„EUROVISION SONG CONTEST 2025“
smago! top-exklusiv: FRANK EHRLACHER wagt eine Vorschau auf das 1. Halbfinale!
One, 21:00 Uhr – 23:15 Uhr!
Wenn der „Eurovision Song Contest“ am Dienstagabend in der St. Jakobshalle zu Basel in seine 69. Runde geht, dann gleich mit Volldampf, denn einige der Top-Favoriten auf den diesjährigen ESC-Sieg gibt es gleich im 1. Semifinale.
Das beginnt schrill und spacig mit dem Geschwister-Duo „Vaeb“ aus Island und ihren Mitstreitern – mit „Roa“ gewannen sie den isländischen Vorentscheid, ein Song, der gute Laune macht, aber: Schaut ihn Euch gut an, dass er sich fürs Finale qualifiziert, möchte ich nämlich nicht garantieren, denn von den 15 Interpreten des ersten Halbfinals, können 5 danach wieder die Heimreise antreten. Nur 10 qualifizieren sich für das große Finale am Samstag.
Da wird es vielleicht auch für die polnische Diva Justyna Steczkowa knapp, die „Gaia“, die Erdenmutter der griechischen Mythologie besingt. Justyna ist in Polen bereits lange im Geschäft und hat gerade ihr 19. Album veröffentlicht – das ganze ist bunt inszeniert, aber so ganz will der Funken nicht überspringen.
Da setze ich schon eher auf Klemen aus Slovenien, auch wenn das ebenfalls kein Selbstläufer ist. Der Schauspieler und Sänger bringt eine der selteneren Balladen im diesjährigen Wettbewerb, „How Much Time Have We Left“, wie viel Zeit bleibt uns noch und hat die ganze Choreographie ganz auf sich und seine Personality zu geschneidert.
Klar weiterkommen dürfte dann aber Tommy Cash aus Estland, der eher wirken möchte wie ein typischer Italiener. „Mi amore, Espresso Macchiato, por favore“ gibt auch schon den Inhalt und fast den kompletten Liedtext wieder, den er vor einem übergroßen Jumbo Jet mit seinem Namen drauf schmettert. Und diesen Espresso bekommt man so schnell nicht mehr aus dem Ohr.
Etwas sperriger ist da der fünfte Beitrag des Abends von der Gruppe „Ziferblat“ (nein, da fehlt kein „f“ und kein „t“, das schreibt sich im ukrainischen so), die wieder aus zwei Brüdern (plus einem Mitstreiter) besteht. Sie besingen den Vogel des Gebets, „Bird Of Pray“ – politisch nicht ganz unbrisant, denn am Ende des Songs wird aus dem „Bird Of Pray“ im Text der „Bird Of Prey“, der Raubvogel – und wer damit gemeint ist, kann man sich anhand der aktuellen politischen Situation in der Ukraine gut vorstellen.
Der Top-Favorit dieses Jahres kommt dann aus Schweden – „KAJ“, ein Komiker-Trio aus Finnland, präsentiert „Bara bada bastu“, ein Loblied auf die Sauna. Damit möchte Schweden gerne zum 8. Mal den ESC gewinnen und damit einen neuen Rekord aufstellen – eigentlich war das aber ganz anders geplant. Denn Mans Zalmerlöw, der Sieger von 2015, war angetreten, um 10 Jahre nach seinem großen Triumph diesen à la Loreen zu wiederholen… und war recht perplex, als er im schwedischen Vorentscheid nur knapp 2. wurde. Die schwedischen Chancen dürften durch das eingängige „Bara bada bastu“ aber gestiegen sein – und es wäre mal wieder ein Siegertitel in Landessprache.
Als kompletter Gegensatz folgt die Folk-Rock Band „Napa“ aus Portugal, die in ihrem Song „Deslocado“, übersetzt in etwa „vetrieben“, von der Sehnsucht nach ihrer Heimatinsel Madeira singt. Ein Song, der zur Seefahrernation Portugal passt – ob er auch das Finale erreicht, halte ich für fraglich, würde es ihm und mir aber sehr wünschen.
Zwei Pop-Nummern kommen danach aus Norwegen – Kyle Alessandro mit „Lighter“ – und aus Belgien, Red Sebastian mit „Strobe Lights“, wonach letzterer für mich der deutlich chancenreichere Kandidat ist. Sein Soft-Techno-Song „Strobe Lights“ geht nicht nur in die Beine und in die Ohren, sondern auch ins Auge – aber im positiven Sinn, denn passend zu seinem Künstlernamen ist auf der Bühne wirklich alles „rot“. Für mich ein absoluter Geheimtipp auch auf eine ganz vordere Platzierung am Samstagabend.
Aserbaidschan war beim ESC jahrelang für Pop-Musik meist schwedischer Autoren berühmt und berüchtigt und konnte so ja auch 2011 den Sieg in Düsseldorf einfahren. Dieses Jahr gehen sie mit der Rockband Mamagama und dem Song „Run With U“ an den Start, den die Bandmitglieder selbst geschrieben haben. Mit der Final-Qualifikation dürfte das eng werden, da bleibt nach den im Reglement begrenzten 3 Minuten wenig hängen.
Spannend ist beim Beitrag aus San Marino schon die Entstehungsgeschichte: „Tutta l’Italia“ von DJ Gabry Ponte war nämlich eigentlich der Werbetrenner beim italienischen Sanremo-Festival im italienischen Fernsehen – und trat ein paar Tage später dann in der XXL-Version bei der Vorentscheidung im Zwergstaat an. Der Song macht gute Laune, Gabry ist als DJ nicht der überzeugendste Performer, aber wenn die ganze Halle „Tutta l’Italia“ mit skandiert, könnte es den Song gut ins Finale schwappen lassen.
Albanien geht dieses Jahr mit einem Electro-Folk Duo an den Start: Shkodra Elektronike, die sich nach ihrer Heimatstadt Shkodra, der fünftgrößten Stadt Albaniens, benannt haben, besingen das Feuer, „Zjerm“, und der Beat ist so hypnotisch, dass er auch Menschen erreichen sollte, die mit elektronischer Musik weniger anzufangen wissen.
Vor Probenbeginn gehörte für mich der aus dem Kongo stammende Niederländer Claude Klambe zu den absoluten Favoriten. Sein „C’est la vie“ kommt zwar mit wenig Text, aber einer positiven Botschaft und einer eingängigen Melodie daher – die Inszenierung ist dann aber doch eine Spur zu einfallslos, um zu glauben, dass der Song alleine das ganze trägt. Leider nur guter Durchschnitt, der im Finale aber sicher eine zweite Chance bekommt.
Darüber bin ich bei Marko Bosnjak und seinem „Poison Cake“ weniger optimistisch. Vielleicht erinnert Ihr Euch: Im Vorjahr holte Baby Lasagna mit Rim Tim Tagi Dim den Sieg im Televoting und landete insgesamt nur knapp auf Rang 2. Diesmal ist die ganze Inszenierung aber zu überdreht, da nützen auch die eingestreuten Kinderliedmelodien nicht. Da braucht es viel Glück für eine Finalteilnahme – wenn es denn nicht schon aussichtslos ist.
Den Abschluss des Abends macht Theo Evan aus Zypern mit „Shh“ – eigentlich ein 08/15-Song, bei dem es aber die Optik bzw. die Inszenierung rausreißt. Das bleibt im Gedächtnis und gibt gerade als letzter Teilnehmer des Abends sicher Anrufe…
… denn darauf kommt es an. Im Unterschied zum Finale, wo es wieder die legendären Jurys geben wird, entscheidet beim Halbfinale nur das Televoting derjenigen Länder, die am Dienstag teilnehmen – plus den „Vorqualifizierten“ Big Five-Ländern Spanien und Italien und dem Gastgeber Schweiz dürfen abstimmen. Und damit auch die Vorqualifizierten schon einen Auftritt in den Halbfinals haben, singen diese 3 Nationen am Dienstag auch „außer Konkurrenz“ bunt gemischt zwischen den Halbfinalteilnehmern. Aber zu den Songs gibt es dann in der Finalvorschau mehr…
Die ultimativen Experten-Tipps:
Sicher im Finale sind Estland, die Ukraine, Schweden, Belgien, San Marino, Albanien, die Niederlande und Zypern
Eng wird es für Polen, Slowenien, Portugal und Norwegen.
Und eher zum ersten und letzten Mal für dieses Jahr sehen wir Island, Aserbaidschan und Kroatien.
Textquelle: smago! top-exklusiv – Mit bestem Dank an Frank Ehrlacher

