"EUROVISION SONG CONTEST"
smago! Gast GLOSSE: Pressekonferenz "Unser Song 2017"!

Freunde des gehobenen Trashs kamen bei der Pressekonferenz zur Eurovision auf ihre Kosten …: 

Die Pressekonferenz von „Unser Song 2017“ ging konsequent den Weg fort, den man bei der bisherigen Eurovisionsplanung gewohnt war. Angekündigt war die Pressekonfernz (im Folgengen PK abgekürzt) für 11.30 Uhr – und „pünktlich“ um 13.30 Uhr (selbst der Termin wurde nicht minutengenau eingehalten) ging es dann auch schon los, und die NDR-Pressesprecherin Iris Bents begrüßte die Fotografen und Journalisten, um nach einer Vorstellung einiger Kollegen (Bürger Lars Dietrich, Jörg Grabosch und Unterhaltungschef Thomas Schreiber) den Staffelstab an Barbara Schöneberger zu übergeben, die sich um 13.30 Uhr mit der Begrüßung „Guten Morgen“ als Nachtmensch geoutet haben dürfte.

„Ganz großes Fernsehen“ verspricht die Erfolgsmoderatorin und kündigt einen Film an, in dem noch einmal das System des diesjährigen Wettbewerbs vorgestellt werden sollte. Das sei „überhaupt nicht schwer“ – als wettbewerbserfahrener Medienmensch weiß Barbara natürlich, dass schon das Wertungssystem so gaga ist, dass eine berechtigte Frage der PK gewesen wäre, was Herr Schreiber und seine Leute so „rauchen“, sich so etwas auszudenken. Einziger Vorteil des nicht wirklich nachvollziehbaren Modus’ ist, dass Frau Schöneberger daraus wirklich eine schöne Comedy-Nummer machen kann – das hat sich ja jetzt schon bei der PK abgezeichnet…

Als erste Teilnehmerin des Wettbewerbs wurde dann Felicia Lu Kürbiß vorgestellt. Die 21-jährige Elektromarktverkäuferin hat einen eigenen „Fernsehsender“ (O-Ton Barbara Schöneberger), also einen Youtubekanal mit 20.000 „Followern“ und eine Vorliebe für Electropop („man kann ganz viel mit Electropop machen“ – aaah jaaa). Das reicht wohl, um bei der Eurovision teilnehmen zu dürfen. Interessant ist ihre Aussage zur Teilnahme an der Castinghow Rising Star: „hat mir viel gelernt“ – wäre das auch geklärt. Die Journalisten und Fotografen schienen nicht soso interessiert zu sein – Barbara musste mit „pssst“ zur Räson auffordern…

Als zweite Kandidatin wurde Helene Nissen vorgestellt, die – ungewöhnlich für ihr Alter – sich als Johnny Cash-Fan geoutet hat, von dem sie auch einen Titel im Wettbewerb singen wird. Sie macht nun laut eigener Aussage zum „dritten Mal Abitur“ – dabei hat sie nur ganz wenige Schwächen, also zum Beispiel Mathe, Bio und Chemie…. – auch bei Castings wurde sie bislang abgelehnt. Im Film wurde Helene nach ihren Songthemen gefragt – die Antwort „Liebe, Freundschaft, das Leben“ war ja noch normal – originell ist aber der Hinweis auf ihre Katze, die sich anscheinend auch als Songthema eignet. Im Interview fragte Barbara dann, welche Songthemen Helene so präferiert – überraschenderweise sind das „Liebe, Freundschaft“. – auch Barbaras Frage nach ihrem Idol (Johnny Cash) zeigt, wie gut und interessiert sie dem Vorstellungsfilm gefolgt ist..  – Einen Mitleidsbonus hat Helene sich dennoch verdient: Das arme Kind ist gaaaanz alleine (ohne Begleitperson) bei der Eurovision – bitte eine Runde Mitleid!.

Die Dritte im Bunde ist Yosefin Buohler. Ihr Einspielfilm wird gezeigt – unter anderem erfahren wir, dass Yosefins Mutter Schwedin ist und sie beim WM-Qualifikationsspiel Deutschland-Schweden ein Küsschen von Joachim Löw erhalten hat, weil sie die deutsche Nationalhymne gesungen hatte. Textlich lag sie offensichtlich vor Sarah Connors Performance – musikalisch wohl nicht sooo..

Nun wäre Yosefin für ein Interview vorgesehen gewesen. „Wäre“ deshalb, weil sie noch bei der Probe war und noch nicht bei der PK. Man könnte sich nun fragen, warum man extra die PK um zwei Stunden verschiebt und dann so was vorkommt… – wenn das nicht zu deutlich das widerspiegelt, was man insgesamt so an Eindruck mitnimmt.

Weiter im Takt also mit Axel Maximilian Feige. Der Kandidat ist 28 Jahre alt und kommt aus Hamburg. Laut Eigenauskunft ist er „freischaffender Musiker, der nebenbei(!) Förderlehrer ist – ja nee iss klar… – Feige ist der einzige männliche Teilnehmer des Abends – oder wie Barbara es später sagte: „Es nehmen fünf Frauen teil, davon eine mit Bart“. Selbstredend stand auch Feige noch nicht für ein Interview zur Verfügung – hoch lebe eine strukturierte und gute Planung – ohne Worte…

Folglich wurde auch die fünfte Kandidatin per MAZ vorgestellt: Isabella Levina Lueen. Bei ihr fällt sofort die sehr angenehme Sprechstimme auf. Ob sie als Eurovisionsteilnehmerin geeignet ist, weiß ich nicht – aber als Radiomoderatorin würde ich sie sofort einstellen – wirklich eine tolle, angenehme Stimme.. Im Film erzählt sie, dass sie gerne komponiert. – Wäre man böse, könnte man sagen – schade, dass sie ihre eigene Komposition nicht vorstellen darf.. Immerhin ist sie Master Of Music Development trallala haste nicht gehört – sehr beeindruckend.

Auch Isabella steht zunächst nicht zum Interview zur Verfügung, dafür aber nun doch Yosefin – es geht wie gesagt eben nichts über eine gute Planung. Na gut, dann steht nun Frau Bu-oh-ler (so wird sie auch ausgesprochen) für Fotos zur Verfügung und muss sich ausziehen. Also nicht alles, aber zumindest ihre Kette (bzw. „Halsband“, wie Barbara zu sagen pflegte), weil die Kette zu sehr reflektierte. Zur „Unterstützung“ der Fotografen lief übrigens immer ein Mann durchs Bild mit ein paar DIN A 4 Zetteln und fuchtelte wie verrückt damit durch die Gegend – vermutlich, um den Kandidaten zu signalisieren, wo sie hinschauen müssen… Die hoch professionellen Fotografen, die teilweise Handys der fast neuen Generation zum Fotografieren verwendeten, werden es dem Mann gedankt haben…

Nun hat sich auch Herr Feige eingefunden – chic im Anzug gekleidet, hat er völlig unaufgeregt die nervige Fotografier-Aktion über sich ergehen lassen. Glaubhaft verkündet er, dass es ihm ums Dabeisein geht – er hatte gar nicht damit gerechnet, in die Runde der letzten Fünf zu kommen. Ohne die Performance zu kennen – rein vom Auftritt her wirkt Feige auf mich am professionellsten – ein guter Typ, der vielleicht gute Chancen haben könnte.

Turnusgemäß war nun Frau Lueen  (ganz wichtig: „Lü-en“ ausgesprochen) dran. Selbstverständlich musste auch an der Stelle wieder Chaos veranstaltet werden. Statt in Ruhe das Interview mit Isabella zu führen, mischte sich hektisch Pressesprecherin Iris Bents ein, die meinte, nun sei doch der perfekte Moment für ein Gruppenfoto. Respekt vor der letzten Kandidatin, sich auch in Szene zu setzen? Fehlanzeige. Zumindest zeigt Barbara nun, wie es auch morgen kommen könnte, indem sie diese Szene mit den Worten „..sieht aus wie Bio-Leistungskurs  – ist aber unser Angebot für KIEW…“ kommentierte – eine wohl leider realistische Einschätzung…

Statt des Interviews mit Isabella kommt es nun zur Möglichkeit, Fragen zu stellen. Die Presse zeigt sich „überaus interessiert“ mit knallharten Investigativ-Fragen wie „was ist wichtiger: nicht als Erster fliegen oder Gewinnen“? (Jan Feddersen). Zur großen Überraschung gilt für alle natüüürlich nur „Dabeisein ist alles“. Danach ging es noch um die vorgetragenen Coversongs (selbstverständlich alle(!) englischsprachig) und um die Vorentscheidung der Schweden. Interessant fand ich in dem Zusammenhang die Aussage Axel Feiges, dass er gerne ein Stück aus den 1970er Jahren gesungen hätte, das aber zu lange gewesen sei – ja nee iss klar, drei Stunden Sendezeit, fünf Kandidaten – da ist natürlich viel zu wenig Zeit, die Kandidaten ihr Lieblingslied singen zu lassen – ohne Worte…

Das war’s – mehr Interesse hatten die deutschen Journalisten nicht. Kritische Fragen? Fehlanzeige, dabei gibt es vom Gaga-System über die Sprache der Lieder bis hin zur Nationalität der Songautoren mehr als genug fragwürdige Gesprächspunkte. Viel wichtiger ist aber wohl die Reflexion einer Kette – äääh, eines Halsbands..

„Netterweise“ wurde nun doch noch das Interview mit Levina-Isabella fortgeführt. Wir erfahren, dass die junge Dame nicht erkältet ist, sondern „wirklich“ so eine Sprechstimme hat – auf ihren Gesang bin ich wirklich gespannt – wie gesagt, die Sprechstimme hat jedenfalls etwas.. schon als Kindermusical-Interpretin hat sie jedenfalls ein Publikum für sich eingenommen.

Nachdem die Kandidaten „abgefrühstückt“ sind, ging es nun an die Komponisten. Der erste Song, „Wildfire“ stammt u. a. von Marit Larsen, die u. a. „If A Song Could Get Me You“ geschrieben hat. Barbara Schöneberger nannte den Titel versehentlich „Wild Life“ – na, wer wird denn zimperlich sein, vielleicht wollte sie nur das Beste aus dem Füllhorn der vielen Eurovisionssongs ausschöpfen? Lied Nummer 2 ist „Perfect Life“, geschrieben u. a. von Lindy Robbins, die auch schon für die Backstreet Boys einen Erfolgshit schrieb. Um den Song geht’s ja schon lange nicht mehr bei der Eurovision (, auch wenn ja „eigentlich“ mal etwas Anderes verkündet wurde).

Zum guten Schluss kamen die Electropop- und Englischpop-Experten (hä ähm) Florian Silbereisen, Tim Bendzko und Lena auf die Bühne, um im Small Talk zu erzählen, wie sie ihre Rolle bei der Veranstaltung sehen. Barbara wünscht sich, wieder einen Kandidaten bzw. eine Kandidatin wie Lena zu finden. Dabei wird sie am besten wissen, dass das SO einfach nun wirklich nicht geht – die PK hatte derart wenig Herzblut, dass der Eindruck entstand, dass oberstes Ziel sei, das Triple in Sachen „letzter Platz“ fertigzustellen.

Ohne feudale Verabschiedung und ohne (wie versprochen) Interviews mit Peter Urban, Thomas Schreiber oder Bürger Lars Dietrich ging die Pressekonferenz zu Ende.

Zumindest „Trash“ beherrscht der NDR perfekt – eine PK zwei Stunden verspätet zu starten, um dann den kompletten Ablauf nicht geregelt zu bekommen – das ist schon „ganz große Kunst“. Wenn vom morgigen Abend schon künstlerisch eher wenig zu erwarten ist, kann man unter Satire- und Comedy-Aspekten vielleicht schon Einiges erwarten – Frau Schöneberger, übernehmen Sie!

Stephan Imming, 08.02.2017
http://www.eurovision.tv
http://www.eurovision.de

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