JOY FLEMING
Zum Tode von Joy Fleming – "Deutschlands größte Röhre ist für immer verstummt!"!
In bewegenden Worten nimmt ihr Manager Hans-Peter Schmidt-Treptow Abschied von einer der größten deutschen Stimmen, die es je gab …:
Sie war eine, die das Herz immer auf dem rechten Fleck hatte, sprach Mannheimer Dialekt in dem selbst härtere Worte fast etwas Liebenswertes haben, sie war eine große Frau, eine vollendete Sängerin, die mühelos dreieinhalb Oktaven schaffte. Aber in erster Linie war sie ein Mensch – JOY FLEMING.
Noch keine zwanzig Jahre alt, fiel ihre Stimme Experten zunächst in amerikanischen Clubs in und um Mannheim auf. Niemand konnte begreifen, dass sie keine Schwarze war. Diese Stimme konnte nur einer farbigen Sängerin gehören – weit gefehlt! Joy Fleming wird die einzige Deutsche, die je vom legendären US-Soullabel Stax einen Vertrag bekommt und dort 1973 die Single „Change It All“ herausbringt. Schlager und seichte Popmusik waren nie ihre Domäne. Als Leadsängerin der Gruppe Joy Unlimited entwickelt sie sich 1971 zur grandiosen Solistin. Sie macht den Mannheimer Dialekt salonfähig und landet 1972 mit dem "Neckarbrückenblues" ihren ersten Hit. Zusammen mit dem Jochen-Brauer-Sextet tritt sie in der ganzen Welt auf. Die höchstdotierte Auszeichnung erhält sie in Tokyo – den Outstanding Award.
Sie entsprach nie Klischees, den einen war sie zu dick, für andere sang sie zu schlichtweg zu laut, wieder andere fanden sie zu undeutsch. Aber sie blieb eine Ausnahmekünstlerin, die immer ihr Publikum fand. Auch ein Absturz beim Eurovision Song Contest konnte ihr nicht schaden. Ihr Beitrag aus dem Jahre 1975 „Ein Lied kann eine Brücke sein“ bescherte ihr den größten kommerziellen Erfolg und ist bis heute bei den Fans (OGAE) der beliebteste Beitrag, der je aus Deutschland kam.
So richtig Fahrt nahm ihre Karriere vor rund zwanzig Jahren noch einmal auf. Sie lernte den französischen Musiker und Keyboarder Bruno Masselon kennen und lieben. Anfänglich kleine Konzerte mit ihm, die sich „Joy Fleming – Duo“ nannten wurden so erfolgreich, dass Hallen immer größer wurden. Im August dieses Jahres bestritten beide noch eine Zweistunden-Performance im Kulturzelt in Braunschweig – ausverkauft.
Jetzt ist sie einfach eingeschlafen und hat uns verlassen, aber ihre Stimme lebt weiter. Dieses wunderbare Timbre, das immer wieder unendlich viel Wärme durchs Publikum trug. Wie ein guter gereifter Rotwein, nein viel besser. Ich habe eine große Freundin verloren.
Foto-Credit: Foto-Hemmerich
Hans-Peter Schmidt-Treptow (Textvorlage)
http://www.joy-fleming.com/