NANA MOUSKOURI
smago! Serie "Schlager-Rückblick "vor 40 Jahren" von Stephan Imming: Teil 19 – Nana Mouskouri ("Komm, komm, sag uns Deinen Traum")!

Neuzugang 14.04.1975! Hierbei handelt es sich im Übrigen um die deutsche Version des durch Johnny Cash bekannt gemachten Traditionals “I Shall Not Be Moved”…: 

NANA MOUSKOURI kam am 13.10.1936 als Ioanna Mouschouri in Chanaia auf der griechischen Insel Kreta als Tochter eines Filmvorführers, der im Athener Freilicht-Kino „Protevs-Theater“ tätig war, zur Welt. Als Nana drei Jahre alt war, siedelte die Familie nach Athen um, wo sie nach dem Kriege eine problemlose, ruhige und bürgerliche Jugend genoss, allerdings empfand sie sich lt. eigener Aussage in Kindertagen als „hässliches Entlein, pummelig, schüchtern und mit Brille“. Letztere sollte Zeit Lebens dann ihr Markenzeichen werden. In einem Interview sagte sie 1983 rückblickend auf diese Zeit: „Ich war still und verschlossen, meine Ausdrucksmöglichkeit war der Gesang“.

Nach Grundschule und Gymnasium  studierte sie ab 1951 am „Conservatoire Hellinique“ 8 Jahre lang klassischen Gesang, Klavier und Harmonielehre. Zunächst studierte sie gemeinsam mit ihrer Schwester Jenny. Als ihr Vater 1952 seine Stellung verlor, konnte er nicht mehr für beide Töchter die Mittel für das Studium aufbringen. Obwohl die Professoren u. a. wegen Nanas Anomalie der Stimmbänder und wegen Jennys „besserer Aussichten“ vorschlugen, sich auch angesichts der vermeintlich „schöneren Stimme und des besseren Auftretens“ für Jenny zu entscheiden, trat diese angesichts ihrer Heirats-Pläne zu Gunsten ihrer Schwester zurück, so dass Nana weiter studieren konnte.

Nachdem diese 1958 etwas „Modernes“ zu Ehren der amerikanischen 6. Flotteneinheit, die vor Piräus vor Anker lag, bei ihrem ersten Auftritt im Athener Rundfunk (Radio Athen) interpretiert hatte (ihre Vorbilder damals waren u. a. Jazz-Interpreten wie Ella Fitzgerald, aber auch konservative Sänger wie Frank Sinatra und Doris Day),  wurde sie gebeten, umgehend die Musikhochschule zu verlassen, so dass sie ihre Ausbildung ohne Abschluss beenden musste. Bereits vorher fiel sie mit Auftritten in Athener Cafés mit Auftritten mit griechischer Folklore und Jazz als Sängerin der Gruppe The Athenians auf, deren Sänger, Gitarrist und Komponist Georges Petsilas ihr späterer erster Ehemann werden sollte. Die Gruppe würde Nana später auch als Band bei ihren Tourneen begleiten.

Bei diesem Radio-Auftritt wurde sie von Manos Hadjidakis, dem Komponisten der Filmmusik von „Sonntags nie“ („Ein Schiff wird kommen“) gehört, der von ihrer klaren geschulten Stimme so begeistert war, dass er per Telefon mit ihr in Kontakt trat und ihr Chansons komponierte (u. a. „Die Prozession“ und „Die junge Zypresse“), von denen bereits im Jahr 1958 die ersten Single-Schallplatte in Griechenland veröffentlicht wurde („Hartino te fengarki“). Man kann ihn getrost als „künstlerischen Entdecker“ Nana Mouskouris bezeichnen. Mit seiner Komposition siegte sie im Oktober 1959 beim „Festival de la Chanson Hellénique“ und im Jahr 1960 (allerdings ausnahmsweise NICHT mit einer Hadjidakis-Komposition, sondern mit einem Lied namens (übersetzt) „Meine Liebe ist irgendwo“) beim „Festival de la Chanson Mediterranéenne“ in Barcelona und wurde dabei vom internationalen Show-Geschäft entdeckt, nachdem sie in Griechenland bereits 1959 mit der Mikis-Theodorakis-Komposition „Epitapios“ erste Achtungs-Erfolge erreichen konnte.

Im Jahre 1961 gewinnt in Berlin bei den dortigen 11. Internationalen Filmfestspielen ein Dokumentarfilm namens „Traumland der Sehnsucht“ einen Silbernen Bären. In diesem Film sind Kompositionen Manos Hadjidakis‘ zu hören, u. a. in Interpretation von Nana Mouskouri. Darauf wird die Schallplattenfirma Fontana aufmerksam und nimmt die Sängerin unter Vertrag, um deutsche Versionen ihrer griechischen Chansons herauszubringen und Nana als „Stimme der Sehnsucht“ zu etablieren. Auf einer ihrer ersten Schallplatten liest sich das wie folgt: „Da klingt eine Stimme aus Griechenland zu uns herüber, die ungewöhnlich ist: ein wenig traurig, verhalten in der Leidenschaft, ein dunkelgetönter Traum – und doch so lebensverliebt, wie sich eine junge Frau aus dem klassischen Athen nur geben kann“.

Eines dieser in besagtem Film zu hörenden Hadjidakis-Chansons hieß „San sfirixis tris fores“. Auf die Melodie zu diesem Lied erfand der bekannte deutsche Textdichter Hans BradtkeWeiße Rosen aus Athen“, das Ende 1961 veröffentlicht wurde und binnen weniger Monate ein Millionenhit in Deutschland wurde. Bradtke hatte damals den Finger am Puls der Zeit, denn bereits der ebenfalls von Manos Hadjidakis geschriebene Song „Ein Schiff wird kommen“ war kurz zuvor sehr erfolgreich, das Thema Griechenland-Schlager im Nachkriegs-Deutschland somit zum Zeitgeist passend: Am 26.11.1961 war das Lied in der Jugendzeitschrift Bravo sogar der „Schlager der Woche“. Im Folgejahr erhielt Nana  für eine Millionen verkaufter Single-Schallplatten die Goldene Schallplatte und den „Silbernen Löwen“ von Radio Luxemburg.

Das Lied war der Startschuss zu einer Weltkarriere – so produzierte niemand Geringerer als Quincy Jones mit  Mouskouri 1962 eine LP mit amerikanischen Standards („The Girl From Greece Sings“, wurde 1999 erneut erfolgreich veröffentlicht unter dem Titel „Nana Mouskouri in New York“), im Folgejahr folgte eine Produktion in französischer Sprache. In den USA war sie so erfolgreich, dass sie dort später sogar vier Tourneen absolvierte, u. a. auch gemeinsam mit Weltstar Harry Belafonte.

Aber auch in Deutschland legte Nana Mouskouri nach – mit einem weiteren Nummer-1-Hit, der Doppel-A-Single „Ich schau‘ den weißen Wolken nach“ und „Einmal weht der Südwind wieder“ (Textauszug: „Nach der ersten Nacht, die mich glücklich gemacht, werd‘ ich nie mehr einsam sein“). Beide Titel wurden erneut von Manos Hadjidakis komponiert; Texter war in diesen Fällen der angesehene Ernst Bader, der sich die ungebrochene Sehnsucht des Nachkriegsdeutschlands nach Fernweh und Mittelmeerromantik – interpretiert von der „Stimme der Sehnsucht“ zu Nutze machte. Interessant ist, dass Caterina Valente und Lale Andersen, deren „Ein Schiff wird kommen“ Nana Mouskouri adaptiert hatte, nun ihrerseits Nanas Lieder auf Schallplatte veröffentlicht haben. Inzwischen war Nana mit diesen Liedern auch ein gern gesehener Gast in TV-Shows wie „Werner Müllers Schlagermagazin“ und „Mike macht alles“.

Weitere große Erfolge des Jahres 1962 waren die Singles „Am Horizont irgendwo“ (deutsche Version des internationalen Harry-Belafonte-Hits, mit dem sie ja später auf US-Tour gehen würde, von „These Are the Times“; deutscher Text Hans Bradtke) und „Was in Athen geschah“ (erneut eine erfolgreiche Manos-Hadjidakis-Komposition). Schon damals ging man ungewöhnliche Marketing-Wege: Alle Plattenjournalisten und Disc-Jockeys erhielten zur Schallplatte eine Flasche griechischen Weins nebst begleitendem Brief in griechischer Sprache und Schrift. Trotz dieser Maßnahme war die etwas rhythmischere Version des gleichen Titels von Hannelore Auer, der späteren Ehefrau Heinos, noch etwas erfolgreicher in den Charts.

Das Jahr 1962 endete mit einer erfolgreichen Deutschland-Tournee (gemeinsam mit Heidi Brühl und Gerhard Wendland) und einem Kinofilm namens „Weiße Rosen aus Athen“, in dem Nanas Lieder eine Rolle spielten.

Das Jahr 1963 begann mit einem triumphalen Drei-Stunden-Konzert im renommierten Pariser „Olympia“-Theater, in dem Nana ihre internationalen Erfolge in verschiedenen Erfolge vortrug und von einer Vier-Mann-Combo begleitet wurde, deren Bandleader ihr Ehemann war. Es gelang dennoch nicht, für Frankreich beim Grand Prix Eurovision de la Chanson teilzunehmen – sie scheiterte mit ihrem Lied „Encore plus pres de toi“ an der Vorentscheidung.

Dennoch nahm sie am internationalen Festival teil – für Luxemburg. Anders als Vicky Leandros, bei der es vier Jahre später nach gleichem Schema ablief, erreichte sie mit ihrem Eurovisions-Lied „A force de prier“ nur einen enttäuschenden achten Platz. Auch dessen deutsche Version („Die Worte dieser Nacht“) wurde im Gegensatz zu den sonstigen Veröffentlichungen jener Zeit kein Erfolg.

In Deutschland hingegen setzte sich die Erfolgssträhne mit dem Erfolgsschlager „Rote Korallen“, einer Komposition von Heinz Alisch, der ansonsten als Dirigent des Studio-Orchesters bei Nanas Produktionen in Erscheinung trat, fort.

Am 13. Juli 1964 nahm Nana Mouskouri bei den Deutschen Schlager-Festspielen in Baden Baden teil und erreichte hinter Siw Malmkvist („Liebeskummer lohnt sich nicht“) einen guten zweiten Platz mit dem Lied „Wo ist das Glück vom vergangenen Jahr?“, das von Ben Grib komponiert und von Aldo von Pinelli getextet wurde.

Neben diesem Verkaufs-Erfolg platzierte sich im gleichen Jahr auch noch die Single „Eine Insel im Meer“, deren Co-Autor, der 1974 verstorbene Knud Schwielow war, der  ansonsten hauptsächlich durch die deutsche Version des Klassikers „Winter Wonderland“ in Erscheinung trat.

Höhepunkt des Jahres 1964 war die erste USA-Tournée gemeinsam mit Harry Belafonte, die zwei Monate durch US-Universitätsstädte führte.

Abgesehen vom 1966er Schlager „Morgen ist der schönste Tag“, den Vicky Lendros‘ Vater Leo komponierte,  blieb es fortan rund 10 Jahre sehr ruhig um Nana Mouskouri in Deutschland – es gab in dieser Zeit keine kommerziellen Schlager-Erfolge in Deutschland, weil sie in diesen Jahren einerseits nur selten in Deutschland war, andrerseits aber auch ihre Kinder zur Welt brachte: Nach vorherigen drei gefährlichen Fehlgeburten kam am 13.02.1968 Sohn Nicholas zur Welt, und am 07.07.1970 erblickte Tochter Helene das Licht der Welt, die als Sängerin „Lenou“ in die Fußstapfen ihrer Mutter zu treten versucht.

International lief es in dieser  Zeit besser für Nana, so wurde sie 1969 in England zur Sängerin des Jahres gewählt, weil ihr Album „Over And Over“ sich ca. 100 Wochen in den britischen Charts gehalten hatte.

Am 04.12.1971 wurde eine TV-Show mit Nana ausgestrahlt („Nana International“) – vermutlich nahm man das zum Anlass, einen Tonträger zu veröffentlichen – der Song „Das darfst Du niemals vergessen“ konnte sich jedoch nicht durchsetzen. Den Text zur deutschen Version des Hits There Goes My Everythingverfasste Klaus Munro, der in diesen Jahren ja auch sehr erfolgreich für Vicky Leandros tätig war.

Vereinzelte Gastspiele wie jenes im Mai 1972 in Berlin sind nicht mehr so gut besucht, wie das in früheren Jahren der Fall war.

Dafür war sie in jenen Jahren international erfolgreich auf Konzertreise, so gab sie Gastspiele in England, Neuseeland und Australien, wo sie sogar mit Goldenen Schallplatten ausgezeichnet wurde. In England hatte sie zeitweise eine eigene TV-Show, in der sie Gäste wie Paul McCartney und Donovan begrüßen konnte.

Vor nunmehr fast genau 40 Jahren wurde die Durststrecke in Deutschland (!) überwunden: Nach der langen Pause („Die Kinder sind wichtiger als die Karriere“) erschien im Frühjahr die LP „Sieben schwarze Rosen“ mit Texten arrivierter Textdichter wie Ernst Bader, Michal Kunze, Miriam Frances und Ralf Arnie, auf deren Grundlage im Folgejahr auch wieder eine Deutschland-Tournee durchgeführt wurde.

Die Single-Auskopplung aus diesem Album, „Komm‘, komm‘, sag uns Deinen Traum“, die deutsche Version des durch Johnny Cash bekannt gemachten Traditionals „I Shall Not Be Moved“ mit einem Text des heutigen Präsidenten des Deutschen TextdichterVerbands, Frank Dostal, war Nanas erster Verkaufs-Single-Hit in Deutschland seit ca. neun Jahren in Deutschland, sie hat quasi damit ein kleines Comeback damit gefeiert.

Nicht nur weiße, sondern auch schwarze Rosen brachten Nana Glück: Im Jahr 1980 erhielt sie für die LP „Sieben schwarze Rosen“, deren Titellied auch auf Single ausgekoppelt wurde, für 250.000 verkaufte Einheiten eine Goldene Schallplatte. Ein Top-20-Hit wurde die ausgekoppelte Single „Adios“, eine deutsche Version des Emilio-José-Songs „Soledad“ mit einem deutschen Text von Michael Kunze.

Anfang 1976, Nana hatte gerade die Scheidung von ihrem langjährigen Ehemann bekannt gegeben, erschien eine weitere neue LP namens „Die Welt ist voll Licht“ mit (O-Ton Plattenfirma) „gefühlvollen Lieder von Liebe, Sehnsucht und Glück“. Der von Ralf Arnie getextete Titelsong (Original: „L’amour est pareil) wurde im Sommer des Jahres zu einem Verkaufserfolg. Auch ihre im Frühling des Jahres absolvierte Tournee wurde erfolgreich mit guten Kritiken absolviert. Die LP wurde später (im Dezember 1981) mit Gold ausgezeichnet.

Am 19.12.1976 wurde zum krönenden Abschluss des Jahres Nanas Personality-Show „Eine Welt voll Musik“ im ZDF ausgestrahlt, deren Mitschnitt auf LP veröffentlicht wurde.

Auch im März 1977 absolvierte Nana Mouskouri wieder eine große erfolgreiche Deutschland-Tournee. Während die Tour im Vorjahr unter dem Schatten der Trennung von ihrem Ehemann stand, galt auch 1977: „The Show Must Go On“ – im Verlauf der Tournee starb ihre Mutter überraschend an plötzlichem Herzversagen. Das ausverkaufte Hamburger Konzert gab Nana von der Beerdigung ihrer Mutter in Athen kommend. Ihre Tourneen (inzwischen von der Band „The Olympians“ begleitet) absolvierte sie im Gegensatz zu vielen ihrer Kollegen stets ohne Glamour oder Show-Einlagen und schlicht. Teilweise unterbrach  sie sogar Beifallsstürme während eines Liedes mit dem Hinweis, sie wolle gehört werden.

Der Musikmarkt konstatierte 1977 anerkennend: „Nana Mouskouris Konzerte sind nicht nur zwei Stunden Freude an einer fantastischen Stimme, sie sind auch gepflegter Sound ihres Begleitorchesters und eine perfekte Lichtregie“.

Im Herbst des Jahres erschien eine weitere deutsche LP namens „Glück ist wie ein Schmetterling“, deren Lieder sie in großen TV-Shows wie „Was bin ich?“ und „Auf los geht’s los“ und der „Drehscheibe“ vorstellte. Im Dezember 1977 war sie auch in der DDR-Unterhaltungssendung „Ein Kessel Buntes“ zu Gast – vermutlich auch dem Umstand geschuldet, dass ihre Lieder quasi frei von politischem Engagement waren, was sicher auch für die ausgekoppelte überaus erfolgreiche Single „Guten Morgen, Sonnenschein“ gilt. Der fast schon zum Evergreen mutierte Song, der gerne auch in RTL-Sendungen wie „Bauer sucht Frau“ eingesetzt wird und auch schon zu Werbe-Zwecken verwendet wurde, ist ein textliches Frühwerk des später überaus erfolgreichen Kinderliedermachers Rolf Zuckowski. Interessant ist aber auch der Produzent dieses Hits – hier ist André Chapelle vermerkt, der Mann, der „kurze Zeit später“ (2003, nach diversen vorherigen „Anläufen“) ihr Ehemann werden sollte.

Abgesehen von einem geplanten Auftritt beim Gartenfest des Bundeskanzlers, das Nana Mouskouri vor Ort absagte, weil Organisation und Technik ihrem Qualitäts-Anspruch nicht genügten, weswegen ihr Star-Allüren vorgeworfen wurden (, dem sie nachdrücklich in einem Brief an den Bundeskanzler widersprach,) waren Nanas Aktivitäten 1978 nicht in Deutschland priorisiert, so trat sie erneut drei mal im renommierten Pariser „Olympia“ auf und gab Konzerte in den USA und Kanada.

Das änderte sich wieder im Folgejahr – zum Jahreswechsel kam ein neues Album, „Lieder, die die Liebe schreibt“. Dessen Titelsong, die deutsche Version des Baccara-Hits „Don’t Play Me A Symphony“, wurde auch ein Single-Hit. Bemerkenswert ist, dass Textdichter Frank Dostal zu den wenigen Autoren gehört, der sowohl englische Originale getextet als auch deren deutsche Versionen verfasst hat – wie in diesem Fall.  Mit diesem Lied hätte sich Nana Mouskouri übrigens theoretisch nach dem damaligen Modus der ZDF-Hitparade für die Heck-Show qualifiziert – im Gegensatz zu fast allen anderen Schlager-Schaffenden jener Zeit ist sie aber dieser Sendung stets konsequent fern geblieben – in der langen Geschichte der TV-Show ist sie dort nie aufgetreten.

Ein Radio-Hit der LP war „Weil der Sommer ein Winter war“ (Cover-Version des Belafonte-Klassikers „Jamaica Farewell“) mit einem Text der unvergessenen Miriam Frances, die mit diesem Lied wohl nicht ihre Sternstunde hatte („Draußen war es so kalt – und drinnen war es so heiß, und so lag die Liebe manche Nacht auf Eis“) – ein Kritiker fand für diesen Text den treffenden Begriff „aseptische Erotik“.

Die Achtziger Jahre begannen für Nana mit einer erneut erfolgreich absolvierten Deutschland-Tournee, in dessen Verlauf sie eine Goldene Schallplatte für ihre LP „Sieben schwarze Rosen“ von Phonogram-Produktionsleiter Jürgen Sauermann erhielt.

1981 sollte wieder ein bombastisches Erfolgsjahr für Nana Mouskouri in Deutschland werden: Ihre vom damals auf dem Zenit seines Erfolgs stehenden Ralph Siegel komponierte Single „La Provonce (Du blühendes Land)“ wurde ein Riesen-Top-20-Hit in Deutschland.

Im Herbst folgte eine neue LP („Meine Lieder sind mein Leben“), dessen Single „Liebe lebt“ (deutsche Version von „Qu’il est loin l’amour“) sich auch in den Verkaufs-Hitparaden platzieren konnte. Für die LP wurde Nana der Deutsche Schallplattenpreis der Phono-Akademie als bestes deutsches Schlageralbum verliehen.

Gigantisch erfolgreich war in jenem Jahr die TV-beworbene „Best-Of“-Schallplatte „Alles Liebe“, die bis auf Platz 2 der LP-Charts stürmte und mit Abstand Nanas erfolgreichste LP in Deutschland werden sollte – davon wurden über 400.000 Exemplare verkauft. Einem Zeitungsbericht zufolge war Nana damit „erfolgreichste Sängerin des Jahres 1981“ in Deutschland.

Hintergrund dieses Erfolgs könnten große TV-Auftritte im deutschen Fernsehen gewesen sein, so trat Nana u. a. bei „Musik ist Trumpf“, im „Show-Express“, der „Drehscheibe“ und im „WWF Club“ auf. Höhepunkt der Promotion-Aktivitäten war ein gemeinsamer Auftritt mit ihrem langjährigen Freund und Kollegen Harry Belafonte in Blacky Fuchsbergers „Auf los geht’s los“.

Kein Wunder, dass auch ihre Herbst-Tournee (die längste, die die Griechin bis dato in Deutschland unternahm: Für 100.000 Besucher bei 43 Konzerten wurde ihr ein „Golden Concert Ticket“ verliehen,) erneut ein Erfolg wurde – diesmal sogar etwas „angepasster“, zum Mitklatschen einladend.

Nach diesem ereignisreichen Jahr zog sich Nana ein Dreivierteljahr aus Deutschland zurück, um mit einer neuen LP („Nana“) die neue (O-Ton) „Nana-Mouskouri-Saison“ mit einem Lied einzuläuten, das von niemand geringerem als Udo Jürgens komponiert wurde (Text: Wolfgang Hofer) namens „Alles, was Du brauchst, ist Liebe“ – das war für ein paar Jahre ihr letzter deutschsprachiger Single-Hit, den sie in Hans-Joachim Kulenkampffs großer Show „Einer wird gewinnen“ präsentierte, der auch den Startschuss für den Vorverkauf der folgenden 1983er wieder von Fritz Rau veranstalteten Konzert-Tournee geben würde.

Udo Jürgens war dann auch der Stargast ihrer vom ZDF am 05.05.1983 ausgestrahlten TV-Show „Zu meinem Glück gehört Musik“.  Einem Pressebericht zufolge schwärmt Nana aber eigentlich für einen anderen Udo, nämlich Herrn Lindenberg, so sagte sie: „Die Texte seiner (Lindenbergs) Lieder lasse ich mir übersetzen, weil meine Deutsch-Kenntnisse noch nicht gut genug sind“. Einige Jahre später hat sich Lindenberg ja mit einem Nana gewidmeten Song („Nana M.“) bedankt: „Gib es zu, Du warst im Nana Mouskouri-Konzert – ich war auch da und Du hast geweint…“

Mit „Ich leb‘ im Traum“, der deutschen Version des ABBA-Hits „I Have A Dream“, wurde der erste Vorbote für die 1983er LP „Farben“ präsentiert mit Hits damals erfolgreicher Song-Schreiber wie Ralph Siegel, Gerd Grabowski (G. G. Anderson) und Georg Moslener. Mit dem Album wollte Nana (Zitat) „sich von neuen Impulsen beflügeln lassen. Anders kann man auch als Sängerin über eine lange Zeit hinweg nicht kreativ bleiben.“ Kommerziell war sie mit diesen Überlegungen weniger erfolgreich – weder die LP noch die ausgekoppelte Single, „Mauern aus Schweigen“, deren Text sich mit der Sprachlosigkeit in vielen Partnerschaften befasst, wurden kommerziell erfolgreich.

Auch die 1984 erschienene lang ersehnte LP mit griechisch-sprachigen Liedern („Athen – ein griechisches Album“), das sie ihrer verstorbenen Mutter widmete, fand kaum Abnehmer, obwohl diese Lieder in Konzerten auch in Deutschland gerne gehört wurden.

Bevor es Anfang 1985 erneut unter dem Motto der gleichnamigen neuen LP „Vergiss die Freude nicht“  auf große Deutschland Tournee gehen würde – der Refrain des Titelliedes appelliert im Sinne des Neil Sedaka-Klassikers „Solitair“ an Optimismus und Mut -, gab Nana erstmals nach 22 Jahren – nach Beendigung der Militärdiktatur –  am 24.04.1984  wieder ein umjubeltes Konzert in ihrer griechischen Heimat vor 5.000 Fans im Atticus-Amphitheater, das sogar in Deutschland als Mitschnitt in zwei Teilen ausgestrahlt wurde, allerdings erst 5 Jahre später (Ende März 1989). Nana selbst soll das Konzert als „Konzert ihres Lebens“ bezeichnet haben.

1986 stellte sie ihre neue deutsche LP „Kleine Wahrheiten“ mit rahmenloser Brille vor – wenngleich ihr attestiert wurde, dass auch diese Brille ihr gut stand, fand sie schnell wieder zurück zu ihrer bewährten Image-behafteten Brille. Die LP wurde teilweise kritisch gesehen (BZW: „samtig-sterile Texte – zum Teil von Christian Busse ohne Zwischentöne aus dem Französischen übertragen … Dudel-Soße, gleichmütig beträllert Frau Nana „Träume“, „Endlose Nacht“, „Friedenstaube“ und „Abendrot“.) Dennoch verkaufte sich das Album ordentlich; es sollte allerdings über viele Jahre die letzte kommerziell erfolgreiche LP in Deutschland bleiben. Auch die sich anschließende gleichnamige Tournee durch Deutschland wurde erneut ein großer Erfolg.

In England landete Nana Mouskouri 1986 einen sensationellen Hit: Ihr englisch gesungener Song „Only Love“ war das Titellied zu einem TV-Vierteiler („Mistral’s Daughter“; deutsch: „Erben der Liebe“), der in England bis auf Platz 2 der Single-Charts kam. Die von Michael Kunze getextete deutsche Version dieses Liedes („Die Liebe bleibt“) war 1987 Nanas bislang letzter Single-Hit in Deutschland.

1988 ging es für Nana erneut auf große internationale Tournee, die „Down Under“ in Australien startete und im November 1988 auch erneut durch Deutschland führte. Sie erfüllte sich in diesem Jahr einen lang gehegten Wunsch, indem sie auf der LP „Konzerte der Gefühle“ die „20 schönsten Arien der Welt“ interpretierte, auf dem Cover posierend vor der Pariser Oper. Diese LP dürfte auch ihrem Vater gewidmet sein, der ihre klassische Ausbildung unter Inkaufnahme von Opfern bezahlte und lange damit schwer haderte, dass Nana nicht mit klassischer, sondern mit Unterhaltungsmusik ihren Durchbruch gefeiert hat. „Konzert der Gefühle“ war dann auch das Motto ihrer Deutschland-Konzerte, wenngleich Themen der kommerziell nicht erfolgreichen LP im Konzertprogramm nur am Rande vorkamen.

Abgesehen von dutzendweise erschienenen Presseartikeln zu einer angeblichen Hochzeit Nanas, machte sie sich für zwei Jahre lang recht rar in Deutschland. Ende 1990 tauchte sie mit dem Album „Am Ziel meiner Reise“, dessen von Michael Kunze getextetes Titellied auch auf Single ausgekoppelt wurde, wieder auf und absolvierte erfolgreiche TV-Auftritte u. a. bei Michael Schanzes „Flitterabend“, im „ARD-Wunschkonzert“, bei Frank Elstners „Nase vorn“ und in der Chanson-Sendung „Hortens Bistro“. Kurz zuvor erschien ein internationales Album namens „Gospel“, dessen Name Programm war – ein Programm, mit dem Mouskouri im Frühjahr 1991 erneut auf erfolgreiche Deutschland-Tournee ging.

Ende 1992 trat sie anlässlich des Jubiläums 30 Jahre „Rosen aus Athen“ mit ihrer „neuen“ Best Of-LP „Blumen der Liebe“ im Gepäck in den größten west- und ostdeutschen TV-Shows auf, nämlich in der von Wolfgang Lippert moderierten Wetten, dass…-Show und in der letzten Ausgabe „Ein Kessel Buntes“.

In der Folge-Zeit hört man weniger von der Sängerin Nana Mouskouri, sondern mehr von ihren politischen Aktivitäten, so wurde sie 1993 UNICEF-Botschafterin und kandidierte 1994 für die rechtsgerichtete Oppositionspartei Griechenlands „Neue Demokratie“ und wurde im Juni 1994 Mitglied des Europa-Parlaments, dem sie fünf Jahre lang angehörte. Später sagte sie dazu in einem Interview mit der BUNTEN: „Ich ging voller Enthusiasmus nach Brüssel, weil ich eine Lobby für mein Land schaffen wollte. Ich wollte nicht Geld und Macht. Aber ich musste erkennen, dass viele EU-Politiker bestechlich und korrupt sind, Hauptsache, sie werden wiedergewählt. In dem System wollte ich nicht weiter arbeiten“.

Mit neuer CD im Gepäck („Nur ein Lied“) hielt sie ihre politische Arbeit nicht davon ab, Anfang 1996 erneut auf große Deutschland-Tour zu gehen. Einen Teil der Einnahmen spendete sie UNICEF – ihre politische Tätigkeit war ja auch hauptsächlich auf Kinder- und Jugend-Themen ausgerichtet.

1997 wurde Nana Mouskouri, die oftmals das legendäre Pariser „Olympia“ füllte, für ihre künstlerischen Verdienste in die Französische Ehrenlegion aufgenommen.

Die inzwischen fast obligatorische nächste Tournee Nanas Anfang 1998 stand unter dem Motto „Die Stimme“ – unter diesem Titel erschien auch eine weitere „Best Of“-CD – diesmal mit internationalen Hit-Erfolgen ihrer Karriere.

2000 sollte eigentlich zu Beginn des Jahres eine große Deutschland-Tournee zum 40-jährigen Bühnenjubiläum folgen, was allerdings durch einen folgenschweren Glatteis-Sturz Nanas verhindert wurde. Der komplizierte Knöchelbruch am linken Fuß führte dazu, dass die komplette Tour verschoben werden musste. Immerhin wurde die zugrunde liegende CD „Classics“ nach längerer Zeit mal wieder in den Verkaufs-Charts notiert. Die Tournee, bei der unter den Begleitmusikern auch ihre Tochter Helene zugegen war, wurde erfolgreich nachgeholt.

2002 gab es nach längerer Zeit wieder ein TV-Special mit Nana Mouskouri – in der ARD wurde am 14. April der Film „Mein Athen – ein Star und seine Stadt“ gezeigt, in dem Nana „ihr“ Athen vorstellte. In der Zeit gab es neben der erneuten Best Of-Veröffentlichung – diesmal unter dem Motto „Erinnerungen“ – die viel beachtete Wiederveröffentlichung der von Quincy Jones produzierten LP „Nana Mouskouri in New York“. Das zum Anlass nehmend, führte Nana bei ihrer 2002er Deutschland-Tour auch Jazz-Elemente in ihre Konzerte ein.

Anfang 2003 geschah dann etwas, von denen Zeitungen zuvor schon Jahrzehnte berichteten – sie heiratete ihren langjährigen Lebensgefährten André Chapelle.

Im Folgejahr 2004 war Nana sehr enttäuscht darüber, im musikalischen Rahmenprogramm der Olympischen Spiele nicht berücksichtigt worden zu sein. Auch ihre kurze Deutschland-Tour des Jahres stand unter keinem wirklich guten Stern, zumindest gab es dafür durchwachsene Zeitungs-Kritiken.

Mit einer großen Welt-Tournee („Abschiedstournee“ – allerdings nur im Sinne Howard Carpendales) wollte sich Nana Mouskouri dann von ihren zahlreichen Fans verabschieden – das Konzept ging auf – es wurden so viele Tickets verkauft, dass sogar Zusatz-Konzerte in Deutschland angesetzt wurden. Das unverzichtbare Best Of-Album zum Tour-Motto hieß diesmal „Ich hab‘ gelacht – ich hab‘ geweint“. Im Gegensatz zum Tonträger wird die Tour ein großer Erfolg. Ein Konzert der „Weltabschieds-Tournee“ wurde am 09.12.2005 in Berlin mitgeschnitten und als DVD veröffentlicht.

Obwohl sie wie berichtet niemals in der ZDF-Hitparade aufgetreten ist, ist Dieter Thomas Heck nicht nachtragend: Er überreichte Nana 2007 die „Goldene Stimmgabel“ für ihr Lebenswerk.

Nach Beendigung ihres letzten Konzerts ihrer Welttournee in Griechenland, veröffentlichte sie ihre Memoiren unter dem Titel „Stimme der Sehnsucht“.

2012 jährte sich der Erfolg von Nanas Riesen-Hit „Weiße Rosen aus Athen“ zum 50. Mal – was lag also näher, als (vier Jahre nach Abschluss der Abschieds(!)-Tournee) auf Jubiläums-Tour zu gehen? – Die Fans haben sich sicher gefreut.

Für ihren jahrzehntelangen Erfolg – Nana Mouskouri gilt hinter Madonna als zweiterfolgreichste Sängerin der Welt – wurde ihr in diesem Jahr kurz nach ihrem 80. Geburtstag der Echo für ihr Lebenswerk ausgehändigt: Ehre, wem Ehre gebührt!

Im Gegensatz zu vielen ihrer Kolleginnen und Kollegen blieb Nana Mouskouri sich immer treu. In einem Interview mit der Zeitschrift Brigitte sagte sie 1976 auf die Frage, ob sie nicht lieber etwas Anspruchsvolleres singen wolle: „Sie mögen es banal nennen, wenn ich von dem Kind und seiner Mutter singe, von Liebe, vom Abschiednehmen, vom Tod, von der Sonne und vom Mond – aber das sind doch die ewigen Themen der Menschen. Viel mehr als Revolutionen, Obszönitäten, Brutalitäten. Ich will Wunden nicht bloßlegen, ich will sie heilen. Ich verlange von einem Lied nur eins: Es muss zu Herzen gehen, es soll die Seele anrühren, sie in Schwung setzen. So wie die Rosen aus Athen.“ Diesen eigenen Anspruch hat Nana Mouskouri Zeit Lebens erfüllt.

 

VORSCHAU:  In Folge 20 der Serie „Vor 40 Jahren“ geht es um den bis heute umtriebigen Schlager-Star MICHAEL HOLM.

Stephan Imming, 17.04.2015
http://www.universal-music.de/company/umg/electrola
http://www.nanamouskouri.net/

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