MONIKA MARTIN
Die CD "Sehnsucht nach Liebe" im Test von Holger Stürenburg!
Sagen wir´s mal so …: Monika Martin hat jetzt einen weiteren Fan mehr!
… und mal wieder so ein Thema, welches bislang leider (!) an mir vorbeigezogen ist, auf das ich erst jetzt seitens der smago! Chefredaktion überhaupt aufmerksam gemacht wurde – und das mir dann, nach eingehender Beschäftigung damit, tatsächlich äußerst gut gefallen hat. Solche Themenkreise hatte ich immer wieder mal zu bearbeiten, und: siehe da… der zu analysierende Künstler, die zu behandelnde Künstlerin oder Band, von denen ich vorher noch so gut wie nichts gehört hatte, fanden nicht selten sogleich einen guten Platz in meinem musikalischen Herzen.
Diesmal dreht es sich um die gebürtig aus Graz stammende Sängerin MONIKA MARTIN, die übrigens an den Hochschulen ihrer Heimatstadt Kunstgeschichte, Darstellende Kunst, Volkskunde und Musik studiert und teils darüber promoviert hat und genau deshalb eigentlich mit Frau Dr. phil. Monika Martin angesprochen werden müsste.
Mitte der 90er Jahre startete die einstige, hobbymäßige Frontfrau der Tanzband „Heart Breakers“ ihre professionelle musikalische Laufbahn im Bereich der volkstümlichen Musik. Zu ihren größten Erfolgen in diesem stilistischen Spektrum zählten z.B. der fernwehsüchtige Romantikschlager „Laluna Blue“ (1996) oder das heimelige Elfi-Graf-Cover „Mozartgasse 10“ (2008). Doch vor zwei, drei Jahren wandte sich die heute 54jährige Österreicherin vom Volkstümlichen gänzlich ab und setzte – nach Vertragsunterzeichnung bei der Münchener Firma TELAMO – von nun an auf klassischen Schlager mit stark ausgeprägten Popeinflüssen. Eben bei TELAMO erschien nun vor wenigen Tagen die zweite reine Pop-CD von Frau Dr. Phil.: „SEHNSUCHT NACH LIEBE“ wurde überwiegend von der Interpretin selbst produziert, viele der darauf enthaltenen, insgesamt 14 (plus eins) Liedbeiträge hat sie darüber hinaus eigenständig komponiert; bei der musikalischen Umsetzung standen ihr „alte Hasen“, wie z.B. Joachim Horn-Bernges (schrieb u.a. Songs für und mit Howard Carpendale oder Bernhard Brink), Ausnahmegitarrist Mats Björklund (u.a. „Boney M.“, Roland Kaiser, Donna Summer) oder Topproduzent Gerd Jakobs („GEDO Music“) zur Seite.
Herausgekommen ist bei diesem effektiven Tun eine durchwegs anspruchsvolle Songkollektion, die sich häufig im Synthipop-Gewand der 80er Jahre aufhält, dabei jedoch keinesfalls angestaubt oder altmodisch ertönt, stets über schier perfekt ausgetüftelte Arrangements verfügt und natürlich von der Hauptakteurin Monika Martin sanft, voller Gefühl und zugleich authentisch und bodenständig intoniert wird, wobei die Grazerin betont, sie habe viele der in den Texten angesprochenen Themen im Laufe der Jahre selbst erlebt und/oder beobachtet.
Bereits der Eröffner und Titelsong „Sehnsucht nach Liebe“ betört als schwebender, atmosphärischer, tanzbarer Elektropop, gehalten im unterkühlten Sound der ‚coolen Dekade‘. Er verfügt über einen wahrlich träumerischen Groove und wurde von Monika selbstkomponiert. Es folgt auf diesen phantastischen Appetiterreger die phänomenale Joachim-Horn-Bernges-Komposition „Durch jeden Sturm“, die im Juni diesen Jahres als Vorab-Auskoppelung aus vorliegendem Album diente. Sie wird knisternd dargeboten auf wehend-opulenter Synthibasis, ausgestattet mit nächtlich-mystischem, latent bluesigem Großstadtambiente, bevor ebendieser monumental-feudale Popsong aufstrebend-optimistisch, geradezu hymnisch, in ungeahnte sphärische Höhen erwächst.
„Bleib‘ noch wach“ zeigt sich als gitarrenbetonter, schleichender Pop-Ohrwurm bester Machart, der sich ebenfalls nach und nach zu einem radikal romantischen Popohrwurm im mittleren Tempo aufbaut. In einem erneut ‚very Eighties‘ anmutenden Synthipop-Kontext, beinahe originär New-Wave-angehaucht, gibt sich das stakkatoartige, treibend-rhythmische, gleichsam magisch-wehende Klangdrama „Sie“ die Ehre.
Dunkel, spürbar Flamenco-instruiert, üppig-prickelnd und sehnsüchtig-leidenschaftlich, bekommen wir daraufhin das mehr gehauchte, als gesungene Schlagerchanson „Komm an mein Feuer“ zu Gehör, abermals verfasst von „Knibble“ Horn-Bernges, der bei seinen ein ums andere Mal zutiefst gekonnt und kompakt ausgefallenen Klangkreationen eh schon seit 40 Jahren kaum jemals etwas falsch gemacht hat.
Der melancholisch-schwelgende Popschlager „Ein letzter Schmetterling“ klingt verdammt nach Kollegin Andrea Berg, besitzt aber – wiederum von „Knibble“ ersonnen – vermutlich gerade deshalb einen enorm hohen Wiedererkennungswert und trägt folglich immense Hitchancen in sich; die einerseits resümierende, andererseits absolut lebenslustige, dann wiederum leicht resignative, dito vornehm und erhaben vorgetragene Ballade „Jeder Tag“ rinnt förmlich, mit im Liedverlauf immer mehr hinzukommenden, donnernden Streicherwällen, wohlig und hochemotional aus den Lautsprechern.
Um einen verbotenen Seitensprung dreht es sich inhaltlich in dem knackigen, so liebenswerten, wie poppigen und unterhaltsamen Synthischlager „Zwei Stunden Ewigkeit“, der klanglich so aufscheint, als hätte Andrea Berg ihre ersten Lieder schon zu New-Romantic-Hochzeiten 1982/83 eingesungen – fraglos ein weiteres famoses kreatives Zusammenwirken von Frau Martin und Herrn Horn-Bernges. „Von Leben zu Leben“ ist ein gehobenes, zugleich gedämpftes, zurückhaltendes, unberührbares Synthipop-Opus in langsamem, gemächlichem Tempo.
„Wann kommt die Zeit“ könnte auch schon 1983/84 entstanden sein – was ich, als überzeugtes 80er-Jahre-Kind, im Sinne einer außerordentlich positiven Bewertung verstanden wissen mag. Es handelt sich dabei um einen erst sacht perlenden, dann konsequent aufblühenden Synthipop-Schlager, dargereicht in bester melodischer, hymnischer, ausufernder Qualität. Der elegant wiegende Edelschlager „Deine Sehnsucht“, unisono eingängig und schwärmerisch-verträumt inszeniert, beweist einmal mehr das souveräne Niveau von Monika Martins aktueller Silberscheibe, bevor das ursprünglich von der belgisch-kanadischen Sängerin Lara Fabian stammende, unerwartet verschnörkelte, luxuriöse Chanson-Melodram, „Die Antwort weißt nur Du“ (im Original: „Tu Es Mon Autre“), letztlich ausschließlich aus feisten Streicherwällen und Monikas superbem Stimmorgan bestehend und traditionellen Musicalmelodien nicht unähnlich, sowie die beiden stillen, zerbrechlichen, einschmeichelnd-hintergründigen Kaminfeuerballaden „Wie dankbar ich bin“ und „Sag mir alles“ (Original: „Waiting“ von Roch Voisine, 1990) „SEHNSUCHT NACH LIEBE“ prallgefüllt mit Liebe und Gefühl, dabei elitär und hochwertig, zauberhaft und verzaubernd in einem, grazil und gemütvoll ausklingen lassen. Wer diese von vorn bis hinten schlüssige und mitreißende CD bei „Shop24direct“ bestellt, kann schlussendlich als Bonus-Track eine aufgepeppte, stärker rhythmisierte Mix-Fassung von Monikas 2015er-Radiohit „Die neue Wirklichkeit“ genießen.
Man lernt nie aus… oft war es schon der Fall, dass ich wirklich erst Dank einer Beauftragung durch SMAGO! auf Künstlerinnen und Künstler aufmerksam gemacht wurde, mit denen ich mich zuvor, warum auch immer, noch nie auseinandergesetzt hatte. Die Empfehlung der SMAGO!-Chefredaktion, doch bitte flink „SEHNSUCHT NACH LIEBE“ von MONIKA MARTIN zu rezensieren und zu analysieren, war einmal wieder ein voller Treffer ins Schwarze. Das 15-Lied-Album begeistert den 80er-Jahre-Liebhaber in mir vollends, dürfte aber ebenso alle Freunde des auserlesenen, stimmungsvollen Popschlagers – mit der Betonung auf „Pop“/Deutschpop – für sich gewinnen können. Das Team Monika Martin/Joachim Horn-Bernges scheint sich zu einem neuen schöpferischen ‚Traumpaar‘ zu entwickeln. Dies alles ist schlagkräftig, glaubwürdig und geht in die punktgenau richtige Richtung. Hierüber legt „SEHNSUCHT NACHT LIEBE“, Monikas zweites pures Popalbum, in einwandfreier Ausprägung ein grandioses Zeugnis ab!
Foto-Credit: TELAMO / Stephan Pick, Köln
Holger Stürenburg, 30. September/01. Oktober 2016
http://www.telamo.de
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