"EUROVISION SONG CONTEST 2016"
Nachlese die Zweite!

Persönliche Betrachtungen zum ESC von Stephan Imming …: 

In den sozialen Netzwerken und in der allgemeinen Berichterstattung wurde der diesjährige Eurovision Song Contest wieder recht kontrovers begutachtet. Im Fokus des Interesses stand vor allem, ob Deutschland zurecht wieder auf dem letzten Platz gelandet ist und ob das Siegerlied aus politischen Gründen den ersten Rang geholt hat.

Was den deutschen Beitrag angeht, habe ich sofort nach der deutschen Vorentscheidung gesagt, dass das international sicher keine Chancen haben wird. Nachdem der NDR zum wiederholten male „ins Klo gegriffen hat“ mit dem Engagement von Castingshow-Siegern des Privatfernsehens (man denke an Gracia, Andreas Kümmert und eben Jamie Lee), sollte es hoffentlich Tabu sein, diese kurzen Zeiterscheinungen in einen internationalen Wettbewerb zu schicken – letztlich dienen diese Formate doch unisono dazu, junge Talente zu „verheizen“.

Wenn es denn schon unbedingt ein Casting sein muss, dann sollte es direkt auf die Eurovision ausgelegt sein unter der Regie von erfahrenen Experten. Und da hat Stefan Raab nun wirklich oft genug einen richtigen Riecher bewiesen. Blamagen wie in diesem und den letzten Jahren hat er uns erspart. Mit Lena bescherte er Deutschland gar eine Siegerin, aber auch Max Mutzke und Roman Lob oder auch Lenas zweiter Auftritt konnten sich sehen und hören lassen im Vergleich zu dem, was wir in den letzten Jahren „ertragen“ mussten.

Insofern wäre mein Wunsch, entweder einen Profi der Marke Raab ein Casting durchführen zu lassen oder aber ein etabliertes Team „machen zu lassen“. Damit ist eine gute Platzierung zwar auch lange nicht garantiert, aber die klar vorhersehbare Total-Blamage wie in den letzten Jahren sollte damit abgeschafft sein.

In vielen Kommentaren und Berichten kann man lesen, Deutschland habe aus „politischen Gründen“ so schlecht abgeschnitten, damit sei „Merkels Politik abgestraft“ worden. Das halte ich für Unsinn, das Lied war einfach zu schlecht – und wenn man schon ein schwaches Lied schickt, sollte eine spektakuläre oder auffällige Performance zumindest selbstverständlich sein. Das Bühnenbild allein oder irgendein Manga-Kult macht da den Braten nicht fett.

Was den Siegertitel angeht, würde ich schon politische Motivation unterstellen. Die Ukraine hätte sicher nicht gewonnen, wenn sie z. B.  mit einem Liebeslied angetreten wäre. Wenn das Thema des Siegerliedes schon Hauptthema bei den Tagesthemen ist, sagt das ja etwas aus. Einschränkend muss man sagen, dass der Siegertitel ja weder bei der Fachjury noch beim Publikum die Nummer 1 war. Dennoch hätte vielleicht ein starker Song gewonnen, wenn es einen solchen in diesem Jahr gegeben hätte – bei extrem schwachem Teilnehmerfeld sah man sich anscheinend außerstande, einen „Hit“ zu finden und konzentrierte sich auf andere Bewertungskriterien.

Und da schien es en vogue zu sein, sich auf die Politik zu konzentrieren – oder eben auf eine spektakuläre Bühnenshow. Hätte Russland gewonnen, wäre das insofern ein Armutszeugnis gewesen, als zum dritten Mal in Folge allein die Show unabhängig vom Lied gewonnen hätte (vor zwei Jahren hat nicht das Lied, sondern eine bärtige Frau gewonnen, vor einem Jahr ein Sänger mit Strichmännchen) – oder weiß noch jemand, wie die Siegertitel hießen?

Vor 50 Jahren gewann ein gewisser Udo Jürgens mit dem Lied „Merci Cherie“ den Wettbewerb. Sänger und (noch dazu deutschsprachiger) Siegertitel sind bis heute unvergessen – und das alles ohne Pyroshow und die große Politik, einfach weil Chanson und Interpret bärenstark und zeitlos waren bzw. sind.

Vor 40 Jahren hatten Brotherhood Of Men einen großen Erfolg mit „Save Your Kisses For Me“ – der Song war zugegebenermaßen einfach gehalten, und der originelle Tanz bei der Präsentation des Liedes hat sicher auch geholfen – aber auch hier hat letztlich das LIED gewonnen und war international überaus erfolgreich.

Das sind sicher Überlegungen eines „Gestrigen“, der einer antiquierten, vermeintlich verstaubten Vergangenheit hinterher weint. Wenn ich mir aber so manche Artikel selbst in renommierten Zeitungen wie der Süddeutschen („Dilettantenstadl“, siehe hier http://www.sueddeutsche.de/medien/eurovision-song-contest-in-stockholm-was-fuer-ein-dilettantenstadl-1.2993620-2 und dem Focus ansehe („ESC ist schlimmes Missverständnis“ http://www.focus.de/kultur/kino_tv/focus-fernsehclub/esc-2016-der-eurovision-song-contest-ist-ein-schlimmes-missverstaendnis_id_5533468.html) und Postings in sozialen Netzwerken wie die von Konstantin Wecker (siehe hier: https://www.facebook.com/Konstantin-Wecker-111564412194266/?fref=nf&pnref=story ) habe ich schon den Eindruck, dass es hier und da schon eine Gruppe von Freunden der Philosophie gibt, sich der Ursprünge des Eurovisions-Wettbewerbs zu besinnen. Immerhin war das mal ein Komponistenwettbewerb und nicht – wie heute – wahlweise ein Eurovision VIDEO Contest bzw. Europameisterschaft der Pyrotechnik.

Vielleicht gibt es ja im kommenden Jahr wieder etwas mehr Grund zur Freude über den Wettbewerb allgemein und insbesondere über einen professionell produzierten und gut ausgewählten deutschen Beitrag zum Wettbewerb – die Hoffnung stirbt zuletzt.

Stephan Imming, 16.05.2016
http://www.eurovision.tv
http://www.eurovision.de

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