Grand Prix‘ 1969 war u. a. („unter anderem“ deshalb, weil es vier Siegertitel gab, wobei der nun genannte klar der erfolgreichste der vier war) Lulu mit „Boom Bang A Bang“. Der Schunkelwalzer wurde von der Siegerinterpretin auf Deutsch aufgenommen, ebenso gibt es eine Version von Heidi Brühl und von Pompilia. Da wollte auch Peggy March auf den  Zug aufspringen, es hat aber für eine Hitparaden-Notiz in Deutschland nicht gereicht – wie gesagt, Walzer waren wohl nicht gerade ihr Erfolgsrezept.

Im Sommer 1969 präsentierte Peggy ihren Fans das eher altbackene „Bahama Lullabye“, das trotz der merkwürdigen Schreibweise von „Lullaby“ immerhin die Top-15 der deutschen Charts stürmte. Erneut kurios: Bei der Erstauflage der Single war als A-Seite der Song „Ein Zigeuner ohne Geige“ vorgesehen.

Noch spannender wurde es mit der nächsten Single, welche die erste unter dem Label „Decca“ werden würde  – die sollte nämlich eigentlich „Happy End im Hofbräuhaus“ heißen. Ein entsprechendes Single-Cover wurde auch schon kreiert – Peggy im superknappen Mini vor dem Hofbräuhaus – man weiß nicht, für wie viele männliche „Happy Ends“ schon allein die Erstauflage gesorgt hat. Wobei der Song gut zur damaligen Situation passte, immerhin entschied sie sich ja für einen Umzug aus den Vereinigten Staaten in Richtung Bayern.

Dann kam aber wieder mal der Altmeister Dieter Thomas Heck ins Spiel. Der präsentierte in seiner ZDF-Hitparade am 18.10.1969 nicht etwa das Hofbräuhaus-Lied (mit dem Hofbräuhaus scheint Heck seine Probleme gehabt zu haben, auch die Spider Murphy Gang durfte in seiner Hitparade ihren Superhit vom „Skandal im Sperrbezirk“ nicht vortragen) – nein, es ging nach London. Peggy trällerte in der Show „In der Carnaby-Street“. Wie so oft hatte die ZDF-Redaktion den richtigen Riecher – der Song von Henry Mayer und Hans Bradtke wurde erneut ein großer Erfolg.

Mit ihrem „Mr. Giacomo Puccini“, erneut einer Komposition von Henry Mayer, beendete Peggy dann die 60er Jahre, wobei die B-Seite besonders spannend war – da wirft sie einen Blick zurück auf „1969 –weil es so schön war“. Das ist insofern interessant, als der Song bereits am 16. April 1969 aufgenommen wurde – Textdichter Georg Buschor scheint da hellseherische Qualitäten gehabt zu haben. So oder so war damit die RCA-Ära endgültig beendet. Mit der A-Seite nahm Peggy erfolglos am ersten „Grand Prix RTL International “ teil, einem neuen Wettbewerb des Radiosenders RTL, den dieser zwischen 1969 bis 1972 veranstaltete.

Nachdem das mit der Carnaby-Street so schön funktioniert hatte, dachten sich Henry Mayer und Hans Bradtke, diese Linie weiter zu verfolgen und veröffentlichten einen weiteren Titel unter dem Motto „very British“: „Vor dem Buckingham Palast“. Obwohl der Song am 21. März 1970 wieder in der ZDF-Hitparade vorgestellt wurde, wurde er kein Erfolg. Dennoch gab es einen weiteren Meilenstein in Peggys Karriere – am 21. Oktober 1970 wurde von der ARD ein Peggy-March-Special („Peggy in Berlin“) ausgestrahlt.

1970 hatte Chris Roberts mit „Die Maschen der Mädchen“ einen großen Hit. Henry Mayer und Georg Buschor fanden die Idee wohl originell, einen anderen Song namens „Die Maschen der Männer“ für Peggy March zu schreiben – es wurde ein mittelprächtiger Erfolg. Immerhin hat Dorthe von Peggys Lied eine dänische Version herausgebracht.

Auf einer Party des populären Radio-Discjockeys Mal Sondock lernte der junge Ralph Siegel eines Tages Arnie Harris kennen, der ihn ansprach, ob er nicht eine schöne Song-Idee für seine Frau hätte. Ralph nahm daraufhin Kontakt zu seinem „Spezi“, dem kürzlich verstorbenen Robert Jung, auf. Der brauchte einen Tag für zwei Textideen. Die B-Seite war ein Schlager mit einem mehr als bemerkenswerten Text: „Doktor (mein Herz macht na-na-na)“. Also dass das Herz „bum-bidi-bum“ macht, ist ja noch nachvollziehbar und wurde uns von Peter Frankenfeld nahe gebracht – aber „na na na“? Tolle Erkenntnis, die so bahnbrechend war, dass sie auch filmisch umgesetzt werden musste – den Schlager sang Peggy auch im Film-Epos „Das haut den stärksten Zwilling um“.

Als A-Seite entschied man sich für „Einmal verliebt – immer verliebt (Peggys Mar(s)ch)“. Der Name war Programm, und dieser sehr einfach Marschrhythmus und die einfache Struktur des Lieds wurde eine Spezialität des ganz jungen Ralph Siegel – mit Martin Manns „Meilenweit“ konnte er ja einen ähnlichen Treffer landen.

Der Song kam sehr gut an und wurde am 20. März 1971 in der ZDF-Hitparade vorgestellt – erstmals konnte sich Peggy platzieren und kam auf einen beachtlichen vierten Platz in der Heck-Show. Der Titel war 21 Wochen in den deutschen Charts.

Am 10. Juli 1971 war Peggy im ZDF-Sportstudio zu sehen. Sie überreichte einen Scheck in Höhe von DM 300.000,00 zu Gunsten der Sporthilfe, der aus Erlösen der LP „Gala Show der Stars“ stammte, auf der sie auch vertreten war – gleichzeitig stellte sie ihre neue Single „Sing, wenn Du glücklich bist“, geschrieben von Giorgio Moroder und Michael Holm, vor. Ganz so erfolgreich wie die Vorgängernummer wurde der Schlager nicht, immerhin reichte es für eine Top-40-Platzierung.

Peggy March, überzeugte Schaltwagenfahrerin, stellte sich 1971 auch dem „Deutschen Verkehrssicherheitsrat“ zur Verfügung, um für mehr Miteinander im Verkehr, also im Straßenverkehr zu werben – ihr Motto lautete damals „Hallo Partner, dankeschön!“.

Am 19. Februar 1972 trat die Sängerin wieder in der ZDF-Hitparade auf – erneut mit einer Siegel-Komposition: „Ich weiß, ich verlieb' mich noch heute in Dich“. Kurz darauf trat sie gemeinsam mit Rainer Holbe auch in der ZDF-Show „Dalli Dalli“ auf.

Mitte 1972 lief der Vertrag mit der Decca aus, und Peggy wechselte zur Ariola. Den Hintergrund der Trennung beschrieb die Amerikanerin Jahre später in einem am 15. Mai 1977 veröffentlichten Musikmarkt-Interview wie folgt: „Ich habe damals gesagt: ‚Freunde, Peggy war nun zehn Jahre das kleine Mäuschen. Nun ist sie nicht mehr zwölf, fünfzehn, siebzehn. Man muss auch auf Schallplatte mitkriegen, dass sie erwachsen ist.' Weil wir uns nicht ganz einig waren, kam es zur durchaus freundschaftlichen Trennung.

Vor dieser endgültigen Trennung wurden von der Decca noch zwei wenig beachtete Singles mit älteren Songs auf den Markt gebracht: „Carmen aus Sevilla“ aus 1970 und „Wie ein Tiger“ (ebenfalls aus 1970, auch wenn auf der Single 1973 steht) mit der bezeichnenden B-Seite „Auf Wiederseh'n und Gute Nacht“.

Die erste Ariola-Produktion wurde gleich ein Hit. Ralph Siegel traf mit der von ihm produzierten und komponierten (Text: Günther Behrle und Michael Holm) Nummer „Es ist schwer, Dich zu vergessen“ den Nerv des Publikums. Begleitet wurde die Veröffentlichung wieder von guter TV-Präsenz: Peggy trat am 22. Juli 1972 in Ilja Richters Disco auf und am 2. September 1972 wieder in der ZDF-Hitparade.

Zum Jahresende kam der Film „Heute hau'n wir auf die Pauke“ in die Kinos, in dem Peggy einen kurzen Auftritt hatte.

Am 1. Februar 1973 zierte Peggy das Titelblatt des Branchenblatts „Musikmarkt“. Dort wurde Werbung für ihre neue Single „Das sind die Träume, die man so träumt“ beworben und auf einen TV-Auftritt bei „Musik aus Studio B.“ hingewiesen. Die Giorgio-Moroder-Nummer fiel beim Publikum durch. Auch mit dem Nachfolgeschlager von Ralph Siegel und Günther Behrle, „Und dann will es keiner gewesen sein“, war kein Blumentopf zu gewinnen.

Am 19. September 1973 fand in Berlin der Deutsche Schlagerwettbewerb statt- passend zum Ort des Wettbewerbs sang Peggy den von Ralph Siegel und Joachim Relin (bürgerlich Hans Joachim Balke) geschriebenen Schlager „Berlin Berlin“. Auf der B-Seite der Single befindet sich der Titel „Hand in Hand“, der ebenfalls für den Schlagerwettbewerb eingereicht wurde, aber nicht in die Endrunde kam. Dort ist ein gewisser „Römer“ als Komponist vermerkt. Ein Erfolg wurde die Teilnahme am Wettbewerb für Peggy nicht, sie landete gemeinsam mit Costa Cordalis auf dem achten Platz des Teilnehmerfeldes von 12 Interpreten.

(…)

 

Stephan Imming, 24.01.2016

http://www.peggymarch.net/

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