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Welche Gegenstände für die Musikwelt zweckentfremdet wurden …!
Auch Die Fantastischen Vier machten einen Alltagsgegenstand zum Teil eines ihrer Songs …:
Geht es um die Geschichte von Musikinstrumenten, handelt es sich um eine äußerst komplexe Form der Aufarbeitung. Nicht nur der zeitliche Faktor sondern auch kulturelle Aspekte sind dafür verantwortlich, dass die Anzahl mittlerweile fast schon nicht mehr überschaubar ist. Trotz der vielen herkömmlichen Varianten waren einige Künstler besonders kreativ und zweckentfremdeten dabei verschiedenste Alltagsgegenstände.
Ein Künstler, der diesen Weg bereits in den 1950er Jahren bestritt, trug den Namen Leroy Anderson. Er wird als Vorreiter der “Leichten Sinfonik” bezeichnet und nutzte die damals populäre Schreibmaschine für seine künstlerischen Ansätze. Ohne dabei ein großes Mysterium daraus zu gestalten, verwandelte er bei seinem Stück “The Typewriter” jenes Utensil in ein Instrument, welches auf der Bühne von einem ganzen Orchester begleitet wurde. Anderson selbst betonte, dass für die Umsetzung ein ungeheures rhythmisches Feingefühl erforderlich sei.
Der prägende Einfluss der Band “Die Fantastischen Vier” geht bereits bis in die 1990er Jahre zurück. Allerdings gehören auch sie zu jenen Künstlern, die einen Alltagsgegenstand zum Teil eines ihrer Songs machten. Auf dem Song “Schizophren” des 1993 erschienenen Albums “Die 4. Dimension” ist eine gesampelte Motorsäge zu hören. Dieses Element wurde des Öfteren sogar auch auf der Bühnenshow der Rapper eingesetzt. Dabei brachten die Stuttgarter ein Element in die Popkultur, welches bereits in den 1920er Jahren des Häufigeren eingesetzt wurde. Die motorisierte Version einer Säge in Form eines mit Violinbogen gespielten Fuchsschwanzes kam damals auf vielen Vaudeville-Bühnen in den USA und Europa zum Einsatz.
Während das Geräusch im Alltag für Unbehagen sorgt, wurde es in der Musikwelt bereits gekonnt als Untermalung eingesetzt. Das Geräusch von zerschellendem Glas ist in Michael Jackson’s “Jam” nicht nur zu Beginn des Songs zu hören; während des gesamten Liedes dient jenes Sample als Ersatz für die Snare. Auch eine deutsche Gruppierung nutzte jenen Effekt für sich; Absolute Beginner bauten ihn 1996 in ihren Song “Deep Glass” ein.
Während es sich bei den ebenen genannten Beispielen eher um experimentelle Ausflüge handelt, basiert die Grundphilosophie des “Vegetable Orchestra” auf der musikalischen Zweckentfremdung. Das Gemüseorchester aus der österreichischen Hauptstadt Wien bastelt beispielsweise Flöten aus ausgehöhlten Gurken oder Klangverstärker aus entkernten Paprikas. Wenn das Orchester Stücke von Kraftwerk, Stravinsky oder auch Eigenkompositionen aufführt, kommen zusätzlich Küchengeräte wie Entsafter, Mixer oder Reibeisen zum Einsatz. Am Ende jeder Show werden alle Utensilien zusätzlich von einem Koch zu einer Suppe verarbeitet, die dem Publikum ausgeschenkt wird.
Ein weniger freundliches Element, welches vor allem im Hip-Hop vermehrt zum Einsatz kommt, ist die Schusswaffe. Aufgrund der breiten Anzahl von Rappern, die sich jenem Element bedienten, ist es schwer zu sagen, wer diesen Trend für das Genre entdeckt haben könnte. Zu den frühesten Vertretern gehört beispielsweise das N.W.A-Mitglied Eazy E, welches 1992 im Song “Neighbourhood Sniper” darauf zurückgriff. Dr. Dre mit “Bang Bang” oder der Wu Tang Clan mit “Careful” sind weitere, nennenswerte Beispiele. Einen diesbezüglich innovativen Ansatz verfolgte 50 Cent. Beim Song “Heat” knallte nicht nur die Snare, sondern die Hi-Hat wurde durch das Ladegeräusch einer Waffe ersetzt.