MATTHIAS REIM
Das ausführliche Interview zu seiner neuen CD "Die Leichtigkeit des Seins"!

Gelingt “Matze” damit seine dritte Nr. 1 in den deutschen Album-Charts…? 

Eigentlich wirken Sie so, als hätten Sie die Leichtigkeit des Seins für sich gepachtet. “Die Leichtigkeit des Seins“ ist der Titel Ihrer aktuellen Single. Und so heißt auch Ihr neues Album Wie sieht die Wirklichkeit für Sie in der neuen Heimat am Bodensee denn genau aus mit dieser Leichtigkeit im Hinterkopf?

Ich glaube, es ist so ein Grundgedanke, einfach mehr Leichtigkeit ins Leben zu kriegen und auf die Suche nach diesen Momenten zu gehen, manchmal empfinden ich sie, vor allem, wenn ich hier vor die Tür gehe und der See (Anmerk.: der Bodensee, dort ist er zuhause) liegt still und starr und ich gucke da raus und denke, worüber machst du dir eigentlich Sorgen, guck‘ dich um, es ist wunderschön hier, auf der anderen Seite ist das Leben so turbulent und man muss gerade in meinem Alter überallhin hingucken, einmal beruflich, auch privat. Machst Du es richtig? Machst Du es allen recht. Was hast du heute noch auf dem Plan? Es ist so ein kleines Utopia – das Leben in der Leichtigkeit des Seins.

Sie haben durch Ihre jüngsten Produktionen und Tourneen den Sprung zurück an die Spitze geschafft. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?

Ich glaube, ich habe mir das erspielt, ich glaube durch meine Präsenz, durch die unendlich vielen Auftritte, die ich auch in den schweren Jahren gespielt habe, um auch aus diesen, wie auch jeder weiß, aus diesen finanziellen Problemen raus zu kommen, habe ich viel gespielt und war ich sehr fleißig und habe mich auch damit abgelenkt und wurde eben mit den Jahren selbstbewusster, ich wurde besser auf der Bühne, ich lernte auch dazu und ich glaube, diese Präsenz und das Überzeugen des Publikums, das fruchtet jetzt.

Am 20. März 2014 haben Sie für Ihr letztes Album „Unendlich“ Platin erhalten. Spätestens jetzt sind Sie ja jetzt wieder in die erste Riege der deutschsprachigen Stars aufgerückt. Wie empfinden Sie das?

Dass ich 24 Jahre nach „Verdammt, ich lieb dich“ wieder Platinauszeichnungen in Empfang nehmen darf, ist für mich wirklich ein Geschenk des Himmels. Ich habe davon geträumt, ich habe darauf gehofft, aber damit gerechnet habe ich nicht mehr. Wenn es kommt, ist es toll und ich habe mich über die Nummer Eins im vergangenen Jahr so gigantisch gefreut, ich kriegte ja keine Luft mehr vor Freude und halte mich daran aber nicht daran fest, entweder mögen die Leute mich, meine Musik, meine Konzerte, oder nicht, es gibt Zeiten für alles.

Wer hat das neue Reim-Album produziert? Von Ihnen ist die Rede, aber auch von Torsten Brötzmann? Wer macht da was?

Ich bin der, der sich die Linie ausdenkt, der sich ausdenkt, wie ich glaube und das kann ich inzwischen, wie ich glaube, dass ein Matthias Reim-Album klingen muss. Ich bin auch einer der Wenigen, die das hinkriegen, wie nennt man das, ich muss die Songs entwickeln, weil es reicht nicht , eine Akustik-Gitarre zu nehmen, das dazu zu singen und jemandem zu schicken, ich muss sie so entwickeln, dass meine Stimme darin eine Rolle spielen kann, dass es glaubwürdig ist, dass das Arrangement der Emotionen entspricht, und dann gebe ich es weiter an Leute wie Thorsten Brötzmann und sage, pass‘ mal auf, ich weiß dir fällt immer noch was ein, kannst du es noch besser machen, kannst du es anders machen, wie siehst du das, wir diskutieren das dann und bin froh, wenn ich wirklich tolle Leute habe, die sagen, pass auf das können wir da besser und das ist super da, das lassen wir, die Gitarristen spielen wir da und da mache ich dir neue Streicher, machen wir echte Streicher, ja, wenn ich dann irgendwann betriebsblind bin, kommt dann der feine Schleifer dazu.

Ist es Ihnen leicht beziehungsweise leichter als zu anderen Zeiten gefallen, Songs für Ihr neues Album zu schreiben?

Ich hatte dieses Brett vorm Kopf diesmal nicht, also ich hatte zu viele Songs und ich hatte sogar diesmal wirklich die Qual der Wahl, welche nimmst du raus, welche machst du später. Diese Kreativphase, die hört im Moment auch nicht auf, ich mache noch zwei CDs parallel für andere Künstler, weil ich das einfach ausnutze – ich kann im Moment.

Bei Ihrem Titelsong „Die Leichtigkeit des Seins“ waren noch andere Produzenten mit im Spiel. Wie kam es dazu?

Der Hauptproduzent bin ich und den Song „Leichtigkeit des Seins“, den habe ich nach Mallorca zum Luis Rodriguez und Amadeus gegeben, weil ich nicht wusste, wie ich aus diesem Arrangement, aus dieser Harmoniefolge, die nicht so schlageresk war und trotzdem diese wunderschöne Idee beinhaltet hatte, wie ich es auf den Punkt bringe – Arrangement mäßig und wenn ich wirklich nicht weiter weiß, dann gehe ich dahin. Und die haben es so großartig gelöst. Also es musikalisch zu erklären, wäre jetzt etwas zu kompliziert. Aber eben wirklich Harmonien zu verdoppeln und aus acht Takten vier zu machen und in so ein, ähnlich wie Avicii auch gearbeitet hat, in so ein Cycle zu bringen, es kamen so viele Ideen zueinander, das war so ein kreativer Prozess, wo ich einfach erstaunt war und sage, das ist richtig. Das hat funktioniert, da haben wirklich auch Leute miteinander aus einem tollen Song eine tolle Produktion gemacht.

Ihr Albumtitel erinnert an einen US-Film, der 1988 nach einem Roman von Milan Kundera entstanden ist und der fast schon zu den Klassikern gezählt werden darf: „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“. Hat Sie der Film oder der Filmtitel inspiriert, Ihr Album danach zu benennen?

Ich kenne den Film nicht, ich weiß nur, dass ich diese Zeile „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ mich so beeindruckt hat, weil ich sage, was denn nun Leichtigkeit oder unerträglich, hab darüber auch nicht weiter nachgedacht, aber die rotierte immer in meinem Kopf und plötzlich sprudelte sie eben bei diesem Song als Refrainzeile raus, ich weiß auch gar nicht, wo die her kam, plötzlich war sie da und sie war es einfach.

Können Sie sich denn, um beim Filmtitel zu bleiben, vorstellen, dass eine Leichtigkeit unerträglich werden kann?

Ich kann mir schon vorstellen, dass Leichtigkeit unerträglich wird, wenn man zu viel davon hat. Es gab so Zeiten, kurz nach „Verdammt, ich lieb“ dich“, wo ich plötzlich auch ein bisschen Geld zur Verfügung hatte und dann ging es ab nach Florida und es war sorgenfrei, ach, es war ja für alles gesorgt und wenn nichts schief geht, hat man ausgesorgt und lass‘ mich leben und war ich mit Schiffen unterwegs und ich habe einen Pilotenschein gemacht und ich habe alles ausprobiert, was ich in meinem Jugend- und Kindheitswahn, den ich ab und zu hab‘, noch machen wollte und nachholen wollte und das war irgendwann nicht mehr lustig, das war auch nicht mehr schön. Und somit wurde es irgendwann unerträglich und führte in einen Zustand der Unzufriedenheit.

Sie betonen selber, dass der Titelsong „Die Leichtigkeit des Seins“ einfach anders ist als übliche Produktionen. Was ist daran so anders?

Ich würde sagen, Avicii meets City bei dem Song. Und der ist sehr anders als die anderen Songs auf dem Album. Der fällt Arrangement mäßig wirklich etwas aus der Reihe, weil er auch harmonisch anders läuft. Es ist wirklich sehr, sehr neu, sehr anders und ich habe es auch immer gesagt, das ist ein bisschen gewagt, hoffentlich überfordere ich meine Fans, meine Zuhörer nicht, hoffentlich verstehen sie auch, dass man solche Songs eben anders macht, das könnte auch ein WM-Songs sein…. (singt: „Und das ist die Leichtigkeit des Seins“)…… Und die Leichtigkeit des Seins ist natürlich , wenn „Jogi“ Löw am Spielfeldrand jubelt und wir alle am Fernsehen oder in den Stadien mitjubeln, weil wir es schaffen, dieser Moment, wenn es dahin führt und der Abpfiff ist, das ist der Moment der Freude, das ist ein Moment, wo man sagt, das ist die Leichtigkeit des Seins.

Bei der Entstehung des Titelsongs hat sich ja gezeigt, dass „Apfel“ und „Stamm“ gar nicht so weit auseinander liegen? Welche Rolle hat Ihr Sohn Julian dabei gespielt?

Manchmal kommen Zeilen, ohne dass ich je darüber vorher nachgedacht hab‘ und gerade bei dem Song – ich hab‘ ja einen 17jährigen Sohn, der musikalisch sehr talentiert ist und am Tag fünf Songs auf sein IPhone spielt mit seiner Gitarre, wovon einige wirklich so gut sind, dass ich gesagt habe, jetzt gib‘ mal das IPhone her und lass‘ mich das mal raushören, was Du da eigentlich gemacht hast, weil es hat was. Und da war die Basis für „Die Leichtigkeit des Seins“ dabei.

Ist es die erste künstlerische Zusammenarbeit zwischen Vater und Sohn?

Nee, ist nicht das erste Mal und er ist auch bei drei, vier Songs auch noch mit dabei, weil er hat so eine Freiheit beim Schreiben. Er macht es einfach, er überlegt nicht, passt das in dieses Format oder was muss ich machen, oder? Der nimmt seine E-Gitarre, ballert das drauf, aber entwickelt dabei so schlagereske Melodien, ohne es zu merken und auch ohne es genau wissen zu wollen; zwischen dem, was ich mache und dem, was er hört, ist ein Riesenunterschied, wobei ich immer sage, es ist alles Musik. Er freut sich natürlich riesig und steht natürlich auch mit offenen Augen da und sieht zu, wie ich aus wirren, alternative Rockelementen zauberhafte Verse eines tollen Songs zaubere.

Bei den Texten ihrer Lieder wurden sie immer inspiriert von Ihren eigenen Erlebnissen, von Ihrem eigenen Leben. In Ihrem Leben spielt auch Ihre neue Partnerin Christin Stark eine wesentliche Rolle…

Ja, damit bin ich sehr zurückhaltend in der Öffentlichkeit. Ich schau erst mal, aber ich kann nur soviel sagen, ich fühle mich oder wir fühlen uns sehr wohl miteinander und erleben eben auch sehr kreative Zeiten.

Wie autobiographisch sind Ihre Liedtexte?

Ich bin eine fiktive Figur, ich schreibe mich in die Situation, manchmal tausche ich auch die Seiten. Es ist alles so durchaus eben in meinem Leben geschehen, ich beschreibe nur nicht genau das, was in meinem Leben geschehen ist, sondern ich beschreibe diese Situationen, weil sie letzten Endes immer wiederkehren und weil die Unergründlichkeit der Emotionalität da gerade zwischen zwei Liebenden mit Logik und Vernunft einfach nichts zu tun hat und es auch nie logisch oder vernünftig werden wird und das ist auch das Gute, deswegen haben wir Emotionen und deswegen können wir Musik machen und deswegen können wir uns musikalisch ausdrücken, das ist und bleibt auch bei mir so. Ich werde nie ein Vernunftmensch sein.

Wenn ich auf die Lieder auf Ihrem aktuellen Album schaue, dann geht es los mit dem Song „1.000 Mal“

Ich liebe ja diese Geschichten, ja, diese Geschichten einer großen Liebe, die einfach nicht klein zu kriegen ist und das beschreibt eigentlich nichts anderes als „Weißt du was, du kannst mit mir machen, was du willst, ja, und eigentlich müsste ich gehen, ich dürfte hier gar nicht mehr sein, aber dann sagst du zwei oder drei Worte und ich guck‘ dich an und ich bin 1000 Mal auf dich reingefallen und so wird es auch immer sein.“

Worum geht es in Ihrem Lied „Allein, allein“?

Das ist die Konsequenz von dem, wenn man bei „Erinnre‘ dich“ das zu spät gerufen hat, und man da steht und sagt: okay, ich weiß zwar nicht, warum wir auseinander sind, aber das haben wir eigentlich nicht gewollt und die Konsequenz ist, wir beide, wir sind „Allein, allein“.

Bei der Entstehung von „Was für ein Gefühl“ hatte ein bekannter Sportler die Hände mit im Spiel beziehungsweise er hat den Ausschlag gegeben.

Das ist ein Song, den ich geschrieben habe, weil unser Boxweltmeister Marco Huck mich gefragt hat, sag mal, kannst du nicht einen Song schreiben, mit dem ich raus gehen kann. Habe ich gesagt, ja, aber da muss ich mir was einfallen lassen, da muss ich drüber nachdenken, und dann ist mir dieser Song eingefallen, weil es eigentlich nichts anderes ist, wie wenn ich in der O2 auf die Bühne gehe, es ist dieses man wartet darauf, man arbeitet jahrelang dahin und dann kommt der Moment, wo man an diesem Punkt angekommen ist. „Was für ein Gefühl“. Was für ein Moment, man spürt die ganze Energie und die ganze Freude darüber und sagt, jetzt habe ich es. Dieser Song könnte auch die Hymne für die Fußballweltmeisterschaft sein, jedes Mal, wenn wir ein Spiel gewonnen haben, was für ein Gefühl, was für ein Moment.

Welches Drama und welche Erkenntnis steckt hinter Ihrem Lied „Ich sterbe nicht daran“?

Das ist, wenn man, wenn man, wenn man sich trennt, wenn eine Beziehung kaputt geht, das tut weh, aber Fakt ist auch, ich werde daran nicht sterben. Wenn etwas zu Ende geht oder ein Lebensabschnitt oder eine Phase oder eine Liebe zu Ende geht, wird über kurz oder lang aus diesem Ende ein Anfang werden, ein neuer Anfang, wo, mit wem und was auch immer. Man wird auch, auch wenn man das Gefühl hat, ein Messer ins Herz gerammt zu kriegen, man wird daran nicht sterben, sondern wahrscheinlich wird sogar dabei etwas Besseres herauskommen.

Was treibt die „Hexe“ auf Ihrem Album?

Ich würde sagen, es ist realitätsnah. Die Hexe ist in diesem Falle eine Person, die in der Lage ist, jemanden zu verzaubern, jemanden zu verfluchen, jemanden zu verdammen und die in der Lage ist, meinen Wunsch nach Freiheit ein für alle Mal weg zu zaubern.

Haben Sie Angst davor, dahin gehend verzaubert zu werden?

Ich glaube, die hat jeder Mann. Auf der einen Seite wollen wir nicht alleine sein, wir wollen geliebt werden, wir wollen, dass man sich um uns kümmert, wir wollen kümmern, wir wollen lieben, ja, auf der anderen Seite möchten wir am liebsten, ohne ein Wort zu sagen, den Sturzhelm auf, die Maschine nehmen und für drei Tage über die Alpen knallen, ja, und das bitte ohne irgendwelche Telefongespräche und lasst mich einfach ziehen und fliehen und fliegen. Das ist der Wunsch nach Freiheit, der aber mit dem Wunsch nach Liebe nicht vereinbar ist.

Langjährige Erfahrungen in und mit Beziehungen stecken vermutlich auch in Ihrem Lied „Erinnere Dich“…

„Erinnere dich“ ist für mich einer dieser Titel, wo man sich sagt, warum, wenn etwas toll anfängt in der Liebe und man ist jahrelang zusammen, warum entgleitet einem das und warum passiert das. Hätte man nicht viel früher anfangen müssen zu sprechen und sagen: he, stop. Und all die Versprechen und das, was man sich gegeben hat und gesagt, uns wird das, was uns vorher oder unseren Freunden passiert ist, das wird uns nicht passieren, weil wir werden reden, wir werden offen miteinander umgehen und unsere Liebe wird unendlich sein. Mit diesen Ideen springt ja eigentlich jeder in eine neue Beziehung und sagt: Jetzt ist es das, wir machen es richtig, und man macht es dann oft doch nicht richtig.

Sie haben eine „blöde Idee“ als Song kreiert…

Das ist das „was wäre, wenn“, wenn du es durchziehst und sagst, du nervst, wir beide passen nicht zusammen und ich wollte schon immer mal wieder mit meinen Kumpels los und ein bisschen Motorrad fahren oder reisen und meinen jährlichen Segeltörn mache ich auch wieder, weißt du was, wir trennen uns. Dann stellt man plötzlich fest, dass all das, was einen so genervt hat, ja, einem plötzlich fehlt. Ein Leben ohne dich, das war eine echt „blöde Idee“. Das finde ich super charmant ausgedrückt, nach dem Motto, wäre ich mal lieber bei dir geblieben.

Wenn das Wörtchen „wenn“ nicht wär‘, hätten Sie nicht das Wort „wenn“ für Ihr Lied „Was wäre wenn“ zur Verfügung gehabt...

„Was wäre wenn“ ist eine wunderbare Zeile. Das frage ich mich oft. Da ist es bezogen auf eine Liebe, die Frage ist ganz einfach, was wäre gewesen, wenn ich an diesem Tag, an dem wir uns kennen gelernt haben, woanders gewesen wäre. Wären wir uns später trotzdem begegnet, weil wir uns begegnen sollten, oder wäre das alles nie passiert. Was wäre gewesen, wenn ich am 25. November 1989 meinen Geburtstag mit Kumpels in der Bowling gefeiert hätte, wäre „Verdammt, ich lieb dich“ dann jemals entstanden? Denn in der Bowling – Bahn habe ich es nicht geschrieben, denn ich habe es geschrieben, weil ich keine Lust hatte, raus zu gehen, weil ich traurig war, weil ich schlecht gelaunt war und ich zuhause geblieben bin an diesem Abend und mir dann „Verdammt, ich lieb dich eingefallen ist. Alles wäre anders, wenn es nicht so gewesen wäre, wie es war.

Kommen wir zur bedingungslosen Liebeserklärung „Du wirst es immer sein“.

Das ist ein typischer Schlagerfox. Das ist „Du warst, du bist und wirst es immer sein.“ Ist mir auch egal, ob du das begreifst, weil ich glaube, du schnallst es immer noch nicht, wie sehr ich dich liebe, aber egal, was du machst, egal, was du tust, du bist es einfach. Einfach eine gnadenlose, radikale Liebeserklärung, mach‘, was du willst, ich liebe dich.

Sie und Scherben? „Wer nie durch Scherben ging“ klingt nach einer umfangreicheren Lebensweisheit…

Ja, das ist so meine Lebensweisheit, das ist so der Schluss, den ich gezogen habe, das zu schätzen, was man hat und sehen, was man wieder bekommen hat und das kann man nur dann, wenn man auch gelitten hat, wenn man auch verloren hat, wenn man es am eigenen Leib gespürt hat, das nicht nur eitel Sonnenschein ist, sondern das Leben auch schön einen verprügeln kann manchmal, aber nur dann erkennt man den Wert des Guten.

Auf dem Cover Ihres letzten Albums haben Sie einen Western-Hut getragen. Wie sehen Sie auf dem Cover des neuen Albums aus?

Diesmal stehe ich voll cool mit einem ganz leichten Grinsen im Gesicht, mit einer Sonnenbrille zurückgelehnt an der Wand und lasse das Leben auf mich zukommen, in dem Moment spüre ich die „Leichtigkeit des Seins“, allerdings mit einer kleinen Deckung, meine Augen sind zwar sichtbar, aber hinter einer Brille verborgen, das Cover ist cool geworden, ich mag das und ist auch wieder so ein kleines bisschen anders.

Wie sehr schwanken Sie zwischen dem Wunsch nach der großen Leichtigkeit auf der einen Seite und der wesentlichen Verantwortung, die das Leben so mit sich bringt, auf der anderen Seite hin und her? Und sind die Schlagzeilen über Ihre Insolvenz für Sie noch präsent?

Im Moment bin ich mehr der „Achtung, Vorsicht“ –Mensch, also ich passe im Moment auf alles höllisch auf, vor allem auf Geld oder wenn ich Geld verdiene, ich seh' zu, dass ich eben dieses Haus sicher abbezahlen kann, ich lass alles lasse ich liegen, weil ich weiß, das Finanzamt kommt irgendwann um die Ecke und ich will alles in diesem Leben, nur keinen Ärger mehr wegen Geld.

Was hat sie gestärkt auf dem Weg nach oben aber auch auf dem Weg nach unten?

Der Weg nach oben ist immer anstrengender als der Weg nach unten. Den Weg nach unten merkt man nicht, den kriegt man nicht so mit, weil, da ist man schneller und der Weg nach oben ist eben Schritt für Schritt und man erkennt das auch wirklich, geht man ne Treppe hoch, ne wirklich lange, und du spürst irgendwann, wie deine Beine anfangen, weh zu tun und wie dir der Atem fehlt und du sagst „wow“, ist doch ne ganze Ecke, die ich hier gehen muss, aber das ganze wurde halt immer getragen von dieser Freude, die ich dabei empfand.

Haben Sie einen Wunsch nach dem Weg durch tiefeTäler?

Ich wünsche mir auch noch mehr Leichtigkeit des Seins. Ich möchte ein kleines bisschen weniger Verantwortung haben, ein kleines bisschen mehr fliegen können, spontaner sein, sagen, och, guck‘ der Himmel zieht sich gerade zu, lass‘ uns mal nach kurz Sizilien fliegen, da ist gerade schönes Wetter. All‘ die Dinge kann ich nicht mehr. Ich bin Familienvater, ich habe so viele Kinder und alle wollen irgendwas von mir.

Sie leben heute in Radolfzell am Bodensee und haben ihre langjährige Wahlheimat Mallorca verlassen. Warum sind an den See umgezogen?

Der See hat mich schon immer verzaubert, ich habe ja die Ferien meiner Kindheit eigentlich bis zum Alter von 20, fast 25 war ich immer hier, sobald es Ferien gab, war ich in Überlingen am See, wo meine Großeltern ein Haus hatten, so zwei, drei Minuten vom Seeufer weg, das hat mich geprägt, ich hab hier so viel wirklich harmonische, schöne Zeiten erleben dürfen, das verbindet.

Gibt es für Sie das Gefühl „angekommen“ zu sein?

Also ich fühle mich, was mein Zuhause angeht und dieses Gefühl, was ich habe, wenn ich zuhause bin, ja, da bin ich angekommen. Ich möchte im Moment auch gar nicht reisen, ich möchte eigentlich nach Möglichkeit überhaupt nicht hier weg, frage mich, woran das liegt, wahrscheinlich an zwei Sachen, erst mal werde ich älter und wahrscheinlich auch ruhiger und auf der anderen Seite, ich fühle mich einfach sehr, sehr wohl hier.

Bei Ihrer letzten Tournee im Jahre 2013 haben Sie für volle Hallen gesorgt. Das hat Sie offensichtlich so begeistert, dass Sie sich bei aller Demut und Dankbarkeit für den Erfolg eine Steigerung des Erreichten wünschen…

Ich bin bald wieder unterwegs. Ich will es nochmal, ich will es noch größer (Anmerkung: 2013: O2 Arena), ich möchte es noch besser machen und ich habe jetzt die Möglichkeit, es noch besser zu machen, ich habe die Möglichkeit, eine wesentlich beeindruckende Show aufzubauen, weil es mehr Menschen sind, weil man es jetzt finanzieren kann. Das eine geht ja immer mit dem anderen Hand in Hand, ja, ich will es wirklich wissen, wie weit kann ich gehen und wie voll werden die Hallen, werden wir irgendwann auf Schalke stehen mit 65.000 und diese Lieder zusammen singen, nach der O2 in Berlin möchte ich ein Open Air auf Schalke und das bitte voll.

Das bedeutet, Ihr nächstes Ziel ist… – was genau?

Ich hab gesagt, Schalke machen wir dann 2015, aber die vielen Open Airs und die große neue Hallentour im Oktober und November, das wird die Vorbereitung, das wird die Testphase und da geht es auch darum, die Menschen so zu überzeugen, dass sie da raus gehen und jeden ihrer Freunde anrufen und sagen, du warst nicht da, Blödmann, da musst du hin. Es war ein Fest der Menschen.

Horst Senker für Electrola (Universal)
http://www.universal-music.de/company/umg/electrola
http://www.matthiasreim.net/

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